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Mein Blutsbruder: Der Orden der Schwarzen Löwen – Die Jagd auf eine Mörderbande. Tomos ForrestЧитать онлайн книгу.

Mein Blutsbruder: Der Orden der Schwarzen Löwen – Die Jagd auf eine Mörderbande - Tomos Forrest


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des Aufstiegs hatte Anton allen ihre Plätze zugewiesen und streng darauf geachtet, dass sich ein solcher Vorfall nicht wiederholen konnte. Wir hatten einen Platz noch oberhalb des Königs, der zusammen mit Sepp wie in einer Nische geschützt saß.

      Die Felsenzunge war nur wenige Meter breit, aber auf beiden Seiten von dichten Latschenkiefern umfasst, die uns nicht nur Sicherheit, sondern auch genügend Versteckmöglichkeit boten. Von hier aus hatten wir ein hervorragendes Schussfeld zur gegenüberliegenden Wand. Das getroffene Wild würde später von den Treibern im Tal geborgen werden.

      Während ich mich auf meinem Platz einrichtete und mich an dem herrlichen Ausblick erfreute, war auch Anton an meiner Seite nicht untätig gewesen. Er hatte den Rucksack und seine Büchse abgelegt, ein paar Kiefernzweige mit dem Messer abgeschlagen und daraus auf dem Gestein für uns eine etwas bequemere Unterlage geschaffen. Irgendwann schweiften meine Gedanken hinüber nach Amerika ab, wo ich mit meinem Blutsbruder Winnetou so manchen Jagdzug unternommen hatte, aber dabei doch nie auf einem Ansitz wartete, bis sich das Wild zeigte. Wir spürten dem Hirsch nach, setzten dem Bären hinterher oder waren zu Pferd auf Bisonjagd.

      Winnetou! Was mochte dieser prächtige Apache wohl gerade machen? Wir hatten uns nach der Jagd auf Santer und dem Fund eines Toten in der Höhle schließlich wieder getrennt (vgl. dazu Mein Blutsbruder – Mörderjagd im Apachenland). Ich stieß einen tiefen Seufzer aus und hoffte nur, dass der Frieden zwischen den Stämmen anhielt. Als mein Blick dabei auf Anton fiel, der eben seine Büchse wieder aufnahm, musste ich lächeln. Diese Tiroler Gamsjäger waren doch wirklich so etwas wie die deutschen Indianer! Sie trotzten Wind und Wetter, waren mit der Natur vertraut, hatten dabei ihre Instinkte geschärft und ähnelten selbst mit ihrer gebräunten Haut dem Indianer, auch wenn sie auf Pfeil und Bogen bei ihrer Jagd niemals zurückgreifen würden. Ihre derbe Kleidung und die zweckmäßigen Schuhe unterschieden sie natürlich ebenfalls, aber ich sollte noch mehrfach erfahren, wie stark diese Gamsjäger doch dem Indianer ähnelten.

      Gerade richtete sich Anton auf und starrte auf eine bestimmte Stelle in der gegenüberliegenden Wand, als plötzlich jemand leise hinter uns hüstelte und gleich darauf der Wurzelsepp zu uns trat. Er hockte sich neben mich und deutete auf die andere Seite der Klamm.

      »Kannst du dort drüben, unterhalb der vom Blitz getroffenen Kiefer, etwas erkennen, Charly?« Mit diesen Worten hielt er mir ein Perspektiv hin, und ich stellte es auf meine Augenstärke ein, um damit die bezeichnete Stelle abzusuchen.

      »Es könnte sein, dass sich dort ein dunkler Punkt bewegt, aber nur ganz schwach. Was meinst du, Sepp, eine Gämse?«

      Der alte Offizier nahm mir das Glas ab und schüttelte den Kopf.

      »Ich bin davon überzeugt, dass genau dort ein Wildschütz auf der Lauer liegt!«

      »Aber doch nicht, wenn wir in diesem Revier unterwegs sind?«, wandte ich ein.

      »Warum denn nicht? Besser kann er es doch gar nicht finden! Wir sind beim Schießen, da fällt doch ein weiterer Schuss nicht auf – der Kerl wildert vor den Augen des Königs und ist doch sicher, nicht geschnappt zu werden!«

      Jetzt gab es an der bezeichneten Stelle ein kurzes Blinken. Die Sonne war auf seinen Gewehrlauf getroffen und reflektierte.

      »Was hast du vor, Sepp?«

      Er warf mir einen eigentümlichen Blick zu, dann tippte er auf den Bärentöter, den ich neben mir im Gras liegen hatte.

      »Du hast mir mal erzählt, dass diese Donnerbüchse sehr weit trägt, oder nicht?«

      »Das trifft zu. Aber du erwartest doch wohl nicht, dass ich den Wilderer einfach so erschieße! Das werde ich auf gar keinen Fall tun!«

      Der Wurzelsepp schüttelte lächelnd den Kopf und schien nun ganz in seinem Metier zu sein. Wer das von zahlreichen Falten durchzogene, dabei pfiffig wirkende Gesicht des Mannes sah, mochte vielleicht eine knappe Ahnung bekommen, was hinter dieser bieder-freundlichen Maske steckte.

