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Alexa und das Zauberbuch. Astrid SeehausЧитать онлайн книгу.

Alexa und das Zauberbuch - Astrid Seehaus


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… äh, jagen!“

      Drei Köpfe drehten sich erschrocken zu ihr um. In der Mitte des Zimmers thronte ein flaches, schwarzes Brett, genau so eines wie im Schaufenster. Mit schreckgeweiteten Augen dachte Alexa an den Pranger, den sie in der Stadt entdeckt hatte. Hexendreck noch mal! Der Mann im Kasten war mausetot. Das sah man sofort. Aber wer hatte ihn getötet? Alexas Kehle war wie zugeschnürt. Sie schluckte. – Und wer saß gemütlich in diesem Raum? Gisela! Sie war eine Urteilsvollstreckerin. Sie war eine Hexenjägerin, und sie, Alexa, war in einem Haus von Hexenjägern gefangen! – UMPF! „Tod und Teufel“, stieß Alexa hervor. „Tod und Teufel!“

      Gisela erhob sich aus ihrem Sessel.

      Alexa schrie auf.

      „Was hast du denn?“, fragte Gisela irritiert.

      „Äh, nichts“, stammelte Alexa und versuchte, sich zu verdrücken.

      „Lass uns in mein Zimmer gehen und miteinander quatschen“, schlug Gisela vor.

      „Nein!“ Alexa schüttelte den Kopf. Für einen kurzen Moment wusste sie nicht, was sie tun sollte: Wegrennen oder bleiben.

      Gisela musterte sie ratlos. „Was ist denn los?“

      „Ich muss gehen … äh, bleiben“, änderte Alexa tapfer ihre Meinung. Sie hatte keine Wahl. Die Hexenjäger würden sie überall finden. Sie wusste, dass es ein harter Kampf werden würde. Mann gegen Mann, Maus gegen Maus … Quatsch … Hexe gegen Hexenjägerin. Sie würde sich nicht kampflos ergeben. Das war eine Prüfung. Meister Schrawak hat sie einer Prüfung unterzogen. Deswegen war sie hierher gesendet worden. Sie musste tapfer sein. Sehr tapfer sogar.

      Die Schultern gerafft, hastig Zauberformeln murmelnd, hob sie ihre Arme und hexte …

      Corinna stand auf und starrte ihren Gast an. Der Vater murrte, dass sie für so einen Schwachsinn auch noch Gebühren zahlten und stellte den Fernseher aus.

      Alexa fuchtelte mit den Armen. „Schweigen sollt ihr, blind und taub. Nur ein Wort, dann seid ihr Staub. Wisst nicht, was ich war und bin, verwirrt sei euer ganzer Sinn.

      Mein Gott, die Arme hatte sich aus Heimweh volllaufen lassen!, dachte Gisela, während ihre Augen Alexas wilden Armbewegungen folgten. Zum Erstaunen der anderen hielt Alexa plötzlich ein Bündel verschrumpelter Karotten in der Hand.

      „Oh, wie … ähem … nett“, meinte die Mutter. „Möhren. Und zwar alte, die deine neue Freundin aus der Tonne gefischt hat. Sieh zu, wie du dieses Mäd … äh Möhren loswirst. Ich gehe jedenfalls zu Bett.“

      Alexa starrte auf das, was sie in den Händen hielt, und warf es von sich. Und später, als sie im Bett lag, konnte sie keinen Schlaf finden. Irgendetwas stimmte nicht mit ihr. Irgendetwas lief vollkommen falsch. Sie musste sich den Tatsachen stellen: Sie konnte nicht mehr hexen.

       Wie erkennt man eine Hexe?

      Wenn Gisela Alexa auf die Amish ansprach oder in Englisch, hob diese erschrocken die Hände und gestikulierte wild, stieß seltsame Flüche aus oder war plötzlich von der Bildfläche verschwunden. Gisela war sich sehr schnell klar, dass Alexa ihr auswich, wenn ihr Fragen gestellt wurden. Die beiden Mädchen umschlichen sich wie zwei Kater, die ihr Revier verteidigten. Gisela wollte wissen, woher die andere kam. Und die andere, Alexa, versuchte, Gisela zu bannen. Aber nichts davon klappte. Der Bannspruch „Zippe-zappe-zoll, du wirst im Kopf ganz toll“ entlockte Gisela ein glückliches Grinsen. Der Fluch „Hasenhirn und Vogelbein, grunzen sollst du wie ein Schwein“ brachte Kadaver dazu, sich aus Angst vor den Spatzen im Wäschekorb zu verstecken. Auch der Zauberspruch „Himmel, Hölle, Regenbogen, kommst als Wolke hergeflogen“ versagte und sorgte nur dafür, dass der Schornsteinfeger auf dem Dachfirst Pirouetten drehte.

