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Sechs Krimis: Ferienkiller. Alfred BekkerЧитать онлайн книгу.

Sechs Krimis: Ferienkiller - Alfred Bekker


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ertönte ein Geräusch wie bei einem heftigen Niesen. Das Mündungsfeuer leckte blutrot aus dem Schalldämpfer heraus. Thränhart zuckte und sackte erst auf die Knie, ehe er mit dem Gesicht nach vorn zu Boden fiel.

      Edda wich zurück und schrie.

      Der Mann in Leder richtete seine Waffe auf sie und drückte noch einmal ab. Getroffen sank sie zu Boden und blieb regungslos liegen. Blut sickerte aus einer Schusswunde an ihrem Kopf.

      Der Killer trat in die Wohnung, schloss die Tür hinter sich und sah sich um.

      Ein zynisches Lächeln spielte um seine Mundwinkel.

      Für jemanden, der in den letzten Jahren so gute Geschäfte gemacht hat, hast du aber ziemlich stillos gelebt, Kai-Uwe Thränhart!, dachte er grinsend

      13

      Rudi und ich parkten vor einem Altbau. Kai-Uwe Thränharts Adresse lag im vierten Stock.

      Das Haus war gepflegt, verfügte aber über keinerlei besonderen Luxus und auch nicht über besondere Sicherheitstechnik. Die Mieten waren in dieser Gegend aber auf Grund der zentralen Lage trotzdem gepfeffert.

      Wir klingelten nicht bei Thränhart, sondern bei einem der anderen Mieter, der uns hereinließ, nachdem wir uns mündlich als BKA-Agenten vorgestellt hatten.

      Mit dem Lift ging es dann hinauf in den vierten Stock.

      Wenig später standen wir vor Thränharts Tür. Aus der Wohnung waren Geräusche zu hören.

      „Das hört sich an, als würde dort jemand einen Umzug beginnen!“, meinte Rudi und drückte auf die Klingel.

      Die Geräusche verstummten.

      Nichts geschah.

      Wir postierten uns rechts und links der Tür, die Hand an der Dienstwaffe.

      „Herr Thränhart, hier spricht die Polizei! Bitte machen Sie die Tür auf! Wir müssen dringend mit Ihnen sprechen!“

      Im nächsten Moment folgten fünf kurz hintereinander abgegebene Schüsse. Die großkalibrigen Projektile stanzten daumengroße Löcher in die Tür.

      Anschließend waren auf der anderen Seite schnelle Schritte zu hören.

      Ich schnellte vor, zog die Dienstwaffe vom Typ SIG Sauer P226 und stürmte los.

      Zwei Schritte weit kam ich.

      Dicke, blassgrüne Schwaden zogen mir entgegen, die die Augen tränen ließen.

      Der Nebel war so dicht, das kaum etwas sehen konnte.

      Nur eine schattenhafte Gestalt. Ein Mündungsfeuer blitzte durch den Nebel hindurch.

      Kein Schussgeräusch.

      Die Kugel zischte dicht an mir vorbei. Ich feuerte zurück ins Nichts hinein. Das Geräusch einer zerspringenden Fensterscheibe war zu hören.

      Dann war die Gestalt verschwunden.

      Ich kämpfte mich durch den beißenden Nebel und presste mir dabei mein Taschentuch vor die Nase.

      Ein paar Schritte vor mir lag dir Leiche einer jungen Frau.

      „Zurück, Harry!“, rief Rudi – und er hatte Recht.

      Ich taumelte zurück zur Tür und hustete erbärmlich. Brechreiz machte sich bemerkbar. Wer diese Wolke durchquerte, war anschießend kampfunfähig.

      Rudi klingelte inzwischen an der Tür der Nachbarwohnung und klopfte heftig gegen die Tür. „BKA! Machen Sie die Tür auf!“

      Ich erholte mich unterdessen einigermaßen.

      Ein Mann von Mitte vierzig öffnete die Tür der Nachbarwohnung.

