Эротические рассказы

Gesammelte Erzählungen von Anatole France. Anatole FranceЧитать онлайн книгу.

Gesammelte Erzählungen von Anatole France - Anatole France


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Madame.‹

      ›Wie heißt er?‹

      ›Putois.‹

      ›Er sagte Ihnen, er hieße …‹

      ›Putois, jawohl, Madame.‹

      ›Ist er noch da?‹

      ›Ja, Madame, er wartet in der Küche.‹

      ›Und Sie haben ihn gesehen?‹

      ›Ja, Madame.‹

      ›Was will er denn?‹

      ›Das hat er nicht gesagt. Er will es nur Madame selbst sagen.‹

      ›Gehen Sie hin und fragen Sie ihn, was er wolle.‹

      »Als das Mädchen in die Küche zurückkam, war Putois nicht mehr da. Dieses Zusammentreffen von Putois mit dem fremden Mädchen ist niemals aufgeklärt worden, und es scheint, daß meine Mutter von diesem Tage an zu glauben begann, es sei doch möglich, daß Putois wirklich existiere, und daß sie füglich nicht gelogen habe.«

      Riquet

       Inhaltsverzeichnis

      (Der Umzug – Gedanken eines Hundes)

      Der Umzug

      Da der Umzugstermin gekommen war, verließ Herr Bergeret mit seiner Schwester das alte, verfallene Haus in der Rue de Seine, um sich in einer modernen Wohnung in der Rue Vaugirard niederzulassen, denn so hatten Zoë und das Schicksal es beschlossen. Während der langen Umzugsstunden irrte Riquet traurig durch die verödeten Räume. In seinen liebsten Gewohnheiten sah er sich gestört. Unbekannte, schlechtgekleidete, lärmende, grobe Leute schreckten ihn aus seiner Ruhe auf. Sie kamen bis in die Küche und stießen mit den Füßen gegen seinen Breiteller und Wassernapf. Und immer wieder zogen sie die Teppiche und Stühle unsanft unter seinem armen Hinterteil fort, so daß er schließlich nicht mehr wußte, wo er sich in seinem eigenen Hause niederlassen sollte.

      Wir wollen zu seiner Ehre sagen, daß er zuerst einigen Widerstand versuchte. Als man den Springbrunnen forttrug, hatte er den Feind wütend angebellt. Aber niemand war auf sein Rufen gekommen. Er sah, man ermutigte ihn nicht, im Gegenteil, es unterlag keinem Zweifel, er war der Geschlagene. Fräulein Zoë hatte ihm kurz zugerufen: »Schweig!«, und Pauline hatte gesagt: »Riquet, du machst dich ja lächerlich.«

      Daher verzichtete er darauf, unnütze Warnungen laut werden zu lassen und allein für das allgemeine Wohl zu kämpfen. Er beklagte im stillen den Ruin des Hauses und suchte vergeblich von Zimmer zu Zimmer nach ein bißchen Ruhe. Wenn die Umzeugsleute in die Stube kamen, in die er sich geflüchtet hatte, versteckte er sich vorsichtshalber unter einen Tisch oder eine Kommode, die noch da standen. Aber das schadete ihm mehr, als daß es ihm nützte, denn alsbald fing das Möbel über ihm an zu wackeln, hob sich, fiel wieder auf ihn zurück und drohte, ihn zu erdrücken. Mit stierem Blick und gesträubten Haaren nahm er Reißaus und floh in einen andern Versteck, wo es ihm nicht besser erging als das erstemal …

      Aber diese Unbequemlichkeiten, ja selbst Gefahren, waren nichts im Vergleich mit den Qualen, die sein Herz erlitt. In ihm war das Sittlichkeitsgefühl, wie man sagt, am schwersten verletzt.

      Die Möbel der Wohnung waren für ihn nicht tote Dinge, sondern lebende, wohlwollende Wesen, gütige Genien, deren Fortgang schweres Unheil verkündigte. Teller, Zuckerdosen, Herd und Töpfe, alle die Gottheiten der Küche, Stühle, Teppiche, Kissen, alle die Fetische der Wohnräume, seine Laren, seine Hausgötter waren fort. Er glaubte, daß ein so furchtbares Unglück niemals wieder gut zu machen sei.

      Das erfüllte ihn mit einem so gewaltigen Kummer, wie ihn seine kleine Seele nur zu fassen vermochte. Glücklicherweise aber war sie gleich der menschlichen Seele leicht zu zerstreuen und bereit, alles Übel zu vergessen.

      Während der langen Abwesenheit der Umzugsleute, da der Besen der alten Angelika den alten Staub aus den Winkeln kehrte, spürte Riquet den Geruch einer Maus, verfolgte er die Spur einer Spinne, und seine Gedanken fanden darin eine Zerstreuung. Aber bald verfiel er wieder in seine große Traurigkeit.

