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Die Rabenringe - Gabe (Band 3). Siri PettersenЧитать онлайн книгу.

Die Rabenringe - Gabe (Band 3) - Siri Pettersen


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Teil werden?

      Skerri blickte sie wieder an. Ihre schwarzen Lippen strafften sich. »Du solltest das wert sein«, sagte sie und verschwand durch die Zeltöffnung.

      Hirka war wieder allein. Sie musste sich an der Zeltstange festhalten, um nicht zusammenzusinken.

      Ginnungad

      Die Entfernung bis Ginnungad ließ sich an der Stimmung ablesen. Die zog sich zusammen wie ein Knoten. Hungl, Tyla und Kolail gingen stumm als Letzte in der Reihe. Skerri und Grid wechselten halblaute Worte. Die Ausnahme war Ǫni, natürlich, die immer hektischer wurde.

      »Und du darfst nicht husten, seufzen oder gähnen. Nicht, solange du in Gesellschaft von Höhergestellten bist. Und natürlich nicht mit dem Finger zeigen! Du darfst ihnen auch nicht den Rücken zuwenden, bevor du die Erlaubnis dazu erhalten hast, und du darfst unter gar keinen Umständen die Eckzähne entblößen.«

      »Die Eckzähne?« Hirka zog eine Augenbraue hoch.

      »Oh …« Ein Hauch von Rosa erschien auf Ǫnis Gesicht. »Immerhin hast du ja eine Andeutung davon«, ergänzte sie, als hätte sie etwas gesagt, was einer Rechtfertigung bedurfte.

      Hirka fuhr sich mit der Zunge über die Eckzähne. Sie waren nicht spitzer als sonst.

      »Was ist mit Essen? Ich darf wohl in Anwesenheit von Leuten auch nichts essen?«

      Ǫni schlug sich die Hand vor den Mund. »Du liebe Güte … Mögen die Höchsten dir gnädig sein, wenn du das tust! Die einzige Ausnahme sind die Feste. Wenn Mahlzeiten serviert werden und du zum Essen eingeladen bist.«

       Was zwei Mal im Jahr vorkommt. Fantastisch …

      Hirka biss sich auf die Unterlippe. Am Anfang hatte sie geglaubt, all diese Regeln wären reine Erfindung. Um sie auf die Probe zu stellen. Ein Spaß. Und wenn Ǫni nicht so nervös gewesen wäre, hätte sie das wohl immer noch geglaubt.

      Sie näherten sich einer aus Stein gehauenen Brücke. Sie spannte sich über einen Abgrund, der tief in den Berg schnitt. Trotzdem hatte sie kein Geländer. Nichts, woran man sich festhalten konnte.

      Skerri und Grid betraten sie, ohne zu zögern. Ǫni auch. Hirka zwang sich, ihnen zu folgen, ohne nach unten zu schauen. Sie richtete den Blick fest auf einen Sockel, der auf der anderen Seite aufragte. Als sie die Brücke überquert hatte, sah sie, dass es eine perfekte sechseckige Säule war, mit kleinen Runen, die auf allen Seiten eingeritzt waren. Die Säule reichte ihr bis zu den Schultern. Sie musste einmal höher gewesen sein, denn oben war sie abgebrochen.

      Sie holte Ǫni ein. »Ist das ein Wegweiser?«

      Ǫni warf einen Blick zu dem Sockel. »Gewissermaßen. Dies ist der alte Weg nach Ginnungad. Er wird nicht mehr benutzt. Aber hier stand eine Statue. Der Bootsmann. Die Leute pflegten Münzen in sein Boot zu legen, wenn sie daran vorbeikamen.«

      »Für Glück und so was?«

      »Na ja … Wohl eher, um Unglück abzuwenden.«

      »Was ist mit ihm passiert?«

      »Er war aus Gabenglas gemacht«, antwortete Ǫni. »Bevor die Gabe verschwand. So etwas ist heute viel wert, deshalb wurde er gestohlen. Aber wir haben Zeichnungen von ihm, falls du sie sehen möchtest.«

      Hirka blickte zurück zu dem Steinstumpf. »Was ist Gabenglas?«

      Die angestrengten Grübchen erschienen wieder in Ǫnis Wangen. Das taten sie immer, wenn Ǫni entdeckte, wie wenig Hirka wusste. Immer, wenn ein neues Thema auftauchte, das ausführlichere Erklärungen erforderte.

