Kreation Vollblut – das Rennpferd eroberte die Welt. Erhard HeckmannЧитать онлайн книгу.
Withneys Spitzenhengste Hamburg und Broomstick hießen, oder ein Stutenerzeuger wie Peter Pan zur Verfügung stand. Und auch Swigert und Alexander verfügten über erstklassige Stallions. Für die letzten fünf Saisons, 1887 bis 1891, hatte auch Swigert nicht mehr die besten Beschäler im eigenen Stall, und somit auch kein weiteres großartiges Rennpferd auf der Bahn.
Im Oktober 1891 wechselte die Elmendorf-Farm, die vor dem Schweigert-Kauf Preakness Farm hieß, in den Besitz von J. Enright, der mehrere gute Zuchtstuten aus Europa importierte und das Gestüt schon nach sechs Jahren an James Ben Ali Haggin verkaufte. Das beste Pferd, das Enright während dieser kurzen Periode besaß, war der 1895 geborene Hanover-Sohn und Doppel-Champion Hamburg, der 16 Rennen gewann und im „Lawrence Realization“ als Dreijähriger an Plaudit den Kentucky Derby-Sieger von 1898 schlug.
Haggin, der bereits mit Pferden seiner Rancho Del Paso in Kalifornien erfolgreich war, vergrößerte das Gestüt durch den Ankauf von mehreren angrenzenden Farmen, hielt Milchkühe und baute in Gewächshäusern exotisches Gemüse an. Mit dem Kauf von Elmendorf kam er auch gleichzeitig in den Besitz einiger sehr guter Pferde. Zu diesen zählte die 1880 geborene Voltigeur-Enkelin Miss Woodford (Billet), die in fünf Rennzeiten von 48 Starts 37 und mehr als 118.000 Dollar gewann. Diese Stute, die zwei- bis sechsjährig lief, der eine 16er-Siegesserie gelang, und die sich in Rennen wie Great Eastern Handicap, Monmouth Oaks, Champion Stakes, Monmouth Cup (zweimal) oder Great Long Island Stakes (dreimal) durchsetzte, galt als eine der besten Rennstuten jener Zeit. Noch besser war der von Daniel Swigert gezogene Salvator, zweifaches „Pferd des Jahres“, der in die „Racing Hall of Fame“ einzog und von 1899 bis zu seinem Tod 1909 als Stallion zu Elmendorf agierte.
Als Haggins 1914 starb, ging ein Teil von Elmendorf an die sehr reiche Widener-Familie, die bei der Auflösung von August Belmonts Bestand auch Fair Play und die Zuchtstute Mahuba erwarben, die gemeinsam dafür gesorgt hatten, dass 1917 ein gewisser Mano O‘ War das Licht der Welt erblickte. Diese Familie blieb dort bis in die 1940er Jahre sesshaft, wobei Joseph Widener seinen Teil als Elmendorf fortführte, sein Neffe George sein Land als Old Kinney Farm betrieb. Nach Joseph Widener folgte zunächst dessen Sohn Peter Widener II, und 1950 übernahm der Geschäftsmann Maxwell H. Gluck den ursprünglichen Bereich von Elmendorf. Dessen erster Erfolg war der 1954er Kauf des Jährlings Prince John, den Fannie Hertz von Princequillo gezogen hatte. Der mütterlicher Vater des Jährlings, der auf auf das gleiche züchterkonto ging, war Count Fleet (1940; Reigh Count), Zweijährigen-Champion, Triple Crown-Sieger und „Pferd de Jahres“. Der Fuchs Prince John gewann einige Rennen als Zweijähriger, darunter die damals äußerst hochkarätigen Garden Stakes, war Zweiter im Kentucky Derby und danach verletzt. Als Deckhengst wirkte er zu Elmendorf, wechselte jedoch 1961 zur Spendthrift Farm. Im Gestüt zeugte er u. a. den Belmont Stakes-Sieger und Champion-Dreijährigen Stage Door Johnny(1965) und wurde Großvater des fünffachen Steeplechase-Champions Lonesome Glory (1988), der im National Steeplechase Museum in Calden, South Carolina seine letzte Ruhe fand. Als mütterlicher Vater steht Prince John beispielsweise bei Rivermann (1969) oder dem zweifachen „Arc de Triomphe-Sieger“ Alleged (1974) im Pedigree. Die Liste der erfolgreichsten Hengste von Mutterstuten führte Prince John 1979, 1980, 1982 und 1986 an. Als Gluck 1984 verstarb verkaufte seine Witwe das Gestüt und die etwa 350 Pferde an Jack Kent Cooke.
Bis 1951 war das einstige Elmendorf Stück für Stück reduziert worden, wobei der Original-Teil der Farm und der Name an Max Gluck gingen, und E.Barry Ryan den Teil kaufte, der auch den Pferdefriedhof enthielt, und der fortan als Normandy Farm fungierte. Dort steht auch die von Widener errichtete wundervolle Bronze-Statue von Fair Play, zu deren Füßen der große Hengst neben anderen Söhnen und Töchtern ruht, die Widener besaß oder zog. So Man O’Wars Mutter Mahubah (1910), Chance Shot und Sickle, als auch Pferde wie Haste, dessen Tochter Quickly Count Fleet fohlte. Das wohl bekannteste Produkt der Normandy Farm, die Nancy Polk gehört und von ihr gemanaged wird, ist wohl der 2010 geborene Any Given Saturday-Sohn Mongolian Saturday, der als Jährling zu Keeneland-September 60.000 Dollar kostete und fünfjährig den Breeders Cup Turf Sprint gewann.