      Als er am Auszugstage sah, daß die Dinge sich immer mehr verschlimmerten, geriet er in Verzweiflung. Ganz besonders schaurig kam es ihm vor, daß man die Wäsche in dunkle Kisten packte. Pauline legte ihre Kleider mit froher Hast in einen Koffer, und Riquet wandte sich von ihr ab, als begehe sie eine unrechte Handlung. Er kauerte sich in einen Winkel und dachte – das ist das Schlimmste von allem!

      Sei es nun, daß er glaubte, die Dinge hörten auf zu sein, wenn er sie nicht mehr sehen konnte, sei es, daß er nur einen peinlichen Anblick vermeiden wollte, er blickte absichtlich nicht nach der Seite hin, wo Pauline war. Zufällig bemerkte sie beim Hin-und Hergehen Riquets Stellung. Die war kläglich genug, aber Pauline fand sie komisch und fing an zu lachen. Und lachend rief sie: »Komm, Riquet, komm!« Aber er rührte sich nicht und wandte nicht einmal den Kopf. Ihm war in diesem Augenblick nicht danach zumute seine junge Herrin zu liebkosen, und in geheimem Instinkt, aus einer Art böser Ahnung heraus, hatte er Furcht, sich dem gähnenden Koffer zu nähern. Mehrere Male rief sie ihn, und als er nicht kam, nahm sie ihn auf den Arm.

      – – »U je,« sagte sie, »wie unglücklich ist er! Wie muß man ihn bedauern!«

      Das sagte sie ironisch. Aber Riquet verstand keine Ironie. Er lag teilnahmslos und tot in Paulines Arm und tat, als sähe und höre er nichts.

      »Riquet, schau mich an!«

      Dreimal kam die Mahnung, aber dreimal vergebens.

      Da simulierte Pauline einen heftigen Zorn, und mit den Worten: »Verschwinde, dummes Tier« warf sie Riquet in den Koffer und klappte den Deckel zu.

      Da ihre Tante sie gerade in diesem Augenblick rief, ging sie aus dem Zimmer und ließ Riquet im Koffer.

      Er war sehr in Sorge und, weit davon entfernt, zu vermuten, daß er nur aus Spielerei und zum Spaß in den Koffer gesperrt sei, bemühte er sich, die ohnehin schon recht fatale Situation nicht noch durch seine eigene Unklugheit zu verschlimmern. So verhielt er sich einige Augenblicke ganz regungslos und wagte nicht zu atmen. Dann erschien es ihm nützlich, sein finsteres Gefängnis zu erforschen.

      Er betastete mit seinen Pfoten die Unterröcke und Hemden, auf die man ihn in so erbärmlicher Weise geworfen hatte, und suchte nach einem Ausgang aus dem verhängnisvollen Ort. Er machte sich schon seit zwei oder drei Minuten damit zu schaffen, als Herr Bergeret zum Ausgehen gerüstet ins Zimmer trat und rief:

      »Komm, Riquet, komm! Wir wollen am Kai spazieren gehen. Dort ist die wahre Ruhmesstätte. Man hat da einen Bahnhof gebaut von geradezu erhabener Mißgestalt und auffallender Häßlichkeit. Die Architektur ist eine verloren gegangene Kunst. Man demoliert das Haus an der Ecke von der Rue du Bac, das so gut aussah. Natürlich wird man dafür irgendeinen häßlichen Neubau hinsetzen. Wenn die Architekten doch wenigstens nicht an unserem Quai d’Orsay den barbarischen Stil einführen wollten, von dem sie auf den Champs Elysées an der Ecke der Rue de Washington ein so fürchterliches Beispiel gegeben haben … Wir wollen am Kai spazieren gehen. Dort ist die wahre Ruhmesstätte. Aber die Architektur ist sehr herabgekommen seit Gabriel und Louis … Wo ist der Hund? … Riquet! Riquet!« Herrn Bergerets Stimme war ein großer Trost für Riquet. Er antwortete, indem er mit seinen Pfoten wie toll gegen die Seitenwände des Weidenkorbes kratzte.

      »Wo ist der Hund?« fragte Herr Bergeret Pauline, die eben mit einem Stapel voll Wäsche im Arm zurückkam.

      »Er ist im Koffer, Papa.«

      »Was? er steckt im Koffer, warum denn das?« fragte Herr Bergeret.

      »Weil er dumm war,« antwortete Pauline.

      Herr Bergeret befreite seinen Freund, und Riquet folgte seinem Herrn schwanzwedelnd in den Hausflur. Da fuhr ihm


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