Эротические рассказы

Der Kurier des Zaren. Jules VerneЧитать онлайн книгу.

Der Kurier des Zaren - Jules Verne


Скачать книгу
Strogoff das Wort. „Du fährst nach Irkutsk, Bruder?“

      „Jawohl, Schwester,“ antwortete der junge Mann; „wir fahren beide die gleiche Strecke. Demnach wirst du überall hinkommen, wo ich hinkommen werde.“

      „Morgen, Bruder, wirst du erfahren, warum ich die Ufer des Baltischen Meeres verlassen und mich über das Uralgebirge hinausbegeben habe.“

      „Ich frage dich nichts, Schwester.“

      „Du sollst alles wissen,“ erwiderte das junge Mädchen, auf dessen Lippen ein trauriges Lächeln spielte. „Eine Schwester soll ihrem Bruder nichts verborgen halten. Aber heute wäre ich nicht dazu imstande — die Anstrengung, die Verzweiflung haben mich schwer angegriffen.“

      „Willst du in deiner Kabine ausruhen?“ fragte Michael Strogoff.

      „Ja — ja — und morgen . . .“

      „So komm . . .“ Er zögerte mit der Beendigung seines Satzes, als ob er ihn durch den Namen seiner Reisegefährtin hätte ergänzen wollen, den er noch nicht wusste.

      „Nadia,“ sagte sie, ihm die Hand reichend.

      „Komm, Nadia,“ antwortete Michael Strogoff, „und gebiete ohne Umstände über deinen Bruder Nikolaus Korpanoff.“ Mit diesen Worten führte er das junge Mädchen in die Kabine, die für sie beim Hinterdeckssaal belegt worden war.

      Michael Strogoff kehrte auf das Verdeck zurück und mischte sich hier, begierig nach Neuigkeiten, die vielleicht seinen Reiseplan ändern konnten, unter die Gruppen der Fahrgäste, denen er zuhörte, ohne sich aber an den Gesprächen zu beteiligen. Sollte der Zufall es fügen, dass er gefragt würde, und ihn in die Notwendigkeit zu antworten setzen, so würde er sich zudem als den Handelsmann Nikolaus Korpanoff ausgeben, der mit dem „Kaukasus“ an die Grenze zurückführe, denn er wollte nicht den Argwohn aufkommen lassen, dass ihn ein besonderer Auftrag zur Reise nach Sibirien anwies.

      Die Fremden, die das Dampfschiff beförderte, konnten wohl kaum über etwas anderes als über die Tagesvorkommnisse, über den Erlass uns über die von ihm gezeitigten Folgen sprechen. Diese armen Leute, die sich kaum von den Anstrengungen einer Reise quer durch Mittelasien erholt hatten, sahen sich zur Rückkehr gezwungen, und wenn sie ihrem Zorn und ihrer Verzweiflung nicht laut Ausdruck gaben, so war der Grund einzig und allein darin zu suchen, dass sie es sich nicht getrauten. Furcht, mit Respekt gemischt, hielt sie ab. Es war ja nicht ausgeschlossen, dass sich Polizeikommissare, mit dem Befehl, die Fahrgäste zu beobachten, insgeheim an Bord des „Kaukasus“ eingeschifft hatten, und besser war es deshalb den Mund zu halten, denn schliesslich war die Landesverweisung der Einsperrung in einer Festung noch immer vorzuziehen. Darum verhielt man sich unter diesen Gruppen entweder mucksstil oder tauschte, was man sich mitteilen wollte, mit solcher Vorsicht aus, dass es kaum möglich war, irgendwelchen nützlichen Fingerzeig, zu bekommen. Wenn aber Michael Strogoff von dieser Seite her keine Aussicht hatte, etwas in Erfahrung zu bringen, wenn sogar mehr denn einmal bei der geringsten Annäherung von ihm begreiflicherweise die Unterhaltung abgebrochen wurde — denn man kannte ihn ja gar nicht — so traf statt dessen seine Ohren bald der klang zweier Stimmen, die sich wenig darum zu kümmern schienen, ob sie gehört wurden oder nicht.

      Der eine Mann, mit der heiteren Stimme, sprach russisch, aber mit fremdem Akzent, und der andere, mit dem er sich unterhielt, der aber zurückhaltender war, antwortete ihm in gleicher Sprache, die ihm aber auch nicht angeboren war.

      „Wie kommen denn Sie hierher“, sagte der erstere, „auf dieses Schiff, lieber Kollege? Ich habe Sie doch auf dem kaiserlichen Fest zu Moskau und jüngst wieder in Nischni-Nowgorod gesehen.“

      „In eigenster Person,“ antwortete der andere in ziemlich trockenem Ton.

