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Mein Blutsbruder: Der Orden der Schwarzen Löwen – Die Jagd auf eine Mörderbande. Tomos ForrestЧитать онлайн книгу.

Mein Blutsbruder: Der Orden der Schwarzen Löwen – Die Jagd auf eine Mörderbande - Tomos Forrest


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einem grauen Schleier bedeckt. Dann reagierte der Offizier als Erster, probierte die Steine aus und fand, dass man nun gefahrlos den Rest überqueren konnte.

      Ohne weitere Ereignisse trafen sie schließlich bei der Pirschhütte ein, wo ihr Aussehen ein großes Hallo verursachte. Während der König in seine Kammer eilte, um sich zu säubern und umzuziehen, nahm Sepp den Oberstleutnant beiseite.

      »Was ist passiert, Friedrich?«

      Der Oberstleutnant warf einen raschen Blick hinter sich, nahm den Wurzelsepp am Unterarm und ging noch ein Stück weiter.

      »Eine Steinlawine, völlig unvorbereitet. Also keine einzelnen Steine, die als Warnung herunterfielen, bevor die große Menge folgt.«

      »Meinst du, dass …?« Sepp sprach nicht weiter, und erneut warf von Zastrow einen Blick zur Jagdgesellschaft hinüber.

      »Ich sehe Falkenstein nicht, er ist doch vor uns zurückgekehrt?«

      »Das ist richtig, warte kurz, da drüben steht der Paul, der ihn begleitet hat, Ich will mal hören, was er erzählt.«

      Der Oberstleutnant setzte sich auf einen Baumstumpf, als müsse er nach seiner Rückkehr unbedingt ausruhen. Wenig später trat Sepp an seine Seite und raunte ihm zu: »Die beiden sind zusammen bis zur Hütte gegangen, hier war Paul dann beschäftigt. Aber jetzt ist der Baron verschwunden.«

      Beide wechselten vielsagende Blicke.

      Doch genau in diesem Moment kam der Gesuchte fröhlich pfeifend den Pfad herauf.

      »Na, da schau her, der Herr Baron! Noch einen kleinen Ausflug gemacht?«

      Der schlanke Adelige zuckte bei der Anrede sichtlich zusammen und drehte den beiden ein leicht gerötetes Gesicht zu.

      »Wie meinen? Ach so, ja, ich hatte meine Büchse mit den Zündhütchen verloren, musste auch ein ganzes Stück laufen.«

      »Aha, und hatten Sie bei der Nachsuche Erfolg?«

      Der Wurzelsepp betonte das Wort ›Nachsuche‹ besonders, denn es bezeichnet eigentlich die Suche nach einem angeschossenen Stück Wild.

      »Danke!«, antwortete der Baron knapp und ging an ihnen vorüber zur Hütte.

      »Behalt’ ihn bloß im Auge, Sepp!«, raunte von Zastrow. »Ich traue ihm nicht von hier bis dort hinüber!«

      Es war eine fröhliche, laute Gruppe, die sich nach der Rückkehr an diesem Abend um den Tisch der Pirschhütte versammelte. Es gab wieder viele Tiroler Köstlichkeiten, der Mundkoch des Königs bereitete sie ebenso zu wie ein paar deftige Speckknödel nach Tiroler Art in der Suppe serviert, außerdem Wildbraten und sogar als Krönung des Abendessens Moosbeernocken, also Nocken aus Teig mit Heidelbeeren in der Pfanne gebraten. Dazu frisches Bier und Tiroler Schnaps, und trotz der Gespräche, die sich nicht nur um die erfolgreiche Strecke – man hatte insgesamt sechs Stück erlegt – sondern auch um den Beinahe-Jagdunfall sowie die Verfolgung des Wilderers drehten, war man allerbester Laune.

      Baron von Falkenstein kam nicht umhin, einige Runden vom besten Tiroler Obstler ausschenken zu lassen, und die Männer ließen ihn dafür auch hochleben. Doch in das fröhliche Geschehen schien sich der Baron nicht recht zu fügen. Schließlich entschuldigte er sich beim König mit Kopfschmerzen und suchte bald in sein Bett auf.

      Trotz der fröhlichen Runde bestand König Ludwig auf Nachtruhe ab zehn Uhr, denn noch einmal wollten alle am anderen Morgen hinüber zum Stuhlkopf ziehen, in dessen Nähe sich das Jagdschloss befand.

      Ich fühlte mich so richtig bettschwer und fand rasch in den Schlaf, schreckte aber mitten in der Nacht durch ein Geräusch auf. Im Schlafsaal war alles dunkel, nur durch die Ritze der Stube, in der wir gesessen hatte, drang spärlicher Lichtschein. Dort hatte man eine Laterne brennen lassen, damit sich die Gäste nirgendwo stießen, wenn sie ein Bedürfnis in der Nacht ins Freie trieb.

