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Kreation Vollblut – das Rennpferd eroberte die Welt. Erhard HeckmannЧитать онлайн книгу.

Kreation Vollblut – das Rennpferd eroberte die Welt - Erhard Heckmann


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kommerzielle Gestüt unterhält, lief in den letzten Jahren die von der Clarkland Farm gezogene Beholder (2010; Henny Hughes) besondere Reklame. Bevor sie 2017 in die Stutenherde ihres Besitzers eingereiht wurde, gewann sie 18 Rennen (elf auf höchster Ebene) und rund 6,2 Millionen US-Dollar.

      Dass Virgil Deckhengst wurde, war ein ähnlicher Zufall wie bei Godolphin Arabian, der nicht die Stute deckte, die vorgesehen war, sondern mit einer anderen durchbrannte. Das Ergebnis daraus hieß Lath (1732 aus der Roxana), und der Rest ist bekannt. Sanford hatte Virgil als Jährling beim Woodburn-Sale erworben und an Swigert weiterverkauft, in dessen Farben er lief. Am Ende der Karriere gab Swigert Virgil an Sanford zurück. Weil aber dessen Beschäler, der 1864 geborene Lexington-Sohn Baywood 1872 erkrankte, soll der damalige Gestütsbesitzer für die letzte noch zu deckende Stute entschieden haben, dass es besser sei, wenn Virgil sie deckt, als dass sie ein Jahr verliert. Vagrant (1873) wurde Kentucky Derby-Sieger und sein Vater Beschäler auf Milton H. Sandfords Gestüt. Swigert nutzte den Hengst allerdings erst, als Virgil durch seine Zuchterfolge bereits prominent war. 1877 schickte er seine Lexington-Tochter Florence zu ihm und erhielt ein Jahr später das beste Produkt seiner Züchterkarriere, Hindoo. Dieser gewann im Derbyalter 19 Rennen in Folge (das letzte im toten Rennen), war zweijährig der Co-Champion und ein Jahr später Doppel-Champion, als Dreijähriger und Handicaper. Insgesamt siegte er bei 30 von 35 Starts (u. a. Kentucky Derby, Jockey Club-, Travers- und Champion Stakes), und gewann rund 72.000 Dollar. Als Deckhengst wurde er vor allem Vater des großen Hanover (1884), der 3 x 3 auf den Glencoe-Sohn Vandal ingezogen war. Mit 23 Jahren beendete der prominente Hengst, der 1955 in die „Racing Hall of Fame“ aufgenommen wurde, auf der Runnymede Farm sein Leben.

      Hanover, der als Zwei- und Dreijähriger 17 Rennen in Folge gewann, darunter auch die Belmont- und Champion Stakes, war eines der besten Rennpferde seiner Zeit. Er war vielseitig, schlug hervorragende Gegner zwischen 1.200 und 2.400 Meter, und gewann von 50 Starts 32. Sechzehn weitere Plätze steigerten seine Gewinnsumme auf fast 120.000 Dollar. Zeitzeugen waren sogar der Meinung, dass er in anderen Händern wahrscheinlich noch besser gewesen wäre, denn sein Stall war nicht für behutsamen Umgang bekannt. Mit sechs Jahren ging er ins Gestüt, und als sein erster Jahrgang vierjährig war, stand Hanover bereits an der Spitze seiner Beschäler-Kollegen, auf einem Platz, den er bis 1898, ein Jahr vor seinem Tod, hielt. In der weiblichen Linie promineter amerikanischer Pferde findet sich dieser Hindoo-Sohn, wenn auch weit hinten, mehrfach, doch konnte keiner seiner eigenen Söhne an den Einfluss des Vaters anknüpfen. Auch nicht Handspring (1893) oder Hamburg, der als sein bester Nachkomme gilt. Dieser wurde 1895 aus einer Australien-Enkelin von C. J. Enright auf Elmendorf gezogen, gewann 16 Rennen, war als Zwei- und Dreijähriger der Champion, schlug den gleichaltrigen Derbysieger Plaudit und wechselte 1901 für 60.000 Dollar in den Besitz von H. P. Whitney. 1905 war Hamburg der führende Deckhengst in den USA. Zwei seiner besseren Nachkommen waren die Stuten Artful (1902) und Frizette (1905). Diese stammte aus einer St. Simon-Stute, wurde von Keene gezogen und gewann 12 Rennen. 1908 wurde sie nach Frankreich exportiert, wo sie als 23- und 24-jährige nicht mehr tragend und von M. Boussac zum Schlachter geschickt wurde. Artful gewann sechs von acht Starts, war zweijährig der Champion und das einzige Pferd, das den großen Sysonby schlug, als sich der Keene-Hengst in den Futurity Stakes mit dem Ehrenplatz begnügen musste. Die beiden anderen Niederlagen kamen durch „erklärte“ Stallgefährten.

