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Der verborgene Dämon. Detlef AmendeЧитать онлайн книгу.

Der verborgene Dämon - Detlef Amende


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mussten wir zweimal umkehren und einen anderen Weg Richtung Innenstadt suchen. Am Lebensmittel-Discounter angekommen, sahen wir etliche dunkelgrüne Mannschaftswagen. Die Polizisten waren mächtig bewaffnet, standen überall auf dem Parkplatz und am Eingang und sorgten dafür, dass die Leute diszipliniert blieben. Wir bekamen Brot, Mineralwasser, Zucker, Margarine, Nudeln und sogar etwas Wurst und brauchten nicht einmal dafür bezahlen. Ich unterbreitete Papa den Vorschlag, noch zu einem anderen Supermarkt zu fahren. Da wurde er überraschend ernst. Wenn das jetzt alle ausnutzten, bekämen viele gar nichts mehr. Das leuchtete mir ein und wieder zuhause angekommen, war Mama zufrieden mit dem, was wir ihr überreichen konnten. Tagsüber durfte ich mithelfen, weiter aufzuräumen. Ich kehrte mit gekonntem Schwung die letzten Stücke der herunter gefallenen Dachziegel zusammen und half Papa eifrig dabei, vom Rest unseres Gartenzaunes einige halb schräg hängende Felder abzulösen und flach hinzulegen. Mama postierte für spätere Stunden vorsorglich an mehreren Orten Kerzen und Zündhölzer. Doch am Abend dann sahen wir plötzlich die Straßenbeleuchtung angehen. Endlich! Papa lief zum Hauptschalter und alles ging wieder. Das Treppenhauslicht brannte, weil es gestern nicht ausgeschaltet worden war, der Kühlschrank sprang an und Mama prüfte die Jalousien im Erdgeschoss. Zum Essen bereitete Mama Nudeln und Tomatensoße vor und als wir anschließend zusammen vor dem Fernseher saßen, um die Nachrichten zu verfolgen, waren sich die Eltern mit tief besorgten Gesichtern einig, was wir für ein Glück gehabt hatten. Überall in Europa hatten sich schwere Unfälle ereignet. Aufgrund der Schnelligkeit, mit der das Orkantief über den Kontinent gefegt war, hatte man den Bahnverkehr nicht rechtzeitig stoppen können. Züge waren an vielen Orten wegen Oberleitungsschäden auf freier Strecke stehen geblieben und die Menschen mussten darin ausharren. Der gesamte Luftverkehr war zwar Richtung Süden umgeleitet worden, dennoch drückte eine Böe am Frankfurter Flughafen ein noch notlandendes Flugzeug zu Seite und verursachte einen Absturz mit vielen Toten und Verletzten. Im ganzen Land hatten sich zahllose Straßenverkehrsunfälle ereignet. Strommasten und Funktürme waren wie die Streichhölzer eingeknickt und umgestürzte Bäume blockierten Straßen und Wege. Dächer sind abgedeckt worden und Baukräne umgefallen. In den Großstädten hatten umherfliegende Verkehrsschilder und Werbetafeln viele Menschen verletzt, die nicht mehr rechtzeitig nach Hause gekommen waren. Die Funknetze waren wegen Überlastung zusammengebrochen und in vielen Ortschaften die Einkaufsmeilen durch zu Bruch gegangene Schaufensterscheiben und herabgefallene Dachstücke verwüstet. Erste freigegebene Hubschrauberaufnahmen zeigten über dem Schwarzwald das ganze Ausmaß der Waldschäden und der Zerstörungen an Hochspannungsleitungen. In unserer Region hatte man schon vor Jahren auf Druck der Landesregierung gegen die Bundesnetzagentur über weite Strecken Erdkabel verlegt und dieser Umstand hat uns offenbar jetzt den Strom schnell zurückgebracht. In anderen Bundesländern dagegen blieb die Situation noch immer angespannt. Bundeswehr, Technisches Hilfswerk und örtliche Feuerwehren kämpften überall rund um die Uhr, um die schlimmste Not zu lindern. Betroffen gingen wir an diesem Abend zu Bett, schliefen aber bereits besser als zuvor, und in den nächsten Tagen normalisierte sich alles langsam. Viele Menschen halfen beim Aufräumen, um die Straßen sicher befahren zu können. Ich musste wieder zum Unterricht und auch meine Eltern gingen wie immer ihren beruflichen Obliegenheiten nach. Im Fernsehen war der Orkan Thema Nummer eins. Auch in der Schule behandelten wir dieses Ereignis. Viele Klassenkameraden berichteten aus ihrem weiteren Familienkreis über schlimme Folgen. Im Südwesten Deutschlands hatten viele Menschen noch zwei Tage später keinen Strom, viele Industrieanlagen standen still und hatten nun Mühe, ihren Betrieb wieder aufzunehmen. Die Lehrer sprachen mit uns über alles. Sie erklärten, wie und warum der Anstieg der mittleren Temperatur der Atmosphäre solche Folgen nach sich zieht und wir lernten, welchen volkswirtschaftlichen Schaden ein Orkan anrichten kann und dass wir uns im naturwissenschaftlichen Unterricht anstrengen sollten, um die Vorgänge in der Umwelt noch besser verstehen zu können. So wurde an unserer Schule der sogenannte „objektorientierte Unterricht“ neu eingeführt. Das war eines der wahlweise obligatorischen Angebote, die ab der sechsten Klasse fachübergreifendes Wissen vermitteln sollten. Wir behandelten zum Beispiel das Thema „Wasser“. Dies beinhaltete nicht nur Wasserkreisläufe, wie wir sie aus dem Erdkundeunterricht kannten oder die Aufbereitung von Abwasser und die Wasserversorgung der Bevölkerung, die uns die Umweltkundelehrerin erklärt hatte. Wir lernten viel mehr: Warum schwimmt ein Schnipsel Papier auf der Wasseroberfläche und warum klappt das nicht mehr, wenn man etwas Spülmittel dazu tut? Wir ließen Wassertropfen auf einer heißen Kochplatte tanzen. Von einem nahegelegenen Tümpel brachten wir einige Proben trüber Brühe mit und konnten unter dem Mikroskop viele Kleintierchen darin beobachten. Warum wird dieses Lebenselixier elektrisch leitfähig, wenn man Salz dazu gibt? Was passiert dann mit den Tierchen? Warum steigt das Wasser in dünnen Röhrchen von alleine nach oben? Fragen über Fragen, die allerdings erst einmal gestellt sein wollen, bevor man ihre Beantwortung interessant finden kann. Und mit diesen Antworten lernten wir die Bedeutung und die Kraft des Wassers kennen und verstanden, wie Süßwasser beim Gefrieren Kristalle bildet und warum das uralte Eis in Grönland auch ganz schnell wieder auftauen kann. Solcherlei Unterricht bereitete Spaß und ermöglichte uns, später in anderen Zusammenhängen über den Tellerrand eines Unterrichtsfaches hinaus zu schauen. Zum Glück ist mir die daraus erwachsene Neugier über die nächsten Jahre erhalten geblieben, obwohl die Mädchen der Klasse – und freilich auch die der Nachbarklassen – seltsamerweise immer hübscher wurden. Das lenkte natürlich in keiner Weise vom Schulischen ab, obwohl man diesem überaus erfreulichen Umstand von Zeit zu Zeit unbedingt eine gehörige Portion verstärkte Aufmerksamkeit widmen musste.

