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Sechs Krimis: Ferienkiller. Alfred BekkerЧитать онлайн книгу.

Sechs Krimis: Ferienkiller - Alfred Bekker


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anschließend.

      „Wir werden uns sicher noch wiedersehen.“

      „Soll das ein Versprechen oder eine Drohung sein?“

      „Das hängt wohl ausschließlich von Ihnen ab.“

      „Wie auch immer...“

      Anschließend hatte es Jacqueline ziemlich eilig, zu verschwinden.

      Rudi machte keine Hehl daraus, dass er unzufrieden mit mir war. „Warum hast du sie so hart angefasst, Harry?“, fragte mein Kollege, nachdem Jacqueline Berentzen das Penthouse verlassen hatte.

      „Das fragst du im Ernst?“

      „Ja!“

      „Weil sie uns von vorne bis hinten angelogen hat, Rudi. Das sieht doch ein Blinder! Leider haben wir nichts in der Hand, um sie festzuhalten. Einen Putztick zu bekommen, nachdem der Lebensgefährte erschossen wurde, ist leider kein Straftatbestand!“

      Rudi atmete tief durch. „Harry, vielleicht stand sie nicht ganz so sehr unter Schock, wie sie versuchte uns vorzumachen...“

      „Sie sollte es als Nebendarstellerin bei einer Soap versuchen!“, unterbrach ich meinen Kollegen.

      „...und sehr wahrscheinlich hat sie alles so schön geputzt, um unseren Befragungen zu entgehen und sich Ärger zu ersparen. Aber wenn sie tatsächlich nicht Jimmys Lebensgefährtin ist, wie sie behauptet, sondern nur eine Edel-Nutte, so wie ich vermute, dann hat sie allen Grund dazu.“

      Ich schüttelte den Kopf. „Nein, da muss mehr dahinter stecken.“

      „Und was schwebt dir da bitte schön so vor?“, fragte Rudi.

      „Überleg doch mal! Jemand muss gewusst haben, dass Jimmy Talabani im Fun Park auftauchen würde. Schließlich hat der Killer im siebten Stock des Büroturms nur darauf gewartet, dass Talabani auftauchte.“

      „Du denkst, dass diese Jacqueline ihn dort hingelockt hat.“

      „Natürlich, Rudi!“

      „Sie selbst hat es genau umgekehrt dargestellt!“, gab Rudi zu bedenken.

      Ich machte eine wegwerfende Handbewegung. „Das würde ich an ihrer Stelle auch so machen“, erwiderte ich. „Tatsache ist jedenfalls, dass der Besuch des Fun Parks kein spontaner Plan gewesen sein kann. Zumindest der Killer hat jedenfalls vorher davon gewusst, dass sich für ihn eine Gelegenheit ergeben würde, Jimmy Talabani umzubringen. Das dürfte anhand des Tatablaufs wohl feststehen.“

      „Angesichts der Größe des Geländes kann man sich sogar fragen, ob der Killer nicht sogar genau wusste, dass Big Jimmy eine ganz gestimmte Geisterbahn aufsuchen würde“, ergänzte Rudi. „Aber wir können Jacqueline Berentzen bis auf weiteres einfach nicht beweisen, dass sie es war, die Talabani dorthin gelockt hat, damit irgendein Profikiller ihn und seine Leute über den Haufen schießen kann. Zumal es auch noch andere Gründe für ihn gegeben haben könnte, im Fun Park vorbeizuschauen.“

      „Du meinst, er wollte sehen, was seine Geldwaschanlage so macht?“

      „Wäre doch auch möglich, oder?“

      „Ich weiß nicht.“

      „Alte Ermittlerweisheit: Keine Ermittlungsrichtung vorschnell ausschließen.“

      „Ich kenne da eine noch Ältere!“

      „Ach, ja?“

      „Alles ausschließen, was unwahrscheinlich ist, und das was übrig ist muss die Wahrheit sein. Und ich glaube, die Möglichkeit, die du gerade genannt hast, klingt einfach nicht besonders einleuchtend.“

      6

      Wir durchsuchten die Wohnung und forderten außerdem noch Unterstützung der Spurensicherung an.

      Da die Kollegen des Erkennungsdienstes der Kripo im Moment mehr als überlastet war und sich die Untersuchungen rund um den Fun Park mit Sicherheit noch den Rest des Tages hinziehen würden, kamen in diesem Fall unsere BKA-eigenen Erkennungsdienstler zum Einsatz. Es handelte sich zum einen um Kommissar Sami Oldenburger.