      Von Virgil erhielt Swigert aber noch weitere gute Pferde. Aus der Lexington-Tocher Ulrica den 1886er Kentucky Derby-Sieger Ben Ali; Preaknes-Stakes Sieger Vanguard (1879), der ebenfalls eine Lextington-Stute zur Mutter hatte, und den 1886 in 13 Rennen ungeschlagenen Zweijährigen-Champion Tremont, der seine Siege innerhalb von zehn Wochen erledigte und knapp 40.000 Dollar verdiente. Swigerts Kentucky-Derbysieger Apollo, der zweijährig nicht lief, gewann das Rennen 1882, stammte von dem Lexington-Sohn Lever und kam bei 55 Starts zu 24 Siegen und der gleichen Anzahl an Plätzen.

      Das „Pferd des Jahres“ von 1889 und 1890, Salvator (1886), war der letzte prominente Vertreter den Swigert zog. Und auch er hatte wieder Lexington als mütterlichen Vater im Pedigree. Sein Erzeuger war der Stockwell-Enkel Prince Charlie (1869), dessen Sohn und Champion-Dreijähriger auf der Rennbahn insgesamt 16 Starts und rund 114.000 Dollar gewann, wofür er 19 Versuche benötigte. Die übrigen fünf „großen“ Pferde, die diese Zucht hervorbrachte, stammten alle von dem 1866 geborenem Stockwell-Enkel Glenelg (Citadel), für den Sir Roderick W. Camerons Clifton Stud als Züchter verantwortlich war. Als Jährling wechselte er in den Besitz von August Belmont, konnte aber wegen seiner Größe und Unreife als Zweijähriger nicht an den Start gebracht werden. Der Hengst, der in utero importiert wurde, gewann zehn von 18 Rennen und belegte sieben Plätze, sodass am Ende 25.700 Dollar auf dem Konto standen. Zu den wichtigsten Siegen zählten die Erfolge in den Travers- und Champion Stakes und einige über weitere Wege als Vierjähriger. Im „Belmont“, so S. Hewitt in seinem Buch, soll er als Zweiter zurückgehalten worden sein, damit sein selbstgezogener Stallgefährte Fenian, ein Birdcatcher-Enkel aus einer Stockwell-Tochter, zu klassischen Ehren kam, obwohl Glenelg diesen hätte leicht schlagen können. 1870 verkaufte ihn Belmont als Beschäler für 10.000 Dollar an M. H. Sandford’s Preakness Stud (später Elmendorf), weil er zwei Jahre früher für seine Zucht bereits den Lexington-Sohn Kentucky erworben hatte.

