Эротические рассказы

Waidmannsruh. Alexandra BleyerЧитать онлайн книгу.

Waidmannsruh - Alexandra Bleyer


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Verstärkung bekommen.«

      Treichel hatte sich in den letzten Monaten vehement um den personellen Ausbau seiner Dienststelle bemüht, was mit mehr Bürokratie verbunden gewesen war, als selbst einem eingefleischten Beamten wie ihm lieb sein konnte.

      »Ah ja. Ein unerfahrener Polizeischüler und ein Grufti aus Villach, oder?«, zeigte sich Gerhard skeptisch. »Der eine wird nicht wissen, wo beim Kuli oben und unten ist, und der andere wird keinen Kuli mehr angreifen wollen!«

      »Und eine ganz gewiefte junge Kollegin. Die hat in Graz studiert, bevor sie zur Polizei ging«, ließ sich Treichel seine Freude nicht nehmen.

      »Was denn? Psychologie? Oder was Gscheites?«

      »Eine Haus- und Hofpsychologin könnten wir für dich eh gut brauchen, Gerhard«, raunzte Kerstin ihn an. »Die könnte deinen Koller austherapieren!«

      Während Martin die leeren Kaffeehäferln in den Geschirrspüler räumte, öffnete Kerstin das Fenster und warf die Kokosbusserln in hohem Bogen hinaus.

      »Die Vogalan freuen sich darüber!«, erklärte sie achselzuckend.

      Nur der Koller war sitzen geblieben und nuckelte an seinem halb vollen Kaffee.

      Treichel hieb ihm von hinten seine Pranken auf die Schultern. »Und wir zwei gehen jetzt raus Radarmessen«, befahl er.

      »Was?«, brachte Gerhard mühsam heraus; er hustete heftig. »Draußen hat’s gefühlt minus zwanzig Grad!«

      Treichels fieses Grinsen hätte jedem Horrorclown zur Ehre gereicht. »Eben.«

      3

      »Jetzt werden wir wohl alt, Akko«, brummte Sepp. »Bleiben faul daham und zählen die Tage bis zur Schonzeit, statt dem Einserhirsch hinterherzujagen. So weit ist’s gekommen mit uns, ha?«

      Der Wachtel hob nicht einmal die stark ergraute Schnauze von seinen Pfoten. Gerade einmal ein Blinzeln ließ er sich herauslocken. Sepp beugte sich hinunter und tätschelte ihn, bevor er noch ein Buchenscheit im Holzofen nachlegte. In der Küche hielt es wohlig warm.

      Dann zog er die auf der Eckbank liegende karierte Wolldecke glatt, die zerschlissene Stellen in der altersschwachen Polsterung verdeckte, und ließ sich mit einem Ächzen nieder; fest entschlossen, so schnell nicht wieder aufzustehen.

      Vor ihm lag ein Pack Jagdzeitschriften, die ihm Karl Hartmann gestern überlassen hatte. Die Ausgaben waren zwar nicht mehr topaktuell, die jüngste stammte vom letzten März, aber der nächste Frühling kam bestimmt. Er klaubte sie durch und stieß auf ein Hochglanzmagazin, von dessen Cover ihm eine fesche Frau entgegenlachte. Mit den dunklen Haaren und den rot geschminkten Lippen erinnerte sie ihn verflixt stark an Irmi, nur dass das Fotomodell etliche Jahre jünger war als die Obfrau der Hubertusrunde.

      »Die JägerIn«, murmelte Sepp anerkennend, betrachtete das Cover etwas länger als nötig, bevor er die Zeitschrift aufschlug.

      Der unerwartete Höllenlärm von draußen vergällte ihm den Beitrag über die Gamsjagd. Akko verkroch sich mit einem Winseln unter der Eckbank, wobei nicht ganz sicher war, ob es das Kreischen von draußen oder Sepps wütendes Fluchen war, das den Fluchtinstinkt des Wachtels ausgelöst hatte.

      So tepat konnte nicht einmal der Heinrich Belten sein, dass er im Dezember den Rasenmäher anwarf!

      Im Flur stieg Sepp in die Jägerstiefel und machte sich nicht die Mühe, die Schuhbänder zu verknoten, bevor er aus dem Haus stürmte.

      »Belten!«

      Der Piefke hörte ihn nicht, was Sepp nicht verwunderte, denn er trug einen orangefarbenen Ohrenschützer, wie man ihn von Bauarbeitern kannte, über der dicken Wollhaube mit Bommel. Mit sichtlicher Begeisterung schob er eine Schneefräse vor sich her.

      Prüfend schaute Sepp zu Boden. Nein, in der letzten Stunde war kein Meter Neuschnee hinzugekommen. Nicht einmal drei Zentimeter Schnee bedeckten Sepps Einfahrt, und da das Wetter am Nachbargrundstück nicht gar so viel schlechter und der Belten beim Schneeschaufeln keineswegs säumig gewesen war, zahlte sich auch dort keine Schneefräse aus.

