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Morde am Fließband: Kriminalgeschichten. Alexis WillibaldЧитать онлайн книгу.

Morde am Fließband: Kriminalgeschichten - Alexis Willibald


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London zurückkehrten.

      Durch einen glücklichen Griff in ein Schaufenster war Sheppard in den Besitz von drei Uhren gekommen, die er aber nicht Zeit fand zu verkaufen. Die Kunde seiner Flucht hatte am Strande und um Drurylane unter den Bürgern, Kaufleuten und Ladenbesitzern Angst und Schrecken erregt. Welche Tür, welche Mauer war gegen Sheppard fest genug! Kneebone ließ sein Haus förmlich in Verteidigungsstand setzen und jede Nacht einen Haufen Bewaffneter einlagern; nicht ganz ohne Grund, denn Sheppard hatte hoch und teuer gelobt, er wolle sich an allen, die ihn verraten hatten, blutig rächen.

      Alle Spürhunde waren daher gegen ihn losgelassen, und um der ersten Hitze der Verfolgung zu entgehen, zog er sich mit Page aus London nach Finchley Commons zurück. Doch auch hier ward er bald entdeckt, denn es war jetzt zur Ehrensache der Kerkermeister von Newgate geworden, das Gerücht durch die Tat zu widerlegen, daß sie es gewesen waren, welche ihn hatten entkommen lassen.

      Ein Trupp wohlbewaffneter Häscher machte an einem Septembertage, teils in einer Kutsche, teils zu Pferde, sich auf den Weg und besetzte die ganze Umgegend. Zwei Schlächter ließen sich auch nach einigem Warten sehen in blauen Kitteln und weißen Schürzen, es waren Sheppard und Page. Man erkannte sich gegenseitig. »Nun gilt es!« rief Jac und flog nach einem Fußsteige, wo die Berittenen ihm nicht folgen konnten. Indem Page über einen Graben springen wollte, strauchelte er; der Torschließer Langlay setzte ihm die Pistole auf die Brust. Der Schlächter bat fußfällig um Pardon und überlieferte Messer und Feile. Mit einem Strick um den Leib mußte er der neuen Hetze auf Jac folgen.

      In einer Meierei hatte dieser zwar zwischen Heu-und Strohhaufen ein Versteck gefunden, da die Spürhunde jedoch die ganze Gegend wohl ins Auge gefaßt hatten, konnte er ihnen hier nicht entgehen. Bei der Durchsuchung des Hauses fand ihn eine Stallmagd. Sein Mut schien ihn auf einen Augenblick verlassen zu haben. Auf seinen Knien bat er um sein Leben. Sein breites Messer lieferte er ab, es war die einzige Waffe; dagegen fand man beim Durchsuchen in den beiden Achselgruben noch zwei der gestohlenen Uhren.

      Jacs Mut und Lustigkeit kehrten indessen bei dem Transporte bald wieder. Als er bei einer Branntweinschenke vorüberkam, auf deren Schilde die Worte standen: »Ich habe meine Schweine gut zu Markte gebracht,« brach er in ein unmäßiges Gelächter aus. Die Häscher ließen sich gern von ihm bewirten, wie dies bei allen Diebesfängereien vorkommt. Sein Versuch, sie trunken zu machen und zu entfliehen; mißlang indessen. Nahe vor Newgate, als der Zug stillhielt, versuchte er, aus der Mietskutsche springend, mit einem Satze unter derselben fortzuschlüpfen. Er ward ergriffen, durchgehauen und nun in das festeste Gemach, das Kastell genannt, eingesperrt und mit Händen und Füßen an den Boden geschmiedet.

      Sheppard war nicht mehr der Mann der Diebe und des Volkes, er war eine Berühmtheit, ein Lion der Stadt geworden. Es gehörte zur Mode, ihn gesehen zu haben, und Scharen von Neugierigen aus allen Ständen strömten nach Newgate, ihm ihren Besuch zu machen und mit ihm sich zu unterhalten. An die Erde geschmiedet, unter einer Last von Ketten und Eisenblöcken, in der kläglichsten Lage und unter der trostlosesten Aussicht, verlor er keinen Augenblick seine ausgelassene Lustigkeit. Sein zynischer Witz, seine blitzenden Einfälle ergötzten die Roués der Hauptstadt, und mit Selbstbewußtsein und Laune erzählte er seine Taten. Niemand ging fort, ohne eine Gabe zurückzulassen; aber eine Feile, ein Meißel oder ein Hammer wären ihm lieber gewesen, denn seine Gedanken waren auf eine neue Flucht gerichtet. Diesmal ward er jedoch so streng bewacht, daß es unmöglich war, ihm dergleichen zuzustecken,

      Jac Sheppard machte noch einen Fluchtversuch, den verwegensten, den je ein Verbrecher gewagt, und diesmal ohne Helfershelfer, ohne Mitwisser, ohne Feile, Säge, Scheidewasser. Er hat selbst später das vollständige Bekenntnis darüber abgelegt, dem wir in unserer Erzählung hier folgen wollen.