      Im neuen Gestüt standen Glenelg einige der besten Töchter von Lexington und Australian zur Verfügung, sodass seine vier Beschäler-Championate, die er zwischen 1884 und 1888 erreichte, nicht unbedingt überraschten. Und da Virgil 1985 das fehlende Jahr überbrückte, war Swigert mit diesen beiden Hengsten, die kein Lexington- oder Australianblut besaßen, in den 1880er Jahren in einer ähnlich glänzenden Situation wie vorher R. A. Alexander mit Lexington, Australian und Planet zu Woodburn. Und diese Stallions hatte Swigert damals auch noch selbst gemanagt.

      An den elf promineten Pferden, die Swigert in 23 Jahren zu Stockwood und Elmendorf zog, hatte auch Glenelg seinen Anteil. Sein 1880 aus einer Lexington-Enkelin gezogener Sohn Little Minch zählte mit 221 Starts sicherlich zu den fleißigsten Pferden. Er gewann 84 davon und insgesamt rund 58.000 Dollar. Von den übrigen vier Glenelg-Töchtern hatten drei jeweils eine Lexington-Tochter zur Mutter, und zwei davon wurden auch jeweils in mehr als 100 Rennen gesattelt.

      Heel And Toe (1880) wurde Mutter des Champions Gold Heels (1898; The Barb), dessen in England gezogener Urgroßvater Leamington (1875, 1877, 1879, 1891 Champion-Beschäler in Amerika) der einzige Hengst war, der dem überragendem Lexington einigermaßen das Wasser reichen konnte. Auf der Rennbahn wurde die Stute in 107 Rennen gesattelt, gewann davon 21, und in ihrer Gewinnsumme von rund 18.000 Dollar schlugen sich besonders die Congress Stakes und das Manhattan Handicap nieder. Los Angeles war fünf Jahre jünger, gewann 48 von 110 Starts in fremden Farben, und für ihre Gewinnsumme von fast 100.000 Dollar sorgten zahlreiche Stakessiege wie die Spinaway- und Tyro Stakes, die sie als Zweijährige gewann. Danach siegte sie u. a. in den Manmouth Oaks, Champion Stakes und, sechsjährig, im Saratoga Cup. Die dreijährige Champion-Stute Louisette (1881), die zu ihren 19 Erfolgen auch die Breeders Stakes zählte und mehr als 36.000 Dollar verdiente, war auf der Jährlings-Auktion, als Swigert sie G. L. Lorillard überließ, mit 1.500 Dollar die teuerste Stute jener Versteigerung. An der 1884 geborenen Firenze, deren Mutter Florida von Virgil stammte, hatte das Duo Glenelg und Swigert aber noch einen weiteren Trumpf in der Hand. Diese dreijährige Championess, die auch vier- bis sechsjährig Amerikas Champion Handicap-Stute war, bezeichnete ihr Jockey Jim McLaughlin als die beste Stute, die er je ritt. Bei 82 Starts gelangen 47 Siege und 30 Plätze, die sich mit rund 114.000 Dollar finanziell niederschlugen. Und zu diesen Erfolgen zählten auch die Manmouth Oaks, und je zwei champion Stakes und Manmouth Cups.

      Nach 1886 kam aus Swigerts Zucht kein Spitzenpferd mehr. Wahrscheinlich lag das daran, so analysiert Hewitt in seinem Buch „The Great Breeders and their Methodes“, weil seine beiden Tophengste die Altersgrenze von 20 Jahren bereits überschritten hatten und damit ein ähnliches Phänomen bereiteten wie Djebel und Pharis in der Zucht von Boussac, oder Blenheim II und Bull Lea auf der Calumet Farm, als sie alt oder tot waren. Andere Züchter wie Lord Fallmouth, Tesio oder der Ire J. J. Maher, die als „Outside Breeder“ galten und fremde Hengste nutzten, kannten dieses Problem nicht und hielten die Aufstellung eines eigenen Hengstes eher für nachteilig. Aber zu Swigerts Zeiten, und noch lange danach, gab es in Amerika kaum Züchter, die so handelten, und solche wie Belmont, H. P. Whitney, Keene oder Madden ließen ihre Stuten fast ausnahmslos


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