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Der Kurier des Zaren. Jules VerneЧитать онлайн книгу.

Der Kurier des Zaren - Jules Verne


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      Michael Strogoff, überglücklich, das Mädchen endlich wieder gefunden zu haben, trat zu ihr heran. Sie sah ihn eine Weile an, und als sie ihren Reisegefährten wiedersah, hellte sich ihr Gesicht mit einem flüchtigen Schimmer auf. Unwillkürlich erhob sie sich, und wie ein Schiffbrüchiger, der sich an eine Planke klammert, flehte sie ihn an um Beistand, um Hilfe. In diesem Augenblick berührte der Polizist Michael Strogoffs Schulter. „Der Polizeioberst erwartet Sie,“ sagte er.

      „Gut,“ versetzte Michael Strogoff. Und ohne ein Wort an diejenige zu richten, die er seit dem verflossenen Abend so eifrig gesucht hatte, ohne sie durch eine Gebärde zu beruhigen, die sie sowohl als auch ihn hätte gefährden können, folgte er dem Polizisten durch die dichten Gruppen. Die junge Livländerin sank, als sie den Mann fortgehen sah, der allein ihr vielleicht hätte helfen können, wieder auf ihre Bank. Noch keine drei Minuten waren verflossen, als Michael Strogoff wieder in Begleitung des Polizisten im Saal erschien, in der Hand sein Podaroschna, das ihm die Wege und Strassen Sibiriens freigab. Er trat zu der jungen Livländerin heran, reichte ihr die Hand und redete sie an: „Schwester!“

      Sie begriff und stand auf, gleich als ob ihr eine plötzliche Eingebung verboten hätte zu zaudern.

      „Schwester,“ wiederholte. Michael Strogoff, „wir sind zur Weiterreise nach Irkutsk ermächtigt. Kommst du mit?“

      „Ich folge dir, Bruder,“ versetzte das junge Mädchen, ihre Hand in Michael Strogoffs Hand legend. Hierauf verliessen beide das Polizeiamt.

      7. Die Wolga stromab

      Kurz vor zwölf Uhr zog die Dampferglocke eine grosse Menschenmenge an die Dampfschiffanlegestelle der Wolga; denn sowohl solche, die abreisten, als auch solche, die gern abgereist wären, hatten sich dort eingefunden. Die Kessel des „Kaukasus“ waren schon voll geheizt; aus seinem Schornstein drang bloss leichter Rauch, während die Spitze des Ablassrohrs und die Ventilklappe sich mit weissem Dunst krönten. Dass die Polizei die Abfahrt des „Kaukasus“ überwachte und sich gegen alle solche Reisenden unerbittlich zeigte, die sich ausserstande fanden, den vorgeschriebenen Bedingungen zu genügen, versteht sich von selber. Zahlreiche Kosaken schritten auf dem Kai auf und ab, in steter Bereitschaft, den Polizisten mit kräftigem Arm beizuspringen, aber sie fanden hierzu nicht den geringsten Anlass, sondern alles vollzog sich ohne Widerstand. Zur vorgeschriebenen Stunde erscholl der letzte Glockenschlag, die Taue wurden losgemacht, die mächtigen Räder des Dampfschiffs schlugen mit ihren senkrecht gegliederten Schaufeln das Wasser, und der „Kaukasus“ flog zwischen den beiden Städten einher, aus denen Nischni-Nowgorod sich zusammensetzt.

      Michael Strogoff und die junge Livländerin hatten sich an Bord des „Kaukasus“ begeben. Ohne alle Behinderung hatten sie das Schiff betreten dürfen. Der Leser weiss, dass der auf den Namen Nikolaus Korpanoff ausgestellte Ausweis „dem Handelsmann“ Michael Strogoff die Berechtigung gab, sich auf seiner Reise nach Sibirien Begleitung zu nehmen. Demnach reiste unter den Schutz der kaiserlichen Polizei jetzt ein Geschwisterpaar. Sie hatetn Platz genommen auf dem Hinterschiff und sahen die Stadt an ihren Blicken vorübergleiten, die durch den Erlass des Gouverneurs in so tiefe Wirrnis gestürzt worden war. Michael Strogoff hatte dem jungen Mädchen nichts gesagt, und er hatte sie nicht gefragt. Er wartete, dass sie sprechen möge, wenn es ihr zu sprechen belieben würde. Sie konnte es nicht erwarten, diese Stadt hinter sich zu bekommen, in der sie ohne die ihr von der Vorsehung gesandte Hilfe solches unvermuteten Beschützers gefangen gewesen wäre. Sie sagte nichts, aber aus ihrem Auge sprach ein Dank, kaum weniger deutlich, als ihr Mund ihn hätte aussprechen können.