      Mitten unter den Scherzen, mit welchen er seine Besucher unterhielt, war jeder Gedanke, jeder Blick auf die Möglichkeit zu entweichen gerichtet. Aber aus keinem Ärmel fiel ein Stückchen Eisen. Da entdeckte er, als er allein war, im Winkel einen kleinen, verrosteten Nagel. Er preßte seinen Körper, er reckte seine Glieder, um ihn zu erreichen; es gelang. Ein Nagel war für ihn so gut als ein Schlüssel. Nach einigen Versuchen gelang es ihm, die Schlösser seiner Ketten aufzuschließen. Er hatte die Genugtuung, sich frei in seinem Kerker bewegen zu können, aber weiter öffnete ihm dies keine Aussicht. Auch war er nicht vorsichtig genug, die Kerkermeister ertappten ihn, sie nahmen ihm den Nagel fort und legten ihm noch schwerere Hand-und Fußschellen an. Der gutmütige Kneebone, der ihn besuchte, erbarmte sich seiner und bat sogar für ihn, doch ohne Erfolg. Aber das Kunststück hatte aufs neue die Aufmerksamkeit des Publikums erregt. Man besuchte ihn wieder, und die Wärter ließen es ihn zum Staunen der Anwesenden vormachen, wofür ihm eine silberne Ernte zufloß.

      Er hatte darum die Hoffnung nicht aufgegeben, denn – sagt ein späterer Bericht – er wußte jetzt, daß er auch ohne Nagel mit Hilfe seiner Zähne die Schlösser öffnen könne. Die aktenmäßigen Berichte von Old-Bailey erwähnen davon nichts. Jenes mag eine Ausschmückung der spätern Mythe sein, die ihren Liebling gern mit Wunderkraft ausstattete, und wir mögen annehmen, daß er ein zweites Stück Eisen wieder gefunden oder den ersten Nagel versteckt bei sich behalten habe.

      Am 14. Oktober begannen die Sessionen in Old-Bailey, dann hatten die Schließer viel zu tun. Jac rechnete auf ihre Abwesenheit, auch mußte er seine Rechnung schnell abschließen, denn am folgenden Freitag war die Hinrichtung angesetzt. Als man ihm sein Mittagbrot brachte, untersuchte man seine Hand-, Fußschellen und Stangen und fand alles in bester Ordnung.

      Aber schon eine Stunde darauf war er in voller Arbeit. Die Handschellen waren schnell durch Zusammenpressen der Finger abgestreift. Mit einem gebogenen Nagel, sagen die Akten, öffnete er den Ring um den Leib, der ihn mit einer Kette an den Boden schmiedete. Dann kam die schwierigste Arbeit. Mit allem Aufwand seiner Kraft zerbrach er ein kleines Stück der Kette, welche seine Füße verband. Er war frei, aber die Eisenringe mit dem Kettenreste waren noch an seinen Beinen. Er zog die Strümpfe durch die Eisen aus, und mit neuer Kraft preßte und streifte er nun die Ringe über die Waden bis an die Knie und band sie hier, damit man sie nicht rasseln höre, mit seinen Strumpfbändern fest. Der Kamin war der einzige Ausweg. Kaum aber war er etwas hinaufgeklettert, als er an eine zolldicke, zwei Fuß lange Eisenstange stieß, welche den Durchweg verhinderte. Aber das Stückchen Kette, welches er von der Beinkette losgebrochen hatte, bewährte sich als ein guter Mauerbrecher. Er kratzte den Mörtel an der Seite los, es gelang ihm, einige Steine zu lösen, und der Eisenbolzen gab nach. Er wich und ward nun ein vortreffliches Werkzeug in seiner geschickten Hand.

      Er kletterte weiter – Kettenringe an den Beinen, Bolzen und Kette in der Hand, klomm er den Kamin bis zum obengelegenen Stockwerk hinauf. In dieser schwebenden Stellung brach er mit seiner Stange wieder so viel Steine aus, daß er durch das Loch in das sogenannte rote Zimmer kriechen konnte. Hier fand er einen großen Nagel, ihm abermals von unschätzbarem Wert. Dies Gefangenenzimmer führte nach der Kapelle zu, aber die Tür war seit sieben Jahren nicht geöffnet worden, und das Schloß war verrostet. Sie zu erbrechen kostete ihm die größte Mühe. Indes war in sieben Minuten das Schloß heraus. Er befand sich in einer Entrée, wo er eine zweite Tür zu erbrechen hatte, und sie war von der andern Seite verriegelt. Hier mußte er durch die Mauer ein Loch brechen, und den Arm durchzwängend, stieß er den Riegel zurück. Endlich stand er nun vor der geschlossenen Kapelle; aber er riß zu weiterem Gebrauch eine von den eisernen Gitterstangen ab und kam nun in ein Vorgemach zwischen der Kapelle und den flachen Dächern. Hinaus mußte er, aber, was das Schlimmste war, die Dunkelheit hatte ihn überrascht, und er mußte im Finstern die schwierigste Arbeit verrichten. Schlösser, Eisenstangen und Riegel von der allerstärksten Art waren zu überwältigen; und er hatte bereits fünf Stunden ohne Ausruhen gearbeitet!

      Endlich krachte nach einer halbstündigen Arbeit das Schloß, den Anstrengungen des großen Nagels, der Stange aus dem Kapellengitter und dem Kaminbolzen nachgebend. Die Tür war auf, aber – noch eine Tür vor ihm! Auch hier Schlösser, Eisenstangen und Riegel. Diese Tür mußte er ausheben. Sie stürzte zusammen, als es draußen von der Heiligengrabkirche gerade acht Uhr schlug. Noch trennte ihn von den Dächern eine dritte Tür, diese war aber nur von innen verriegelt. Mit Leichtigkeit öffnete er sie, und über die freistehende Giebelmauer kletternd, gelangte er zu den unteren flachen Bleidächern.

      London lag


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