Der Mythos des Athamas in der griechischen und lateinischen Literatur. Manuel Caballero GonzálezЧитать онлайн книгу.
Das P. Oxy. 2455 (Z. 236–241) enthält den letzten Teil der Hypothese, der in das P. Oxy. 3652 nicht überliefert wurde.
Der erhaltene Text lautet: | Luppes Version: |
]-τ̣ο[̣ [ | μητρὶ (- – -) ἑαυτῶ]ι ̣π̣ó[̣ρον |
[…]ηι· τ[ κ]ινδυν[ | π[̣ορισάσ]ηι· τ[οῦ φυγεῖν ἐκ κ]ι̣νδύν[ου· |
διδόν[αι] ων[ ἀ]ναγκαιό- | διδόν[αι] ω̣ν[ ἀ]ναγκαιό- |
τερον ἡγησά[μεν ]νος· ἤ πατρὶ κίνδυνον | τερον ἡγησά[μεν ]νος· ἤ πατρὶ κίνδυνον |
ἐπιστήσαν[τ.(.)] δ̣ι̣ὰ̣ γυναῖκα. | ἐπιστήσαν[τ.(.)] δ̣ι̣ὰ̣ γυναῖκα. |
Luppe meint, „es ginge um die Rettung durch Nephele aus der Gefahr, in die Athamas seinen Sohn der Ino wegen (die seine Opferung forderte) gebracht hatte“13.
Dieser Text unterscheidet sich wesentlich von dem Vorschlag, den E.G. Turner, der erste Herausgeber des Textes, anbot und den Luppe in einem früheren Artikel kritisiert hatte14; Turner liest die Textstelle so: ἀ]λλ[᾿ ἀ]ναγκαιό|τερον ἡγησά[̣με]νος ἤ̣ πατρικὸ̣ν κε[ρ]αυνὸν ἐπιστήσαν[τα] δ̣ι̣ὰ̣ γυναῖκα, und vermutet als mögliches Subjekt entweder Dionysos oder HermesHermes oder sogar ApollonApollon15. Lloyd-Jones16 bringt Turners Übersetzung der Zeilen 39–40: „but thinking it (or him) more closely akin than one who set in motion his father’s thunderbolt because of a woman“. Eine genauere Leseart der Textstelle dank einer vergrößerten Abbildung, „löst das Rätsel und lässt den ‚väterlichen Blitz‘ im Nichts verschwinden“17. Zum oben geschriebenen Text bietet Luppe eine Alternative dar:
238 | διδόν[τ]ω̣ν [ἐπιμελεῖσθαι ἀ]ναγκαιό- τερον ἡγησά[̣με |
]νος ἤ πατρὶ κίνδυνον | |
240 | ἐπιστήσαν[τος] δ̣ι̣ὰ̣ γυναῖκα18. |
„Von welchen Personen gesprochen wird, lässt sich allenfalls raten“19, fasst Luppe zusammen; er deutet darauf hin, dass sich ἐπιστήσαν[τ- entweder auf Phrixos oder sogar auf Melikertes oder am wahrscheinlichsten auf Learchos beziehen könnte. Mit διδόν[τ]ω̣ν würden Phrixos und Helle angedeutet. Der Vater ist angeblich Athamas, die Frau Ino. Es gilt aber nicht als sicher.
Wie schon vorher gesagt, benutzt Lloyd-Jones die Information dieser Handschrift, um Wilamowitz’ Fehler deutlich zu machen: Der deutsche Gelehrte hatte in Analecta Euripidea bestritten, dass zwei Tragödien mit dem Titel Phrixos existierten.
Kannicht hat persönlich beide Papyri untersucht und meint „Phrixi I argumentum quantum nunc in P. Oxy. 2455+3652 exstat (test. iia) cum Apollod. BiblApollodorosApollod. I 9, 1. I 9, 1“20. Er nimmt an, dass die Geschichte von Athamas, Ino und Phrixos aus den Ereignissen zweier Orte entstanden ist: Der eine Ort ist Laphystios, ein Berg in BöotienBöotien mit dem Tempel von JupiterJupiter Laphystios, der andere ist die Stadt HalosHalos, in der thessalischen Phthia.
Zum Schluss lässt sich die Handlung folgendermaßen zusammenfassen: Athamas, Aiolos’ Sohn, war im ersten Phrixos König von ThessalienThessalien. Er heiratete Nephele, die ihm Helle und Phrixos gebar; daraufhin heiratete er erneut Ino. In diesem Drama wurde auch über eine StiefmutterStiefmutter, die die Frauen aus Thessalien zusammengerufen hatte, über die Sterilität, über eine Befreiung, nachdem Phrixos etwas zugestoßen ist21, über Delphi und über eine Überzeugung22 geredet. Die Szene sollte in Thessalien, und zwar in der Stadt HalosHalos stattfinden. Die Personen waren Athamas, Ino, Phrixos, …
Aélion denkt, dass die Rekonstruktion des ersten Phrixos schwieriger ist als die des zweiten. E.G. Turner glaubte nach der Meinung von Aélion23, dass es in beiden Phrixos um dasselbe Thema ging. Interessanter ist Websters Überlegung, ob es sich bei diesem Drama nicht um Phrixos’ AbenteuerAbenteuer in Kolchis handeln könnte24; laut Aélion will Webster dadurch die unterschiedliche Lokalisierung des Königs Athamas in der jeweiligen Tragödie rechtfertigen; meiner Meinung nach wird dieser Punkt auf diese Weise nicht geklärt25. Auf jeden Fall ist es sehr wahrscheinlich, dass es in einem der zwei Phrixos um ein Rettungsschema ging, worauf Aélion hinweist: „un personnage affronté à un danger