Verstrickung des Herzens. Heather GrahamЧитать онлайн книгу.
er ihre Taille noch fester und sah sie zusammenzucken. »Nein, Miss Warren, er hat mich niemals angerührt. Sonst wäre er bereits tot. Aber seine Brutalität hat mich tief getroffen.«
»Auch die Weißen wurden brutal behandelt, von vielen Indianern ...«
»Nicht von mir, Miss Warren.«
»Sie tun mir weh! Halten Sie mich nicht so fest ...«
»Vielleicht sollte ich Sie gar nicht halten.« Abrupt blieb er stehen, und sie verlor das Gleichgewicht, so daß sie an seine Brust sank. In ihrer Verwirrung trat sie nicht zurück. Und er spürte ihren Herzschlag an seinem, roch ihren süßen, femininen Duft, starrte in ihre Smaragdaugen.
»Oh, da seid ihr ja!« rief jemand, und James erkannte Harringtons Stimme. Sofort schob er Miss Warren von sich. »Champagner?« fragte der Major fröhlich. »Teela, James?«
»Danke, ich habe schon genug.« James verneigte sich vor Miss Warren. »Wenn Sie mich entschuldigen würden ...«
Er kehrte in die Halle zurück, begrüßte alte Freunde, die ihm den Weg versperrten und sich nach der Kriegssituation erkundigten. Geduldig beantwortete er die Fragen, versuchte die Leute zu beruhigen und sein Volk zu verteidigen.
Aber wie konnte man den Krieg verteidigen?
Endlich gelang es ihm, in den Oberstock zu flüchten. Er schaute nach Jarretts kleinem Sohn, der friedlich in der Wiege neben dem Bett seiner Mutter schlummerte. Dann schlich er in Jennifers Zimmer. Auch sie schlief tief und fest, ein Lächeln auf dem Engelsgesicht. Behutsam küßte er ihre Stirn, und sein Herz sehnte sich erneut schmerzlich nach der Frau und dem Kind, die er verloren hatte.
Er ging in sein Zimmer und zog die Weste und das Rüschenhemd aus. Nur mit seinen Breeches und den Stiefeln bekleidet, betrat er den Balkon und schaute zum Zypressenwald hinüber. Zwischen den alten Bäumen wand sich der Fluß dahin. Fruchtbares Land lag im Osten, jetzt abgebrannt und verwüstet von den Kämpfen zwischen Weißen und Indianern, die immer weiter nach Süden gedrängt wurden.
Plötzlich hörte er ein Geräusch und wandte sich zur benachbarten Balkontür. Sie stand am Geländer, vom Mondschein umflossen, und blickte zum Himmel hinauf.
Im sanften Nachtwind flatterte ihr frisch gebürstetes, offenes Haar, das über ihrem Rücken hinabhing, voller roter Glanzlichter. Sie trug ein schlichtes, weißes Nachthemd, unter dem sich ihre hoch angesetzten, runden Brüste abzeichneten, die schmale Taille, die schön geschwungenen Hüften.
Was für ein verführerisches Bild sie bot ... Gegen seinen Willen erhitzte sich sein Blut. »Zum Teufel mit ihr!« murmelte er, und sie starrte ihn erschrocken an.
Er stand im Schatten, an der Hausmauer. Nun trat er vor, und sie schrie unterdrückt, eine Hand auf den Mund gepreßt. »Was machen Sie hier?« fragte sie atemlos und runzelte die Stirn.
»Das ist mein Zimmer.« Die Arme vor der Brust verschränkt, neigte er sich zu ihr hinüber und glaubte, sie würde zurückweichen. Doch sie blieb stehen und musterte ihn im nächtlichen Silberschein.
»Wenn das Ihr Zimmer ist, sollten Sie hineingehen.«
»Warum? Ich war zuerst hier draußen, und Sie haben mich gestört.«
Viel zu deutlich zeichneten sich ihre Brüste unter dem dünnen Nachthemd ab, perfekt wie Marmor. Die Versuchung war zu groß, und er berührte ihre Wange, ihre Schultern, zog sie an sich, getrieben von einem unwiderstehlichen Verlangen, diese vollen Lippen zu kosten.
Süß schmeckte ihr Mund, nach frischer Minze. Die Finger in ihr dichtes Nackenhaar geschlungen, schob er seine begierige Zunge zwischen ihre Zähne. Nicht genug. Mit der anderen Hand liebkoste er eine ihrer Brüste und streichelte die zarte Knospe.
Ihr Atem stockte, ihre Finger glitten zu seinen Schultern hinauf, und ein halb erstickter Laut begleitete den Kuß.
In wachsender Erregung begann James zu zittern. Um Himmels willen, was tat er da? Das durfte nicht geschehen.
