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Kleine Erzählungen und Nachgelassene Schriften 1. Gerstäcker FriedrichЧитать онлайн книгу.

Kleine Erzählungen und Nachgelassene Schriften 1 - Gerstäcker Friedrich


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hatte und dann noch hinzusetzte, was sie für köstliche Forellen gegessen und was für delicate Milch sie getrunken – „manchmal habe ich Dich wirklich beneidet, wenn Du mir so in Deinen Briefen jene himmlischen Berge schildertest – aber wenn ich mir dann auch wieder die langweiligen Morgen- und Abendstunden dachte, die Du /91/ gezwungen warst, allein mit der guten Tante zu verleben, und wenn wir junges Volk dann hier so fröhlich beisammen waren und mit einander sangen und lachten, dann thatest Du mir auch wieder leid, und ich hätte Dich gern einmal auch acht Tage ablösen mögen.“

      „Ach, mein liebes Kind,“ sagte Hulda mit einem schelmischen Blick auf die Schwester, indem sie sich ehrbar emporrichtete und sogar mit einem gewissen stolzen, aber doch immer scherzhaften Selbstgefühl fortfuhr, „so sehr verlassen sind wir doch auch nicht gewesen. Junge Leute fanden sich da verschiedene, und ob ich leer ausgegangen, magst Du Dir selber beantworten, wenn ich Dir sage, daß ich sogar persönlich einen eigenen Courmacher gehabt habe.“

      „Du?“ rief Paula im äußersten Erstaunen, und es gab in dem Moment vielleicht kein reizenderes Bild auf der ganzen Welt, als diese beiden bildhübschen Mädchen, in ihren schneeweißen Morgenröcken, die blonden Locken gelöst, die Augen blitzend, das heitere unschuldige Lächeln auf den lieben Zügen, dabei einander sprechend ähnlich, wie ein Antlitz und sein Spiegelbild, Schulter an Schulter, ihre Hände zusammen und sich lächelnd in die Augen schauend. Aber wie lieb hatten sie auch einander, und da gab es nichts, weder Freude noch Schmerz, das sie nicht redlich getheilt, so daß sie oft herzlich mit einander weinten und dann auch wieder eben so herzlich mitsammen lachen konnten.

      Und jetzt erzählte Hulda von einem Courmacher, und zwar einem, den sie allein gehabt, denn hier im elterlichen Hause fiel das ja gar nicht vor. Wo ein junger Mann mit den beiden Zwillingsschwestern zusammentraf und diese fabelhafte Aehnlichkeit zwischen den Beiden sah, mußte er ihnen seine Schmeicheleien immer im Plural sagen, und die beiden Mädchen waren es deshalb auch gar nicht anders gewöhnt.

      „Du?“ wiederholte Paula und konnte den Gedanken noch gar nicht fassen.

      „Ja, ich,“ nickte Hulda glückselig, „ich selber, und weißt Du, wer das noch dazu war? – ein lebendiger Lieutenant – Da!“ und als ob das ein förmlicher Schlag gewesen wäre, der nun erst einmal auf die verblüffte Schwester wirken solle, /92/ zog sie ihre Hand aus der Paula’s, rückte ein Stückchen auf dem Sopha von ihr ab und lachte sie mit ihren blitzenden Augen an.

      „Unsinn,“ sagte Paula und schüttelte, die Schwester betrachtend, den Kopf, „wie sollte ein Lieutenant dort in die Berge kommen!“

      „Ein Lieutenant?“ rief Hulda, indem sie rasch wieder näher rückte; „aber die kommen doch überall hin.“

      „Und wie sah er aus, Hulda?“ frug Paula neugierig? „bitte, bitte, erzähle mir, wie das Alles kam! War er hübsch?“

      „Nun,“ sagte Hulda, aber entsetzlich gleichgültig, „er war gerade nicht häßlich, aber besonders hübsch kann ich auch nicht sagen, er hatte noch nicht einmal einen Schnurrbart und ganz hellblonde Locken, mitten aus der Stirn beinahe fingerbreit gescheitelt, als ob er sich den Strich da oben rasirt hätte.“

      „Das mag ich nicht leiden,“ sagte Paula.

      „Aber sie tragen’s beinah alle,“ bemerkte Hulda.

      „Ja, und die Oberkellner und Ladendiener auch; aber bei welchem Corps stand er? was für eine Uniform trug er?“

      „Gar keine,“ bemerkte unbefangen Hulda, „er war dort in Civil.“

      „Aber woher wußtest Du, daß es ein Lieutenant sei?“

      „Weil er immer Herr Lieutenant genannt wurde,“ erwiderte die Schwester.

