Butler Parker Staffel 12 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
vom Eingang und unterhielt sich gedämpft mit seinen Gastgebern. Kathy wollte und mußte erfahren, worüber die Männer sich unterhielten. Sie war in großer Sorge und dachte unentwegt an die spöttischen Worte von Perry Walker, als er von einer zweiten Sprengung berichtet hatte. Kathy hatte ehrliche Angst, daß es vielleicht Lady Simpson und Butler Parker erwischt haben könnte.
Sie hatte sich von Mabel einen dünnen Kittel ausgeliehen, huschte in dieser mehr als spärlichen Bekleidung die Treppe hinunter und schlich dann an die geöffnete Tür des Salons heran. Die Stimmen waren jetzt deutlich zu hören.
Jawohl, sie hatte sich nicht getäuscht!
Es war der Hotelbesitzer Norman Carty, der da gerade sprach. Sie hatte ihn vom Fenster aus also richtig erkannt.
»… natürlich hat die Masche sich überholt«, sagte er gerade eindringlich. »Ich pflichte der Organisation da voll und ganz bei, Spellman. Wir werden uns für die Zukunft einen neuen Trick einfallen lassen müssen.«
»Wir sollen diese Seejungfrauengeschichte tatsächlich begraben?« antwortete Spellman.
»Bevor uns die Behörden auf die Schliche kommen«, bestätigte der Hotelier. »Wir haben doch keine Ahnung, was die Lady und ihr Butler schon weitergemeldet haben. Fest steht nun mal, daß sie auf der anderen Seite gestanden haben. Ihr Tod wird die Polizei auf Höchsttouren bringen!«
Kathys Herz verkrampfte sich.
Sie hatte es gerade mit eigenen Ohren gehört. Lady Simpson und Butler Parker waren ermordet worden! Sie wollte es nicht glauben, lehnte mit dem Rücken gegen die Wand und schloß für einen Moment die Augen. Sie war wie betäubt.
»Und was wird aus den drei Nixen?« fragte jetzt Perry Walker.
»Ja, das würd’ mich auch interessieren«, schaltete sich Spellman ein.
»Schickt sie dorthin, wohin sie gehören, nämlich auf Grund«, antwortete Norman Carty mit gleichgültiger Stimme. »Damit werden alle Spuren verwischt und ersäuft.«
»Und wann soll das geschehen?« erkundigte sich Walker.
»In der kommenden Nacht. Dann bringen wir die letzte Ladung an Land. Noch irgendwelche Fragen?«
Nein, die beiden Ehrenmänner Spellman und Walker hatten keine Fragen mehr. Die geplante Ermordung von drei jungen Frauen bedeutete ihnen überhaupt nichts, denn die Damen waren nur ein attraktives Mittel zum Zweck gewesen.
Kathy huschte zurück zur Treppe und lief hinauf zur Galerie. Wenig später erschien Norman Carty in der großen Wohnhalle. Er nickte Spellman und Walker knapp zu und verließ dann das Haus. Er war eindeutig der Mann, der das Sagen hatte. Der unscheinbare Hotelier schien der Chef der hiesigen Organisation zu sein, der allerdings seinerseits von unbekannter Stelle seine Befehle erhielt.
Kathy hatte ihr Zimmer erreicht.
Mabel und Liz schliefen. Kathy fragte sich, ob sie die beiden »Kolleginnen« einweihen durfte. Mußte sie ihnen nicht sagen, daß sie alle ermordet werden sollten, weil es einer Gangsterorganisation so in den Kram paßte?
Sie entschied sich dafür zu schweigen, aber auf alle Fälle wollte sie Lady Simpson und Parker rächen!
*
»Was Sie da einer alten Frau zumuten, Mr. Parker, geht auf keine Kuhhaut«, erregte sich Agatha Simpson. »Sie scheinen mich mit einem Wandervogel zu verwechseln.«
»Mylady können gern hier verweilen«, sagte Parker und deutete auf die einsame Steinhütte, die sie vor wenigen Minuten verlassen hatten.
»Reden Sie gefälligst keinen Unsinn«, raunzte sie. »Was wollen Sie denn ohne mich anfangen?«
Parker ging auf diese Frage verständlicherweise nicht ein. Insgeheim bewunderte er natürlich Lady Simpson. Die ältere Dame legte eine Härte und Widerstandskraft an den Tag, die zu einem wesentlich jüngeren Menschen gepaßt hätte. Von ihrem Mut mal ganz zu schweigen. Sie hatte immerhin die Sprengladung samt dem Rüttelzünder auf ihrem Schoß transportiert …
Das alles lag jetzt fast vierundzwanzig Stunden zurück.
