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Sprachwitze. Robert SedlaczekЧитать онлайн книгу.

Sprachwitze - Robert Sedlaczek


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Mesopotamiens. Er datiert aus der Zeit von etwa 1900 bis 1600 v. Chr., könnte aber bereits 2300 v. Chr. erzählt worden sein.

      Was ist seit Urzeiten noch nie geschehen? – Eine junge Frau, die auf dem Schoß ihres Mannes nicht furzt.

      Der zweitälteste Witz ist auf einer ägyptischen Papyrusrolle verzeichnet, diese wird mit 1600 v. Chr. datiert.

      Wie kannst du einen gelangweilten Pharao aufheitern? – Du schickst ein Boot mit jungen Frauen, die nichts weiter als Fischernetze am Leib tragen, den Nil stromabwärts und drängst den Pharao, fischen zu gehen.

      Der drittälteste Witz stammt aus der Zeit 1200 v. Chr., er wurde in Adab, Mesopotamien, aufgezeichnet. Der Ort liegt heute im Irak.

      Drei Ochsentreiber streiten darüber, wem ein neugeborenes Kalb gehört. Der König soll schlichten, er bittet eine Priesterin um Hilfe. Diese will auch die Ehefrauen der drei Männer in die Entscheidung einbeziehen …

      Der Text ist leider nicht vollständig lesbar, die Pointe kann nur erraten werden, sie dürfte obszön gewesen sein. Paul McDonald, Professsor für kreatives Schreiben an der Universität Wolverhampton, der 2008 die zehn ältesten Witze für einen TV-Sender eruiert hat, konstatiert: „Allen gemeinsam ist ihr Bruch mit Tabus und eine gewisse Rebellion.“

      Die älteste erhaltene Witzesammlung ist der Philogelos (Lachfreund), die darin enthaltenen Witze, 265 an der Zahl, sind in griechischer Sprache verfasst. Als Autoren werden zwei ansonst unbekannte Griechen namens Hierokles und Philagrios genannt. Die Zusammenstellung wird wohl erst nach der römischen Kaiserzeit abgeschlossen worden sein, weil die Tausendjahrfeier Roms im Jahr 248 n. Chr. erwähnt wird. Andere Witzsammlungen aus der Antike werden in diversen Quellen erwähnt, sind aber nicht erhalten.

      Der Philogelos ist thematisch gegliedert. Es gibt Witze über unfähige Wahrsager und dümmliche Gelehrte, über Säufer, Witzbolde, Frauenhasser und Menschen mit starkem Mundgeruch. Einige Witze sind obszön, andere frauenfeindlich. Witze über Homosexualität sind in der Sammlung nicht enthalten, obwohl Geschlechtsverkehr unter Männern üblich war.

      In zahlreichen Witzen ist die Hauptfigur eine dumme Person: ein Abderit, Kymenier oder Sidonier. Die Einwohner der griechischen Städte Abdera und Kymene sowie der hellenisierten ehemaligen Phönizierstadt Sidon waren die Ostfriesen der Antike. Oft wird der Dumme auch als Scholastikos bezeichnet, das entspricht nach dem heutigen Verständnis am ehesten einem zerstreuten Professor. Aber einen Scholastikos hat es in so gut wie jedem Beruf gegeben, und er konnte jung oder alt sein. „Er ist der Typ des Erz-Dummkopfs, des pedantischen, gar nicht unsympathischen ‚Denkers‘, der mit messerscharfer Logik schlussfolgert – nur eben völlig falsch, weil er in seiner Zerstreutheit, Beflissenheit oder vermeintlichen Geistesschärfe von allem Gebrauch macht, nur nicht vom gesunden Menschenverstand.“ (Weeber, S. 46)

      Die dümmlichen Hauptfiguren im Philogelos sind austauschbar. Ein Witz, der als Abderiten-Witz gebracht wird, kommt später als Scholastikos-Witz noch einmal daher oder umgekehrt.

      Kommt ein Mann zu einem Scholastikos und sagt: „Der Sklave, den du mir verkauft hast, ist gestorben.“ – „Bei den Göttern“, antwortet der, „solange er bei mir war, hat er nichts dergleichen getan.“ (Nr. 18)

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      Ein Mann hänselt einen Witzbold: „Ich habe deine Frau umsonst gehabt.“ Darauf der Witzbold: „Es ist meine eheliche Pflicht, dieses Übel zu ertragen. Aber du? Wer zwingt dich?“ (Nr. 263)

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      Ein junger Mann sagt zu seiner Frau: „Herrin, was tun wir? Wollen wir essen oder haben wir Sex?“. Darauf die Frau: „Wie du willst. Brot ist keins da.“ (Nr. 244)

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      Ein Scholastikos will seinem Esel lehren, nicht zu fressen, und wirft ihm kein Futter vor. Als der Esel des Hungers stirbt, sagt der Scholastikos: „Wie schade! Als er gelernt hatte, nicht zu fressen, da ist er gestorben.“ (Nr. 9)

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      Ein Scholastikos hat geträumt, er sei in einen Nagel getreten. Er verbindet sich deshalb den Fuß. Ein anderer Scholastikos fragt ihn, warum er das getan habe, und als er den Grund erfährt, sagt er: „Mit Recht werden wir für dumm gehalten. Warum gehst du auch ohne Schuhe ins Bett?“ (Nr. 15)

      In diesem Witz wird die Dummheit des einen durch die Dummheit des anderen überboten. Wir werden auf diese Technik später zurückkommen (S. 79 ff.).

