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Die Forsyte-Saga. John GalsworthyЧитать онлайн книгу.

Die Forsyte-Saga - John Galsworthy


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Rechnungen durchzugehen, und fünf Minuten vor der festgesetzten Zeit betrat er das Zelt, das der Architekt dicht an der alten Eiche für sich hatte aufschlagen lassen.

      Die Rechnungen lagen auf einem Klapptisch schon bereit, und mit einem Kopfnicken setzte sich Soames, um sie zu studieren. Erst nach einer Weile blickte er auf.

      »Ich werde nicht klug daraus,« sagte er schließlich; »sie betragen beinahe siebenhundert mehr, als abgemacht war!«

      Nach einem Blick auf Bosinneys Gesicht, fuhr er schnell fort:

      »Wenn Sie diesen Baumenschen gegenüber nur einen festen Standpunkt einnehmen, lassen sie schon nach. Sie betrügen einen überall, wenn man nicht aufpaßt. Rechnen Sie von allem 10 Prozent ab. Es soll mir nicht darauf ankommen, wenn es die Grenze um hundert Pfund etwa übersteigt!«

      Bosinney schüttelte den Kopf.

      »Es ist alles auf Heller und Pfennig berechnet!«

      Soames stieß den Tisch mit einer zornigen Bewegung fort, so daß die Blätter zu Boden flatterten.

      »Dann muß ich aber sagen,« stieß er erregt hervor, »Sie haben da was Schönes angerichtet!«

      »Ich habe Ihnen hundert Mal gesagt,« erwiderte Bosinney scharf, »daß Extraausgaben kommen würden und habe Sie wieder und wieder darauf aufmerksam gemacht!«

      »Das weiß ich,« knurrte Soames, »gegen eine Zehnpfundnote hier und da hätte ich auch nichts einzuwenden. Wie konnte ich aber wissen, daß Sie unter ›Extraausgaben‹ gleich siebenhundert Pfund verstehen?«

      Die Charaktereigenschaften der beiden Männer trugen mit zu dieser nicht unerheblichen Meinungsverschiedenheit bei. Einerseits reizte es den Architekten bei der Hingabe an seine Idee und seine Schöpfung, an die er glaubte, wenn er aufgehalten und zu Notbehelfen gezwungen wurde; andrerseits wollte Soames in seiner nicht minder wahren und aufrichtigen Hingabe an dieses höchste, nur durch Geld erreichbare Ziel nicht glauben, daß Dinge, die dreizehn Schillinge wert waren, nicht auch für zwölf zu haben seien.

      »Ich wollte, ich hätte es nie übernommen Ihr Haus zu bauen,« sagte Bosinney plötzlich. »Sie kommen hier heraus und quälen mich zu Tode. Sie wollen für Ihr Geld doppelt so viel wie jeder andere, und jetzt, wo Sie ein Haus haben, wie es so groß in der ganzen Gegend kein ähnliches gibt, wollen Sie nicht zahlen. Wenn Sie die ganze Geschichte wieder los sein wollen, werde ich schon für den Betrag aufkommen, der den Kostenanschlag übersteigt, aber, der T–eufel hole mich, wenn ich noch eine Hand für Sie rühre!«

      Soames gewann seine Fassung wieder. Da er wußte, daß Bosinney kein Kapital besaß; betrachtete er diesen Vorschlag als tolle Unbesonnenheit. Er sah auch, daß ihm dies Haus, an dem sein Herz hing, auf unbestimmte Zeit hinaus vorenthalten bleiben würde, und gerade in dem entscheidenden Augenblick, wo alles auf die persönliche Sorgfalt des Architekten ankam. Außerdem mußte auch auf Irene Rücksicht genommen werden! Sie war in der letzten Zeit sehr sonderbar. Er glaubte wirklich, daß sie den Gedanken an das Haus überhaupt nur erträglich fand, weil sie für Bosinney eingenommen war. Er durfte es doch zu keinem offenen Bruch kommen lassen.

      »Sie brauchen sich nicht so zu ereifern,« sagte er. »Wenn ich mich in die Sache finden will, brauchen Sie sich doch nicht zu beklagen. Ich meine nur, daß wenn Sie mir sagen, eine Sache kostet so und so viel – so möchte ich – möchte ich eben wissen, woran ich bin.«

      »Sehen Sie!« sagte Bosinney, und Soames war ärgerlich und erstaunt zugleich über das Verschmitzte in seinem Blick. »Sie erhalten meine Dienste für einen schändlich billigen Preis. Für die Arbeit und die Zeit, die ich auf dieses Haus verwendet habe, hätten Sie bei Littlemaster oder einem andern dieser Tölpel viermal soviel zahlen müssen. Sie aber wollen einen Baumeister ersten Ranges zu einem Preise vierten Ranges, und das gerade haben Sie wirklich erreicht!«

      Soames sah, daß er es wirklich ernst meinte, und so ärgerlich er auch war, stiegen die Folgen eines Zwistes nur zu lebhaft vor ihm auf. Er sah das Haus unvollendet, seine Frau rebellisch und sich selbst dem allgemeinen Gespött ausgesetzt.

