Эротические рассказы

Nana. Emile ZolaЧитать онлайн книгу.

Nana - Emile Zola


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würden nie erraten, mit was für einer Einladung sie mich beauftragt hat.“ Und mit einer leichten Kopfbewegung deutete er auf Graf Muffat, der gerade einen Punkt des Budgets mit dem Abgeordneten und Steiner erörterte.

      „Nicht möglich!“ sagte Vandeuvres verblüfft und erheitert.

      „Mein Wort! Ich habe schwören müssen, ihn zu ihr mitzubringen. Zum Teil komme ich deswegen her.“

      Sie lachten beide still, und Vandeuvres, der eilends in den Kreis der Damen zurückkehrte, rief aus:

      „Ich versichere Ihnen im Gegenteil, daß Herr von Bismarck sehr geistreich ist . . . Warten Sie, eines Abends hat er in meinem Beisein eine reizende Bemerkung gemacht . . .“ Inzwischen betrachtete La Faloise, der die wenigen schnellen, halblaut gewechselten Worte gehört hatte, Fauchery, weil er auf eine Erklärung hoffte, die nicht kam. Von wem wurde gesprochen? Was machte man morgen um Mitternacht? Er ließ seinen Vetter nicht mehr los.

      Dieser hatte sich gesetzt. Gräfin Sabine interessierte ihn vor allem. Oft war ihr Name in seiner Gegenwart ausgesprochen worden; er wußte, daß sie vierunddreißig Jahre alt sein mußte, weil sie mit siebzehn geheiratet hatte, und daß sie seit ihrer Heirat ein klösterliches Leben zwischen ihrem Mann und ihrer Schwiegermutter führte. In der Gesellschaft sagten die einen, sie sei kühl wie eine Frömmlerin, die anderen bedauerten sie, wobei sie an ihr schönes Lachen, an ihre großen, flammenden Augen erinnerten, bevor sie in der Tiefe dieses alten Hauses eingeschlossen worden war. Fauchery musterte sie und war unschlüssig. Einer seiner Freunde, der vor kurzem als Hauptmann in Mexiko gestorben war, hatte ihm noch am Vorabend seiner Abreise beim Aufstehen vom Essen eine jener brutalen, vertraulichen Mitteilungen gemacht, die den verschwiegensten Männern in gewissen Augenblicken entschlüpfen. Doch seine Erinnerungen blieben unklar. An jenem Abend hatte man gut gegessen; und er war im Zweifel, als er die Gräfin, die schwarz gekleidet war und ruhig lächelte, mitten in diesem altertümlichen Salon sah. Eine hinter ihr stehende Lampe hob ihr feines Profil einer molligen Brünetten ab, in das allein der ein wenig dicke Mund eine Art gebieterischer Sinnlichkeit brachte.

      „Was haben die bloß mit ihrem Bismarck?“ murmelte La Faloise, der sich den Anschein gab, als langweile er sich in der Gesellschaft. „Man kommt hier um. Ein schrulliger Einfall von dir, hierherkommen zu wollen!“

      Fauchery fragte ihn unvermittelt:

      „Sag mal, schläft die Gräfin mit niemandem?“

      „O nein, o nein, mein Lieber“, stotterte er, sichtlich aus der Fassung gebracht, seine Pose vergessend. „Was glaubst du denn, wo du bist?“ Dann kam ihm zu Bewußtsein, daß seine Entrüstung es an Schick fehlen ließ. Sich tief in das Sofa flegelnd, fügte er hinzu: „Gott, ich sage nein, dabei weiß ich weiter nichts Näheres . . . Dahinten ist so ein Kleiner, dieser Foucarmont, der in allen Ecken zu finden ist. Man hat bestimmt schon was Tolleres gesehen als den. Mir ist das schnuppe . . . Sicher ist jedenfalls, daß die Gräfin, falls sie sich mit Seitensprüngen die Zeit vertreibt, bis jetzt ziemlich gerissen ist, denn nichts hat sich davon herumgesprochen, und niemand redet darüber.“

      Dann sagte er Fauchery, ohne daß dieser sich die Mühe machte, ihn auszufragen, was er über Muffats wußte. Inmitten der Unterhaltung der Damen, die vor dem Kamin ihren Fortgang nahm, senkten sie beide die Stimme. Und wenn man sie mit ihrer weißen Halsbinde und ihren weißen Handschuhen sah, hätte man glauben können, sie erörterten in gewählten Sätzen irgendeinen ernsten Gegenstand. Also Mama Muffat, die La Faloise gut gekannt hatte, sei eine unausstehliche Alte gewesen, die dauernd mit den Pfaffen zusammensteckte; sonst ein großartiges Auftreten, ein gebieterisches Gebaren, das alles vor ihr niederzwang. Was Muffat angehe, den späten Sohn eines Generals, der von Napoleon I. zum Grafen gemacht worden war, so habe er natürlich nach dem 2. Dezember in Gunst gestanden. Auch ihm mangele es an Heiterkeit, doch gelte er für einen sehr ehrenhaften Mann mit rechtschaffenem Verstand. Dabei mit Ansichten aus einer anderen Welt und einer so hohen Auffassung von seinem Amt bei Hofe, von seinen Würden und Tugenden, daß er den Kopf wie ein heiliges Altarsakrament trage. Mama Muffat sei es gewesen, die ihm folgende schöne Erziehung habe zuteil werden lassen: alle Tage zur Beichte, keine Streiche, keine Jugend irgendwelcher Art. Er lebe streng nach den Vorschriften der Kirche, er habe Glaubenskrisen von sanguinischer Heftigkeit, die hitzigen Fieberanfällen glichen. Um ihn mit einer letzten Einzelheit zu kennzeichnen, flüsterte La Faloise schließlich seinem Vetter eine Bemerkung ins Ohr.

