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Pistengeier: Berlin Turbo #9. Glenn StirlingЧитать онлайн книгу.

Pistengeier: Berlin Turbo #9 - Glenn Stirling


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dann, und Rolf hörte ihn sagen: „Schwester Edith, ich habe hier eine Einweisung. Könnten Sie sich mal darum kümmern? ... Natürlich, in die Innere Abteilung. Pankreatitis, akut, ja, richtig.“ Als der Arzt aufgelegt hatte und sich Rolf Nerlinger wieder zuwandte, fragte der: „Wovon habe ich das?“

      „Wovon hat man so etwas? Es könnte mit Viren zusammenhängen, weil Sie in Afrika waren. Da liegt dieser Verdacht irgendwie nahe. Aber ich glaube nicht daran. Allerdings müssen wir das genau feststellen. Es kann aber auch sein, dass Sie ganz einfach sensibel sind und vielleicht Fett gegessen haben, das Sie nicht vertragen. Das verbirgt sich mitunter in Soßen, überhaupt in Lebensmitteln. Jedenfalls, Herr Nerlinger, sollten wir Sie am besten gleich hierbehalten, zumal Sie Fieber haben. Wenn Sie jemanden verständigen wollen, können Sie das nachher, wenn Schwester Edith kommt, alles erledigen. Es wäre so das Beste. Denn wenn Sie erst wieder nach Hause gehen, wird es nur unnötig schlimmer. Sie müssen sofort an den Tropf. Ich will damit sagen, wir machen eine Infusion, die Ihnen sehr helfen wird, und vor allen Dingen brauchen Sie jetzt Flüssigkeit. Wenn Sie nicht essen, muss dem Körper wenigstens Flüssigkeit zugeführt werden. Aber das machen wir schon“, meinte er lächelnd. „In einer Woche fühlen Sie sich schon sehr viel besser, und in zwei Wochen sind Sie so gut wie voll auf den Beinen. Dann noch etwas Ruhe und schließlich Diät. Aber das kann ich Ihnen alles später erklären.“

      Rolf Nerlinger wusste, dass draußen noch jede Menge Patienten warteten. Und während er noch ein wenig hilflos auf den Arzt schaute, tauchte Schwester Edith, eine zierliche rothaarige Krankenschwester auf, die so etwa Mitte Dreißig war. Sie lächelte Rolf vertrauenerweckend an und fragte: „Sie sind die Einweisung?“

      „Einweisung?“, fragte Rolf und grinste. „Mein Name ist Nerlinger.“

      „Dann kommen Sie mal mit, Herr Nerlinger.“ Sie blickte über die Schulter auf den Arzt und sagte zu ihm: „Ich erledige das. Schicken Sie das Krankenblatt nachher rüber?“

      Der Arzt nickte nur und hatte schon auf den Knopf gedrückt, damit im Wartezimmer das Schild: Der Nächste bitte! aufleuchten würde.

      Draußen auf dem Gang nachher, über den ihn Schwester Edith lang führte, wurde Rolf das ganze Ausmaß dieses plötzlichen Hammers, wie er es nannte, bewusst. Er musste sofort bei der Spedition anrufen. Klaus war ja schon wieder beim Laden. Heute Mittag wollten sie losfahren, die nächste Tour. So ging es schon eine ganze Zeit. Wie die Verrückten fuhren sie jetzt, zumal Sigi Kölzer und Toni Feldmann mit ihrem Zug diese Fracht nicht mehr fuhren. Die Schalupke-Spedition ließ nur noch einen ihrer Züge nach Marokko mit Fertighäusern fahren, nach den Vorfällen, die sich da am Anfang ereignet hatten.

      Für Rolf Nerlinger und seinen Gefährten Klaus Matschke wurde von dem Zeitpunkt an, da sie nur noch alleine Fertighäuser nach Marokko fuhren, das Ganze zu einer hektischen und mörderischen Schinderei. Sie schrubbten Tag und Nacht, missachteten ihre Fahrzeiten, ihre Pausenzeiten. Einer fuhr, der andere schlief, solange sie in Europa fuhren. In Afrika gab es Strecken, wo sie beide wachbleiben mussten, weil vier Augen ganz einfach mehr sahen als zwei. Und dann die Fahrten über die Pisten bis zu diesem Stützpunkt der Firma Beziers.

      Heute Mittag sollte es wieder losgehen. Aber die Sache mit der Bauchspeicheldrüse machte Rolf Nerlinger jetzt einen gewaltigen Strich durch die Rechnung. Und nicht nur durch seine, auch durch die der Spedition Schalupke.

      Später dann hatte er Gelegenheit zu telefonieren. Als Ralf Kirchlechner, der Disponent, erfuhr, um was es ging, rutschte er beinahe vom Stuhl.

