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DAS VERMÄCHTNIS (JET 5). Russell BlakeЧитать онлайн книгу.

DAS VERMÄCHTNIS (JET 5) - Russell Blake


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antwortete Joseph.

      Solomon wartete, während sein Gefolgsmann in seinen Rucksack griff und eine selbstklebende Explosivladung hervorholte. Diese brachte er an der Tür an, und zwar an der Stelle, wo er den Schließbolzen vermutete. Anschließend drückte er einen Knopf und eine LED begann zu blinken – zuerst alle drei Sekunden, dann jede Sekunde. Wenig später detonierte der Sprengstoff. Die Tür wölbte sich und öffnete sich dann mit einem lang gezogenen Quietschen.

      Doch plötzlich drang der Klang von zwei weiteren Explosionen an ihre Ohren. Die Kämpfe in der Nähe schienen sich mehr und mehr in ihre Richtung zu verlagern. Das dumpfe Rattern eines schweren Maschinengewehrs reihte sich in die Kakofonie mit ein. Nach einem letzten Kontrollblick durch die Gasse schlichen die Männer in das Gebäude. Der Letzte von ihnen schob die demolierte Tür behelfsmäßig zu und zog sich dann ein paar Meter zurück, zu einer Position, von der aus er den Eingang im Bedarfsfall verteidigen konnte. Die beiden anderen schauten sich kurz um, dann deutete Solomon auf ein Treppenhaus, das in die Tiefen des Gebäudes hinabführte.

      Vorsichtig nahmen sie eine Stufe nach der anderen, die Waffen die ganze Zeit im Anschlag, immer auf alles gefasst. Als sie das Tiefgeschoss, zwei Etagen unterhalb der Straße, erreichten, schaltete Solomon seinen Palm-Computer an und starrte auf die handgezeichnete Karte, die auf dem schwach beleuchteten Display zu sehen war. Er hielt kurz inne, um sich zu orientieren, und schaute dann jeden der drei Gänge hinab, die von ihrer Position abgingen. Schließlich wählte er den Flur zu seiner Linken und zählte dabei ganz genau seine Schritte. Bei der fünften Tür hielt er an und gab Joseph, der immer noch an der Treppe wartete, ein Zeichen. Schnell kam sein Untergebener daraufhin zu ihm, wobei die Vibram-Sohlen an seinen Stiefeln dafür sorgten, dass er kaum ein Geräusch verursachte. Nach einem kurzen Nicken von Solomon streckte er die Hand aus und drückte die Türklinke herunter.

      Natürlich rührte sie sich nicht, das hatten sie auch nicht erwartet.

      Niemand außer den engsten Vertrauten von Saddam Hussein wusste, was sich hinter diesen Türen befand, und noch weniger wussten über diese eine, ganz besondere Tür Bescheid. Die ganze Konstruktion der Etage wirkte mehr wie ein begehbarer Banktresor als wie ein Militärbunker. Die Wände bestanden aus zwei Meter dickem Beton, der von Stahlnetzen durchzogen und mit russischen Stahlplatten verstärkt war, sodass er sogar bunkerbrechenden Spezialbomben standhalten konnte. Das sah man allerdings von außen nicht. Ganz im Gegenteil wurde hier unauffälligstes Understatement zelebriert.

      Ihr Informant hatte ihnen jedoch, im Tausch gegen eine sichere Passage, eine neue Identität sowie fünf Millionen Dollar, ganz präzise Instruktionen gegeben. Das war eigentlich eine ganz moderate Summe für die Verhältnisse der irakischen Machtelite, und für ein sorgenfreies Leben an irgendeinem Strand in Malaysia würde es ganz sicher auch reichen. Seine Aufpasser warteten derweil auf eine Bestätigung ihres Einsatzteams. Sollte diese ausbleiben, würden sie dafür sorgen, dass der Mann für immer zum Schweigen gebracht wurde.

      Joseph nahm seinen Rucksack ab und platzierte ihn auf dem Boden. Dann machte er sich an die Arbeit. Zuerst holte er eine große Metallkiste hervor und dann eine weitere, noch größere Box. Er öffnete die Kiste und nahm zwei Glasröhrchen aus dem mit Schaumstoff verkleideten Inneren. Anschließend drehte er den Verschluss des ersten Reagenzglases auf und goss den Inhalt auf zwei der drei schweren Scharniere der Tür. Beim letzten Scharnier wiederholte er diesen Vorgang mit dem Inhalt des zweiten Röhrchens, startete seine Stoppuhr und wartete geduldig. Die Säure begann nun, ihre Wirkung zu entfalten, und chemisch riechender Rauch breitete sich um die Tür herum aus.

      Drei Minuten später öffnete Joseph die größere Box und nahm drei Stangen heraus, die wie Knetmasse aussahen. Sorgfältig brachte er den Plastiksprengstoff in Form, um den größtmöglichen Schaden an den Scharnieren hervorzurufen. Immerhin waren sie gewarnt worden, dass das unauffällige Äußere der Tür extrem täuschte, und dass man Stunden brauchte, um dem Schloss mit einem Schweißgerät oder einem Diamantbohrer beizukommen. Die Scharniere stellten jedoch einen potenziellen Schwachpunkt dar. Eine Theorie, die sie nun überprüften.

