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Kranichtod. Thomas L. ViernauЧитать онлайн книгу.

Kranichtod - Thomas L. Viernau


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Namenspatronin der Stadt war, stand gleich am Eingang zum Schlosspark. Der Polizist sah sie sich kurz an, zog grüßend seinen Hut vor ihr und schlenderte quer über den Schlossplatz. Die Adresse, die er suchte, musste in unmittelbarer Nähe sein. Er lief über die Havelbrücke, bog dann rechts in den Fischerweg ein und sah schließlich die Fischerstraße. Hier sollte der Sitz der Firmen »Planters & Crane« und »Cygognia« sein.

      Linthdorf stand vor einem frisch sanierten Haus mit zwei Stockwerken. Nichts deutete auf reges Geschäftsleben hin. Neben der mit Messing unterlegten Klingelleiste waren zwei kleine Plaketten aus Plexiglas. Darauf angebracht die Namen der beiden Firmen in edler Druckschrift. Linthdorf sah sich die Klingelleiste an. Die beiden unteren Klingeln gehörten zu den beiden Firmen. Nichts schien sich hier zu bewegen.

      Abseits unter einem Vordach stand nun der Mann in seinem schwarzen Mantel und mit dem schwarzen Borsalino auf dem Kopf und beobachtete unauffällig das Haus.

      Er hatte Geduld. Klingeln würde nichts bringen. Er hatte auch keine wirkliche Idee, wie er sich sonst Zutritt verschaffen sollte ohne dass die Firmenmitarbeiter, falls es denn wirklich welche gäbe, misstrauisch würden. Also wartete er.

      Linthdorf hatte Erfahrung mit solchen Situationen. Irgendwann würde die Haustür aufgehen. Das war dann seine Chance.

      Wirklich, nach ungefähr zwanzig Minuten kam eine ältere Dame, die umständlich in ihrer Handtasche nach dem Schlüssel suchte. Linthdorf schlenderte vollkommen locker an der Dame vorüber. Er hüstelte und blieb kurz stehen.

      »Ist wohl keiner mehr im Büro?«

      Die Dame schaute etwas ungläubig auf den dunklen Hünen.

      »Ja, ich wollte eigentlich zu Planters & Crane.«

      »Da is nie jemand. Sind ja bloß zwee kleene Kabuffs, wat die ham. Weeß ooch nich, wat die tun so.«

      »Ein Herr Müller ..., oder auch Herr Schulze ...«

      »Nöö, kenn ick nich. Sin dat die Fatzkes, denen die beeden Kabuffs jehörn? Wat wollnse denn von die? Jehörn Sie auch zu dem Verein?«

      »Ich interessiere mich für ein Grundstück. Planters & Crane wurden mir als die Verwalter des Grundstücks genannt.«

      »Noch nie jehört, das die schon ma wat vakooft hätten. Is ja imma niemand da, Ick wohn schon seit viertsich Jahrn hia. Als die das Haus sanierten, hamse da unten, wo früha en Jetränkelager von die Konsums war, zwee kleene Bürochens einjerichtet. Anfangs war da noch der Bauleiter drinne, dann stand et lange leer und eines Tages warn da die Schilda dran.«

      »Wissen Sie noch, wann das war?«

      »Wartense ma. Saniert wurde Zwo, als Zweitausendzwo. Dann war vielleicht so ein Jahr lang nüscht ... Also seit drei Jahrn, würd ick sachen.«

      »Bekommen die Firmen Post?«

      »Also, die Briefkästen wern einma die Woche jeleert. Da kommt imma so ne jungsche Blondine mit nem Schlüsselchen und holt die Post ab. Die kommt imma in so nem kleenen Autochen, so ner rasenden Keksdose uff Rädern, was so die jungschen Leute imma fahrn.«

      »Ein Smart?«

      »Kann sein, so heeßt et ..., ja, Schmaard. Jibt ja auch so ne bunten Uhren, die so heeßen. Nee, die sind Schwodsch. Oda?«

      Linthdorf nickte verständnisvoll.

      »Danke, Sie haben mir sehr geholfen.«

      »Keene Ursache Meesta.«

      Die nächste Station, die der Potsdamer Ermittler ansteuerte, war das Rathaus von Oranienburg. Hier wollte er diverse Ämter aufsuchen. Irgendwer musste ihm doch etwas mehr Auskunft über die ortsansässigen Firmen geben können. Dem Wirtschaftsdezernenten war bereits avisiert worden, dass jemand aus dem fernen Potsdam kommen würde. Linthdorf wurde erwartet.

      Der Dezernent, ein klug dreinschauender Mann mittlerer Größe mit Goldrandbrille und grauem Haar, empfing ihn mit einer freundlichen Einladung auf eine Tasse Kaffee. Oh ja, natürlich kannte er die beiden Firmen. Im ganzen Landkreis waren die tätig. Hier in Oranienburg hätten sie bloß eine kleine Anlaufstelle.

