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Drug trail - Spur der Drogen. Matthias KlugerЧитать онлайн книгу.

Drug trail - Spur der Drogen - Matthias Kluger


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ausgezeichneter Stratege, wenn es um Marketingkampagnen geht. Richtig?“

      „Wenn Ihnen das so angekündigt wurde, Mr. President, will ich Ihr Bild ungern trüben“, witzelte Philipp noch etwas schüchtern.

      „In ein paar Monaten sind Präsidentschaftswahlen“, fuhr Bob Thompson fort. „Ursprünglich wären wir mit Eckpfeilern wie Abbau der Arbeitslosenzahlen, Verbesserung sozialer Infrastrukturen und Steigerung unseres Bruttosozialproduktes in den Wahlkampf gezogen. Nach wie vor stehen diese Themen auch zur Debatte. Nichtsdestotrotz überschattet die Drogen-Epidemie all unser Denken und Tun. Derjenige, der für dieses Damoklesschwert einleuchtende Lösungsvorschläge hat, wird diese Wahl gewinnen. Ich muss euch nicht sagen, dass, sollte ich keine zweite Legislaturperiode erreichen, all unsere Pläne und Arbeit zunichte sind. Ihr vier seid mir in den kommenden Monaten verantwortlich, den Vorstoß zur Legalisierung von allen Seiten zu beleuchten und auf Machbarkeit zu prüfen. Jedes Für und Wider muss herausgearbeitet werden. Und: Sollte tatsächlich das Pro das Contra überwiegen, muss in einer unvorstellbar kurzen Zeit eine Kampagne hierfür erarbeitet werden. William, setz dich mit den Ausschussmitgliedern, die ich dir genannt habe, zusammen. Sie sind loyal und werden dicht halten. Wir brauchen alle Fakten fiskalischer wie juristischer Natur.“

      „Darf ich eine Frage stellen?“, warf Philipp ein. „Sie sprachen von Geheimhaltung. Ist das überhaupt möglich?“

      „Nun, früher oder später werden Informationen durchsickern. Jeder Winkel des Weißen Hauses, des Senats und des Kongresses hat Ohren. Doch je später, desto besser sind wir darauf vorbereitet – so hoffe ich.“

      Es herrschte Stille im Raum. Der Blick des Präsidenten haftete jeweils für mehrere Sekunden auf jedem Einzelnen von ihnen. Dann schlug Bob Thompson mit der flachen Hand auf den Tisch. „Jungs, lasst uns Geschichte schreiben!“

      Finden sie die Quelle, Paolo

      „Paolo, Sie hatten mir zugesagt, sich um das Problem zu kümmern.“

      „Habe ich, Mr. Eagle.“

      „Und weswegen lese ich noch immer diese Schlagzeilen? Warum ist immer noch dieser Giftscheiß auf unseren Straßen?“ Ashton Brown, alias Mr. Eagle, klang maßlos ungehalten.

      „Wir haben Dagobert eliminiert. Ein deutliches Zeichen gesetzt. Entweder hat seine Organisation mehr vergiftete Drogen im Umlauf als gedacht oder …“, Paolo Fucari legte eine Denkpause ein, „oder das Problem hat größere Dimensionen als angenommen.“

      „Soll das heißen, Sie gehen von verunreinigter Ware unserer Lieferanten aus?“

      „Diese Option müssen wir in Betracht ziehen, Mr. Eagle. Wir führen verstärkt Stichproben all unserer Lieferungen durch. Noch haben wir nichts gefunden, doch ich garantiere Ihnen, werden wir fündig, wird die Angelegenheit behoben.“

      „Unser Syndikat bedient siebzig Prozent des Marktes. Was, wenn eines der mexikanischen Kartelle dahintersteckt?“

      „Kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Die Ursache muss anderen Ursprungs sein. Ich frage mich aber die ganze Zeit nach dem Warum. Zuerst dachte ich, Dagobert will unser Verteilernetzwerk an sich binden. Hätte Sinn ergeben. Er verteilt hinter unserem Rücken verunreinigte Ware – in unserem Namen – und reißt so den Markt an sich. Allerdings hat sich Dagoberts Organisation auf das ihr zugeteilte Territorium zurückgezogen.“

      „Paolo.“ Die Stimme Ashton Browns wurde ernst, eindringlich. „Was, wenn der Präsident eine Legalisierung von Drogen auf den Weg bringt?“

      „Wie? Unmöglich, Mr. Eagle, das wäre ja eine …“ Paolo hielt inne. „Gibt es hierfür Anhaltspunkte?“

      „Eindeutige. Thompson stellt bereits ein Team, ja einen ganzen Stab zusammen, der dieses Szenario prüft. Ihm kommt es, wie mir scheint, sehr gelegen, im Jahr seiner angestrebten Wiederwahl mit einer derart revolutionären Reform Politik zu machen. Dieses Massensterben schreit nach einer Verstaatlichung. Es würde mich nicht wundern, wenn er selbst der Drahtzieher ist.“

      „Thompson steht nicht auf unserer Gehaltsliste. Ließe sich das ändern?“, fragte Paolo.