      »Wir wollen die Sachen durchgehen,« sagte er mürrisch, »und sehen, wie das Geld draufgegangen ist.«

      »Sehr gern,« pflichtete Bosinney bei. »Aber wir müssen uns beeilen, wenn Sie nichts dagegen haben. Ich möchte rechtzeitig zurück sein, um mit June ins Theater zu gehen.«

      Soames warf ihm verstohlen einen Blick zu und sagte: »Sie treffen wohl bei uns mit ihr zusammen?« Er war jetzt immer dort zu finden!

      In der Nacht vorher war ein Regen niedergegangen – ein Frühlingsregen und die Erde duftete nach Feuchtigkeit und wilden Gräsern. Der warme leise Wind bewegte die Blätter und die goldenen Knospen der alten Eiche hin und her, und im Sonnenschein sangen die Amseln sich die Seele aus dem Leib.

      Es war ein Frühlingstag, der jeden mit einem unaussprechlichen Verlangen, einer schmerzlichen Weichheit, einem Sehnen erfüllt, daß er wie gebannt dasteht, die Blätter oder Gräser anschaut und die Arme ausbreiten möchte, um zu umarmen – er weiß nicht was. Von der Erde stieg eine schwache Wärme auf und stahl sich durch das frostige Gewand, in das der Winter sie gehüllt. Es war ihr zärtlich Locken, sich in ihre Arme zu stürzen, sich hinzustrecken und die Lippen an ihre Brust zu pressen.

      An einem solchen Tage hatte Soames einst Irenens Jawort erhalten, das er so oft von ihr begehrt. Auf einem umgestürzten Baumstamme hatte er gesessen und zum zwanzigsten Male gelobt, daß sie so frei sein sollte, als habe sie ihn nie geheiratet, wenn ihre Ehe unglücklich werden sollte!

      »Schwörst du es?« hatte sie gesagt. Vor ein paar Tagen hatte sie ihn an diesen Schwur erinnert. »Unsinn!« hatte er erwidert: »So etwas kann ich nicht geschworen haben!« Jetzt fiel es ihm durch einen fatalen Zufall wieder ein. Was für törichte Dinge schwören Männer doch um der Frauen willen! Um sie zu gewinnen, hätte er es jederzeit geschworen! Er würde es jetzt noch schwören, wenn er sie dadurch rühren könnte – aber niemand konnte sie rühren, sie hatte ein kaltes Herz!

      Und Erinnerungen drangen mit dem frischen süßen Duft des Frühlingswindes auf ihn ein – Erinnerungen an sein Liebeswerben.

      Im Frühling des Jahres 1881 hatte er seinen alten Schulkameraden und Klienten, George Liversedge aus Branksome besucht, der in der Absicht, seine Kiefernwälder in der Nähe von Bournemouth auszunutzen, Soames damit betraut hatte, die zu diesem Zwecke nötige Gesellschaft zu gründen. Mit ihrem feinen Gefühl für das Schickliche hatte Mrs. Liversedge ihm zu Ehren einen musikalischen Tee gegeben. Erst spät während dieser Darbietungen, die Soames, der nicht musikalisch war, unsagbar langweilten, fiel ihm das Gesicht eines jungen Mädchens in Trauer auf, das allein dastand. Die Linien ihrer hohen, noch ziemlich zarten Gestalt zeichneten sich durch den weichen anschmiegenden Stoff ihres schwarzen Kleides, die Hände in schwarzen Handschuhen hielt sie verschränkt, die Lippen waren leicht geöffnet, und die großen dunklen Augen schweiften von Gesicht zu Gesicht. Ihr tief im Nacken aufgestecktes Haar schimmerte über dem schwarzen Kragen wie Gewinde leuchtenden Metalls. Und als Soames dastand und sie anschaute, durchzuckte ihn ein Gefühl, wie fast jeder Mann es einmal spürt – eine seltsame Befriedigung der Sinne, eine seltsame Gewißheit, die Romanschreiber und alte Damen Liebe auf den ersten Blick nennen. Verstohlen beobachtete er sie, suchte sogleich die Wirtin auf und wartete ungeduldig das Aufhören der Musik ab.

      »Wer ist das junge Mädchen mit blondem Haar und dunkeln Augen?« fragte er.

      »Die – ach, das ist Irene Heron. Ihr Vater, Professor Heron, starb im vorigen Jahr. Sie lebt mit ihrer Stiefmutter zusammen. Ein reizendes, ein hübsches Mädchen, aber ohne Geld!«

      »Bitte, stellen Sie mich ihr vor,« sagte Soames.

      Er wußte nur sehr wenig zu sagen und wurde durch sie nicht eben ermuntert. Aber er verließ sie mit dem festen Entschluß, sie wiederzusehen. Ein Zufall half ihm seinen Vorsatz auszuführen, als er sie mit ihrer Stiefmutter auf dem Steg traf, wo sie jeden Vormittag von zwölf bis eins spazieren zu gehen pflegte. Soames machte erfreut die Bekanntschaft dieser Dame, und es währte nicht lange, bis er in ihr den erwünschten Bundesgenossen erkannte.


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