      „Was sagst du, Rolli, im Krankenhaus bleiben? Verdammt noch mal, was machen wir da?“

      „Das musst du mich nicht fragen“, erwiderte Rolf. „Da musst du dir schon selbst etwas ausdenken. Verdammt noch mal, ich habe Fieber, und der Arzt meint, die Sache mit meiner Bauchspeicheldrüse wird immer schlimmer. Wie weit ist der Cowboy denn mit dem Laden?“

      „Der ist fertig, der ist eben in den Hof gekommen, vor einer Minute vielleicht. Steht drüben mit Addi, die quatschen. Der wartet auf dich.“

      „O Heimatland!“, brummte Rolf. „Dann sag ihm Bescheid. Jedenfalls läuft bei mir nichts. Denkt euch was aus. O verdammt, mir ist hundeschlecht. Also, du weißt alles, mach es gut!“ Rolf legte auf, und Schwester Edith, die ein Stück entfernt gewartet hatte, blickte Rolf besorgt an. Er krümmte sich wieder. Da waren die Schmerzen erneut in seinem Leib. Bohrende, stechende Schmerzen.

      „Herr Nerlinger, nun kommen Sie! Sie sollten längst im Bett liegen, dann noch ewig zu telefonieren!“, rief sie aufgebracht und nahm ihn am Arm. Er war mindestens zwei Köpfe größer als sie, ein Bär von einem Mann neben dieser zierlichen Schwester. Und er ließ sich wie ein Teddy abführen. Noch ein paar Zimmer weiter, und die Schwester sagte: „So, und mit ihnen liegen zwei nette Leute. Sie werden sich bestimmt gut mit ihnen verstehen. Und jetzt nichts wie ins Bett!“

      Sabine Schalupke, die junge attraktive Chefin der Spedition, hatte das Problem kurzerhand selbst in die Hand genommen. Sie ließ Klaus Matschke rufen, der drüben bei Addi Piltz in der Werkstatt war. Gleichzeitig telefonierte Ralf Kirchlechner, der Disponent, wegen eines zweiten Fahrers. Er selbst hatte ja niemanden zur Verfügung. Auf den Nahverkehrsfahrzeugen war kein Mann übrig, und die Fernzüge befanden sich alle unterwegs. Doch es gab noch einen Ausweg, jedenfalls glaubte das Ralf Kirchlechner. Und dieser Ausweg hieß Paul Rittlinger.

      Kirchlechner hatte Sabine Schalupke davon erzählt. Und als jetzt Klaus Matschke zu ihr kam und sie sich begrüßten, sagte Sabine Schalupke zu dem hageren dunkelhaarigen Mann: „Sie wissen noch gar nicht, was mit Rolf Nerlinger passiert ist.“

      „Na, irgendwas mit seinem Magen. Er hat richtige Krämpfe gehabt, und gebrochen hat er auch.“

      „Er bleibt im Krankenhaus.“ Sie berichtete ihm, was sie von Kirchlechner wusste. Und dann fuhr sie fort: „Sie können natürlich die Strecke nicht allein fahren, das ist einfach nicht machbar. Bei dem Tempo, wie ihr das abreißt, brauchen Sie unbedingt einen zweiten Mann, Herr Matschke.“

      „Und wer ist das?“, fragte Klaus misstrauisch. Er hatte da in der Firma schon einiges erlebt. Nicht alle, die von der Chefin für gute Fahrer gehalten wurden, waren es dann auch.

      „Kennen Sie Herrn Rittlinger?“

      Klaus schüttelte den Kopf. „Nie gehört. Wie ist denn sein Vorname?“

      „Paul. Er heißt Paul Rittlinger. Er hat bis vor kurzem bei Schenker gefahren.“

      „Und warum tut er es nicht mehr?“

      „Er hatte wohl irgendwelche Schwierigkeiten mit seinem Vorgesetzten. Jedenfalls hat er sich bei uns beworben.“

      „Hören Sie, Chefin, der Mann fährt mit mir Tag und Nacht. Sie können nicht von mir verlangen, dass ich einen Wildfremden hier mitnehme, den ich gar nicht kenne. Ich bin, das können Sie sich ja vorstellen, auf diesen anderen angewiesen, der da mit mir fährt. Es gibt Situationen da in Marokko, von denen lassen Sie sich gar nichts träumen, Chefin. Und wenn ich mich nicht hundertprozentig auf meinen Partner verlassen kann, so wie ich mich auf Rolli und er sich auf mich verlassen konnte, dann bin ich verloren, und Ihr Lastzug mit.“

      „Um den Lastzug brauchen Sie sich keine Gedanken zu machen, der ist sehr hoch versichert. Seit Sie und Herr Nerlinger diese Marokko-Fahrten machen, haben wir die Versicherung sehr erhöht. Nach den Erfahrungen, die Sie am Anfang bei Ihrer zweiten Tour ...“

      „Schon gut“, meinte Klaus. „Aber ich möchte diesen Rittlinger doch genauer kennenlernen. Mir wäre lieber, es führe einer mit, den ich kenne, einer von uns hier. Und wenn es einer vom Nahverkehr ist. Dann können Sie Rittlinger ja solange im Nahverkehr fahren lassen.“

      „Tut mir leid, hier kann ich keinen entbehren. Und da sind auch einige, die haben nur Klasse drei. Auf den Siebeneinhalbtonnern ist das ja möglich, aber Ihren Zug ...“ Sie redete und redete, und am Schluss gab Klaus nach. Dabei kannte er diesen Paul Rittlinger immer noch nicht.

      Eine halbe Stunde später sollte er ihn kennenlernen, denn da kam er. Irgendjemand hatte ihn nach dem Telefonat mit Kirchlechner geholt.

      Im ersten


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