Die neuen Alphafrauen. Группа авторовЧитать онлайн книгу.
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Ausgesprochen weiblich
Junge Männer wählen Piraten - und Frauen gewinnen Wahlen. Erst Kramp-Karrenbauer, dann Hannelore Kraft: Weibliche Politik stand noch nie so erfolgreich da wie heute. Denn mit "Gedöns" kommt man an die Macht
In den ersten 40 Jahren der Bundesrepublik haben Frauen in der Politik keine große Rolle gespielt. Macht wurde von Männern ausgeübt, und dabei blieben die Männer meist unter sich. Natürlich gab es immer wieder auffällige Gestalten wie Hildegard Hamm-Brücher, die als liberale Staatsministerin und Staatssekretärin aus der Bonner Republik nicht wegzudenken ist. Oder Annemarie Renger, die es als Tochter sozialdemokratischer Eltern fertig brachte, sich in der von Männern dominierten SPD der Sechziger und Siebziger Jahre nach oben zu boxen. Doch ein Blick in die Statistik zeigt, dass diese Ausnahmeerscheinungen lange nur die Regel bestätigten. Und die war männlich. Der Anteil weiblicher Abgeordneter im deutschen Bundestag lag seit seiner ersten Sitzung im September 1949 bis in die späten Achtziger Jahre bei unter zehn Prozent.
Heute sind immerhin ein Drittel der Parlamentarier im Reichstag Frauen - und zwar nicht nur deshalb, weil die Grünen vor etwa 25 Jahren die Quote einführten. Wir werden seit fast sieben Jahren ganz selbstverständlich von einer Bundeskanzlerin regiert; auf die Idee, an ihr zu zweifeln, weil sie eine Frau ist, käme heute sicher niemand mehr. Als Heide Simonis im März 1993 zur Ministerpräsidentin von Schleswig-Holstein gewählt wurde, ging dagegen noch ein Raunen durchs Land. Simonis war die erste Landeschefin in der Geschichte der Republik. Ihr tragisches politisches Ende zwölf Jahre später wirft bis heute die Frage auf, ob ein Mann an ihrer Stelle ebenfalls einem solchen Verrat aus den eigenen Reihen zum Opfer gefallen wäre. Und als die Christdemokratin Christine Lieberknecht im Herbst 2009 in Thüringen als Ministerpräsidentin Dieter Althaus ablöste, musste sie sich erst einmal durch zwei demütigende Wahlgänge hindurch kämpfen. Eine Handvoll Männer aus den eigenen Reihen verweigerte ihr damals die Unterstützung. Es ging den Heckenschützen offenbar nicht darum, sie als Ministerpräsidentin zu verhindern. Man wollte ihr aber zeigen, wo der Hammer hängt.
Mit solchen, im eigenen Lager gelegten Hinterhalten mussten sich Annegret Kramp-Karrenbauer und Hannelore Kraft in diesem Jahr nicht mehr herumschlagen. Im Gegenteil. Es wurde gar nicht mehr versucht, den Aufstieg der saarländischen Christdemokratin und der nordrhein-westfälischen Sozialdemokratin zu behindern. Dass aber gleich zwei Spitzenkandidatinnen in höchst unterschiedlich gestrickten Ländern und Parteien imposante Wahlerfolge hinlegen und ihre männlichen Konkurrenten geradezu deklassieren, lässt aufhorchen. Der einstige SPD-Hoffnungsträger Heiko Maas hat seine klare Niederlage bis heute nicht verwunden; Norbert Röttgen scheiterte gleich an zwei Machtpolitikerinnen; erst an Kraft, dann an Merkel. Vor zehn Jahren noch, in der "fortschrittlichen" rot-grünen Koalition, wurden Frauen auf Ministerebene von Kanzler Schröder höchstens mit weichen Themen und gefühligem "Gedöns" betraut. Heute liegt im "Gedöns" der Schlüssel zum politischen Erfolg.
Junge Männer mögen momentan Piraten wählen, aber Frauen haben heute die Macht. Merkel und Kraft sind die tragenden Säulen der deutschen Politik. An ihnen hängt die Zukunft des Landes - und sie entscheiden nebenbei über die Karriere unzähliger männlicher Politaspiranten. Frauen standen in der deutschen Politik noch nie so glänzend da wie heute. Dafür gibt es im Wesentlichen zwei Gründe: In den vergangenen Jahren hat sich ein männlicher Hoffnungsträger nach dem anderen in die Büsche geschlagen oder um Kopf und Kragen geredet. Ironischerweise übrigens oft mit dem ausdrücklichen Wunsch nach mehr Privatleben, einer Forderung, die man früher eher bei Frauen vermutete. Zum anderen genießen gestandene Frauen wie Kramp-Karrenbauer und Kraft offenbar auch einen Vertrauensvorschuss im Wahlvolk, den männliche Mitbewerber nicht abrufen können. Der Typ des kühlen Krisenmanagers, des Machos in Nadelstreifen, ist nicht mehr gefragt. Das Versprechen aber, sich nach der Wahl noch genauso um Land und Leute zu kümmern wie vorher, steht dagegen hoch im Kurs.