      Ein Scholastikos hat eine Sklavin geschwängert. Nach der Geburt rät ihm sein Vater, er solle das Kind töten. Darauf der Scholastikos: „Begrab du erst deine Kinder, und dann rate mir, meines umzubringen!“ (Nr. 57)

      Manchmal entpuppt sich der dumme Scholastikus als der Gescheite. Väter hatten das Recht, ihre Kinder zu töten. Der Scholastikos rebelliert gegen dieses Prinzip und gleichzeitig gegen seinen Vater.

      Unfähige Wahrsager haben große Probleme, die Zukunft vorherzusagen. Aber sie können sich auf eine neue Sachlage prompt einstellen. Dadurch nehmen Witze eine überraschende Wendung.

      Ein unfähiger Wahrsager stellt ein Horoskop für einen kleinen Buben auf. „Der wird einmal ein Rechtsanwalt“, sagt er, „dann Präfekt, dann Statthalter.“ Als das Kind wenig später stirbt, beschwert sich die Mutter beim Astrologen: „Er ist tot! Dabei sollte er doch Rechtsanwalt, Präfekt und Statthalter werden!“ – „Ich schwöre es bei seinem Andenken“, antwortet der Wahrsager, „wäre er am Leben geblieben, wäre alles genau so eingetreten!” (Nr. 202)

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      Ein Mann kommt von einer langen Auslandsreise heim und fragt einen unfähigen Wahrsager, wie es seiner Familie geht. Da antwortet der Wahrsager: „Allen geht es gut, nur deinem Vater nicht.“ – „Aber mein Vater ist doch vor zehn Jahren verstorben!“ – Darauf der Wahrsager: „Du kannst doch gar nicht wissen, wer dein Vater ist.“ (Nr. 201)

      Im Mittelpunkt des folgenden Selbstmörderwitzes steht wieder einmal ein Abderit und sein unlogisches Handeln:

      Ein Abderit will sich erhängen, aber der Strick reißt und er schlägt sich ein Loch in den Kopf. Da lässt er sich ein Pflaster geben und legt es auf die Wunde. Dann geht er wieder hin und erhängt sich.

      Ich habe den Philogelos nach Sprachwitzen durchsucht und einige gefunden. Meist basieren sie auf dem Doppelsinn eines Wortes oder einer Wendung.

      Ein Abderit hat gehört, dass Zwiebeln und Bohnen Winde machen. Als auf einer Seefahrt eine Flaute eintritt, hängt er einen Sack mit Zwiebeln und Bohnen am Hinterteil des Schiffes auf. (Nr. 73)

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      Ein Witzbold wird von einem geschwätzigen Friseur gefragt: „Wie darf ich die Haare schneiden?“ Darauf der Witzbold: „Schweigend!“ (Nr. 148)

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      Kommt ein Mann zu einem schlecht gelaunten Arzt: „Herr Doktor, ich kann weder liegen noch stehen und auch nicht sitzen.“ Darauf der Arzt: „Dann bleibt Ihnen nichts anderes übrig: Hängen Sie sich auf!“ (Nr. 183)

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      Ein Witzbold trifft einen Zuhälter, der eine schwarze Prostituierte anbietet, und fragt ihn: „Was kostet die Nacht?“ (Nr. 151)

      Hier wird der Gedanke „schwarz wie die Nacht“ weitergesponnen, wodurch ein Doppelsinn entsteht: Gemeint ist einerseits die Frau, andererseits die Dauer des Liebesdienstes.

      Ein Mann mit stinkendem Atem fragt seine Frau: „Herrin, warum hasst du mich?“ Sie antwortet: „Weil du mich liebst.“ (Nr. 234)

      Das in der Pointe auftauchende Verb hat neben „lieben“ noch einen zweiten Sinn: „küssen“.

      Ein Abderit ist einem Mann einen Esel schuldig. Da er keinen hat, bittet er, stattdessen zwei Halbesel geben zu dürfen. (Nr. 127)

      Der Maulesel ist das Kreuzungsprodukt eines Pferdehengstes und einer Eselsstute. Daher lag es nahe, einen Maulesel als „Halbesel“ zu bezeichnen und die einfache Gleichung aufzustellen: 2 Maulesel = 1 Esel.

      Ein


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