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Die großen Western 218. Frank CallahanЧитать онлайн книгу.

Die großen Western 218 - Frank Callahan


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da angeheftet hast, kannst du friedliche Leute umbringen. So geht das nicht, du – du verdammte …«

      Er schwieg, als sich das Gesicht des Deputys noch mehr verhärtete. Es hatte den Anschein, als würde der Cowboy an seinem schlimmen Zorn ersticken.

      Dann fuhr er auch schon fort: »Weißt du überhaupt, wen du da abgeknallt hast? Der Tote ist Jeff Hastings. Big Old Hastings einziger Sohn. Und Big Old Hastings wird dir die Haut bei lebendigem Leib abziehen, das verspreche ich dir schon jetzt.«

      Jim Henson musste diese Worte erst einmal verdauen. Und er wurde das Gefühl nicht los, bis über beide Ohren in einer verteufelten Klemme zu stecken.

      Er hatte Jeff Hastings, den Sohn des Cattle-Kings, erschossen. Das konnte es doch überhaupt nicht geben. Irgendetwas stimmte da nicht, außer Hastings hatte seinen eigenen Vormann überfallen und sein eigenes Geld geraubt.

      Jim Henson kratzte sich am Hinterkopf. Prüfend starrte er die beiden Burschen vor sich an, die noch immer mit erhobenen Händen vor ihm standen.

      Er wich ihren hasserfüllten Blicken aus.

      Seine Stimme bekam einen heiseren Tonfall, als er sagte: »Und ihr beiden gehört wohl auch zur Hastings-Ranch?«

      Sie nickten.

      »Und ihr habt natürlich auch nicht euren Vormann überfallen und ihm zehntausend Dollar geraubt?«

      Nun staunten sie noch mehr, diese beiden Burschen, blickten Jim Henson an, als hätten sie einen Verrückten vor sich.

      »Mann, bei dir piept es aber ganz gewaltig«, knurrte einer der Cowboys und fuhr sich über seinen sichelförmigen Texanerbart, der ihm weit bis übers Kinn hing.

      »Wir kommen aus Stockton. Dorthin trieben wir eine Herde von über tausend Rindern. Jeff Hastings und wir beide ritten schon los. Die anderen Jungs schlafen ihren Rausch aus, weil sie zur sehr gefeiert haben. Und dann sahen wir dich auftauchen, nahmen an, dass du ein Bandit bist, der uns ans Leder will.

      Als du dann wie ein kriegerischer Indianer angeschlichen bist, setzten wir dir ein paar Warnschüsse vor die Nase. So ist es gewesen und nicht anders. Wir haben weder mit einem Überfall noch mit einem Mord etwas zu tun. Und du hast Big Old Hastings einzigen Sohn wie einen räudigen Hund abgeknallt.

      Oh, Mann, oh, Mann, du wirst diese Stunde noch bedauern, du wirst dir wünschen, niemals geboren worden zu sein.«

      Er schwieg.

      Und Jim Henson wurde von Sekunde zu Sekunde unsicherer. Schweißperlen überzogen seine Stirn. Heiß stieg es in ihm auf. Und er überlegte fieberhaft, wo er einen Fehler gemacht haben konnte.

      »Los, umdrehen, Jungs«, sagte er dann und hob den Lauf seines Smith & Wesson an. »Legt eure Hände dort gegen den Felsbrocken und bewegt euch nicht. Und glaubt nur nicht, dass ich auf eure dummen Sprüche und Lügen hereinfallen werde.«

      »Du bist ein Narr, Deputy, ein verdammter Narr. Bald wirst du hängen, falls es Big Old Hastings überhaupt so gnädig macht.«

      »Sei still«, zischte Jim Henson. »Los, an die Wand mit euch, damit ich die Satteltaschen aller drei Pferde untersuchen kann.«

      Zähneknirschend gehorchten die beiden Cowboys. Der dritte Mann lag regungslos am Boden. In seiner Stirn befand sich ein kleines Loch.

      Der Deputy trat zu den Pferden und durchsuchte sämtliche Satteltaschen, konnte jedoch von der Zehntausend-Dollar-Beute keinen Cent finden. Wieder spürte Jim Henson kalten Schweiß auf seiner Stirn.

      Er gab jedoch nicht auf, glaubte daran, den richtigen Fährten vom Tatort aus gefolgt zu sein.

      Und doch fühlte er die nagenden Zweifel, die sich in sein Gehirn hineinfraßen und ihn immer unsicherer machten. Der Deputy wischte diese bitteren Gedanken zur Seite.

      Er trat zu seinen beiden Gefangenen, durchsuchte sie nach dem Geld, doch auch hier war der Erfolg gleich Null.

