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DSA: Rabenbund. Heike WolfЧитать онлайн книгу.

DSA: Rabenbund - Heike Wolf


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und wenn sie ihr bedingungslos zu Willen waren, umso mehr.

      Sie nahm einen weiteren Schluck, dann stellte sie den Kelch ab. Der Wein schmeckte schwer und unpassend für diese Gelegenheit, die eher nach etwas Leichtem verlangt hätte. Vögel brauchten Weißwein, am besten gekühlt, und dazu ein wenig Wind, der die beklemmende Schwüle vertrieb. Dass es an beidem mangelte, störte sie nunmehr und legte sich wie ein unangenehmes Kratzen unter die satte Zufriedenheit, die dem erfüllenden Liebesspiel gefolgt war.

      »Verschwinde damit«, fuhr sie die Sklavin an, die regungslos hinter dem Korbstuhl stand. »Und teile deinem Aufseher mit, dass ich dich nicht mehr sehen will. Sonst lasse ich dir die Flügel ausreißen. Und du«, wandte sie sich an Cherim, der immer noch versuchte, einen der Vögel zu erhaschen. »Bist du endlich soweit? Das kann doch nicht so schwer sein!«

      »Was kann nicht so schwer sein?«, erklang hinter ihr die scharfe Stimme ihrer Mutter.

      Emilia drehte gereizt den Kopf. Aus den Augenwinkeln sah sie die Sklavin, die kreidebleich geworden war und eilig die Kristallkelche und die Schale mit dem Dattelkonfekt zusammenräumte.

      »Du kommst gerade richtig«, ließ sie Gilia wissen. »Cherim soll mir einen Vogel holen. Selbst das scheint ihn zu überfordern.«

      »Nun, er hat sicher andere Qualitäten. Sonst wärst du seiner längst überdrüssig.« Gilias Stimme klang neutral, aber ihr Blick ging an Emilia vorbei und blieb an der offenstehenden Käfigtür hängen. »Umsicht zählt jedoch nicht dazu. Oder beabsichtigt er, meine Vögel entkommen zu lassen?«

      »Nein, er will herausfinden, ob Vögel schreien können.« Emilia lehnte sich wieder zurück und sah zum Käfig. »Wenn es diesem Dummkopf denn gelingt, einen zu fassen zu bekommen.«

      »Es freut mich, dass du dich für meine Vögel interessierst. Aber ruf Cherim zurück.«

      »Warum?« Emilia sah sie verwundert an. »Die Vögel werden ihm doch schon nichts tun?«

      »Nein.« Ihre Mutter klang ungewohnt kurz angebunden.

      »Ich habe jedoch Wichtigeres mit dir zu besprechen. Außerdem habe ich gerade nicht die Muße, jemanden zu finden, der Ersatz besorgt.«

      »Ist ein Vogel nicht ebenso gut wie der andere?« Emilia verzog den Mund, aber sie gab Cherim mit einer Geste zu verstehen, zu ihr zurückzukehren. Erleichterung stand dem Tulamiden ins Gesicht geschrieben, als er heraustrat und die Tür sorgsam hinter sich verschloss. Der Käfig war groß genug, dass ein Mensch aufrecht darin stehen konnte, und geräumig, um den Vögeln die Möglichkeit zu geben, umherzuflattern und ihr prachtvolles Gefieder zu zeigen. Dennoch war es durch die Sitzstangen eng, sodass er ein oder zwei Mal gestürzt war und seine Hände und Knie mit Vogeldreck besudelt waren.

      »Was ist denn so wichtig?«, erkundigte sich Emilia, nachdem sie dem Tulamiden mit einer ungeduldigen Geste bedeutet hatte, einen zweiten Stuhl für ihre Mutter herbeizuschaffen. »Gibt es Neuigkeiten wegen der Sache?« Ihre Mutter und sie hatten sich darauf verständigt, den Rabenbund nicht offen zu erwähnen. Emilia hatte ohnehin wenig Interesse an den geheimen Treffen. Ob der Patriarch nun Amir Honak oder Brotos Paligan hieß, ob der Schwarze General herrschte oder ein Rat aus Granden, das spielte für sie keine Rolle. Im Gegenteil, sie war du Metuant irgendwie sogar dankbar, dass er damals den Tod ihres Bruders gerächt und die Duumvirn niedergeworfen hatte. Aber ihre Mutter hielt es für wichtig, die Zukunft der Stadt und des Imperiums nicht anderen zu überlassen. Das Haus Bonareth habe zu sehr geblutet, um sich darauf beschränken zu können, Wunden zu lecken. Emilia fühlte sich jedoch schnell gelangweilt, wenn es um Macht und Politik ging, sodass sie diese Dinge gerne an ihre Mutter abtrat. Gelegentlich sprachen sie darüber, aber meist setzte Gilia sie erst in Kenntnis, wenn etwas Wichtiges geschehen war. Dass sie sie hier im Garten aufsuchte, war ungewöhnlich.