Ist "Kümmern" nun schon weibliche Politik? Die Idee ist wahrlich nicht neu. Schon Johannes Rau erzielte mit seiner "Wir in NRW"-Rhetorik, seinem Versprechen von Fairness und Leben-und-leben-lassen, phänomenale Ergebnisse. Nach den ökonomisch wohl notwendigen, menschlich aber eher kühlen Schröder- und Steinbrück-Jahren hat Kraft die im Grunde uralte Idee des mitfühlenden Sozialdemokratismus revitalisiert. Man nimmt ihr die Rolle der Kümmerin ab. Wird Angela Merkel in den eigenen Reihen in einer Mischung aus Furcht und Respekt inzwischen fast nur noch "Mutti" genannt, ist von Hannelore Kraft inzwischen ironisch-respektvoll als "Mutter Beimer" die Rede. 25 Prozent der Deutschen halten sie bereits für eine geeignete SPD-Kanzlerkandidatin. Steinbrück und Steinmeier liegen nur bei je 21 Prozent.
Doch Kraft wäre mit dem Klammerbeutel gepudert, wenn sie sich als Kandidatin für 2013 in Stellung brächte. Denn im Bund würde sie nicht gegen einen unentschiedenen Norbert Röttgen kandidieren, sondern gegen die Kanzlerin, die den Erfolg der Krafts und Karrenbauers erst entscheidend mit ermöglicht hat. Ohne Angela Merkels Vorbild an Machtwillen und Machterhalt ist der rasante Aufstieg der anderen Frauen kaum denkbar. Das aus heutiger Sicht bestmögliche Abschneiden der SPD würde es Sigmar Gabriel, Peer Steinbrück oder Frank Walter Steinmeier auch höchstens erlauben, als Vizekanzler neben Merkel Platz zu nehmen. Wer den Zuschlag erhält, werden die Herren wohl unter sich ausmachen - Merkel und Kraft kann das am Ende fast egal sein.
In vier Jahren sieht die Sache freilich anders aus. Sollte eine Wahlgewinnerin und Landesmutter namens Hannelore Kraft dann gegen eine Kanzlerin Angela Merkel antreten, die bereits länger als ein Jahrzehnt im Amt wäre, hätte die SPD vermutlich gute Chancen. Am sozialdemokratischen Stammtisch heißt es bereits, gegen Mutti im Kanzleramt könne man am besten mit Mutter Beimer antreten. So oder so: Die Zukunft der deutschen Politik scheint zurzeit ausgesprochen weiblich.
Von Claus Christian Malzahn, erschienen am 18. Mai 2012.
Spitzenfrauen sind keine eisernen Ladys
Studie widerlegt den Mythos von der weiblichen Einzelkämpferin
Frauen mit Top-Ausbildung unterstützen weibliche Untergebene mehr als Männer. Das ist nicht zuletzt zum eigenen Nutzen: Wer andere fördert, steigt selbst schneller auf
Manche Bilder sind einfach zu platt, um wahr zu sein. Das von den Bienen-Königinnen unter den Managerinnen ist so eines. Die Parallele zur Tierwelt geht folgendermaßen: Ein Bienenvolk kann immer nur eine Königin haben, diese duldet keinerlei Konkurrenz neben sich und schwächt ihre Artgenossinnen mit gefährlichen Stichen. Das ist so eingängig wie falsch. Frauen in Spitzenpositionen von Unternehmen fördern sehr wohl andere Frauen. Sie fördern sie sogar besonders häufig. Das belegt eine aktuelle Studie des internationalen Forschungsnetzwerks Catalyst, die der "Welt" exklusiv vorliegt.
"Das Bienenköniginnen-Syndrom ist ein Mythos, den wir mit unserer Studie widerlegen", sagt Christine Silva. Sie ist eine von drei Autorinnen der Untersuchung, für die ehemalige Absolventen von 26 führenden Business-Schools in Asien, Kanada, Europa und den USA befragt wurden. "Hochqualifizierte Frauen stechen eben nicht bei anderen Frauen zu. Im Gegenteil: Mit höherer Wahrscheinlichkeit als Männer fördern sie ihre Geschlechtsgenossinnen."
Die Untersuchung kratzt am lange gehegten Bild der stutenbissigen Chefin, der Meryl Streep im Film "Der Teufel trägt Prada" ein Denkmal setzte. Sie spielt - Ähnlichkeiten mit der legendären Vogue-Herausgeberin Anna Wintour sind gewollt - die eiskalte Chefin einer amerikanischen Modezeitschrift. Unerbittlich gegen sich selbst und ihre Mitarbeiterinnen verteidigt sie ihre Macht. Auch die britische Premierministerin Margaret Thatcher galt vielen als lebendiger Beweis für die Theorie von den Bienenköniginnen. Die "eiserne Lady" förderte keine Frauen. In ihrer elfjährigen Regierungszeit berief sie ein einziges Mal eine Dame, Baroness