      „Nicht möglich!“ sagte der letztere.

      „Man hat es mir geschworen, Ehrenwort! — Er hatte noch nie, als er geheiratet hat.“

      Fauchery lachte und betrachtete den Grafen, dessen schnurrbartloses, von einem Backenbart eingerahmtes Gesicht noch eckiger und strenger wirkte, seit er Steiner, der sich herumstritt, Zahlen angab.

      „Wirklich, sein Kopf sieht danach aus“, murmelte er. „Ein hübsches Geschenk, das er seiner Frau gemacht hat. — Ach, die arme Kleine, hat er die langweilen müssen! Ich wette, sie hat nicht die geringste Ahnung!“ Soeben redete ihn Gräfin Sabine an.

      Er hörte es nicht, so spaßig und außergewöhnlich fand er den Fall Muffat.

      Sie wiederholte ihre Frage:

      „Herr Fauchery, haben Sie nicht ein Charakterbild von Herrn von Bismarck veröffentlicht? — Sie haben mit ihm gesprochen?“

      Er erhob sich lebhaft, trat an den Kreis der Damen heran, wobei er sich zu fassen suchte und übrigens mit völliger Leichtigkeit eine Antwort fand.

      „Mein Gott, Madame, ich muß Ihnen gestehen, daß ich dieses Charakterbild nach in Deutschland erschienenen Biographien geschrieben habe . . . Ich habe Herrn von Bismarck niemals gesehen.“

      Er blieb bei der Gräfin. Während er mit ihr plauderte, setzte er seine Überlegungen fort. Sie sah jünger aus, als sie war, man hätte sie für höchstens achtundzwanzig gehalten; vor allem ihre Augen hatten ein jugendliches Feuer bewahrt, das lange Lider in blauen Schatten ertränkten. In einem getrennten Haushalt aufgewachsen, wo sie einen Monat bei dem Marquis de Chouard und einen Monat bei der Marquise verbrachte, hatte sie sehr jung, beim Tode ihrer Mutter, geheiratet, zweifellos auf Betreiben ihres Vaters, dem sie lästig war. Ein schrecklicher Mensch, der Marquis, über den trotz seiner Frömmigkeit merkwürdige Geschichten zu kursieren begannen! Fauchery fragte, ob er nicht die Ehre haben würde, ihn zu begrüßen.

      Gewiß, ihr Vater käme, aber sehr spät, er habe so viel Arbeit!

      Der Journalist, der zu wissen glaubte, wo der Alte seine Abende verbrachte, blieb ernst. Doch ein Muttermal, das er auf der linken Wange der Gräfin in der Nähe des Mundes bemerkte, überraschte ihn. Nana hatte ganz genau das gleiche. Das war komisch. Auf dem Muttermal kräuselten sich Härchen; nur waren die Härchen bei Nanablond undbeider anderen pechschwarz. Einerlei, diese Frau schlief mit niemand.

      „Ich habe immer das Verlangen gehabt, Königin Augusta kennenzulernen“, sagte sie. „Es wird behauptet, sie sei so gut, so fromm . . . Glauben Sie, daß sie den König begleiten wird?“ „Man nimmt es nicht an, Madame“, antwortete er.

      Sie schlief mit niemand, das lag klar vor Augen. Es genügte, sie dort zu sehen, neben ihrer Tochter, die so nichtssagend und so geschraubt auf ihrem Hocker saß. Dieser grabesähnliche Salon, der einen Kirchengeruch ausströmte, besagte zur Genüge, unter welcher eisernen Hand und in welcher tiefen Erstarrung des Lebens sie gebeugt blieb. Sie hatte nichts von sich in diese altertümliche Wohnung mitgebracht, die schwarz vor Feuchtigkeit war. Muffat war es, der sich durchsetzte, der mit seiner frommen Erziehung, seinen Bußund Fastenübungen herrschte. Doch der Anblick des kleinen Greises mit den schlechten Zähnen und dem feinen Lächeln, den er ganz plötzlich in seinem Lehnstuhl hinter den Damen entdeckte, war ein noch entscheidenderes Argument für ihn. Er kannte den Mann, Théophile Venot, einen ehemaligen Anwalt, dessen Spezialität Kirchenprozesse gewesen waren; er hatte sich mit einem hübschen Vermögen zur Ruhe gesetzt und führte ein ziemlich mysteriöses Leben, wurde überall empfangen, sehr ehrerbietig gegrüßt, ja sogar ein wenig gefürchtet, als sei er der Vertreter einer großen Macht, einer dunklen Macht, die man hinter ihm spürte. Übrigens gab er sich sehr bescheiden. Er war Kirchenvorsteher an der Madeleine und hatte ganz einfach


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