      »Charly, ich mache mir so langsam Sorgen um dich! Wie kommst du eigentlich allein da drüben in deinem Amerika zurecht?«

      Ich tat, als würde ich schmollen und zuckte nur die Schultern.

      »Na, dann eben nicht!«, antwortete ich knapp.

      »So ist’s recht, immer nur granteln oder eine Bappe ziehen, das kann er prächtig, unser Charly. Meine Güte, ich will doch nicht den Saubankert erschießen! Halte du nur deine Kanone ein Stück über ihn und treff’ die Felsen dort. Nachher wird er schon aufspringen und das Weite suchen, schneller, als du nur schauen kannst!« Dabei klopfte er mir begütigend auf die Schulter. Ich nahm den Bärentöter und visierte das Felsstück an, das sich unmittelbar über dem Versteck des Wilderers befand, und zog den Abzug durch. Der Schuss brach tosend und hallte in der Schlucht stark nach. Auch wenn wir damit die Gämsen vergrämen würden, so hatten wir doch bei dem Wilderer den gewünschten Erfolg. Eine Steinlawine prasselte in seine Richtung, und gleich darauf sprang eine geduckte, dunkel gekleidete Gestalt auf, lief ein Stück über einen von uns aus nicht erkennbaren Pfad und verschwand gleich darauf um eine Felsenecke.

      Der Wurzelsepp aber stand da und hielt sich lachend die Seiten.

      »Sapra, dem hast du es gezeigt, Charly! Und da hinten sind unsere Treiber schon unterwegs, sie haben ihn offenbar gesehen.«

      »Sepp, warum schießt ihr?«, erklang die Stimme des Königs, und der Alte lief ihm entgegen, um zu berichten. Im vertrauten, leisen Ton sprach er auf ihn ein, aber ich konnte doch noch die Wortfetzen ›Wildschütz‹ und ›Hinterhalt‹ verstehen.

      Sollte Sepp davon ausgehen, dass dieser Mann mehr war als nur ein einfacher Wilderer? War das die Gefahr, die er fürchtete und deshalb schon beim Fehlschuss des Barons am liebsten die Jagd abgebrochen hätte?

      Nach meinem Schuss war es allerdings in diesem Bereich zunächst vorbei mit der Jagd, und unsere Laune sank beträchtlich, als wir den steilen Pfad wieder hinuntermussten. Unten angelangt wurden wir von den Treibern empfangen, die dem Wilderer noch ein Stück gefolgt waren. Anton trat zu ihnen und ließ sich berichten, während der König nun einem der Männer ein Zeichen gab, und man sich ringsumher auf die Steine hockte, um eine Brotzeit einzunehmen.

      Da bemerkte ich Anton, der mir ein verstecktes Zeichen gab.

      »Wohin wollen wir?«, erkundigte ich mich ein wenig atemlos, nachdem wir eine bedeutende Strecke durch die Klamm gegangen waren und dann einen Aufstieg begannen, der mich an die Grenzen meiner Zuversicht brachte. Meter um Meter ging es aufwärts, aber auf so schmalem Grat, dass ich mich manchmal fest an die Wand drücken musste, um überhaupt noch einen Halt zu haben. Bei dieser Kletterei waren mir natürlich die Gewehre besonders hinderlich, auch wenn ich sie mir über Kreuz auf den Rücken gehängt hatte.

      »Ich will ihn mir schnappen, den Loamsieder!«, antwortete Anton in verständlichem Hochdeutsch, ohne auch nur einen Moment innezuhalten.

      Gut, also!, dachte ich mir. Wenn dieser Gamsjäger meint, er wäre hier im Vorteil, muss ich ihm zwar recht geben. Aber abhängen lässt sich ein Old Shatterhand deshalb noch lange nicht! Ich spürte, wie ich bei diesen nicht ausgesprochenen Worten vor mich hin grinste, denn in Gedanken hatte ich mich selbst wieder bei meinem Kriegsnamen genannt. Aber ich war weder in den Rockies noch zu Fuß von der gewaltigen Anhöhe des Canyons hinunter zum Colorado River unterwegs, sondern in Tirol, mitten im wilden Karwendelgebirge. Doch der Eifer hatte mich gepackt, ich wollte Anton beweisen, dass ich mit ihm gleichzeitig das Ziel erreichte. Und tatsächlich – endlich wurde der Pfad wieder breiter, ich konnte besser Tritt fassen und bog gerade nach Anton um eine Felsenecke, als ich um ein Haar auf ihn geprallt wäre. Er hatte die Hand nach hinten ausgestreckt, um mir ein Zeichen zu geben.

      »Einhundert Schritt weiter oben hockt der Kerl und hat uns bemerkt. Gehen wir weiter, wird er auf uns schießen. Vor uns ist ein Felsvorsprung, um den ich nur kurz gelugt habe, als ich sein Gewehr erneut in der Sonne blinken sah. Das Wetter ist für einen solchen Hinterhalt nicht sonderlich ideal!« Bei dieser letzten Bemerkung grinste der Gamsjäger über sein ganzes Gesicht.

      »Das


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