      „Was wollen Sie?“

      „Gehen Sie zur Seite!“, forderte Rudi und hielt ihm seinen Dienstausweis unter die Nase. „Wir müssen durch Ihre Wohnung.“

      „Aber...“

      „Gibt auf Ihrer Seite des Hauses eine Feuertreppe?“

      „Ja.“

      „Außen angebracht?“

      „Ja. Das heißt bei uns in Deutschland auch nicht Feuertreppe, sondern Fluchttreppe. Und ein zweiter Fluchtweg ist für ein Gebäude wie dieses Vorschrift. Da im Innenbereich kein Platz ist, um...“

      „Dachte ich mir!“, unterbrach ich ihn.

      Rudi stürmte voran. Ich schnellte hinterher. Der Wohnungsbesitzer, an dessen Tür der Name ‚Professor Dr. Rainer Luis Nebelmann’ stand, sah uns verdutzt hinterher.

      Mit schnellen Schritten war Rudi durch die Ein-Zimmer-Wohnung geeilt und hatte die Balkontür erreicht. Ich war ihm dicht auf den Fersen. Rudi öffnete die Tür, und wir traten ins Freie.

      Aus Thränharts Wohnung quollen blassgrüne Tränengasschwaden.

      „Das ist aber ein anderes Zeug, als unsere Kollegen von der Schutzpolizei verwenden“, meinte Rudi.

      „Aber mindestens genauso wirksam!“, gab ich zurück und versuchte den Drang zu unterdrücken, mir die Augen zu reiben.

      Ich ließ den Blick schweifen.

      Die Fluchttreppe war von Thränharts Balkon aus gut zu erreichen.

      Über sie war der Täter vermutlich geflüchtet.

      Vor uns lag ein Hinterhof, der von mehrstöckigen Gebäuden umgeben war. Offenbar sollte der gesamte Komplex gründlich saniert werden. Das Gebäude auf der Rechten war eine entkernte Ruine ohne Fenster. Offenbar wurde das Haus gerade abrissfertig gemacht. Auf der Linken war bereits ein acht Stockwerke hoher Rohbau zu sehen, der zeigte, wie sich die Eigentümer die Zukunft vorstellten.

      Die Arbeiten ruhten zurzeit. Wie ich später erfuhr, gab es Unstimmigkeiten über die Zahlung einiger Zwischenrechnungen.

      Der Asphalt auf dem Mittelplatz war von feinem Zementstaub bedeckt. Der Wind wehte ihn aus dem Neubau, sodass eine feine Schicht davon auch die Baumaschinen und den Kran der Abrissbirne bedeckte.

      Frische Fußspuren fanden sich dort – gleich im Anschluss an das Ende der Feuertreppe.

      Leider verloren sie sich bereits nach wenigen Schritten.

      Rudi telefonierte mit unserem Präsidium. Ich überkletterte inzwischen die Balkonbrüstung und machte einen Satz, sodass ich auf dem nächsten Absatz der Feuertreppe landete.

      „Warte, Harry!“, rief Rudi.

      Aber ich dachte gar nicht daran.

      Der Kerl, den ich gesehen hatte, konnte sich schließlich nicht in Luft auflösen.

      Die Einfahrt zum Hinterhof war mit einem drei Meter hohen Zaun aus Stahlgitter gesperrt.

      Dass der ‚Schatten’ es innerhalb der kurzen Zeit geschafft hatte, diesen Zaun zu überklettern schien mir sehr unwahrscheinlich.

      Vielleicht hatte er versucht, über das Abbruchhaus oder den Rohbau zu entkommen.

      Es war anzunehmen, dass die jeweiligen Baustellen ebenfalls zur Straßenseite stark gesichert waren.

      Schon deshalb, weil es keine Baufirma und kein Bauherr riskieren konnte, unter Umständen millionenschwere Schmerzensgelder zahlen zu müssen, wenn sich dort irgendein Passant verletzte.

      Vielleicht steckte der ‚Schatten’ also noch ganz in der Nähe, verbarg sich einfach irgendwo und hoffte darauf, dass wir ihn bereits aufgegeben hatten.

      Ich rannte mit Riesenschritten die Fluchttreppe hinunter.

      In den Augen brannte es immer noch höllisch, und ich hatte gleichzeitig ein Gefühl, als wollte mir jemand die oberen Atemwege ohne Betäubung aus dem Leib reißen. Aber ich biss die Zähne zusammen.

      Unten angekommen verharrte ich für einen kurzen Moment neben


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