      Es ginge wohl um Vorhaben mit internationalen Geldgebern, die hier im Oberhavelkreis in diversen Entwicklungsprojekten aktiv tätig waren. Ein Hotelkomplex mit Wellness und Aktiverholung sollte gebaut werden in der Nähe von Liebenwalde. Direkt dazugehörig wären auch eine Golfanlage und eine Reitsporthalle. Alles großzügig gedacht und geplant. Wenn das erst mal stehen würde, dann würden viele Arbeitsplätze geschaffen werden und die reichen Gäste würden Geld in die Kassen der Geschäfte von Liebenwalde und Umgebung bringen. Das Land und auch der Landkreis beteiligten sich aktiv bei der Grundstücksentwicklung. Es wäre ja immerhin im Interesse aller.

      Linthdorf atmete tief durch und fragte nur, wie hoch denn die Förderung ausgefallen sei. Der Dezernent blinzelte etwas verstört. Wieso er das wissen wolle. Lägen denn Verdachtsmomente gegen die Firmen vor, die auf kriminelle Aktivitäten hinweisen würden. Das Finanzamt habe bisher nichts Negatives über die Firmen zu berichten. Alle Steuererklärungen wären korrekt und die Steuerzahlungen kämen stets pünktlich, also, kein Grund zur Besorgnis. Im Übrigen vertrauten die Firmen kommunalen Steuererklärern und hätten auch ihre Konten allesamt bei der Märkischen Bank und nicht auf den Bahamas oder Cayman-Islands.

      Linthdorf trank seinen Kaffee und nickte.

      »Es handelt sich um eine Routineuntersuchung. Wir kontrollieren im Stichprobenverfahren diverse Unternehmen.«

      Der Dezernent schaute den Polizisten etwas skeptisch an. So richtig glaubte er ihm das nicht. Immerhin, ein Beamter aus dem fernen Potsdam, noch dazu vom Landeskriminalamt, hatte sich hierher begeben, um vor Ort Recherchen über ein paar Firmen zu machen. Irgendetwas schien da nicht zu stimmen.

      Linthdorf fragte weiter: »Kennen Sie persönlich die Gesellschafter? Hatten Sie schon einmal mit ihnen zu tun?«

      »Nein, nicht direkt. Aber das Steuerberatungsbüro kenne ich, das die Firmen betreut. Der Chef ist ein guter Bekannter von mir. Den kann ich Ihnen empfehlen, wenn es um Details geht.«

      »Wie kann ich ihn erreichen?«

      Der Dezernent blätterte in einem kleinen Notizbuch, kritzelte auf einen Abreißblock eine Telefonnummer und einen Namen.

      »Hier, sagen Sie aber .... Ach, machen Sie, was Sie für richtig halten. Informieren Sie mich bitte über den Verlauf der Ermittlungen. Wir haben hier nicht so viele Investoren wie Berlin oder Potsdam. Wir sind froh über jeden mutigen Unternehmer, der hier bleibt und etwas tut für die Region.«

      Linthdorf nickte, trank seinen Kaffee aus und verabschiedete sich. Er hatte das bestimmte Gefühl, das er hier auf etwas gestoßen war, das ein intensiveres Nachforschen lohnte.

      V

      Oranienburg

      Donnerstag, 26. Oktober 2006

      Wieder war Linthdorf unterwegs in Oranienburg. Das Wetter meinte es an diesem Tag gut. Ein schöner Spätherbsttag mit milden Temperaturen und einem lauen Lüftchen. Nur mit seinem karierten Sakko bekleidet und seinem obligatorischen Hut schlenderte er entlang der Havelpromenade.

      Er war diesmal nicht allein. Neben ihm marschierte ein durchtrainierter Mann, bestimmt zwei Köpfe kleiner als er, die kohlschwarzen Haare zu einer Bürste zurückgeschnitten, nur mit einem Sportshirt bekleidet, unter dem sich sehnige Muskeln abzeichneten.

      Dieses Energiebündel war der Steuerfahnder Aldo Colli. Colli war gebürtiger Italiener, lebte aber schon seit seinem dritten Lebensjahr in Deutschland. Er galt als ausgesprochen ehrgeizig, absolvierte die einzelnen Stationen der Leiter im Schnelldurchlauf und hatte zahlreiche Hobbys, die ihn eher zum Elitesoldaten prädestinierten als zum Steuerfahnder. Colli war Extrembergsteiger, Spacejumper, Triathlet, Höhlentaucher und Mountainbiker. In jeder freien Minute suchte er nach extremen, körperlichen Herausforderungen. Dazu sprach er noch vier oder fünf Sprachen und hatte alle seine schulischen und universitären Abschlüsse mit Bestnoten gemacht.

      Linthdorf wusste


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