Aus anderen Teilen des ehemaligen Elmendorf-Landes entstanden die Farmen Old Kinney (George D. Widener, jr.) und Clovelly, für die Robin Scully als Besitzer zeichnete, der 2013 im Alter von 89 Jahren verstarb. Zu den bekannten Pferde, die zu Clovelly gezogen wurden zählten Silver Hawk (1979; Roberto), der im Epsom Derby auf Platz zwei lief und sich im Irischen Derby um eine Position verbesserte, und Elusive Kate (2009; Elusive Quality). Diese Stute, die vor dem Breeders Cup 2011 in den Besitz des Japaners Teruyda Yoshida wechselte und zweimal den Prix Rothschild auf höchster Ebene gewann, ging bei der Geburt ihres ersten Fohlens (ein Dansili-Hengst) auf dem Newsells Park Stud in England ein. Silver Hawk hinterließ 76 Stakes-Sieger, darunter sechs Millionäre.
Gegen Ende 2011, nachdem bereits viele Pferde auf den Keeneland-Auktionen 2010 verkauft worden waren, wechselte diese Farm in den Besitz der Golden Age Farm (Versailles, Kentucky), die Richard und Sue Masson gehört. Auf der Bahn laufen deren Pferde unter dem Namen „Green Lantern Stables“, die erstmals 1995 ihre Farben zeigten, und für die Karelian, ein In Reality-Ururenkel, der als Achtjähriger eines der ersten Grade-One-Rennen gewann. Ein verbliebener Teil der ursprünglichen Elmendorf-Farm soll bereits 1997 von D. Lampton, jr. erworben worden sein, der als Fan von Kutschen und den zugehörigen Pferden gewesen sein soll.
Busbody (1881) gewann die Englischen Oaks wie ihre Mutter Spinaway und Großmutter Queen Bertha, die für Lord Falmouth zur Gründerstute wurde (Foto Courtesy of Keeneland Library)
LORD FALMOUTH’
Verbindung zu Daniel Swigerts Beschäler Glenelg führt über die von Falmouth gezogenen Queen Bertha, die für ihn 1863 die Epsom Oaks gewann, seine Gründerstute und die Mutter der Champions Spinaway und Wheel of Fortune wurde. Die Oaks-Siegerin stammte von Kingston, dem mütterlichen Vater des Elmendorfer Beschälers. Dieser Züchter schickte seine Stuten, ähnlich wie Italiens berühmter Frederico Tesio 70 Jahre später, schon immer zu fremden Spitzenhengsten, während auch Lord Derby die besten Deckhengste nutzte, wenn diese nicht in seinem Besitz waren. Mit solchen züchtete er so großartige Pferde wie Hyperion, Phalaris, Swynford, Alycidon oder Chaucer. Auch die Züchter von Nasrullah, Blandford oder Tourbillon griffen diesen Gedanken auf, wenn sie es für richtig erachteten. Auffallend auch, dass in den erfolgreichen Pedigrees jener Zeit die wiederholte Kreuzung mit Speed, klassischem Stehvermögen und Härte zu finden war, während Züchter, die „klassische Stuten“ mit „klassischen Hengsten“ paarten, auf Dauer weniger erfolgreich waren, weil sich der Speed nach und nach verlor. Und diejenigen, die „Speed“ mit „Speed“ paarten, erzeugten nur Sprinter. Und die meisten dieser hatten auch wenig Qualität. Andererseits konnte nicht übersehen werden, dass die Inzucht eines sehr nahen Vorfahrens positiv wirkte. Lexington, Phalaris, Domino, St. Simon, Nearco, Djebel oder Stockwell sind dafür Beispiele.
Lord Falmouth, mit bürgerlichem Namen Admiral Edward Boscawen, nahm den französischen Admiral de Hocquart dreimal gefangen, an den seit 1861 der den Dreijährigen vorbehaltene Prix Hocquart zu Longchamp erinnert. Boscawen studierte Rechtswissenschaften, führte diesen Beruf jedoch nicht aus, nachdem er den Titel von einem Cousin geerbt hatte. Er heiratete eine sehr reiche Frau, errichtete seinen Sitz in der Nähe von Leybourne Grange, wo Sir Joseph Hawley sechs große Rennpferde gezogen hatte, zu Mereworth (später bekannt als Mereworth Castle). Und hier züchtete der Lord von fremden Hengsten in 22 Jahren die Sieger von 19 Klassiks, darunter sechs Oaks- und drei Derby-Sieger. Was jedoch als Hengst auf die Welt kam, wurde in der Regel verkaufte oder verpachtete. Auf diese Art kam auch der Thormanby-Sohn und 2000 Guineas-Sieger Atlantic (1871) als Deckhengst nach Frankreich, wo der Fuchs Vater des Schimmels Le Sancy (1884) wurde, der erst als Vier- und Fünfjähriger voll ausgereift war und in diesem Alter 19 Rennen in Folge (insgesamt 27) gewann. Dieser Hengst, dessen Großvater die gleichen Eltern hatte wie seine Urgroßmutter Lady Hawthorn, wurde im Gestüt einer der größten Beschäler Frankreichs, zeugte viele klassische Sieger und etablierte eine Schimmellinie, zu der auch The Tetrarch gehörte. Le Sancy wurde auch mütterlicher Großvater von Baron R. de Rothschilds Alcantara II (1908), der 1920 und 1928 an der Spitze der französichen Beschäler stand und, 1932/33,