      »Gabenglas ist Stein, geformt mit der Gabe. Mit den Händen. Die besten Künstler konnten die Natur in ihrem Erscheinungsbild formen. Konnten eins werden mit der Gabe und Gestein ziehen. Feuer und Wasser auch, behaupten manche, aber ich weiß nicht … Hast du nie Steingeflecht gesehen?«

      Hirka schüttelte den Kopf. Sie wollte Ǫni nicht unterbrechen. Das hier war wichtig. Das hier waren Dinge, über die sie unbedingt alles erfahren wollte. Die Namen der Häuser und auf wen sie nicht mit dem Finger zeigen durfte, das war ihr herzlich egal. Aber die Gabe und wie sie die Welt formen konnte …

       Wie den Baum des Sehers. Naiells Vernichtung.

      »Oh, du wirst sprachlos sein, Hirka! Die ältesten Orte in Ginnungad haben ganze Wände aus der Zeit vor dem Krieg. Stein, der zu Mustern gewebt ist, die du nie für möglich gehalten hättest. Fast alles in Hods Haus ist Gabenwerk. Und die alten Türme waren so gebaut. Aber die meisten sind jetzt zerstört. Der Berg war so gedehnt, dass nichts da war, um ihn aufrecht zu halten, als die Gabe verschwand. Die Stadt brach zusammen. Das war viele Hundert Jahre vor meiner Zeit.«

      »Und du bist geboren, nachdem die Gabe weg war? Das heißt also, du hast sie nie kennengelernt? Du hast nie etwas geformt?«

      Ǫni senkte den Blick auf den Weg, während sie gingen. »Man muss nicht immer etwas gekannt haben, um zu wissen, dass man es vermisst.«

      Hirka hatte das Gefühl, zu persönlich geworden zu sein. Einen wunden Punkt berührt zu haben. Sie versuchte, die gedrückte Stimmung aufzulockern.

      »Und wie ging das vor sich? Man zeigte einfach auf etwas und dann … schwups, ein Turm?«

      Ǫni lachte. »Wann war jemals etwas so einfach?« Sie faltete die Hände vor der Brust und zog sie langsam auseinander. »Man formte Dinge. Wie aus Lehm, verstehst du? Es gibt tüchtige Gabenschleuderer, die man fragen kann, ich weiß nur, was ich gelesen habe. Aber sie haben die schönsten Dinge erschaffen!«

      »Sofern sie nicht gestorben sind«, kam es von Kolail. Hirka drehte sich um. Er hatte sich ihnen angeschlossen, ohne dass sie es gemerkt hatte.

      »Sie sind gestorben?!«

      Er zuckte die Schultern, als wollte er sagen, das verstehe sich doch von selbst.

      »Zuhauf. Oder sie haben sich verletzt. Haben sich verbrannt, wenn sie zu nahe gekommen sind. Haben sich geschnitten, wenn sie die Kanten nicht unter Kontrolle hatten. Einige haben es geschafft, sich aufzuspießen. Die Gabe hält interessante Arten zu sterben bereit.«

      Ǫni warf Kolail einen schrägen Blick zu. »Er übertreibt. Die allermeisten …«

      »Erzähl ihr von Felke«, unterbrach er sie.

      Hirka sah Ǫni an. »Felke?«

      Ǫni seufzte. »Das ist mindestens zwölfhundert Jahre her. Felke war einer der Besten. Er hat in Nifel an einer Brücke gearbeitet, die sich zwischen zwei Häusern spannte. Der Stein wurde zu heiß und die Luft war zu kalt, da ist ihm die Brücke unter den Füßen zersprungen. Ist alles auf die Häuser gefallen.«

      Kolail tauchte an Hirkas Seite auf. »Sie haben ihn auf einem Dach gefunden«, sagte er. »Mit dem Körper voller Glas. Er war halb Stein, halb Mann. Karnickel sterben, sagte ich das nicht?« Er zog an ihnen vorbei.

      Hirka starrte auf seinen Rücken. Auf die Schultern mit dem Schaffell, die so breit waren, dass sie schon auf einer allein hätte sitzen können. Ihr war schlecht. Sie dachte an den Baum des Sehers. Glasartiger Stein, bizarr verästelt wie Tinte in Wasser. Allein der Anblick hatte genügt, um Hlosnian um den Verstand zu bringen. Es war ihm nie gelungen, etwas Ähnliches zu erschaffen. Was vielleicht auch kein Wunder war, denn den Baum hatten Kräfte geformt, die Hlosnian nie meistern konnte. Aber die Blinden hatten es gekonnt.

      Hirka hatte einmal ein Stück entfernt von Ravnhov in einem Wasserfall gestanden, zusammen mit einem Blinden. Sie hatte gesehen, wie er den Fluss zu Staub werden ließ. Etwas, das nur in der Macht von Göttern liegen sollte. Eine jähe Angst schoss ihr durch die Brust.

      Götter … Dreysíl war von Göttern bevölkert. Was, wenn das Fehlen der Gabe das Einzige war, was sie im Zaum hielt? Wozu würden sie in der Lage sein, wenn


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