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Irrlicht 5 – Mystikroman. Melissa AndersonЧитать онлайн книгу.

Irrlicht 5 – Mystikroman - Melissa Anderson


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Frau?« Es klang wie ein Jubelschrei und verwirrte mich noch mehr. »Bitte fahren Sie zum Haus, das Tor schließt automatisch.«

      Es ging auch automatisch auf, wie von Geisterhand geöffnet. Mit gemischten Gefühlen fuhr ich hindurch und hörte trotz des Motorengeräuschs meines Autos, wie es hinter mir wieder ins Schloß fiel. Bei dem dumpfen Knall hatte ich unwillkürlich das Gefühl, in einer Falle gelandet zu sein, aus der ich so schnell nicht mehr entkommen konnte.

      Flüchtig dachte ich an meinen Vater, Mr. Larson und Brandon Kelly. Doch dann gingen in dem düsteren Gebäude vor mir mehrere Lichter an, und es wirkte plötzlich nicht mehr feindselig, sondern einladend auf mich.

      Mit neuem Mut fuhr ich auf das wuchtige Portal zu und parkte dort.

      Noch bevor ich aus dem Auto steigen konnte, ging die Eingangstür auf, und eine kleine dicke Frau erschien, die ich sofort als Mexikanerin indianischer Abstammung einstufte. Aus dunklen Kulleraugen starrte sie mich neugierig an. Als ich ihr kurz zuwinkte und Anstalten machte, mein Gepäck aus dem Kofferraum zu holen, kam sie mit einem breiten Grinsen die Treppe hinunter, um mir zu helfen.

      »Ich bin Inez«, plapperte sie aufgedreht, während sie schwungvoll mein Gepäck an sich nahm, »Mrs. Cummings’ Haushälterin und gute Seele. Sie ahnen ja gar nicht, wie froh ich bin, daß eine Frau ins Haus kommt. Die Mistress wird überglücklich sein. Hat man Señor Perrida nun endlich das Handwerk gelegt?«

      Mir wurde plötzlich eiskalt, und ich blieb stehen. Was hatte Inez damit sagen wollen? Sie hatte diesen ganzen Wortschwall losgelassen, während sie vor mir her auf die Haustreppe zuging.

      »Was wollen Sie damit sagen?« fragte ich gepreßt.

      Auch sie blieb stehen und drehte sich schwerfällig nach mir um. Doch sie beantwortete meine Frage nicht. »Sie sagten, Sie sind telegrafisch angemeldet worden.« Sie schüttelte den Kopf. »Davon weiß ich nichts, und die Mistress bestimmt auch nicht. Aber es ist gut, daß Rudy nicht mehr kommt. Ich werde Ihnen ein Zimmer im Haus geben. Es ist zu dunkel, als daß ich Sie ins Felsenhaus bringen könnte.«

      »Ins Felsenhaus?« fragte ich verwirrt, während mich ein kalter Schauer überlief. Ich hatte keine Ahnung, was sie damit meinte, aber ich wollte gewiß nicht die Nacht in irgendeinem Felsenhaus verbringen.

      Mittlerweile waren wir an der Haustür angelangt. Ich folgte Inez hinein, und sie verriegelte die Tür hinter mir sorgfältig.

      »Im Felsenhaus ist das Atelier«, erklärte sie mit gedämpfter Stimme, »Rudy hat dort immer gearbeitet. Sind Sie wirklich an seiner Stelle gekommen? Was ist mit ihm passiert?«

      Ich erklärte noch einmal, wie ich zu diesem Job gekommen war, und Inez nickte hocherfreut. Sie stellte mein Gepäck im Korridor ab und fuhr sich durch das schwarze Haar, das bereits von vielen grauen Strähnen durchzogen war.

      »Ich werde Sie besser erst einmal zu Mrs. Cummings bringen, bevor ich Ihnen Ihr Zimmer zeige«, meinte sie, »nachdem Sie von Ihrer Ankunft keine Ahnung hat. Sie ist sehr leidend, müssen Sie wissen, aber sie freut sich bestimmt sehr, daß Sie jetzt hier sind. Etwas Gesellschaft wird ihr guttun.«

      Ich folgte Inez einen mit teuren Teppichen belegten Korridor entlang, an dessen Wänden wunderschöne Ölgemälde hingen. Ein Seemotiv zog mich besonders an, und ich blieb kurz davor stehen. Als ich weiterging, kamen mir wieder Inez’ Worte in Erinnerung, und ich dachte mir, daß ich nicht hier war, um einer einsamen Frau Gesellschaft zu leisten, sondern um intensiv zu arbeiten.

      Inez klopfte an eine getäfelte Tür und ließ mich eintreten. »Miß Naomi Landers aus Los Angeles«, meldete sie mich an, dann ging sie wieder hinaus und schloß die Tür hinter sich. Etwas unsicher blieb ich stehen.

      *

      Der Raum, in den Inez mich geführt hatte, war mit wundervollen alten Möbeln eingerichtet, Spitzenvorhängen, Spitzendeckchen, Gestecken aus getrockneten Blumen und einem uralten Eisenofen, der noch aus der Pionierzeit zu stammen schien.