      „Nun, offen gesagt, dass Sie mir unmittelbar, gewissermassen stehenden Fusses folgen würden, dessen habe ich mich nicht versehen.“

      „Ich folge Ihnen doch gar nicht, mein Herr, sondern eile Ihnen voraus!“

      „Eilen mir voraus — mir voraus? Sagen wir, wir marschieren in gleicher Front, im gleichen Tempo, wie zwei Soldaten der Parade. Einigen wir uns also dahin, dass wenigstens vorläufig, wenn Sie wollen, keiner den anderen überholen soll.“

      „Im Gegenteil! Ich will Sie überholen — und werde Sie überholen!“

      „Das werden wir ja sehen, wenn wir auf dem Kriegsschauplatz sein werden. Aber bis dahin — Teufel auch — lassen Sie uns Reisegefährten sein. Später werden wir Zeit genug finden, einander als Nebenbuhler gegenüberzutreten.“

      „Als Nebenbuhler? Als — Feinde!“

      „Meinetwegen als Feinde. Sie lieben in Ihrer Rede eine Schärfe, teurer Kollege, die mir äusserst angenehm ist. Bei Ihnen weiss man wenigstens, woran man sich zu halten hat.“

      „Wem schadet’s?“

      „Niemand, meines Ermessens. Deshalb möchte ich eigentlich um Erlaubnis bitten, unsere beiderseitige Lage klarzustellen.“

      „Tun Sie’s!“

      „Sie reisen, wie ich, nach — Perm?“

      „Wie Sie, nach — Perm.“

      „Und werden sich wahrscheinlich von Perm nach Jekaterinburg begeben, da dies die beste und sicherste Strecke ist, durch das Uralgebirge zu kommen?“

      „Wahrscheinlich.“

      „Haben wir die Grenze hinter uns, werden wir uns in Sibirien, nämlich mitten im Aufruhr befinden.“

      „Allerdings.“

      „Nun, dann — aber auch erst dann — wird der Augenblick gekommen sein zu der Phrase: Jeder für sich und Gott für —“

      „Mich!“

      „Gott für Sie, für Sie allein? Sehr gut! Aber da wir acht neutrale Tage vor uns haben, und da es doch ganz gewiss nicht Neuigkeiten regnen wird, so lassen Sie uns Freunde sein bis zu dem Augenblick, da wir wieder Nebenbuhler werden.“

      „Nebenbuhler? Feinde!“

      „Jawohl, ganz richtig, Feinde. Aber bis dahin wollen wir einmütig handeln und einander nicht auffressen. Ich verspreche Ihnen übrigens, alles für mich zu behalten, was sich meinen Blicken zeigen sollte . . .“

      „Ich alles, was sich meinen Ohren bieten sollte . . .“

      „Abgemacht?“

      „Abgemacht!“

      „Ihre Hand darauf?“

      „Meine Hand darauf!“

      Die Hand des ersten, der die drei Worte sprach, nämlich fünf weitgespreizte Finger, schüttelte kräftig die beiden Finger, die der andere, der die drei Worte bestätigte, ihm phlegmatisch reichte.

      „Apropos,“ sprach der erste wieder, „heute morgen habe ich meiner Cousine den genauen Text des Erlasses von 10 Uhr 17 Minuten ab drahten können.“

      „Und ich habe ihn dem Daily-Telegraph ab 10 Uhr 13 Minuten gedrahtet.“

      „Bravo, Herr Blount!“

      „Zu gütig, Monsieur Jolivet!“

      „Revanche vorbehalten!“

      „Wird Ihnen nicht leicht fallen.“

      „Soll aber versucht werden!“

      Mit diesen Worten grüsste der französische Berichterstatter den englischen verbindlichst, der sich verneigte und ihm mit echt britischer Steifheit den Gruss erwiderte. Diese beiden „Nachrichtenjäger“ wurden durch den Erlass des Gouverneurs nicht betroffen, da sie weder Russen noch Ausländer asiatischer Herkunst waren, sie waren deshalb weitergereist, und wenn sie Nischni-Nowgorod zusammen verlassen hatten, so war der Grund hierfür in dem nämlichen Instinkt zu suchen, der sie vorwärtstrieb. Demnach war es natürlich, dass sie das nämliche Beförderungsmittel gewählt hatten und die nämliche Strasse bis zu den sibirischen Steppen verfolgten. Als Reisegefährten hatten


Скачать книгу
Яндекс.Метрика