      Die Wolga, bei den Völkern des Altertums Rha oder Oaros, wird als der bedeutendste Fluss von ganz Europa angesehen. Ihr Lauf beträgt nicht weniger als 4000 Werst. Ihre im unteren Laufe ziemlich ungesunden Gewässer werden durch diejenigen der Oka verändert, eines schnell fliessender Stromes, der sich aus den mittleren Provinzen Russlands ergiesst. Man hat die Gesamtheit der russischen Kanäle und Flüsse mit einem Riesenbaum verglichen, dessen Zweige sich über sämtliche Teile des Russenlandes verästeln. Die Wolga bildet den Stamm dieses Baumes und zu Wurzeln hat er 70 Mündungen, die sich über das Gestade des Kaspischen Meeres erstrecken. Sie ist schiffbar von Rjef ab, einer Stadt des Gouvernements Twer, nämlich auf dem grössten Teil ihres Laufes. Die Schiffe der Transportgesellschaft zwischen Perm und Nischni-Nowgorod legten die 350 Werst (373 Kilometer), die letztere Stadt von der Stadt Kasan scheiden, ziemlich schnell zurück. Diese Dampfboote brauchten ja allerdings bloss die Wolga hinunterzufahren, die ja der eigenen Geschwindigkeit der Schiffe etwa zwei Strommeilen beigesellt. Aber wenn sie, kurz unterhalb von Kasan, an den Zusammenfluss der Wolga mit der Kama gelangten, waren sie genötigt, den Strom zu verlassen und den Fluss weiterzufahren, dessen Lauf sie nunmehr bis Perm folgten. Alles in Rechnung gezogen, liess sich also, trotzdem seine Maschine Gewaltiges leistete, vom „Kaukasus“ eine stärkere Leistung als über 16 Werst in der Stunde nicht erreichen. Eine Stunde Aufenthalt in Kasan einbezogen; stand also zu erwarten, dass die Reise etwa 60 bis 62 Stunden dauern würde. Im übrigen war dieses Dampfschiff vorzüglich eingerichtet, und je nach ihrer Stellung oder ihren Geldverhältnissen nahmen die Fahrgäste dort drei verschiedene Klassen ein. Michael Strogoff hatte dafür Sorge getragen, zwei Kabinen erster Klasse mit Beschlag zu belegen, so dass seine, junge Gefährtin in der Lage war, sich in ihre eigene Kabine zurückzuziehen und abzuschliessen, sobald es ihr angemessen erscheinen sollte.

      Der „Kaukasus“ war dicht besetzt mit Fahrgästen aller Gattungen. Eine gewisse Zahl von asiatischen Marktleuten hatte es für richtig erachtet, auf der Stelle Nischni-Nowgorod den Rücken zu wenden. In dem für die erste Klasse belegten Teil des Dampfschiffs sah man Armenier in langen Roben, mit einer Art Mitra als Kopfbedeckung; Juden, kenntlich an ihren kegelförmigen Mützen; reiche Chinesen in ihrem traditionellen Gewande: grosses langes Kleid von blaner, violetter aber schwarzer Farbe, vorn und hinten offen, und darüber ein zweites weitärmeliges Kleid, dessen Schnitt an den von Popen getragenen Amtsrock erinnerte; Türken, die noch den nationalen Turban trugen; Hindus mit viereckiger Mütze, statt Gürtel eine blosse Schnur um den Leib tragend, von denen manche, bekannter unter dem Namen Shikarpuri, den ganzen Handel Zentralasiens in ihren Händen hatten; endlich Tataren, die mit buntfarbigen Schnüren besetzte Stiefel und die Brust mit gestickten Lätzen geschmückt trugen. All diese Handelsleute hatten ihr zahlreiches Gepäck im Schiffsraum und auf dem Verdeck verstauen müssen, dessen Beförderung ihnen schweres Geld kosten musste, denn sie hatten nach den Schiffsvorschriften bloss Anrecht auf ein Frachtgewicht von zehn Kilogramm für die Person. Im Vorderschiff des „Kaukasus“ waren die Fahrgäste in zahlreicherer Menge gruppiert, nicht bloss Fremde, sondern auch Russen, denen der Erlass nicht verbot, die Provinzstädte wieder aufzusuchen. Es waren Muschiks darunter, mit weichen sowohl als steifen Mützen, die unter ihrem weiten Pelzrock ein kleinkarriertes Hemd trugen, und Wolgabauern, deren blaue Hosen in hohen Stiefeln staken, die das rosa Kattunhemd mit einem Strick schnürten und eine flache steife Mütze oder eine weiche Filzmütze aufhatten, auch einige Frauen in Hemden aus geblümtem Kattun, die hellfarbige Schürzen und um den Kopf ein rotgemustertes Taschentuch trugen. Es waren vorwiegend Fahrgäste dritter Klasse, die zum grossen Glück nicht mit der Aussicht auf eine lange Rückreise zu rechnen hatten. Im grossen und ganzen war dieser Teil des Verdecks von Menschen stark überfüllt. Darum wagten sich die Hinterschiffsfahrgäste nicht so leicht unter diese stark gemischten Gruppen, denen ihr Platz auf dem Radkastenvordergehäuse vorgezeichnet war.

      Mittlerweile fuhr der „Kaukasus“ mit aller Geschwindigkeit seiner Schaufeln zwischen den Wolgaufern hin, an zahlreichen Kähnen vorbei, die mit Schleppdampfern stromauf führen und allerhand Waren nach Nischni-Nowgorod schafften. Dann glitten zahlreiche Flösse vorüber von gewaltiger Länge, und dazwischen Frachtschiffe mit solcher Last, dass sie tief bis zum Dollbord im Wasser gingen — eine zur Zeit überflüssige Fahrt, da die Messe schon zu ihrem Beginn so jäh abgebrochen worden war. Die vom Kielwasser des Dampfschiffes bespritzten Wolgaufer waren von Entenschwärmen besetzt, die unter betäubendem Beschrei aufflogen. Ein kurzes Stück hinter ihnen, auf den dürren, mit Erlen, Weiden, Espen gesäumten Ebenen, weideten ein paar tiefrote Kühe, Hammelherden mit braunem Fell, zahlreiche Schweine- und Ferkelherden von bald weisser, bald schwarzer Färbung. Ein paar mager mit Buchweizen und Roggen bestandene Felder erstreckten sich bis zur Rückseite halb angebauter Hügel, die aber, alles in allem, keinerlei bemerkenswerten


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