      „Wir hatten bereits zu Zeiten, da er Senator von Illinois war, solch einen Versuch gestartet. Keine Chance. Doch das lassen Sie meine Sorge sein. Finden Sie die Quelle, Paolo – um den Präsidenten und seine Crew kümmere ich mich.“

      Wir könnten dich brauchen

      „Philipp, wo bist du?“ Heidi presste den Hörer fester an ihr Ohr. „Wo? Ich glaub’s nicht. Und wann gedenkst du wieder nach Berlin zu kommen? Immerhin haben wir einen stattlichen Auftrag bei deiner Agentur platziert.“

      Erneut lauschte Heidi der Stimme aus ihrem Handy.

      „Jetzt komm mir nicht damit. Hey, du weißt, dass wir die Beauftragung an deiner Person festgemacht haben. Plötzlich mit anderen Consultants ins Feld zu ziehen, wird meinen CEO nicht zufriedenstellen. Du bewegst deinen gottverdammten Arsch hierher. Hörst du! Es wäre zu schade, müsste ich ihn dir aufreißen …“

      Die Stimme Philipps klang eindringlich und entschlossen an Heidis Ohr.

      „Ich soll mir nichts, dir nichts meinen Job hinschmeißen? Wie stellst du dir das vor? – Moment mal, jetzt ganz langsam, Philipp … Fürs Weiße Haus? Bob Thompson?“

      Heidi strich sich eine Strähne aus der Stirn, kramte in ihrer Handtasche nach einem Feuerzeug und zündete sich eine Lucky Strike an. Sie rauchte sonst nicht in ihrer Wohnung, doch offensichtlich ließ der Gesprächsverlauf dieses Telefonats eine Ausnahme zu.

      „Okay, zum Mitschreiben. Du mailst mir einen Vertrag zu, dem entsprechend ich Mitarbeiterin in einer Stabsstelle des Präsidenten der Vereinigten Staaten werden soll. Habe ich dich da richtig verstanden? Des Weiteren stellt mir der Präsident eine Suite zur Verfügung und kommt für sämtliche Spesen und Auslagen auf …“ Sie lauschte weiter. „Ach ja, eine Arbeitsgenehmigung liegt bei. Sag mal, spinnst du völlig oder meinst du das ernst? Klar habe ich meinen Rechner an. Augenblick …“

      Mit der Zigarette im Mundwinkel, dem Hörer in der einen und einem Glas Rotwein in der anderen Hand lief Heidi ins Nebenzimmer. Sie startete das Mailprogramm. Ihr Account zeigte vierzehn neue E-Mails. Der Absender der zuletzt zugestellten Mail lautete: [email protected].

      „Augenblick, Mister Phil@security. Ja, ich habe die Mail vor mir. Ich stelle auf Lautsprecher … Hörst du mich?“

      „Als säße ich neben dir, Heidi“, antwortete Philipp. „Hör zu, ich weiß, das hört sich jetzt alles irre und unwirklich an. Fakt ist, dass ich von Präsident Bob Thompson höchstpersönlich engagiert wurde. Wofür, kann ich dir zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen. Nur so viel: Wir könnten dich hier wirklich gut gebrauchen. Du arbeitest seit Jahren für die Tabakindustrie, bist mit allen Wassern gewaschen. Daher öffne den Anhang und lies den Vertrag. Du wirst sehen, dass das Feld unter ‚Bezüge‘ frei gelassen wurde. Übertreib nicht, aber schreib hier die Summe rein, die für dich angemessen erscheint, um übermorgen in Washington zu sein und in Berlin vorerst alles liegen und stehen zu lassen. Den Rest klären wir hier.“

      Gerüchte

      Blitzlichtgewitter drängelnder Reporter, Paparazzi und Schaulustiger erhellte die Nacht zum Tag. Rachel Thompson schritt mit eng anliegendem, paillettenverziertem Abendkleid, Nerzstola sowie einem schlichten Perlenkettchen um den schlanken Hals neben ihrem Präsidentengatten. Der ausgerollte rote Teppich führte sie direkt zum Eingang des Ford’s Theaters, jenes im viktorianischen Baustil errichteten Theaters, das am 14. April 1865 Schauplatz des Attentats auf Abraham Lincoln war. Rachel Thompson hatte als Schirmherrin der Aidshilfe hochrangige Persönlichkeiten aus Kunst, Wissenschaft, Wirtschaft und Politik zu einer Wohltätigkeitsveranstaltung geladen. Höhepunkt dieses Abends sollte ein Konzert Sir Elton Johns sein, der für jenen wohltätigen Zweck in Begleitung seines Ehemanns David Furnish eigens aus England eingeflogen war.

      Als sich der Applaus nach der zweiten Zugabe Elton Johns


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