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Der Club der scharfen Tanten. Heinz-Dietmar LütjeЧитать онлайн книгу.

Der Club der scharfen Tanten - Heinz-Dietmar Lütje


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und muss weg von Büro und auch Familie. Sonst bricht er zusammen, der arme Kerl. Vom Burn-out-Syndrom bedroht, wie er meint. Geht es deinem Hanno vielleicht ähnlich?“

      „Wenn du ihn fragst, dann ganz bestimmt“, lachte Helga Altmann, „aber wir urlauben schon lange getrennt. Mark ist ja schon erwachsen und studiert jetzt im ersten Semester in Marburg und Doreen und ich, wir fliegen ohnehin meist im Herbst nach Gran Canaria und waren jetzt im Sommer gerade zwei Wochen bei meinen Eltern auf Usedom. Hanno fährt ja mit seiner Golftruppe viermal im Jahr für jeweils eine Woche irgendwohin. Mir auch egal. Zwischen uns läuft eh nichts mehr.“

      „Eben, genau wie bei uns. Zum Juristenempfang, Sportlerball oder sonstigen offiziellen Gelegenheiten wird die heile Familie präsentiert, sich ins rechte Licht gesetzt und ansonsten in der Gegend rumgefickt“, ereiferte sich Etta und nahm den letzten Schluck aus ihrer Schale, während ihre Freundin gerade ihr erstes Gläschen geleert hatte.

      „Aber jetzt habe ich die Schnauze voll“, fuhr sie nicht so ganz damenhaft fort, während sie die fast geleerte Flasche mit erhobenem Arm kreisen ließ. „Jetzt lass ich es genauso krachen. Da werden sich noch einige wundern. Solltest du dir auch mal überlegen, Schätzchen!“

      Überlegt hatte „Schätzchen“ sich das auch bereits. Mehrfach, um nicht zu sagen, fast täglich.

      Aber sie war etwas anders gestrickt, als ihre Freundin Etta. Zwar hatte auch sie es – wer will es ihr verdenken – nicht nur einmal außerehelich bereits krachen lassen. Aber nur zur Befriedigung ihres Hormonhaushaltes und Selbstwertgefühls. Und nur mit Männern, deren Diskretion sie sich sicher sein konnte. Aber es war nur einer dabei, der ihr tatsächlich was bedeutet hatte und der, der stand nicht mehr zur Verfügung, weil ihn sein beruflicher Werdegang nach Amerika geführt hatte. Ihre Gedanken drohten abzuschweifen – hin zu ihrem verflossenen Liebhaber, einem Investmentbanker – als Ettas Stimme sie in die Gegenwart zurückrief.

      „Gib schon dein Glas her, die nächste Flasche rollt an!“

      Die vierzigjährige Helga Altmann trank gehorsam aus und hielt das geleerte Glas ihrer vier Jahre älteren Freundin hin. Wenn Etta erst so ins Fahrwasser geriet, dann gab es kein Halten mehr. Das kannte sie. Und das kannte auch der Betreiber der angesagtesten Lokalität weit und breit, das eigentlich Café, Weinlokal, Spezialitätenrestaurant und Biergarten in sich vereinigte und demnächst auch noch eine Kellerbar erhalten sollte. Wenn Etta und ihre Damen vom Stammtisch „Ladies Power“ sich trafen, dann klingelte es in der Kasse. Eilfertig trabte er heran, die bereits geöffnete Flasche im frischgefüllten Kühler. „Sehr zum Wohl, meine Damen“, mit diesen Worten entfernte sich Bogomil Hämmerle, der seinen Vornamen nun so gar nicht leiden konnte, weshalb er von Freunden nur kurz „Bo“ genannt wurde.

      Etwas später am Abend – und einige Drinks weiter – musste Etta v. Tarla-Hippenstedt in vergrößerter Runde erfahren, dass ihre Stammtischschwestern auch so ihre Probleme hatten. Größere als sie selbst, wie sie schließlich zugestehen musste.

      „Ach, Ladies, ihr habt Sorgen“, erlaubte sich die, mit sechsundzwanzig Jahren Jüngste im Bunde, sie zu unterbrechen. Erika Boll hatte in diesen elitären Club eigentlich nur Aufnahme gefunden, weil sie Etta und Helga und auch zwei weitere Damen in dem überteuerten Salon eines Starfriseurs bedienen durfte, wenn der Meister ausfällig war, was aufgrund seines Hanges zu Prickelwasser und Schneepulver immer häufiger der Fall war. Als die Damen der Gesellschaft dann auch noch – und das übereinstimmend – der Meinung waren, dass Erika sie besser stylte, als der hochgerühmte Haarkünstler, überredeten sie sie, sich selbstständig zu machen, zumal sie ihre Meisterprüfung bereits in der Tasche hatte.

      „Wieso mph?“ Etta hatte bereits leichte Schwierigkeiten, sich klar zu artikulieren. „Dir geht’s doch gut. Dein Kerl hat sich am Brückenpfeiler verabschiedet. Kinder hast du keine … mph, dafür aber einen einträglichen Salon.“

      „Ja, noch“, seufzte das Küken, wie sie von den älteren Stammtischschwestern immer einmal wieder tituliert wurde.