      »In der Tat.« Gilia verschränkte die Arme, während sie kurz Cherim nachsah, der zum Haus hinübereilte. Ihre Miene war ernst, als sie sich wieder Emilia zuwandte. »Wo ist die Bastardtochter von Aurelian?«

      »Dieses weinerliche Ding mit dem komischen Namen?« Emilia grinste und lehnte sich zurück. »Sie ist in Sicherheit. Ich habe sie in die Arena bringen lassen. Als Gladiatorenhure. Das macht sie wohl ganz gut. Kürzlich war Don Amato bei mir und hat mir ein Angebot für sie gemacht. Einer seiner Gladiatoren hat an ihr Gefallen gefunden. Ich habe natürlich abgelehnt.«

      »Das ist gut.« Gilia holte tief Luft. »Hör zu. Wir brauchen das Mädchen, um diesen elenden Said in die Finger zu bekommen.«

      »Deshalb habe ich sie in die Arena eingesperrt.«

      »Und zugelassen, dass jeder wildfremde Gladiator sie bespringt, anstatt dafür zu sorgen, dass der Bastard von ihrem Aufenthaltsort erfährt! Nein, wir müssen ihn anlocken und dazu zwingen, übereilt zu handeln.«

      Emilia runzelte fragend die Stirn. »Wie genau sollen wir das anstellen?«

      »Erst einmal musst du unterbinden, dass sie von Gladiatorenpferch zu Gladiatorenpferch gereicht wird. Kette sie an und lass niemanden zu ihr. Dann lass verbreiten, dass sie bei den nächsten Spielen in der Arena steht. Mach ein Spektakel daraus oder lass sie von wilden Tieren zerfleischen. Das ist mir gleichgültig, solange es ihren Bruder zum Handeln zwingt.«

      »Danach ist sie aber tot«, protestierte Emilia.

      »Es reicht, wenn sie ihren Zweck erfüllt.«

      Emilia nickte verstehend. Sie hatte keine Ahnung, warum es ihrer Mutter nun so eilig war, aber ihr war es recht. Auch wenn sie ein klein wenig Wehmut dabei verspürte, ihren Plan dann nicht mehr umsetzen zu können. In den Tagen nach der Orgie hatte sie sich in bunten Farben ausgemalt, was sie tun würde, wenn sie beide Bastarde in ihrer Gewalt hatte. Doch ihre Mutter hatte recht, am Ende mussten sie ohnehin sterben, und wenn ein Arenaspektakel half, Said zu fassen, musste sie eben auf das Mädchen verzichten. Aus den Augenwinkeln sah sie Cherim, der einen Stuhl herangeschleppt hatte und nun abwartend verharrte. Mit einer ungeduldigen Handbewegung winkte sie ihn heran. Er schien noch bleicher als zuvor, aber sein Blick ging stumpf ins Leere.

      »Ich kümmere mich darum«, versprach sie und schenkte ihrer Mutter ein Lächeln. »Unter einer Bedingung. Ich will einen Vogel.« Sie deutete auf den Käfig. »Den goldenen dort am liebsten. Mir gefallen seine Federn.«

      Sie sah, wie ihre Mutter zögerte, aber sie wusste, dass sie ihr den Wunsch nicht abschlagen würde. Dafür waren ihr die Bastarde zu wichtig, und außerdem hatte sie ihr noch nie einen Wunsch abgeschlagen.

      Tatsächlich nickte Gilia langsam. »Ich lasse meinen Sklaven kommen«, sagte sie. »Er weiß, wie man ihn einfängt.«

      Amato

      Die Schwüle lag über der Villa wie ein erstickendes Tuch. Vom Übungsplatz her drang Waffengeklirr zu seinem Fenster hinauf, sodass Amato kurz erwogen hatte, die Holzläden zu schließen, um den Lärm und die Hitze auszusperren. Es hätte jedoch nichts genutzt. Er konnte sich ohnehin nicht auf die Korrespondenz konzentrieren, und noch weniger auf die Listen, die Samana Cortez ihm vorgelegt hatte. Es ging um Verpflegung und Gerät für den Ludus, Papiere, wie er sie jeden Mond gegenzeichnete. Heute fiel es ihm jedoch schwer, seine Gedanken zusammenzuhalten und zu verstehen, was die Lanista vermerkt hatte. Dabei hatte er sich bewusst dazu entschlossen, sich den Unterlagen zu widmen, um Ablenkung zu finden. Doch seine Gedanken schweiften immer wieder ab.

      Amato wusste, dass es ein Fehler war, Said zu helfen. Es war nicht richtig, sich in die Belange der Bonareth und der Karinor einzumischen, die ihn nichts angingen. Aber er hätte nicht anders handeln können. Seit Said fort war, kreisten seine Gedanken immerfort um ihn und die Frage, wo er wohl war und ob es ihm gelang, den Häschern zu entkommen. Und ob er ihn wiedersehen würde.

      Amato atmete aus und versuchte, die Gedanken von sich zu drängen. Er sollte sich von ihm fernhalten. Er war drauf und dran, sein Herz an einen Mann zu verlieren, den er kaum kannte. Der ihm fremd war, in seinem Wesen, seinem Denken, seinem Handeln, in allem. Dennoch beherrschte er seine Gedanken, und das, obwohl er seinen Verstand gerade jetzt aufmerksam und wach brauchte. Die Zeit verrann, und mit jedem Tag mochte die Verschwörung sich entschließen zuzuschlagen – wenn es denn tatsächlich eine


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