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DAS VERMÄCHTNIS (JET 5). Russell BlakeЧитать онлайн книгу.

DAS VERMÄCHTNIS (JET 5) - Russell Blake


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nicht damit gerechnet hatten, was es für Folgen haben würde, sich mit einer ganzen Armee williger Märtyrer anzulegen.

      Die drei Männer schlichen nun aus dem Gebäude und warfen einen letzten Blick die schmale Gasse hinunter. Dann duckten sie sich in die Schatten und eilten weiter, möglichst weit weg von der Schießerei. Als sie den ersten Block hinter sich gebracht hatten, brach plötzlich ganz in ihrer Nähe Gewehrfeuer aus, und Kugeln schlugen überall um sie herum in die Wände. Ohne anzuhalten, feuerten zwei von ihnen in Richtung des Mündungsfeuers, das aus den dunklen Fenstern auf der gegenüberliegenden Straßenseite kam, und trieben damit die Schützen zurück in die relative Sicherheit ihrer Verstecke.

      Trotzdem schlug jetzt ein weiteres verirrtes Geschoss knapp neben dem dritten Mann in den Bürgersteig ein, und die abprallende Kugel zerfetzte seine Kniesehne. Er stolperte, zwang sich aber, weiterzulaufen, und feuerte dabei in Richtung des Schützen, der ihn verletzt hatte. Als er die nächste Straßenecke erreichte, duckte er sich und pfiff durch die Zähne. Seine beiden Kameraden wurden sofort langsamer, als sie das wohlbekannte Signal hörten, und drehten sich nach ihm um.

      »Ich bin getroffen worden«, zischte er, und Solomon eilte an seine Seite.

      »Wo?«

      »Ins Bein.«

      »Wie schlimm ist es?«

      »Wenn wir ein Auto hätten, wäre es kein Problem. Aber damit weiter rennen? Aaahhhh …«

      Der Verletzte verzog das Gesicht, als ihn das volle Ausmaß der Schmerzen erreichte. Solomon griff in seine Tasche und zog eine Spritze hervor, deren Inhalt er seinem Kameraden zur Hälfte verabreichte, dann kniete er sich hin, um die Wunde genauer zu betrachten. Wenig später stand er auf.

      »Du wirst es überleben, aber wir müssen tatsächlich ein Fahrzeug besorgen. Lass uns noch einen Block weiter gehen, und dann schauen wir mal, was wir finden können. Ich werde dich auf keinen Fall hier zurücklassen.«

      »Doch, das musst du! Du weißt doch, worum es hierbei geht. Das Ganze ist viel zu wichtig. Ich komme schon zurecht. Im schlimmsten Fall stecken sie mich für ein paar Monate in ein Gefangenenlager. Jetzt verschwindet schon endlich!«

      Solomon zögerte zuerst, doch dann festigte er den Griff um seinen Tragegurt und nickte. »Viel Glück. Wir sehen uns bald wieder, da bin ich mir sicher. Bleib in Deckung und ergib dich den ersten Koalitionstruppen, die hier entlangkommen. Die werden dich garantiert besser behandeln als deine eigene Mutter.«

      »Du hast gut reden. Unsere Mutter hasst mich schließlich.«

      Solomon grinste, doch es wirkte gezwungen. »Nicht nur dich. Pass auf dich auf. Die Injektion wird die Schmerzen erst mal unterdrücken.«

      »Ich weiß. Nimm meine Papiere und die NV mit«, sagte der Verwundete. Er reichte Solomon daraufhin seine Brieftasche und sein Nachtsichtgerät.

      »Bis bald, mein Bester. Ich werde das Zeug entsorgen«, erklärte Solomon.

      »Alles klar.« Der Verletzte zögerte. »Falls … falls mir doch etwas zustoßen sollte, sag Mama bitte, dass ich sie liebe, okay?«

      »Dir wird schon nichts passieren, aber klar, das werde ich machen kleiner Bruder!« Solomons Augen wurden feucht, doch hinter seinem Nachtsichtgerät bemerkte es niemand. »Mach aber keine Dummheiten. Das hier ist nicht unser Krieg. Bleib leise, versteck dich und warte auf Hilfe. Nimm dich aber vor den Einheimischen in acht, viele würden dir wahrscheinlich helfen, doch manche würden dir auch einfach die Kehle durchschneiden.«

      »Ja, ich weiß Bescheid. Jetzt hau endlich ab. Du weißt, was du jetzt tun musst.«

      Solomon richtete sich zu seiner vollen, beeindruckenden Größe auf, zog den Schulterriemen fest und hob den schweren Koffer an. Ohne zurückzuschauen, verfiel er in einen Laufschritt. Seine wertvolle Beute hatte jetzt oberste Priorität … sie war wichtiger als sein eigener Bruder.