      „Was ist?“, wandte sich Helga Altmann erst an Erika, dann an die insgesamt mittlerweile versammelten sechs Damen, die sich am Stammtisch untereinander als Ladies oder Members zu bezeichnen pflegten. „Nun lasst uns doch erst mal hören, was für Sorgen unsere Erika plagen?“

      Endlich konnte diese sich der Aufmerksamkeit der anderen sicher sein und begann, von Schluchzen unterbrochen, zu berichten.

      Dass ihr Göttergatte nur Schulden hinterlassen hatte, als er sich nach der neuesten Pleite mit einer EDV-Dienstleistung mitsamt dem noch nicht bezahlten BMW um einen Brückenpfeiler gewickelt hatte, war bekannt. Deshalb hatte ihr die Anwältin unter den Mitgliedern auch geraten, die Erbschaft auszuschlagen, was sie auch tat. Allerdings hatte sie vergessen zu erwähnen, dass sie für seine letzte Idee und den dafür benötigten Kredit als Bürgin eintreten muss.

      Aus dieser Bürgschaft wurde sie nunmehr in Anspruch genommen. Dazu kam noch die Tatsache, dass sie diese Verpflichtung bei ihrem Kreditantrag für den eigenen Frisiersalon zu erwähnen vergaß. Nicht einmal aus Berechnung, sondern schlicht aus Vergesslichkeit. Die Bank allerdings nahm diese Tatsache jetzt zum Anlass, den Kredit zu kündigen und die Rückzahlung sofort fällig zu stellen.

      Betretenes Schweigen breitete sich für einen Moment aus, bis dann alle gleichzeitig ihr Mitgefühl bekundeten. „Schade, dass Nadine nicht da ist, die sollte dir doch helfen können“, machte Helga Altmann einen ersten Vorschlag.

      „Quatsch“, kam es – schon ziemlich undeutlich – aus Ettas mit neuen Porzellankronen versehenem Munde, „da kann unsere Scheidungstante auch nicht helfen. Um wie viel geht es denn?“

      „Insgesamt?“ Fast schamhaft leise erfolgte die Rückfrage von Erika.

      „Natürlich, alles was du an Schulden hast!“

      „Zweihundertzwanzigtausend Euro.“

      Während Helga einen überraschten Laut hören ließ, schwiegen die restlichen Damen. Bis auf Etta, die sich mit einem weiteren großen Schluck stärkte, das geleerte Glas vor sich auf dem Tisch abstellte und erneut die wiederum leere Flasche aus dem Kühler nahm und kreisen ließ, dabei aber gleichzeitig feststellte: „Na, das ist ja überschaubar.“ Sie vergewisserte sich vorsorglich, dass der Wunsch nach Nachschub an flüssiger Nahrung angekommen war und meinte dann locker, wenn auch leicht lallend: „Hi, Anne, da musst du deinen Olaf anstoßen, dass sollten doch für ihn kleine Fische sein!“

      „Ja, klar doch, für was hast du einen Banker geheiratet?“, kommentierte Henni, die durchtrainierte Kampfsportlerin, die richtig Henriette Hähnlein hieß, was ihr schon immer Kummer bereitet hatte. Besser zu ihr passte schon ihr Geburtsname, der da „Eisenhart“ lautete. Und eisenhart konnte sie auch sein, wenn es darauf ankam. In manchen, meist den sogenannten besseren Kreisen, war sie nur unter ihrem Künstlernamen „Madame Chantal“ bekannt. Auch sie hatte vor fast zwanzig Jahren, jung und unerfahren, den Fehler begangen, den falschen Mann zu heiraten, der auch wenig vom Arbeiten hielt, aber viel für Geld übrig hatte. Was schließlich dazu führte, dass er sie, nachdem sanfter Druck nicht reichte, ganz massiv, auch unter Einsatz körperlicher Gewalt, zum Anschaffen auf die Straße schickte.

      Dann – nach einigen Jahren – war ihr ehelicher Zuhälter plötzlich verschwunden und tauchte erst Tage später, als Wasserleiche in der Elbe treibend, wieder auf. Der oder die Täter wurden nie ermittelt. Eine Abrechnung im Milieu, hieß es und schließlich wurde die Akte geschlossen. Henriette aber beschloss nun ihre erworbenen Kenntnisse zu nutzen, ohne sich selbst benutzen zu lassen und eröffnete kurz darauf in einer kleinen Mietwohnung in einem anonymen Hochhaus ihr erstes Domina-Studio. Mittlerweile hatte sie eine kleine Villa in der Sierichstraße gemietet und beschäftigte jetzt auch einige Damen, die sie in ihrer verantwortungsvollen Tätigkeit tatkräftig unterstützten. Sie selbst behandelte, besser gefiel ihr der Ausdruck therapierte, nur noch die Creme de la Creme.

      Annemarie Felten hob die Hand und wartete einen kleinen Moment, bis Ruhe eingekehrt war, was deshalb etwas länger dauerte, weil der Wirt und einer seiner Kellner die nächsten Einheiten an flüssiger Verstandsnahrung servierten. Endlich konnte sie, nach bedauerndem Kopfschütteln,


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