      Sepp rieb sich fröstelnd die Oberarme. Er hatte vergessen, sich einen Janker überzuwerfen; nur im Hemd war es eindeutig zu kalt, zumal ein eisiger Wind pfiff. Er stapfte durch den Schnee, der den Grünstreifen zwischen regelmäßig geräumter Auffahrt und Gartenzaun bedeckte. Er bückte sich nach einer ordentlichen Handvoll Schnee und presste ihn zu einem kompakten Ball zusammen.

      »Belten!«, brüllte er noch einmal.

      Teixl eine! Seine Treffsicherheit ließ zu wünschen übrig. Traf er auf der Schießscheibe locker den begehrten Zehner, verfehlte er Belten deutlich. Der weiße Batzen landete auf der seitlichen Abdeckung der Schneefräse. Verärgert runzelte er die Stirn.

      Na, vielleicht beim zweiten Mal.

      Er nahm sich eine weitere Portion Schnee, aber da war der Nachbar schon auf ihn aufmerksam geworden und hatte die Schneefräse abgestellt. Belten – was waren das für Ungetüme an seinen Füßen, hießen die nicht Moonboots? – stampfte heran. Dick eingepackt war er, wie für eine Expedition zum Nordpol!

      Selbstverständlich dachte Sepp keinen Augenblick daran, den bereits geformten Schneeball zu verschwenden. Er wartete, bis der Herr Nachbar den Zaun fast erreichte hatte, und … Na bitte! Ein Zehner! Er hatte es noch drauf!

      »Aua!«

      »Geh, das hast ja gar nicht gespürt durch die Jacke, du Eskimo, du!«

      Nett, wie Sepp war – die Nachwehen der wehmütigen Weihnachtsstimmung? –, hatte er nur auf Beltens Brust gezielt, statt ihm den Schneeball mitten ins Gfris zu knallen, wie er es verdient hätte.

      »Inuit. Das heißt Inuit. Ich hab eine Doku im Fernsehen gesehen, zur politisch korrekten Sprache. Die haben Paul Watzlawick zitiert, ›Sprache schafft Wirklichkeit‹. Und Eskimo sagt man nicht mehr.«

      Belten putzte sich mit seinen Wurstfingern den Schnee von der Jacke.

      »Aber Depp darf ich zu dir noch sagen? Was ist mit Toker? Todl?«

      »Ach, hör doch auf«, murrte Belten nur.

      Sepp hätte noch genügend treffende Bezeichnungen für Belten auf Lager gehabt, aber wenn der sich nicht darüber ärgerte, hatte das keinen Reiz.

      »Seit wann hast du denn eine Schneefräse?«

      »Ein Weihnachtsgeschenk von der Carola. Damit ich es leichter habe im Winter. Wir werden ja nicht jünger, gell? Wenn du sie dir ausborgen möchtest –«

      »Meinst, ich bin schon so altersschwach wie du, dass ich keine Schneeschaufel mehr halten kann? Und für das Pazl Schnee reicht a Besen a!«

      Kopfschüttelnd wandte sich Sepp ab. Er war jedoch keine drei Schritte gegangen, als etwas auf seiner Schulter aufklatschte. Irritiert tastete er danach. Es war etwas … Matschiges. Kaltes. Nasses.

      Ungläubig fuhr er herum.

      Doch den Belten sah er nur noch von hinten, wie er davonrannte. Na warte!

      Seine Rachepläne mussten aber vorerst aufs Abstellgleis, denn als er ins Haus zurückgekehrt sein Handy aus der an der Garderobe aufgehängten Jacke kramte, piepste es. Über das Display zog sich ein gewaltiger Schrick. Das Glump war eindeutig einmal zu viel abgestürzt, aber mit ein bisserl Tixo konnte man fast alles reparieren. Sepp war nicht bereit, sich ein Neues zu kaufen, so lange es noch funktionierte, zumal er sich nach Jahren endlich an das Modell gewöhnt hatte und es so halbwegs bedienen konnte. Das SMS vom Jagdkameraden Walter Liebetegger konnte er auch so zum größten Teil entziffern. »Einserhirsch« und »16 Enden« stand da und was von »Hirsch feiern« beim Walter daheim.

      Da musste er wohl oder übel ausrücken, allein schon um zu prüfen, ob das richtige Stück erlegt worden war. Gerade den jüngeren unter den Jagdkameraden traute er so ziemlich alles zu, nur nichts Gutes. Pfeif aufs Vertrauen! Ohne Kontrolle ging gar nichts. Oder wie war das mit dem Jäger, der ganz stolz auf Gas und Kitz geschossen hatte


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