      KAPITEL 4

       Vor drei Wochen, zehn Meilen südlich von Eyl, Somalia

      

      Ein strammer Wind fegte über den Ozean und ließ die Salome in der Bucht herumschwanken wie einen tadelnden Zeigefinger. Tarnnetze bedeckten die Aufbauten und den Großteil des Decks, abgesehen von dem Bereich in der Nähe des Bugs, wo die Piraten sich gerade versammelten. Korfa, ihr Anführer, hob seine AK-47 über den Kopf, während er mit seinen Männern sprach, die kaum älter als zwanzig Jahre waren und ebenfalls Kalaschnikows bei sich trugen. Der Ältere hatte eine durchdringende Stimme und eine autoritäre Ausstrahlung, sodass seine Männer, so wild sie auch waren, ihm stets aufmerksam zuhörten. Niemand wagte es je, ihn zu unterbrechen oder respektlos zu sein. Stattdessen standen sie stramm und folgten aufmerksam seinen Ausführungen über den bisherigen Fortgang der Operation.

      »Der Verhandlungsführer der Firma besteht immer noch auf Zugeständnisse. Er sagt, es müsse erst eine Vertrauensbasis geschaffen werden, da wir bereits Mitglieder seiner Crew getötet haben.«

      Ein wütendes Murmeln brach aus und Korfa hob eine Hand, um für Stille zu sorgen.

      »Das ist doch alles nur Show. Sie wollen damit ihre Zahlung herauszögern, damit wir die Geduld verlieren und mit unserer Forderung heruntergehen.«

      »Wie viel haben die denn bis jetzt geboten, Sir?«, fragte einer der Kämpfer in Korfas Nähe, einer seiner Lieblingspiraten.

      »Wir haben fünf Millionen Dollar verlangt, ihr Gegenangebot war eine Million. Das geht jetzt schon seit zwei Monaten so und wir sind einer Einigung kein Stück nähergekommen. Ich glaube, diese Firma denkt, wir würden irgendwann alles schlucken, wenn sie nur lange genug abwarten. Deshalb bin ich der Meinung, dass wir ihnen eine Nachricht senden müssen, die sie verstehen.«

      Die Männer stießen verhaltenen Jubel aus, waren jedoch alles andere als begeistert, denn sie warteten nun schon sehr lange auf ihren Zahltag und mit jeder Woche wurden sie ungeduldiger.

      »In diesem Sinne möchte ich, dass ihr jetzt drei Besatzungsmitglieder hochholt. Mir ist egal, wen. Nehmt einfach die Schwächsten oder die, die am meisten Schwierigkeiten machen. Nadif, du filmst das Ganze. Unser Kontakt in Mogadischu wird die Aufnahmen anschließend der Firma schicken, und dann schauen wir mal, ob das etwas Tempo in die Sache bringt, denn ich für meinen Teil habe genug davon, darauf zu warten, dass diese reiche Firma aus dem Arsch kommt. Sie sollen uns endlich sagen, wie viel ihnen das Schiff und vor allem die Leben ihrer Mitarbeiter wert sind.«

      Die Männer jubelten jetzt wieder, dieses Mal aber mit deutlich mehr Enthusiasmus, und sofort gingen fünf von ihnen unter Deck, um die Crewmitglieder zu holen. Nadif, Korfas erster Offizier, zog eine alte Digitalkamera aus seinem Rucksack und überprüfte die Batterien, während die anderen warteten.

      »Ich kann noch ungefähr eine Minute filmen, maximal zwei.«

      »Mehr brauchen wir nicht. Ich will gar keine langen Reden schwingen«, sagte Korfa mit einem fiesen Grinsen.

      Die drei Unglücklichen wurden jetzt auf das Deck getrieben, wo die gnadenlose Sonne auf sie herabschien und ihnen nach Wochen in der Dunkelheit in den stinkenden Innereien des Schiffes schier die Sinne raubte. Sie hatten kaum noch Ähnlichkeit mit den Männern, die an Bord gewesen waren, als das Schiff geentert wurde. Die Folgen von Hunger und Misshandlungen hatten sie zu wandelnden Skeletten degradiert. Sie stolperten kraftlos vor sich hin, die Augen wanderten konfus umher und insgesamt wirkten sie kaum noch menschlich, eher wie merkwürdige, außerirdische Höhlenbewohner.

      Korfa nickte Nadif zu und zog eine rostige Machete aus seinem Gürtel.

      »Bindet ihnen die Hände hinter dem Rücken zusammen«, befahl er.

      Einer der Piraten trottete zu einem Haufen Seile und schnitt mit seinem Messer einige kleinere Stücke zurecht. Zwei warf er seinen Kollegen zu, woraufhin er sich selbst bei einem der Gefangenen ans Werk machte und dessen Handgelenke brutal zusammenband. Einer der anderen Matrosen wehrte sich, was sich allerdings als keine gute Idee herausstellte,


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