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Auf Wölfe schießt man nicht. Heinz-Dietmar LütjeЧитать онлайн книгу.

Auf Wölfe schießt man nicht - Heinz-Dietmar Lütje


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standen zwei Flaschen Budweiser und ein Teller mit Wurstschnitten und Pfefferbeißern auf dem Tisch und beide langten kräftig zu. Michaelis wischte sich den Schaum und die kleinen Krümel des selbstgebackenen Brotes vom ebenfalls angegrauten, aber gepflegten Oberlippenbart und nahm das Thema wieder auf. »Weißt du, ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass weder Risse von Wild bei unseren geliebten Jagdkollegen aufgefallen sind, noch dass insbesondere Walthers Schafe nicht vom Wolf als schmackhaft empfunden worden sind.« Walther, das war einer der kleinen Bauern, der auch ein paar Schafe draußen hielt.

      »Das hätte sich aber doch rumgesprochen. Da bleibt nicht der Deckel drauf, kann ich mir zumindest nicht vorstellen«, widersprach Jockel vehement. »Aber, wenn die genauso denken, wie du und nichts rauslassen«, arbeitete es in ihm, »warum eigentlich?« Nun, das war Jockel. Ein lieber, netter und hilfsbereiter Typ, auch handwerklich begabt, aber manchmal haperte es beim schnellen Erfassen von Sachlagen. Etwas, das Michaelis überhaupt nicht abkonnte, was vielleicht berufsbedingt war. Er hatte sich auch immer mühsam beherrschen müssen, wenn Richter, Staatsanwälte oder auch Kollegen oder Referendare eine überlange Leitung bewiesen. Früher war das einmal anders, pflegte er oft im Kreise vertrauter Kollegen zu klagen. Aber seitdem man ohne Beschränkung eigentlich nur noch Jura und einige noch wirtschaftlich deutlich uninteressantere Studienplätze belegen kann und auch jeder Hans und Franz heute das Abitur nachgeworfen bekommt, wenn er man nur fehlerfrei seinen Namen schreiben kann, haben wir doch gerade im Anwaltsbereich eine ganze Menge Bodensatz angesammelt, die lieber an Autos schrauben oder auch den Besen schwingen sollten. Das war eines seiner Lieblingsargumente, vor allem, wenn er sich wieder über einen dusseligen Gegenanwalt geärgert hatte. Aber Jockel sah er vieles nach, auch wenn er lange nicht mehr so flexibel und fix war.

      »Ja, vielleicht haben die ja auch eine schnelle pragmatische Lösung des Problems angedacht.«

      Jockel nahm den letzten Schluck aus seiner Buddel und auf seinen fragenden Blick nickte Michaelis. Kurz darauf stellte der Jagdaufseher zwei neue grüne Flaschen auf den Tisch, öffnete diese mit einem auf dem selbstgezimmerten Holztisch liegendem Feuerzeug und hatte zwischenzeitlich nachgedacht.

      »Du meinst, dass sie den Wolf schießen wollen?« Gerd Michaelis nickte vielsagend und ergänzte, »oder vergiften, was weiß ich? Auf keinen Fall kann ich mir vorstellen, dass sie bei sich in der Jagd irgendwelche sogenannten Wolfsbetreuer oder sonstige grüne Spinner sehen wollen. Will doch eigentlich kaum einer, auch wenn öffentlich immer etwas anderes behauptet wird. Und jetzt, mit unserem grünen Umweltminister ganz bestimmt nicht.« Buss dachte nach. Dann nickte er.

      »Stimmt, zumal diese Idioten wohl auch noch uns die Hasenjagd verbieten wollen und wenn irgendwo ein seltenes Tier gesehen wird, in Kompaniestärke durch die Gegend latschen und damit letztlich auch noch den Rest an Wild verjagen.« Gedankenschwer nickte Jockel zu seinen eigenen Worten und Gerd Michaelis musste schmunzeln. Man musste den guten Jockel nur auf die Fährte setzen, dann folgte er ihr wie ein guter Schweißhund. Und richtig, jetzt redete er sich in Rage.

      »Und unser Rehwild wird verdammt als Rindenfresser und egal, ob es passt oder nicht im Staatsforst abgeknallt. Ohne Rücksicht auf Verluste.« Zustimmung erheischend sah er hoch.

      »Stimmt, mein Lieber, und das ist ja noch lange nicht alles«, bestärkte ihn sein Jagdherr gern, »und der Fuchs wird dann wohl demnächst eine ganzjährige Schonzeit erhalten, das Damwild als artfremder Einwanderer ausgemerzt und die Rotwildbestände so dezimiert, dass eine vernünftige Hege nicht mehr möglich ist. Dazu wird dann von dieser rotgrünblauen Koalition der ach so klugen, besserwissenden Selbstbeweihräucherer und in die eigene Tasche lügenden Gutmenschen die Fallenjagd verboten, wie auch das Auswildern der ebenfalls als die ursprüngliche Fauna verfälschende Lustzielscheiben angesehenen Fasanen verboten und die Gänsejagd zumindest stark eingeschränkt. Singvögel wie die Rabenkrähe, Elster und Eichelhäher ganzjährig geschont und die Jäger als wirkliche Naturschützer, die sie sind, als Lustmörder verteufelt, aber durch Erhöhung der Jagdabgaben und Waffengebühren lustig weiter geschröpft. Zum Ausgleich dafür, darf er dann kaum noch nach den Grundsätzen der Deutschen Waidgerechtigkeit jagen, sondern wird zum Schädlingsbekämpfer degradiert, der alles was fiept und grunzt ohne Rücksicht auf Verluste abzuknallen hat. Willst du da noch Jäger sein?«