      „Ach! das ist häßlich,“ sagte Paula kopfschüttelnd; „was hilft mir ein Lieutenant ohne Uniform! Aber war er interessant?“

      „Ich sage Dir, Paula, höchst,“ rief Hulda, aber doch mit einem schelmischen Ausdruck in den lieben Zügen, „und schwärmen konnte er! Wir haben von nichts gesprochen, als Luna, Sternenschimmer, duftendem Wald, wallenden Nebelschleiern, Nachtigallengesang, heiligen Schatten des Forstes, duftenden Kindern Flora’s und tausend ähnlichen wunderhübschen Sachen.“

      „Ach geh, Du hast mich zum Besten!“

      „Wahrhaftig nicht!“

      „Und wo steht er?“

      „Ja,“ lachte Hulda, „wenn er da stehen geblieben ist, wo /93/ ich ihn zuletzt sah, so ist das vor dem Postgebäude in Ludwigsroda.“

      „Ach, Du bist ein Kind!“ sagte die Schwester ungeduldig. Ich meine, wo er in Garnison steht?“

      „Ja, danach habe ich ihn wirklich nicht gefragt. Wir kamen auch auf solch’ prosaische Dinge nie zu sprechen. Ich weiß nicht einmal seinen Namen, denn als er uns vorgestellt wurde, sprach der alte Brunnenarzt mit seiner geschwollenen Oberlippe so undeutlich, und später kam ich mit dem Herrn Lieutenant vollkommen gut aus. Großvater nennt das ja auch immer einen ‚Handgriff‘ zum Namen.“

      „Aber in welcher Weise hat er Dir denn die Cour gemacht?“ frug Paula, die das ganz besonders zu interessiren schien, „denn Deiner bisherigen Beschreibung nach scheint er nur im Allgemeinen, gewissermaßen im ganzen Weltall herum, geschwärmt zu haben.“

      „Das hat er auch,“ bestätigte Hulda rasch, „er hat mir zweimal gesagt, daß er den ganzen Wald an’s Herz drücken möchte.“

      „Hm aber rede nur einmal vernünftig. Du scheinst wirklich bei Deinem Herrn Lieutenant etwas gelernt zu haben. Also das war sein ganzes Courmachen?“

      „Oh, Gott bewahre!“ rief Hulda rasch, „er verglich meine Augen mit den Sternen und den blauen Feldblumen.“

      „Wenn Tante dabei war?“

      „Nein, wenn wir mit Tante spazieren gingen, denn die setzte sich immer auf eine Bank zum Ausruhen.“

      „Und litt sie überhaupt, daß Dich der Lieutenant begleitete?“

      „Oh,“ sagte Hulda, doch etwas verlegen, „sie hat ihn nur zweimal gesehen und sagte dann, er wäre noch so jung und schüchtern, mit dem hätte es keine Gefahr. Und dann,“ fuhr sie lebhaft fort, „recitirte er Gedichte und ganze Stellen aus Trauerspielen, oh, das konnte er prächtig! Kurz, er lebte nur immer in höheren Sphären, und ich amüsirte mich vortrefflich dabei.“

      „Aber das alles ist noch immer kein Courmachen,“ meinte Paula, „das habe ich mir wenigstens ganz anders gedacht.“

      /94/ „Na, dann hättest Du manchmal die Blicke sehen sollen, wenn er glaubte, daß ich ihn nicht beobachtete, und wenn ich ihn dann plötzlich ansah, wurde er bis unter die Haare roth.“

      „Ein Lieutenant!“ rief Paula gerade so erstaunt aus, als ob sie darin schon die wichtigsten Erfahrungen gemacht hätte.

      „Und Abends,“ fuhr Hulda in der Erinnerung schwelgend fort, „lief er oft zwei, drei Stunden vor meinem Fenster umher, wenn ich auch schon lange das Licht ausgelöscht hatte.“

      „Aber woher weißt Du das?“ frug die Schwester verwundert.

      „Ich hatte mir,“ flüsterte ihr Hulda zu, als ob sie selbst hier einen Lauscher fürchte, „die eine Rouleau-Ecke ein wenig hinaufgebogen, so daß ich, ohne bemerkt zu werden, hindurchschauen konnte, und gerade gegenüber war das Wirthshaus ‚zur Post‘, vor dem zwei helle Laternen brannten, so daß man Alles deutlich überblicken konnte. Es sah zu hübsch aus, wenn er so auf- und abging, als ob er vor der Post auf Wache stände und auf die Ablösung warte. Es war doch aufmerksam von ihm, und als wir am letzten Morgen schon um drei Uhr mit der Post abfahren wollten, stand er wahrhaftig fertig angekleidet da, um uns noch einmal Lebewohl zu sagen. – Ja, ich glaube sogar, er hat uns auch geweckt, denn um halb zwei Uhr schon wurde so furchtbar an die Hausthür gedonnert, daß wir Alle miteinander in die Höhe fuhren und Tante, die gerade über der Thür schlief, fast den Tod vor Schreck bekam, sie glaubte, es wolle Jemand einbrechen.“

      Paula


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