      Er wurde begleitet von Kommissar Mike Roth, einem Computerspezialisten, dessen Aufgabe es war, den Rechner genauer unter die Lupe zu nehmen, den wir in Talabanis Penthouse gefunden hatten.

      Insgesamt fand sich so gut wie nichts in der Wohnung, was uns irgendwie weitergebracht hätte. Die Wohnung wirkte so steril, als wäre sie in letzter Zeit unbewohnt gewesen. Jacqueline hatte offenbar ganze Arbeit geleistet.

      Kommissar Roth fand heraus, dass Jimmy Talabani offenbar seinen Rechner hauptsächlich zur Teilnahme an Online-Rollenspielen benutzt hatte.

      Auffällig war, dass offenbar eine Email gelöscht worden war, wie Roth herausfand.

      „Und zwar zu einer Zeit, als Jimmy Talabani schon tot und Jacqueline Berentzen höchstwahrscheinlich allein in dieser Wohnung war!“, berichtete unser Computerspezialist. „Festplatten sind wie Elefanten, sie vergessen so gut wie nichts.“

      „Einen Grund, um sie noch mal zu befragen, hätten wir also schon“, meinte Rudi.

      Eine halbe Stunde später stießen wir auf einen Safe, der in die Wand eingelassen war und die Geschäftsbücher einer Im- und Exportfirma in der Nähe enthielt, an der Talabani beteiligt war. Ich blätterte die Abrechnungen kurz durch. Darum würde sich Kommissar Tim Kleinert, unser Fachmann für Betriebswirtschaft kümmern müssen. Aber schon bei der oberflächlichen Durchsicht fielen mir die Abrechnungen über eine ganze Schiffsladung von Kinderkarussells, Achterbahnen und anderen Fahrgeschäften aus. Es musste sich um eine gewaltige Ladung handeln, von der jetzt der größte Teil wohl auf dem Fun Park in Aktion zu bewundern war.

      Zwei Dinge waren merkwürdig.

      Einerseits erschien mir der Preis sehr gering - aber da ich von diesem Markt nicht den Hauch einer Ahnung hatte, musste ich da erst einmal selbst schlau machen.

      Die zweite Merkwürdigkeit war die Herkunft der Ware.

      „Rudi, hast du schon mal gehört, dass Spielgeräte für einen Vergnügungspark aus Usbekistan importiert werden?“

      „Ich wusste gar nicht, dass man da so etwas überhaupt herstellt“, gab Rudi zurück.

      „Genau das meine ich. Und ausrangierte Geräte, die man nochmal flott machen kann, gibt es doch sicher auch bei uns im Land viel leichter zu besorgen, als ausgerechnet in der Steppe Zentralasiens!“

      „Nur keine Vorurteile“, erwiderte Rudi. „Kasachstan zum Beispiel soll sich erst vor ein paar Jahren eine ultramoderne neue Glitzer-Hauptstadt mitten in der Wildnis geleistet haben, wie ich in der Berliner Zeitung gelesen habe. Ein Ort, der sicher auch einen Vergnügungspark bekommen hat.“

      Irgendwie passten in diesem Fall ein paar Dinge einfach nicht so zusammen, wie es hätte sein sollen. Der Grund dafür war eigentlich immer derselbe: Wir wussten noch nicht alles. Wesentliche Informationen fehlten und dann ist es unausweichlich, dass man zu falschen Schlüssen kommt.

      Ich zuckte mit den Schultern.

      „Krabben, die vor Labrador gefangen und auf dem Fischmarkt von Hamburg verkauft werden, schickt man vorher nach Marokko, um die Schalen entfernen zu lassen“, meinte ich. „Warum sollten also die Geräte eines Vergnügungsparks bei Berlin nicht aus Zentralasien kommen?“

      7

      Abdullah Al-Khalilis Gesicht verzog sich zur Grimasse, als er die Gestalten hinter dem Mauervorsprung auftauchen sah. Sie versuchten davonzurennen. Aber Abdullah Al-Khalili dachte nicht daran, ihnen auch nur den Hauch einer Chance zu lassen.

      „Keine Überlebenden!“, brüllte er mit heiserer Stimme. „Kein Pardon!“

      Er fasste die Maschinenpistole vom Typ MP 7 der Firma Heckler & Koch mit beiden Händen und drückte ab.


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