      Als die Tür behutsam aufgezogen wurde, meinte ich, die Gestalt des Barons zu erkennen und entschloss mich, ihm zu folgen. Es war nur ein unbestimmtes Gefühl, nicht erklärbar, aber ich war seit dem Beinahe-Unfall misstrauisch geworden und wollte mich überzeugen, dass der Mann nichts Böses im Schild führte. Als ich mir rasch die Jacke übergezogen hatte und aus der Tür trat, konnte ich zunächst einmal niemand im Mondlicht ausmachen.

      Behutsam schlich ich an der Hüttenwand entlang hinüber zur Scheune und blickte in den Pferch, in dem die Kutschpferde standen. Hier gab es eine leichte Unruhe unter den Tieren, die mir die Anwesenheit von Menschen verriet. Ich hielt mich so, dass auch ein scharfer Beobachter nichts von mir erkennen würde, bevor ich nicht über die freie Fläche schritt. Jetzt konnte ich gedämpftes Stimmengemurmel hören und ging um den Pferch herum, wo ich gleich darauf zwei Gestalten dicht beieinanderstehen sah. Leider war die Entfernung noch zu groß, um etwas zu verstehen, und gerade überlegte ich, wie ich ungesehen dichter an die beiden herankommen konnte, als sich die Ereignisse überstürzten. Einer der beiden rief plötzlich laut: »Ich denke gar nicht daran! Du bezahlst, oder du sollst mich kennenlernen!«

      »Du willst mir drohen? Soll ich lachen?«

      »Mal sehen, wer zum Schluss noch lacht! Ich wäre fast draufgegangen, als mich diese verfluchten Jäger um ein Haar oben auf dem Berg erwischt hätten. Es war nur ein Streifschuss, aber der hätte mich hinabgestürzt, wäre ich nicht im Wurzelwerk hängen geblieben. Allein die Zeit, bis ich mich wieder herausarbeiten konnte, ist noch einen Aufschlag wert. Nein, Herr Baron, so einfach kommst du mir nicht davon. Was glaubst du wohl, was der König sagen wird, wenn ich ihm deine Rolle enthülle?«

      »Pah, das Wort eines Wilddiebes gegen das eines Adligen! Wem wird man da wohl glauben, was meinst du?«, antwortete der andere höhnisch.

      Jetzt gab es einen wütenden Schrei, dann waren die beiden wohl aneinandergeraten. Ich hörte einen dumpfen Schlag und sah, wie einer der beiden zu Boden stürzte und der andere sich über ihn beugte.

      »Du bist ein selten dummer Kerl, wenn du glaubst, du könntest mich erpressen!«, konnte ich hören. Eine Weile zerrte er an dem anderen herum, dann zog er ihn plötzlich über den Boden und kam dabei ziemlich dicht an mir vorüber. Kein Zweifel mehr, das war Baron Hermann von Falkenstein, sein Gesicht war jetzt im Mondlicht deutlich zu erkennen. Er stöhnte bei seinem Bemühen, den Niedergeschlagenen hinter sich herzuziehen, wobei ich keine Ahnung hatte, wohin er den anderen bringen wollte.

      Ich hatte keine Waffe bei mir, sah aber beim Pferch einen handfesten Ast liegen, an dem die Pferde ein wenig geknabbert hatten. Rasch zog ich ihn zu mir herüber und betrachtete ihn kurz. Er schien brauchbar für meine Zwecke zu sein. Ich lauschte in die Nacht hinein, konnte jedoch keinen weiteren Laut vernehmen, und in leicht gebückter Haltung eilte ich in die Richtung, in der Falkenstein seine Last gezogen hatte. Aber er schien in der Dunkelheit verschwunden zu sein, und ich ließ jetzt meine Vorsicht fallen und eilte über den Platz vor der Pirschhütte.

      Ein Stück weiter neben einer Baumgruppe befand sich ein gemauerter Brunnenschacht, aus dem das Wasser für die Pferde gezogen wurde. Hier sah ich eine Gestalt, die sich gerade bemühte, etwas in den Brunnen zu werfen. Jetzt gab es kein Zögern mehr, ich sprang mit einem lauten Ruf und dem gehobenen Knüppel über die freie Fläche auf den Brunnen zu.

      Dort blitzte es plötzlich kurz auf, und ich verspürte ein furchtbares Brennen auf dem Kopf, geriet ins Taumeln, spürte einen stechenden Schmerz und hatte das Gefühl, nun selbst in einen Schacht zu fallen. Jedenfalls wurde alles schwarz um mich herum, und das Letzte, das ich noch vernahm, war ein durchdringendes, höhnisches Gelächter.

      Als ich die Augen aufschlug, blickte ich in grelles Licht und schloss sie sofort wieder. Jemand sprach etwas, was ich nicht verstand. Ein rasender Schmerz jagte durch meinen Kopf, als ich versuchte, mich etwas aufzurichten. Mühsam blinzelnd konnte ich endlich meine Umgebung wahrnehmen, zuerst schemenhaft, dann klar. Jetzt verstand ich auch einzelne Worte.

      »Charly? Dem Himmel sei Dank, dass du endlich wieder wach bist!«

      Das war die Stimme von Sepp, und ich hatte keine Ahnung, was geschehen


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