      Auch in den Taschen des toten Ranchersohnes war außer ein paar Dollar nichts zu finden.

      Wo war die Beute?

      Hatten die drei Burschen die zehntausend Dollar unterwegs auf der Flucht versteckt?

      Er fesselte die beiden Cowboys, die wütend knurrten und ihm alle Plagen der Hölle an den Hals wünschten. Dann legte er den Toten über den Sattel und band ihn fest.

      Jim Henson trat dann einige Minuten später den Rücktritt nach Colton an.

      Er ahnte noch nicht, dass er einer der bittersten Stunden eines jungen Lebens entgegenritt.

      *

      Längst war die Sonne hinter den Hügeln aufgegangen, als die kleine Stadt vor dem Deputy lag. Seine beiden Gefangenen hatten sich während des Rittes ruhig verhalten.

      Nur ihre hasserfüllten Blicke verrieten nichts Gutes. Als sich der Reitertrupp den ersten Häusern näherte, sagte der Cowboy mit dem Texanerbart: »Nun wird es dir gleich verdammt dreckig ergehen, Deputy. Du hast einen riesigen Fehler gemacht. Du hättest meinen Gefährten und mich ebenfalls umlegen müssen. Nur dann wäre dir eine kleine Chance geblieben, deinem Schicksal zu entgehen.

      Wenn du uns alle drei irgendwo in den Bergen verscharrt hättest, wäre niemand dahintergekommen, dass du Big Old Hastings Sohn ermordet hast. Mann, du gehst verdammt lausigen Zeiten entgegen. Ich möchte nicht für hunderttausend Dollar in deiner Haut stecken.«

      Auch der andere Cowboy nickte zu diesen Worten. Fast körperlich fühlte Jim Henson den Hass dieser beiden Männer. Und die starken Zweifel in ihm wurden immer größer.

      Der Reiterpulk erreichte die ersten Häuser von Colton. Dumpf hämmerten die Hufschläge über die Main Street. Staub wolkte empor, wurde vom leichten Wind träge verweht.

      Passanten blieben stehen. Ihr Erstaunen und ihre Neugierde wandelte sich in blankes Entsetzen, als sie den toten Ranchersohn quer über dem Sattel liegen sahen.

      Und es dauerte nicht lange, dann wusste die Bevölkerung der kleinen Stadt Bescheid.

      Jim Henson zügelte seinen Rappwallach vor dem Sheriff-Office. Höhnisch grinsend starrten ihn seine beiden Gefangenen an.

      »Gleich geht die Welt unter, Deputy«, sagte der Bärtige. »Und sollte sich Big Old Hastings in Colton aufhalten, dann wird er dir sofort die Ohren langziehen.«

      Kaum waren seine Worte verstummt, als auch schon Will Everett, der Sheriff, auftauchte. Er nickte seinem Gehilfen kurz zu und trat vom ­Sidewalk herunter.

      Und dann versteinerte sich sein Gesicht, wurde kalkig wie eine frisch gestrichene Wand. Lange Sekunden stand Will Everett wie eine Statue da, ehe er sich langsam dem Pferd mit dem Toten näherte.

      Jim Henson fühlte sich nun überhaupt nicht mehr wohl in seiner Haut. Er wusste zwar, dass Big Old Hastings ein Mann mit großem Einfluss in diesem County war, hatte den Ranchboss jedoch noch niemals zu Gesicht bekommen. Und da sich Jim ja auch erst seit vierzehn Tagen hier in Colton aufhielt, war dies nicht verwunderlich.

      Er blickte auf die Bürger der Stadt, die sich um den Reitertrupp sammelten. Immer mehr Männer und Frauen verließen ihre Häuser. Schweigend starrten sie auf Sheriff Everett, seinen Deputy, auf den Toten und auf die beiden gefangenen Cowboys.

      Jim Henson schwang sich aus dem Sattel und trat neben den Sheriff, der sich ihm mit noch immer bleichem Gesicht zuwandte.

      Mit heiserer, beinahe krächzender Stimme fragte Will Everett: »Was ist mit Jeff Hastings? Wurde er von den Banditen erschossen, als er sie verfolgte? Und was ist mit diesen beiden Männern, die gefesselt auf den Pferden sitzen? Wenn mich nicht alles täuscht, dann sind es doch Cowboys der Hastings-Ranch, nicht wahr?«

      Der Deputy schluckte. Seine Kehle fühlte sich völlig ausgetrocknet an.

      Er starrte an Everett vorbei, sah die vielen abweisenden Gesichter seiner Mitbürger. Noch näher schoben sich die Menschen heran, nur um kein Wort zu versäumen.

      »Was ist, Jim?«


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