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Monsieur Violet's Reisen und Abenteuer in Californien, Sonora und dem Westen von Texas. Фредерик МарриетЧитать онлайн книгу.

Monsieur Violet's Reisen und Abenteuer in Californien, Sonora und dem Westen von Texas - Фредерик Марриет


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in dem Verfahren, das jetzt allenthalben geübt wird.

      Ich kann hierorts die Geschichte der wackern Missionäre zu Ende bringen. Als ich einen Streifzug nach Monterey machte, dessen Einzelnheiten ich demnächst angeben werde, wurde ich von Padre Marini begleitet; denn da ihm sein Bekehrungsgeschäft unter den Shoshonen nicht glücken wollte, so glaubte er in den spanifchen Ansiedelungen von Californien nützlich werden zu können. Bald nach unserer Ankunft zu Monterey trennten wir uns, und ich habe seither nichts mehr von ihm gesehen oder gehört, obgleich ich noch Gelegenheit haben werde, aus Anlass unserer Reise nach dieser Stadt und unseres dortigen Aufenthalts von ihm zu sprechen.

      Der Andere, Padre Antonio, starb in der Ansiedelung vor meinem Zuge nach Monterey, und die Indianer bewahren noch jetzt seine Kleidung, sein Messbuch und ein Cruzifix als die Reliquien eines edeln Mannes. Der arme Padre Antonio! Ich hätte wohl die Geschichte seines früheren Lebens kennen mögen. Auf seinen Zügen lag der Stempel einer tiefen Schwermuth; es mochte ihr wohl irgend ein herzbrechender Kummer zu Grunde liegen, den die Religion zwar zu mildern, aber nicht zu beseitigen im Stande war.

      Nach seinem Tode nahm ich Einsicht von seinem Messbuch. Die weissen Blätter waren vorn und hinten mit frommen Betrachtungen beschrieben, enthielten aber ausserdem noch ein paar Worte, welche über eine gewisse Periode seines Lebens mehr sagten, als ganze Bände. Die ersten Worte lauteten: „Julia, obiit, A. D. 1799. Virgo purissima, Maris stella. Ora pro me.“ Auf dem folgenden Blatte stand: „Antonio de Campestrina, Convient. Dominicum. In Roma, A. D. 1800.“

      Er war alfo nach dem Tode eines ihm theuren Wesens in’s Kloster gegangeu — vielleicht seine erste und einzige Liebe. Der arme Mann! wie oft habe ich nicht grosse Thränen über seine welken Wangen niederrinnen sehen! Doch er ist heimgegangen und sein Kummer ruht im Grabe. Auf der letzten Seite des Messbuches befanden sich ebenfalls zwei Linien von zitternder Hand — wahrscheinlich kurz vor seinem Tode geschrieben: „J, nunc anima anceps; sitque tibi Deus misericors.“

      Trotz des bisherigen Fehlschlagens gab der Fürst Seravalle seine Plane dennoch nicht auf. Dem Rathe meines Vaters zufolge wollte man nun versuchen, einige Mexikaner und Canadier herbeizuziehen, damit sie dem Feldbau neuen Aufschwung gäben; denn ich darf hier wohl bemerken, dass sowohl der Fürst, als mein Vater, längst den Entschluss gefasst hatten, unter den Indianern zu leben und zu sterben.

      Dieser Auftrag sollte durch mich zur Ausführung gebracht werden. Es stand mir ein langer Ausflug bevor, denn wenn es mir in Monterey nicht gelang, meinen Zweck zu erreichen, so sollte ich entweder mit einer Partie von Apaches-Indianern, die mit den Shoshonen stets im Frieden lebten, oder mit einer der mexikanischen Karavanen nach Santa Fé gehen.

      In Santa Fé gab es stets eine grosse Anzahl von Franzosen oder Canadiern, die alljährlich im Auftrage der Pelzwerk-Kompagnien von Saint Louis herkamen, so dass wir einige Aussicht hatten, Leute für uns zu gewinnen. Wären meine Bemühungen jedoch fruchtlos, so sollte ich, da ich dann bereits zu weit gegangen sey, um allein zurückkehren zu können, mit den Pelzhändlern von Santa Fé auf dem Mississippi nach St. Louis ziehen, dort einige werthvolle Juwelen verkaufen, Leute zu Bildung einer starken Karavane miethen und auf der Astoria-Fährte unsere Ansiedelung wieder aufsuchen.

      Da übrigens meine Abenteuer so zu sagen erst mit dem Antreten dieser Sendung beginnen, so will ich, ehe ich die Geschichte derselben gebe, den Leser einen Blick in die Geschichte und Ueberlieferungen der Shoshonen oder Schlangenindianer thun lassen, unter denen ich trotz meiner Jugend doch schon zu Rang und Würden gelangt war.

      Viertes Kapitel.