      Nein, das war es nicht, was Alexa gewollt hatte. Keine tanzenden Schornsteinfeger oder ängstliche Kater. Was lief falsch? Gisela löste sich nicht in Luft auf. Sie, Alexa, war nicht zurück in ihrem Dorf Hasenwinkel. Und Meldec Schrawak war weit und breit nicht zu sehen. Sie war eine Gefangene in diesem Land und in diesem Haus und hatte nicht die geringste Ahnung, wie sie dieser merkwürdigen Situation entkommen konnte.

      Und Gisela, die mehr oder weniger alles mitbekam, was Alexa an Flüchen und Wünschen ausstieß, wusste es auf einmal. Sie saß in der Geschichtsstunde und all das Rätselraten löste sich auf einmal in Wohlgefallen auf. Warum war sie nicht schon eher darauf gekommen: Alexa war keine Amish. Sie war eine Hexe.

      Am Nachmittag kaufte sich Gisela das Buch Der einfachste Weg, eine Hexe zu erkennen. Und zog sich zu Hause sofort in den Besenschrank zurück, wo sie von Felix und allen anderen in Ruhe gelassen wurde. Aufmerksam las sie: An den Füßen lassen sich Hexen eindeutig erkennen, denn einer ihrer Füße ist nicht normal ausgebildet. Entweder ähnelt er bei Mädchen einem Entenfuß oder bei Burschen dem Huf einer Ziege.

      Gisela runzelte die Stirn. Alexa hatte keinen Entenfuß. Sie blätterte weiter. Hexen besitzen ein hufeisenförmiges Mal auf dem Körper, das so genannte Hexenmal. Ein Abdruck des Teufels, der den Bund mit der Hexe besiegelt.

      Sie stand auf und ging ins Badezimmer. Dort lag Alexa in der Badewanne. Nach der Eieruhr zu urteilen, wollte sie fünfzehn Minuten lang die Luft anhalten. Ha, ha, ha, dachte Gisela, die spinnt doch. Aber dann dachte sie daran, weswegen sie ins Bad gekommen war, und suchte Alexas Körper nach Hexenmalen ab. Da war nichts.

      Wieder zurück in der Besenkammer setzte Gisela ihre Studien fort. Nichts von dem, was sie bisher gelesen hatte, war sonderlich befriedigend, aber dann schlug sie ein neues Kapitel auf: Wie stellt man eine Hexe auf die Probe?

      „Genau“, flüsterte sie. „Jetzt wird es interessant.“

       Um eine Hexe von ihrem Schadenzauber abzuhalten, kippe man Salz auf den Boden. Das lenkt sie von ihren bösen Absichten ab. Sie können sich gegen den Zwang, die Salzkristalle zu zählen, nicht wehren und müssen sie einzeln aufsammeln.

      „Das ist es!“, schrie sie auf und schlug sich erschrocken die Hand vor den Mund.

      Sie horchte, ob Alexa noch im Bad war. Als es still blieb, schlich sie aus dem Kabüffchen, flitzte zur Küche und suchte ein Salzfässchen für die Hexenprobe. Als Alexa wenig später die Küche betrat, war der Kaffeetisch mit Limo, Schokokeksen und einem hart gekochten Ei gedeckt. Die Hexe setzte sich, ohne etwas zu sagen, griff nach den Keksen und verschlang einen nach dem anderen. Gisela beobachtete wieder einmal, dass Alexa futterte wie ein Scheunendrescher. Dabei schien sie nie auch nur ein einziges Gramm zuzunehmen. Es sah überhaupt nicht danach aus, als ob Alexa sich jemals mit dem Essen zügeln würde. Sie aß und aß und aß – und wurde nicht dicker. Das war frustrierend Gisela titulierte sie bereits heimlich als „Hexe Nimmersatt“..

      Als Alexa sich endlich dem Ei zuwandte, reichte Gisela ihr umständlich das Salz. „Hier, Alexa, das Salz für dein Ei.“

      Bevor Alexa zugreifen konnte, ließ Gisela das Salzfässchen fallen. Der Schraubdeckel löste sich, und der gesamte Inhalt ergoss sich auf den Küchenfußboden. Alexa wollte das Gefäß instinktiv mit einem Zauber wieder auf den Tisch stellen, riss sich jedoch zusammen.

      „Oh, wie dumm von mir“, seufzte Gisela übertrieben. „Das Salzfässchen ist umgekippt.“

      Alexa reagierte nicht.

      „Das schöne, schöne Salz. Alles Salz auf dem Fußboden.“

      Alexa köpfte das Ei und aß es ohne Salz.

      „Meinst du nicht, dass wir uns um diese vielen wertvollen Salzkristalle kümmern sollten?“, versuchte es Gisela noch einmal.

      „Ich bin satt“, sagte Alexa, wischte sich mit dem Handrücken über den Mund und ging.

      Keine von beiden hatte das Salz auf dem Fußboden angerührt.

      In der folgenden Nacht, nach Wochen brütender Hitze, zog ein Gewitter auf und Blitze


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