Energisch stieß er sie von sich. Sie bebte am ganzen Körper und starrte ihn verwirrt an. Weil er sie so leidenschaftlich geküßt und dann losgelassen hatte?
»Gehen Sie in Ihr Zimmer zurück!« befahl er ärgerlich.
»Sir, Ihr Benehmen ist einfach unterträglich!« fauchte sie, hob eine Hand und schlug ihm ins Gesicht.
Damit hätte er rechnen müssen. Aber sein Gehirn war von wilder Begierde umnebelt worden. Nun bewegte er sich instinktiv, packte ihr Handgelenk und riß sie an sich. In ihren Augen las er keine Entschuldigung, keine Angst.
Obwohl er sie schmerzhaft festhielt, zuckte sie nicht mit der Wimper, und sie wehrte sich auch nicht. Statt dessen beobachtete sie ihn wütend und wartete, bis er sie losließ. »Diesmal kommen Sie mir noch mal davon«, warnte er sie. »Aber bedenken Sie, wir befinden uns im Kriegszustand. Wenn Sie einen Indianer schlagen, schlägt er zurück.« Schweigend hielt sie seinem Blick stand, und er schob sie wieder von sich. »Gehen Sie in Ihr Zimmer!«
Sie schlenderte gemächlich zu ihrer Tür, wo sie sich noch einmal umdrehte. »Diesmal werde ich Ihrer höflichen Bitte Folgen leisten, Sir. Aber in Zukunft sollten Sie berücksichtigen, daß das auch mein Balkon ist. Hier darf mich niemand herumkommandieren.«
Erbost verschwand sie in ihrem Zimmer und warf krachend die Tür hinter sich zu.
James sank in sein Bett. Während einer unendlich langen Nacht suchten ihn alle Qualen der Hölle heim.
5
Der Traum begann so wundervoll – tief im Innern des unberührten Landes, das die Creek bei ihrer Wanderung nach Süden entdeckt und für sich beansprucht hatten. Da gab es genug Jagdwild und Fische, auf dem fruchtbaren Boden gediehen Mais und anderes Getreide. Ein Paradies, in dem man sich leicht verlieben konnte ...
Natürlich entstammten sie verschiedenen Clans. Ein Mann mußte außerhalb seiner Familie heiraten. Aber er kannte sie schon jahrelang und liebte sie seit seiner frühen Jugend.
Von der Familie seines weißen Vaters und den Brüdern seiner indianischen Mutter erzogen, war er herangewachsen, trank den schwarzen Trank und legte den Namen seiner Kindheit ab, um ein Mann zu werden. Beim Tanz des Grünen Maises wollte er sie zur Frau nehmen. Trotzdem liebten sie sich schon vorher. Ehebruch wurde streng bestraft. Manchmal schnitt man den Missetätern sogar Nasen und Ohren ab. Doch die Liebe vor der Ehe galt nicht als Vergehen. Und die Zeit war reif dafür.
Zwischen den Bäumen schimmerte die Sonne. Er ritt mit ihr in den kühlen Schatten des Waldes, wo sie abstiegen, das erfrischende Wasser des Flusses tranken und Beeren sammelten. Während er im Moos lag, hörte er sie herausfordernd lachen, sah sie davonlaufen und folgte ihr zum Ufer. In seinem Traum entsann er sich deutlich jenes Augenblicks.
Atemlos wandte sie sich zu ihm, das lange schwarze Haar umflutete ihren Körper wie ein dicht gewirkter Schal. Sie wußte, daß sie ihm nicht entkommen konnte, und sie wollte es auch gar nicht.
Als er sie berührte, sanken sie in die kalten, mit weißem Schaum gekrönten Wellen, richteten sich auf, und er umarmte sie. An jenem Tag trug sie ein weißgebleichtes Lederkleid, das er über ihren Kopf zog und ins Wasser fallen ließ. Und dann liebten sie sich im seichten Fluß, in Licht und Schatten.
Später lagen sie unter tiefhängenden Kiefernzweigen und malten sich die gemeinsame Zukunft aus, wie alle jungen Liebespaare. Um das bestickte weiße Kleid zu suchen, waren sie fröhlich am Ufer entlanggerannt.
Er warf sich unruhig im Schlaf umher. In seinem Traum lief sie wieder davon, und er versuchte sie einzuholen. Doch er konnte sie nicht erreichen. Und als sie zurückschaute, lachte sie nicht ...
Plötzlich war sie verschwunden. Er stand in schwarzem Dunkel, sah einen schluchzenden weißen Mann am Boden knien, das tränennasse Gesicht seines Bruders. Schweigend nahm er seine Frau aus Jarretts Armen entgegen.
Sie lag in ihrem Sarg, den er gemeinsam mit dem Bruder aus einem Zypressenstamm gezimmert hatte. Für Sara war ein