      Die zierliche dunkelhaarige Frau, die auf einem hochlehnigen Sofa saß und ein Buch in den Händen hielt, war von Krankheit gezeichnet, das konnte jeder Laie erkennen. Sie war mir auf Anhieb so sympathisch, daß ich sie am liebsten wie eine alte Bekannte begrüßt hätte.

      Sie hob den Kopf und sah mich aus warmen freundlichen Augen an. Es war für mich unschwer zu erkennen, daß ich ihr genauso sympathisch war wie sie mir.

      »Naomi Landers aus Los Angeles«, wiederholte sie nachdenklich. »Wie nett, Sie kennenzulernen. Wissen Sie, ich habe kaum Kontakt zu Menschen und freue mich Über jeden Besuch. Haben Sie sich in unserer Einsamkeit verfahren? Wollen Sie eine Nacht hierbleiben? Sie sind herzlich willkommen.«

      »Nein, nein«, versuchte ich richtigzustellen. »Ich bin im Auftrag Ihres Mannes als Restauratorin hier.« Wieder erzählte ich, daß Rudy im Krankenhaus lag und ich nun an seiner Stelle gekommen war, um die Gemälde zu restaurieren.

      Dabei konnte ich auf Mrs. Cummings Gesicht verschiedene Empfindungen ablesen: Angst und Schrecken bei der Erwähnung von Rudys Namen, angespanntes Interesse, als ich weiterredete, und glückliches Strahlen, als sie begriffen hatte, daß ich anstelle von Rudy gekommen war und nun für mindestens sechs Wochen in Cypress Manor bleiben würde.

      »Das finde ich einfach wundervoll, Naomi«, freute sie sich, »ich weiß, daß Sie viel Arbeit haben werden, aber vielleicht können Sie doch ein bißchen Zeit erübrigen, um mir Gesellschaft zu leisten.«

      »Aber natürlich«, entgegnete ich spontan.

      Doch damit war die Sache für mich noch nicht abgetan. Ich wunderte mich, weshalb mein Kollege Rudy Perrida, der von mir und meiner Firma sehr geschätzt wurde, bei den Damen von Cypress Manor offenbar nicht so beliebt war, und auch Brandon Kelly schien von ihm nicht sonderlich begeistert zu sein.

      »Mein Mann ist zur Zeit wieder auf einer seiner vielen Geschäftsreisen«, fahr Myra Cummings fort. »Mein Stiefsohn Howard aus Walters erster Ehe wird morgen wieder zurückkommen, aber ich muß ehrlich zugeben, daß wir uns in den paar Jahren, in denen er nun auf Cypress Ma­nor lebt, nicht nähergekommen sind.« Sie senkte den Blick und fuhr sich über die Augen. »Meine einzige Vertraute ist Inez, auch wenn ich manchmal mit ihr aneinandergerate. Zwei so alte Frauen wie wir werden mit der Zeit oft wunderlich.«

      »Aber ich bitte Sie, Mrs. Cummings«, erwiderte ich mit einem Lächeln, »niemand würde Sie als alte Frau bezeichnen.«

      »Das haben Sie nett gesagt, vielen Dank. Aber nennen Sie mich bitte Myra, wenn Sie mich schon nicht so alt finden.«

      »Gern, Myra«, ging ich erfreut darauf ein.

      Ich fühlte mich zusehends wohler in Cypress Manor und brachte die Sprache auf das mysteriöse Felsenhaus.

      »Inez erwähnte etwas davon, daß ich in einem Felsenhaus übernachten sollte. Was hat es damit auf sich?«

      Ich merkte, wie Myra nervös wurde und auf ihre verschlungenen Hände sah. Dann holte sie umständlich ein Taschentuch hervor und zerknüllte es, ohne es zu benutzen.

      »Ja, leider besteht mein Mann darauf, daß alle…«

      Sie wurde unterbrochen, weil Inez ihren Kopf zur Tür hereinsteckte.

      »Entschuldigen Sie bitte…« Inez sah von mir zu Myra und dann wieder zu mir. »Ich hatte ganz vergessen, Sie zu fragen, ob ich Ihnen nicht einen kleinen Imbiß richten soll. Oder haben Sie unterwegs schon etwas gegessen?«

      In diesem Augenblick rührte sich mein Magen. »Nein, das habe ich noch nicht«, erwiderte ich, »aber…«

      Myra unterbrach mich, indem sie Inez mit einer bezeichnenden Handbewegung aus dem Zimmer scheuchte. »Bringen Sie einen kleinen Imbiß für uns beide, und eine Flasche Wein«, rief sie ihr nach, »dabei läßt es sich besser unterhalten.« Dann sah sie mich mit einem besorgten Blick an. »Oder sind Sie zu müde? Möchten Sie lieber auf Ihr Zimmer gehen?«

      »Nein«, versicherte ich, »ich würde mich lieber noch ein wenig mit Ihnen unterhalten.«

      *

      Nachdem


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