Der Mythos des Athamas in der griechischen und lateinischen Literatur. Manuel Caballero GonzálezЧитать онлайн книгу.
gilt.
Kannicht zufolge27 schrieb Riedweg das Frg. 835 Kannicht und Frg. 490; 624 Kannicht / SnellEuripidesPhrixos A-B:Frg. 490 Kannicht / SnellEuripidesPhrixos A-B:Frg. 835 KannichtEuripidesPhrixos A-B:Frg. 624 Kannicht / Snell der Adespota dieser Tragödie zu.
III.4.3 PhrixosPhrixos B
Van Looy behauptet kategorisch: „Grâce a l’hypothèse du Phrixos B récemment retrouvée sur papyrus, nous savons qu’HYGIN (fab. 2HyginusFab. II–début 3) a résumé cette tragédie. Seuls les mots « Atamante postea … » jusqu’a la fin de la fable 2. sont étrangers au Phrixos B“1. Die letzte Szene sowohl der Hypothesen als auch der Fabel von Hygin ist wahrscheinlich eine Erfindung von Euripides. Der Wahnsinn von Phrixos und Helle ist das Bindeglied, um die Rettung der Kinder von Athamas durch den Widder einzuführen.
Gantz meint auch, die Erzählung der 2. und 3. Fabel von Hygin „smacks of tragedy, and indeed a hypothesis to the second of Euripides’ Phrixos plays found at Oxyrhynchos in recent years confirms that playwright’s use of the material“2. Luppe aber ist vorsichtiger: „Weiterhin klingt z.B. auch der Anfang von fab. 3 an den Schluß der Hypothesis zu Euripides „Phrixos“ B an“3. Möglicherweise hat Hygin m.E. eine der Tragödien mit dem Titel Phrixos in diesen beiden Fabeln präsentiert; da die Hypothesis so fragmentarisch erhalten ist, ist es riskant eine solch starke Behauptung, wie sie Jouan / Van Looy und Gant vorschlagen, aufzustellen.
Der belgische Gelehrte meint, wie auch François Jouan, dass die Aktion vor Athamas’ Palast in BöotienBöotien stattfindet, nämlich in OrchomenosOrchomenos4; Kannicht5 ist damit einverstanden. Welcker, der, wie oben gesagt, die zwei Tragödien in einer einzigen vermischt, schlägt eine andere Lokalisierung für ‚dieses Werk‘ vor, indem er den Anfang der Tragödie erläutert6. Der Grund liegt in Folgendem: „Den Prolog im Phrixos spricht Ino in ThebenTheben, wo ihr Gemahl herrscht“7.
Die Personen wären Athamas, Ino8, Phrixos, ein Diener, … ; zu diesen Figuren könnte laut Kannicht am Ende des Dramas entweder ein Bote oder ein(e) deus uel dea ex machina9 erscheinen; in diesem letzten Fall könnte es Liber oder eher Nephele sein10. Jouan / Van Looy meinen, es sei unmöglich zu wissen, wer im Chor auftritt. Gantz aber denkt, „Euripides’ Phrixos B used Nephele-Phrixos-Ino for its plot“11, er bestimmt es jedoch nicht genauer. Er vermutet, dass Euripides der erste Tragiker gewesen sein könnte, der Phrixos’ Opfertod in Szene setzte.
Wenn die freiwilligfreiwillige Hingabe von Phrixos dargestellt wurde, ist es möglich, dass die Geschichte von Phrixos, die häufiger in Süditalien (elf Fresken in Pompeji) als in Griechenland war12, während des Peloponnesischen Krieges verfasst wurde, wie es auch bei anderen Dramen der Fall war, die den freiwilligen Opfertod des Protagonisten beinhalten. Einige schrieben auch das Frg. 1007c KannichtEuripidesPhrixos A-B:Frg. 1007c Kannicht diesem Phrixos13 zu.
Van Looy behauptet, dass der sogenannte Krater des Vasenmalers Asteas, der sich derzeit im Museum von Neapel befindet, irgendwie mit dem zweiten Phrixos verknüpft sei14. Es empfiehlt sich einen kleinen excursus zu machen und diesen Krater kurz zu analysieren. Hier sein Bild:
Krater des Malers Asteas. Phrixos und Helle fliehen auf dem Widder
Diese Vase befindet sich im Museo Archeologico Nazionale di Napoli15. 1858 wurde sie in Paestum gefunden, wobei ihr Fund fast unbeachtet blieb. Wichtig ist, den Fundort festzuhalten, denn der bei Trendall16 ‚von Phrixos und Helle‘ genannte Mythos wurde oft in der in Süditalien gemalten Keramik dargestellt. Bruneau datiert sie ca. Mitte des 4. Jh. v. Chr.17. Wie man sehen kann, ist sie in keinem guten Zustand erhalten: Es fehlen z.B. der Großteil des Kopfes und der linken Hand von Phrixos. Dieser Krater ist dennoch einzigartig, denn er zeigt nicht nur Phrixos, sondern beide Kinder Nepheles auf dem Widder. Die späteren ikonographischen Belege, vor allem die Fresken in Pompeji, stellen zwar Helle auf dem Widder dar, aber erst nach dem SturzSturz, wenn sie langsam in die Tiefe des Meers versinkt.