      Joseph machte einen Schritt zurück, um seine Arbeit zu begutachten, dann steckte er die Zünder in die Plastikmasse und schlich, gefolgt von Solomon, ein Stück den Gang hinunter. Zu guter Letzt steckten sich die Männer Schaumstoffstöpsel in die Ohren, dann hob Joseph die Hand mit dem Fernzünder und drückte den Knopf.

      Die Sprengladungen entzündeten sich augenblicklich zu einem gleißenden, weißen Licht, und die Männer kniffen solange die Augen zusammen, bis die Flammen langsam wieder erloschen. Joseph klappte seine Nachtsichtoptik nach oben und ging auf die Tür zu, um den Schaden zu begutachten. Danach platzierte er eine weitere, weitaus größere Sprengladung direkt neben dem mittleren Scharnier und eilte zurück zu Solomon. Gemeinsam zogen sich die Männer noch weiter zurück, bis sie die Kreuzung erreichten und sich dort gegen eine der Wände pressen konnten.

      Sie spürten beide die Wucht der Explosion, doch sobald die Druckwelle an ihnen vorbeigezogen war, nahmen sie ihre Taschenlampen und kehrten in den Gang zurück, der nun voller Rauch war. Die ehemalige Tür sah aus wie eine Wand, die von einer Panzergranate getroffen worden war, denn das Türblatt war weit in den Raum hinein geschleudert worden. Die Männer hielten die Luft an und richteten ihre Lichtstrahlen in die Dunkelheit hinein. Solomon nickte kurz, bevor sie sich an den Abstieg machten. Es ging weitere drei Etagen hinab, tief unter die Straßen von Bagdad.

      Die unterste Etage wirkte unspektakulär, dort gab es nur einen fünf Quadratmeter großen Raum mit drei weiteren Stahltüren. Die Zehnertastatur eines elektronischen Schlosses leuchtete in der Dunkelheit. Ihnen war gesagt worden, dass die Notstrom-Versorgung bis zu sechs Monate funktionieren könnte. Solomon las nun eine Reihe von Zahlenkombinationen vom Display seines PDAs ab, die mit ebenso zitteriger Hand hingekritzelt worden waren wie die groben Lagepläne.

      Die Tür öffnete sich daraufhin mit einem Zischen und wurde durch ein hydraulisches System nach innen geschoben. Sofort leuchtete Solomon hinein und sah ein einzelnes, schwarzes Flightcase, das in der Mitte des Raumes stand. Es war mit kyrillischen Schriftzeichen versehen und ein dickes Kabel führte von seinem Unterteil zu einem Sicherungskasten an der gegenüberliegenden Wand. Joseph näherte sich dem Gerät mit unsicheren Schritten, öffnete die beiden schweren Verschlussklammern und klappte dann den Deckel auf. Im Inneren fand er zwei unbeschriftete, blaue Aluminiumboxen, jede etwa einen Meter lang und einen halben Meter breit. Dicke Nylongurte waren an ihnen befestigt, denn an den simplen Koffergriffen in ihrer Mitte würde man sie kaum über längere Strecken transportieren können. Jeweils ein Flachbandkabel kam aus den Boxen heraus und steckte in einer Buchse im Boden des schwarzen Flightcase.

      Vorsichtig hob Joseph einen der Behälter heraus und öffnete den Deckel, während Solomon mit seiner Taschenlampe darauf leuchtete. Für einen kurzen Augenblick starrten die beiden Männer schweigend auf den Inhalt, dann entfernte Joseph die Kabel und wandte sich an Solomon.

      »Volltreffer.«

      Als sie die Kisten aus dem Raum getragen hatten, reichte Joseph seinem Boss zwei Granaten aus seiner Schultertasche und machte sich dann an den beschwerlichen Weg, den steilen Treppenaufgang hinauf. Solomon zog die Ringe der beiden Granaten ab und warf sie in den Raum hinein, dann verschloss er die Tür sorgfältig. Sechs dicke Riegel rasteten laut hörbar ein, als Solomon herumwirbelte, die schwere Kiste an ihrem Gurt packte und sich ebenfalls auf den Weg nach oben machte. Das Nachtsichtgerät hatte er wieder über die Augen gezogen.

      Als die beiden Männer das Straßenniveau erreicht hatten, wich die unheimliche Stille, die im Keller geherrscht hatte, einer Kakofonie aus automatischen Waffen. Die Kämpfer konnten nicht mehr als hundert Meter entfernt sein. Die Koalitionstruppen rückten immer weiter vor, und die Irakis zogen sich zurück. Es herrschte eine Atmosphäre wie damals beim Fall Berlins. Jeder der Soldaten wusste ganz genau, wie der Kampf ausgehen würde. Das Ende stand kurz bevor, doch es gab immer noch genügend Soldaten, die für ihre vergängliche Vorstellung von Ehre und Pflichtgefühl bereit waren, zu sterben. Auf der einen Seite rannte jetzt eine Gruppe junger Männer los, bereit, ihre Leben zu opfern, so als ob das Einnehmen des nächsten Häuserblocks mehr wert war als ihre gesamte verbleibende Lebenszeit. Auf der anderen Seite machte eine andere Gruppe junger Männer gerade ihre Waffen feuerbereit,


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