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Tom Sawyers Abenteuer. Mark TwainЧитать онлайн книгу.

Tom Sawyers Abenteuer - Mark Twain


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kann wissen, was gerade kommt. Er scheint ganz genau zu wissen, wie weit er mich plagen darf, um mich in Harnisch zu bringen, und wenn es ihm dann gelingt, mich eine Minute zu unterbrechen, oder mich zum Lachen zu zwingen, so ist alles vergessen und ich könnte ihm auch nicht das mindeste tun. Gott weiß es und es ist die reinste Wahrheit, ich erfülle meine Pflicht nicht gegen diesen Jungen. Wer seiner Rute schonet, der hasset seinen Sohn, sagt die Bibel. Ich weiß, dass ich Sünde auf Sünde, und Strafe auf Strafe häufe, für ihn und mich. Er ist noch voll vom alten Satan, leider Gott! aber er ist auch meiner leiblichen verstorbenen Schwester Sohn, der arme Junge, und ich kann es nicht übers Herz bringen, ihn zu schlagen. So oft ich ihm etwas nachsehe, plagt mich das Gewissen, und wenn ich ihn strafen soll, möchte mein altes Herz schier brechen. Es ist eben so: Der Mensch vom Weibe geboren, lebt wenige Tage und ist voll von Sorge und Unruhe, wie die Schrift sagt. Er wird heute nachmittag die Schule schwänzen, und ich werde ihn zur Strafe dafür morgen tüchtig zur Arbeit anhalten müssen. Es ist zwar sehr hart, ihn an einem Sonnabend, wenn alle Jungen Ferien haben, zum Arbeiten zu zwingen; da er aber die Arbeit über alles hasst, und ich doch meine Pflicht einigermaßen gegen ihn erfüllen will, so muss es dabei bleiben, oder ich werde an seinem Verderben schuld sein.«

      Tom indessen schwänzte die Schule und amüsierte sich vortrefflich. Er kam spät und eben noch früh genug nach Hause, um dem kleinen farbigen Jim vor Nachtessen noch das Holz für den nächsten Tag sägen und Späne machen zu helfen, wobei er ihm seine Großtaten erzählte, während letzterer drei Vierteile der Arbeit that.

      Toms jüngerer Bruder (oder vielmehr Stiefbruder) Sid war mit der ihm zugeteilten Arbeit des Späneauflesens schon zu Ende, denn er war ein ruhiges Kind, und nicht ausgelassener abenteuerlicher Art.

      Während Tom sein Nachtmahl verzehrte und gelegentlich Zucker stahl, nahm ihn Tante Polly ins Examen, und richtete, wie sie meinte, tief durchdachte und äußerst arglistige Fragen an ihn, um ihm gravierende Geständnisse zu entlocken. Wie so manch andere treuherzige, einfältige Seele, glaubte sie sich mit Talent für dunkle, mysteriöse Diplomatie begabt, und sie liebte es, auch ihre durchsichtigsten Absichten als ein Wunder tiefster List zu betrachten. Sie sagte: »Tom, es war so ziemlich warm in der Schule, nicht?«

      »Ja Tante!«

      »Mächtig warm, nicht wahr?«

      »Ja Tante!«

      »Hattest du keine Lust, schwimmen zu gehen?«

      Etwas wie Furcht überlief Tom, ein Anflug von unbehaglichem Verdacht. Er forschte in Tante Pollys Auge, fand aber nichts. Somit sagte er: »Hm, nein, nicht sehr.«

      Die alte Lady streckte die Hand aus und befühlte Toms Hemd.

      »Jetzt ist es dir nicht mehr zu warm, wie ich sehe.« Und sie fühlte sich geschmeichelt, ausfindig gemacht zu haben, dass Toms Hemd trocken war, ohne dass jemand ihre Absicht gemerkt hätte. Aber Tom wusste nun, woher der Wind blies, und was zunächst kommen würde. Somit sagte er, um einer Frage zuvorzukommen: »Wir pumpten einander Wasser auf die Köpfe! Meine Haare sind noch ganz feucht. Willst du fühlen?«

      Tante Polly war versteinert, dass ihr dieser Beweis entgangen und ihre List mißlungen war. Dann hatte sie einen neuen Einfall.

      »Sag' einmal, Tom, musstest du dabei nicht den Hemdkragen abnehmen, den ich dir heute angenäht hatte? Knöpfe deine Jacke auf!«

      Tom fühlte sich erleichtert. Er öffnete seine Jacke. Der Hemdkragen war fest angenäht.

      »Ach was! Geh' weg! Ich war überzeugt, dass du die Schule geschwänzt und dich mit Schwimmen belustigt habest. Aber ich verzeihe dir, Tom. Verbrannte Katzen fürchten das Feuer. Für dieses Mal! Merke dir's!«

      Sie war halb unzufrieden, dass ihr Scharfsinn sie getäuscht, und halb zufrieden, dass Tom sich einmal gehorsam gezeigt hatte.