      »Nein, nein und nochmals nein!« Jochen Buss war jetzt auf Linie gebracht und Gerd Michaelis glaubte schon, dass dieser nun auch ohne weitere Worte wusste, was zu tun ist, was also von ihm für den Fall des Falles erwartet würde. Doch dann bemerkte er, wie es in dem klein und faltig gewordenen Gesicht des Freundes arbeitete. Als wenn die Gedanken nach draußen drängen, musste Michaelis unwillkürlich denken. Und so war es wohl auch. »Also, wenn ich ihn sehe, Finger krumm und unschädlich beseitigen?« Das war die Frage, die Michaelis gern vermieden hätte, wie auch die Antwort darauf. Aber er war natürlich rhetorisch in vielen gerichtlichen Redeschlachten geschult, so dass auch hier ihm die Antwort nicht schwer fiel. »Wenn du den wildernden Hauskater siehst, den grauen Gesellen, der uns wohl schon so viele Hasen gestohlen hat, ja!« Wie der Zufall es wollte, musste der Anwalt im Ruhestand, der aber seine Zulassung behalten hatte, man weiß ja nie, bei dem Wort Hauskater kräftig zwinkern. Er wischte zur Sicherheit sich auch nochmals über das linke Augenlid und grinste. Mit den Worten, »wenn also was Außergewöhnliches im Revier sein sollte, ruf mich an und«, rein vorsorglich fügte er noch hinzu, »wenn, was ja unwahrscheinlich ist, aber man weiß ja nie, wenn du also diesen alten grauen Kater erwischt, lass ihn im Revier, aber gut verblendet und ruf mich an. Du meldest dann nur: Wildernde Katze erlegt!«

      Aber es schien so, als sei der Wolf weitergezogen oder eben vielleicht doch in irgendeinem Revier verendet, vielleicht gar an Bleivergiftung gestorben, wie angeblich so viele Greife, also Habichte, Bussarde und auch Seeadler, die sich an Aufbruch, den Jäger nicht ordentlich entsorgt haben sollten, delektiert hatten? Zweifel dürften zumindest erlaubt sein. Man denke nur an die vielen Angler, die von Kindheit an die Bleikügelchen an der Angelschnur stets mit den Zähnen an der Schnur befestigt haben und es wohl vielfach immer noch tun.

      Der Monat Mai neigte sich dem Ende und sowohl Michaelis, als auch Buss hatten mit je einem Jährling und Buss auch noch mit einem Schmalreh Waidmannsheil. Dennoch war selbst das sonst weniger vorsichtige Rehwild deutlich heimlicher geworden, trat nur kurz zum Äsen aus und sicherte deutlich häufiger als sonst üblich.

      Damwild hingegen wurde zwar von Jockel Buss noch vereinzelt gefährtet, kam aber nicht mehr in Anblick. Also, irgendetwas hatte sich in Feld und Wald verändert. Etwas, das das Wild zur Vorsicht mahnte. Immer noch die Anwesenheit des Wolfes? Aber im eigenen Revier fanden weder Buss noch Michaelis auch nur einen einzigen Riss und das war ungewöhnlich.

      Dann geschah es. Zu diesem Zeitpunkt eigentlich völlig unerwartet, da wohl alle, zumindest aber Dr. Gerd Michaelis und Jochen Buss, die ja tatsächlich Kenntnis von der Anwesenheit des Wolfes im Revier erlangt hatten, davon ausgegangen waren, dass dieser weitergezogen war. Es war der frühe Abend des 27. Mai, unmittelbar nach Vollmond. Jockel hatte eine Rotte Sauen, wohl drei bis vier vagabundierende Überläufer, da alle Abdrücke in etwa gleich groß waren, gefährtet. Da der Mond in der zweiten Nachthälfte noch gutes Licht spendete, wollten Dr. Michaelis und sein Jagdaufseher erst noch das letzte Licht nutzen, um vielleicht noch einen Bock oder eines der nach Abschussplan zu streckenden Schmalrehe zu erlegen. Danach, sofern keine Wolken aufzogen, sollte noch der Ansitz verlängert werden, im Hinblick auf die gefährteten Sauen.

      Während der Jagdherr am Waldrand ansaß, hatte Jockel in der Nähe des Wegekreuzes, etwa hundert Meter von der Stelle entfernt, wo die Wildkamera den grauen Räuber abgebildet hatte, einen überdachten Sitz bezogen. Einzig ein Hase vertrieb ihm die Zeit von etwa 20.00 Uhr an. Kein roter Bock, kein Schmalreh und erst recht kein Schwein kamen in Anblick. Langsam senkte sich die Dunkelheit über das Feld. Bis der aufziehende Mond genug Licht spenden würde, dürfte es noch einige Zeit dauern und so beschloss Jockel noch etwas Augenpflege zu betreiben und setzte sich bequem zurecht. Kurz darauf fielen ihm die Augen zu.

      Dr. Michaeles hingegen hatte schon Anblick. Ein ganz starker Bock mit ungewöhnlich langen, starken Sechserstangen trat aus dem kleinen Bauernwäldchen, das auch die Reviergrenze zum Großbauern bildete, kurz aus. Gerd Michaelis überlegte einen Moment lang, ob er schießen sollte oder aber dem Kapitalen noch Gelegenheit gegeben werden müsste, sich in


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