Parker hatte die Sprengladung natürlich in die Luft gejagt, um die Gangster zu täuschen. Mittels einer Gabelschleuder hatte er den empfindlichen Zünder solange mit kleinen Steinchen beschossen, bis die Ladung detonierte.
Sein hochbeiniges Monstrum hatte er vorher in Sicherheit gebracht. Und genau das war der schwache Punkt seines Plans. Falls die Gangster sich vergewissert hatten, ob der Wagen samt Insassen auch wirklich nicht mehr existierte, denn hatte er mit Zitronen gehandelt. Er baute allerdings darauf, daß die Gangster sich diese Mühe nicht machten. Wahrscheinlich, und das konnte er nur hoffen, fühlten sie sich sehr sicher. Auch nach der Sprengung des Jeep war keiner der Mörder erschienen, um sich vom Erfolg des Mordplans zu überzeugen.
Seit dem vergangenen Nachmittag waren Lady Simpson und Butler Parker unterwegs.
Nach einer Wartepause am Sprengort waren sie mit dem hochbeinigen Monstrum hinaus ins Gelände gefahren und hatten sich hier in der weiträumigen und unübersichtlichen Heide verborgen. Sie hatten dieses verlassene Steinhaus gefunden und es sich hier einigermaßen bequem gemacht. Sie wollten durch ihr Verschwinden die Gangster in Sicherheit wiegen.
Nun aber waren Lady Simpson und ihr Butler auf dem Weg zur Küste. Sie wollten sich noch mal die bewußten Seejungfrauen ansehen und Kontakt mit ihnen aufnehmen. Eine von ihnen war ja immerhin Lady Simpsons Sekretärin. Ein Kontakt mit ihr war leider nicht möglich. Sie schien jedoch das Vertrauen der Gangster erlangt zu haben, denn sie hatten sie schließlich am Nachmittag des vergangenen Tages am Schwimmbecken des Landsitzes gesehen.
Es begann dunkel zu werden.
Parker schritt gemessen voraus und schien sich auf glattem Parkett zu bewegen. Lady Simpson hingegen marschierte auf großen Füßen hinter ihrem Butler und machte einen grimmigen und entschlossenen Eindruck.
»Ich werde wahrscheinlich sehr ärgerlich sein«, sagte sie schnaufend und holte ihren Butler ein. »Ich werde sogar bösartig werden, wenn sich in dieser Nacht nichts tut, Mr. Parker.«
»Für einen Erfolg, Mylady, kann ich selbstverständlich nicht garantieren«, antwortete der Butler gemessen. »Man muß es dem Zufall überlassen, ob die Schmuggler auch in dieser Nacht arbeiten werden.«
*
Mabel, Liz und Kathy befanden sich in der Kabine der Motoryacht und fuhren ihrer »Hinrichtung« entgegen.
Kathy hatte sich immer noch nicht entschließen können, die beiden Partnerinnen zu informieren. Sie fürchtete, daß Mabel und Liz dann durchdrehten. Obwohl sie zwar als Seejungfrauen recht gut und überzeugend waren, wußten sie mit echten Gangstern bestimmt nichts anzufangen. Kathy zerbrach sich den Kopf darüber, wie sie die Mordabsichten der Schmuggler durchkreuzte. Sie fragte sich, wann, wie und wo Spellman und Walker ihre Absicht ausführen wollten. Wahrscheinlich, zu diesem Schluß war sie gekommen, würden die beiden Preisboxer da eine entscheidende Rolle mitspielen.
Der Verlauf der nächtlichen Fahrt unterschied sich in nichts von der am Vorabend. Sie hatten den Hafen von Peterhead bereits hinter sich und fuhren hinaus auf See. Wie Walker einem Zollbeamten zugerufen hatte, wollte er hinüber auf eine Bohrinsel und dort geschäftliche Dinge regeln.
Nach einer Stunde kam der Kutter wieder in Sicht. Die beiden Boote gingen längsseits. Kathy beobachtete durch das Bullauge, daß die wasserdicht verschraubten Plastikbehälter an Bord genommen wurden. Das also war die letzte Ladung, von der die Gangster unten im Landhaus gesprochen hatten. Nun, sie hatte vor, den Mördern einen Streich zu spielen.
Spellman erschien rosig und bestens gelaunt in der Kabine und ließ sich selbstverständlich nichts anmerken. Er schäkerte mit Mabel, Liz und Kathy und überwachte natürlich das Anlegen der Fischschwänze. Er wollte sich zum Abschied noch mal an den Körpern seiner drei Seejungfrauen ergötzen. Kathy hätte ihn am liebsten mit einem Handkantenschlag bedacht, aber sie mußte sich zurückhalten. Ihre Zeit war noch nicht gekommen.
Was die Mörder planten, durchschaute