      Aber Sidney sagte: »Sonderbar, ich meinte, du habest den Kragen mit weißem Faden angenäht, und dieser hier ist schwarz.«

      »Ja so! Ganz richtig. Der Faden war weiß! Tom?!«

      Doch Tom wartete nicht auf den Rest. Er schlüpfte zur Türe hinaus, indem er sagte: »Warte Siddy, das sollst du mir bezahlen.«

      Als er sich in Sicherheit fühlte, zog er zwei große Nadeln hervor, die er in den Aufschlägen seiner Jacke versteckt hatte, und von denen die eine mit weißem, die andere mit schwarzem Faden umwickelt war.

      »Ohne Sid hätte sie es nicht gemerkt. Hol's der Teufel! Bald näht sie mit weißem, bald mit schwarzem Faden. Wenn sie nur bei einer Farbe bliebe! Wie kann ich wissen, ob Weiß oder Schwarz an der Reihe ist? Aber Sid soll dafür herhalten. Ich will ihn lehren!«

      Tom war, wie man sieht, nicht der Musterknabe des Ortes. Es gab aber einen solchen und Tom kannte ihn sehr gut und hasste ihn.

      Nach einigen Minuten hatte Tom jedoch seine Widerwärtigkeiten vergessen. Nicht dass sie ihm leichter oder weniger bitter vorgekommen wären, als man sie in vorgerückteren Jahren zu fühlen pflegt – nein, ein neues, mächtigeres Interesse besiegte sie für jetzt – gerade so wie Erwachsene erlittene Verluste im Eifer neuer Unternehmungen leicht verschmerzen. Es handelte sich um eine sehr bewunderte Novität im Pfeifen, in die ihn ein Neger eingeweiht, und die er jetzt ungestört zu probieren ein heiß Verlangen trug. Diese Neuerung bestand in einer eigentümlichen, vogelartigen Wendung, in einer Art von fließendem Wirbel, der durch kurzes, rasch aufeinanderfolgendes Andrücken der Zunge an den Gaumen – ohne die Melodie zu stören – hervorgebracht wird, und der meinen Lesern, wenn sie jemals Knaben gewesen sind, wohl bekannt sein dürfte. Fleiß und Eifer enthüllten ihm bald den Kunstgriff; – den Mund voll Harmonie und mit jubelndem Gemüt schritt er die Straße entlang. – Ein Astronom, der soeben einen neuen Planeten entdeckt hat, kann sich nicht erhabener fühlen, und wenn zwischen beiden starke, tiefe, ungetrübte Befriedigung in die Waagschale gelegt würde, dürfte sie sich leicht zu Gunsten des Knaben neigen.

      Die Sommerabende waren lang. Noch dunkelte es nicht. Plötzlich hielt Tom mit Pfeifen inne. Ein Fremder stand vor ihm – ein Junge, kaum merklich größer als er selbst. Die Erscheinung eines Unbekannten, jeden Alters oder Geschlechts war ein Ereignis in dem armen kleinen Nest Petersburg. Der Junge war gut gekleidet, zu gut für einen Werktag. Es war zum Staunen. Zierlicher Hut, neue, blautuchene, modische Jacke und Beinkleider. Er trug Schuhe und es war doch nur Freitag. Sogar eine Halsbinde, ein hellfarbiges Band. Er sah so städtisch aus, dass es Tom in der Seele weh that. Er starrte das glänzende Wundertier an, und je mehr er die Nase über dessen Anzug rümpfte, desto schäbiger erschien ihm seine eigene Ausstattung. Keiner sprach. Wenn einer sich bewegte, bewegte sich der andere, aber immer von der Seite, im Kreise herum, Kopf gegen Kopf und Auge gegen Auge. Endlich sagte Tom: »Ich kann dich hauen!«

      »Versuch's einmal!

      »Freilich kann ich's!«

      »Nein, du kannst nicht!«

      »Doch ich kann!«

      »Nein!«

      »Ja! Ich kann!«

      »Nein!«

      »Ja!«

      »Du kannst nicht!«

      Unheimliche Pause. Dann Tom: »Wie heißt du?«

      »Geht dich nichts an!«

      »Ich will dir zeigen, ob!«

      »So zeige!«

      »Wenn du noch viel sagst, so will ich!«

      »Viel, viel, viel, viel! Da!«

      »O, du hältst dich für sehr Pfiffig! Wenn ich wollte, könnte ich dich prügeln mit einer einzigen Hand!«

      »Warum tust du es denn nicht?«

      »Wenn du mich narren willst, sollst du es sehen!«

      »O, ich habe mehr gesehen, als das!«

      »Du Zieraffe, du bildest dir wohl viel ein? Welch' abscheulicher Hut!«

      »Gefällt er dir nicht? Schlag' ihn mir herunter! Wag' es nur – und wohl bekomm's!«


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