      Die Shoshonen oder Schlangenindianer sind ein tapferes und zahlreiches Volk; sie bewohnen einen grossen und schönen Landstrich, der von Osteu nach Westen fünfhundertundvierzig und von Norden nach Süden beinahe dreihundert Meilen breit ist. Ihr Gebiet liegt zwischen 38° und 43° nördlicher Breite und erstreckt sich von 116° westlich von Greenwich bis zu den Küsten des stillen Meltmeers, also nahe bis zu 125° westlicher Länge. Das Land ist reich und fruchtbar, namentlich in der Nähe der zahlreichen Ströme, wo der Boden bisweilen eine tiefrothe, an andern Stellen aber eine ganz schwarze Farbe hat. An Abwechslung fehlt es nicht, und obgleich der grösste Theil unter die Klasse der sogenannten wellenförmigen Prairieen gehört, so gibt es doch auch sehr viel Waldung, namentlich an den Flüssen und in den Niederungen, während die Landschaft überhaupt malerisch wird durch die zahlreichen, phantastisch gestalteten Gebirge, die durchaus nicht mit einander zusammenhängen und schon vermöge ihrer ursprünglichen Formationen grosse Verschiedenheit bieten.

      Fast überall findet man Massen von gediegenem Kupfer, und zwischen zwei Bergketten, die sich parallel von den Flüssen Buona-Ventura und Calumet in westlicher Richtung hinziehen, sind nur zwei oder drei Fuss unter der Oberfläche reiche Lagen von Bleiglanz. Schwefel und Magnesia liefern die nördlichen Districte in Fülle, während in dem Sand der südlichen Flüsse Goldstaub vorkömmt, der gelegentlich von den Indianern gesammelt wird. Das Land wird von drei edlen Strömen durchzogen — der Buona-Ventura, dem Calumet und dem Nu-elije-sha-wako oder Fremdenfluss, während zwanzig kleinere Flüsse mit ungestümem Geräusch von den Gebirgen herabstürzen, bis sie in die Prairieen eintreten, wo sie glatt in langen Schlangenlinien zwischen blumigten Ufern und unter dem dichten Laubwerk der westlichen Magnolie hingleiten. Die Ebenen sind, wie bereits bemerkt, sanft wellenförmig und bilden vortreffliche, natürliche Weiden von Moskitogras, blauem Gras und Klee, auf welchen sich zahlreiche Heerden von Büffeln und Mustangs oder wilden Pferden in ruhiger Sicherheit nähren, aus der sie nur zur Jagdjahreszeit aufgeschreckt werden.

      Die Shoshonen6) sind ohne Frage ein sehr altes Volk. Es würde unmöglich seyn, zu sagen, wie lange sie sich schon in diesem Theile des Festlandes niedergelassen haben. Der Schnitt ihres Gesichtes deutet auf asiatischen Ursprung und ihre zierliche, bilderreiche Redeweise erinnert an die anmuthige Abwechslung von Sadis herrlichsten Gedichten.

      Ein Beleg von ihrem Alter und fremden Ursprunge gibt der Umstand, dass nur wenige ihrer Ueberlieferungen sich auf ihre dermaligen Wohnplätze beziehen, sondern auf Länder jenseits des Meeres hindeuten, wo ewiger Sommer herrscht, die Bevölkerung zahllos ist und die Städte aus grossen Palästen bestehen, die, ähnlich den Ueberlieferungen der Hindus, „lange vor der Schöpfung des Menschen von guten Geistern gebaut wurden“.

      Es unterliegt keinem Zweifel, und ist auch von den übrigen Stämmen zugegeben, dass die Shoshonen den Urstamm der Comanches, Arrapahoes und Apaches, dieser Beduinen der mexikanischen Wüsten, bilden. Sie sprechen alle dieselbe schöne und harmonische Sprache, haben die gleichen Ueberlieferungen und zerfielen erst so kürzlich in ihre Unterabtheilungen, dass sie die Perioden der Trennung mit verschiedenen Ereignissen der spanischen Binnenland-Eroberungen im nördlichen Theile von Sonora in Verbindung bringen können.

      Es ist nicht meine Absicht, lange bei speculativen Theorien zu verweilen; indess muss ich doch bemerken, dass Ueberlieferungen, denen man Vertrauen schenken darf, von Nationen oder Stämmen ausgehen müssen, welche durch unvordenkliche Zeiten feste Wohnsitze gehabt haben. Dass das nördliche Festland Amerikas zuerst von Asien aus bevölkert wurde, kann wohl nur wenig beanstandet werden, und wenn dies der Fall ist, so liegt die Voraussetzung nahe, dass diejenigen, welche zuerst herüberkamen, die vordersten und passendsten Gebiete einnahmen. Die Einwanderer, welche nach ihrer Landung auf ein Clima und einen Strich, wie in Californien, trafen, brachen wahrscheinlich nicht wieder auf, um einen besseren zu suchen. Dass ein Aehnliches auch bei den Shoshonen der Fall war, dass sie Abkömmlinge der frühestesten Einwanderer sind und dass sie nie das Gebiet verliessen, wo sich ihre Vorfahren angesiedelt hatten, wird durch alle ihre Traditionen bestätigt.

      Gegen die Berichte, welche Missionäre und Reisende über eine wenig bekannte Volksraçe erstatten, müssen wir vorsichtig seyn, da sie selten mit den besseren und höheren Classen, welche geeignete Auskunft zu ertheilen wissen, in Berührung kommen. Sichere Kenntnisse werden weniger dadurch, dass man ihren Stamm aufgenommen, sondern vornehmlich durch den Umstand gewonnen, dass man als Häuptling in ihre Aristokratie eintritt.

      Setzen wir den Fall, dass ein Fremder nach Wapping oder an einen andern englischen Ort käme und die nächsten Besten über die Religion, die Gesetze und die Geschäfte von England ausfragen wollte, so würde er nur sehr ungenügende Berichte erhalten; in ähnlicher


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