In der Mitte des Kraters sind Phrixos und Helle18 zu sehen, die auf einem riesigen, ehemals wahrscheinlich weißen und goldenen Widder sitzen. Trendall entscheidet sich eher für den Flug als für die Schiffahrt, denn er schreibt listig, der Widder „[is] flying over the sea, represented pictorially by a Triton, a Scylla, a sea monster and seven small fish“19. Nach diesem Forscher stellen Scylla und Triton die Meerwelt und nicht das Böse dar, wie es anderswo angedeutet wurde. Links oben steht Nephele, von deren Beischrift vier Buchstaben (ΝΕΦΕ..) erhalten sind; sie breitet einen Umhang, ähnlich einer WolkeWolke, aus, um ihre Kinder zu beschützen. Schaunberg meint, dass Nepheles Oberkörper „einer Silenbüste entspricht“20. In der gegenüberliegenden Ecke ist Dionysos zu sehen, von dessen Namen nur die beiden letzten Buchstaben (……ΟΣ) erhalten sind; er sitzt auf einem Panther, hinter ihm ein alter Silen. Die Szene ähnelt – Trendall weist darauf hin21 –, dem Anfang der 3. Fabel von Hygin. Nach der Hypothesis des zweiten Phrixos von Euripides wäre dieses Bild die letzte Szene des Dramas. Das Problem liegt darin, dass es zwei dei-ex-machina gäbe, Nephele, die den Widder gibt, und Dionysos, der sie verfolgt.
Dies ist nicht das einzige Keramikstück, das mit dieser Tragödie verbunden wurde. Über den in Madrid (Mus. Arq. Nac. 11091)22 sich befindenden Glockenkrater, sagt Schwanzar: „Nach G. Bergers Hypothesis (mündlich) könnte eine Szene aus der Tragödie ‚Phrixos‘ B des Euripides … dargestellt sein“23. Auf dem Krater – datiert um 370–360 n. Chr. – ist eine Opfersszene dargestellt. Hier die Abbildung:
Krater in Madrid
Das Bild zeigt vier Figuren. In der Mitte steht ein Knabe hinter einem Altar, links davon steht ein bärtiger Mann, mit Himation, Petasos und Caduceus, den Trendall, meiner Meinung nach treffend, als HermesHermes interpretiert; dieser Mann streckt seine Hand in Richtung des Knaben. Rechts von diesem befindet sich ein anderer bärtiger Mann mit einem Zepter in der Hand. Der junge Mann neben dem Altar, der einen Umhang trägt und dem zentralen Knaben nah ist, könnte ein Helfer beim Opferungsritus sein.
Schwanzar betrachtet die Figur auf der linken Seite nicht als HermesHermes und bezieht sich dabei auf Hyg. Fab. IIHyginusFab. II: „In der Figur [erscheint] nicht Hermes, sondern der Bote, der durch seine Intervention die Opferung des Phrixos verhindert“24. Wenn er nur ein Helfer wäre, wäre es nicht gerechtfertigt25, dass er als Diener alle die Kleidungsstücke trägt, die Hermes entsprechen. Wenn man aber die Figur mit diesem Gott identifiziert, liegt das Problem darin, dass es keinen literarischen Beleg gibt, in dem Hermes für die Rettung von Phrixos eintritt26. Abgesehen von nebensächlichen Bemerkungen im Mythos über Athamas, z.B. er sei derjenige, der Aietes die Nachricht überträgt, damit der König Phrixos in Kolchis aufnimmt27, oder der Nephele den Widder überlässt28Hermes, oder zu dessen Ehre Phrixos den Widder opfert29, tritt Hermes nur zweimal direkt in dieser SageSage auf, und zwar in zwei Textstellen von Apollonios von Rhodos: In A.R. II 1143–1145Apollonios von RhodosA.R. II 1143–114530, wo Hermes den Pelz des Widders vergoldet, nachdem Phrixos seinen Auftragt erfüllt hat, und in A.R. IV 120–121Apollonios von RhodosA.R. IV 120–121, wo behauptet wird – das einzige Mal in der ganzen griechischen und lateinischen Literatur –, dass Hermes selbst Phrixos den Widder übergeben habe. In diesem Fall gibt Hermes Athamas’ Sohn den Widder, damit er sich vor der Gefahr retten kann. Auf dem Krater aber mischt sich Hermes ein, ohne dass der Widder irgendwo erscheint.
Meiner Ansicht nach stellt dieser Krater jedoch die I-P-H-Version des Mythos von Athamas dar; riskant ist es aber m.E., diese Zusammenstellung dem zweiten Phrixos von Euripides zuzuschreiben.
Letztlich denken Jouan / Van Looy über den aus Tarent stammenden, jetzt in Berlin (Staatl. Mus. 1984.41)31 befindlichen Volutenkrater, „s’inspire probablement du drame euripidéen“32.
A) Die Handlung
Im P. Oxy. 2455 folgt