      So wurde ich langsam erwachsen, genoss meine Jugendzeit und nahm dabei kaum wahr, welche Entwicklungen in der Welt unterdessen immer bedrohlicher wurden. In Polen waren zwei Sommer nacheinander durch längere Trockenphasen die Getreideernten um ein ganzes Drittel geringer ausgefallen, als üblich. In Kasachstan hatten Heuschreckenschwärme einen Großteil der landwirtschaftlichen Erträge zerstört und Mittel- und Westeuropa wurde weiter von der asiatischen Buschmücke geplagt. Die Zahl der jährlichen Neuerkrankungen mit Denguefieber erreichte immer neue Rekorde und führte aufgrund der notwendigen Schutzmaßnahmen zu Kosten in Milliardenhöhe und damit zu erheblich gestiegenen Krankenkassenbeiträgen. Dennoch war das gesellschaftliche Umfeld, in dem wir uns damals bewegten, trotz der Ideen und Bemühungen unserer Lehrer nicht von viel Verständnis für ökologische Probleme geprägt. Nennenswerte Umweltbewegungen existierten nicht mehr und warnenden UN-Organisationen schenkte man keinen Glauben. Es schien, als sei menschliche Flexibilität in Phlegma umgeschlagen. Stattdessen nahmen internationale Konflikte und deren Schärfe zu und die Zahl diplomatischer Verwicklungen zwischen den Staaten beunruhigte die Erwachsenen zunehmend. Wie wir Schüler der siebten Klasse im Umweltkundeunterricht erfuhren, wurde im Süden der Türkei ein Mammut-Staudammprojekt umgesetzt. Zweiundzwanzig Staudämme, neun Elektrizitätswerke und fünfundzwanzig riesige Bewässerungsanlagen sollten gebaut werden. Die Lehrer hatten uns immer ermuntert, im Unterricht unsere Meinungen zu sagen und miteinander zu diskutieren, und so meldete ich mich und meinte, dass Wasserkraft doch eine vernünftige Sache sei. Fürs Klima prinzipiell richtig, bestätigte die Lehrerin, wandte aber ein, wir dürften die gewaltigen Umweltschäden und die gesellschaftlichen Folgen nicht vergessen. Sie erzählte uns, dass über einen Zeitraum von vielen Monaten über neuntausend Dörfer und Kleinsiedlungen geräumt, eine Vielzahl von Kleinbauern ruiniert und insgesamt fast einhunderttausend Menschen vertrieben worden waren. Auch der Eingriff in die Natur war ein einziges Desaster. Sie bereitete an ihrem Laptop verschiedene Dateien vor und dann sahen wir eine filmische Dokumentation an, die schon uns unerfahrene Schüler die Köpfe schütteln ließ. Der Rückstau beider Flüsse Euphrat und Tigris flutete oberhalb der Staudämme historischen Kulturlandschaften und unterhalb vertrocknete das Schwemmland. Die zu geringe Bewaldung der Berghänge zog deren Oberfläche in Mitleidenschaft und das Erdreich rutschte in die Stauseen, die daraufhin zu verschlammen drohten. In den Gebieten, die man bewässern wollte, stieg der Grundwasserspiegel, was vermehrt Bodensalze nach oben beförderte. Experten mussten sich eingestehen, dass auf salzhaltigen Böden auch mit zusätzlicher Bewässerung kein vernünftiger Ertrag mehr zu erzielen ist. Weitere Filmausschnitte zeigten, wie dem neu entstandenen Kurdistan, dem Protektorat Amerikanisch-Syrien und dem wahhabitischen Kalifat die eigenständige Versorgung mit Trinkwasser entzogen wurde. Beide Flüsse, die früher das fruchtbare Zweistromland versorgt hatten, begannen an ihrem Mittel- und Unterlauf auszutrocknen. Die Lehrerin erklärte uns, dass der Kampf ums Wasser fast einen neuen Krieg auslöste, der nur in allerletzter


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