Эротические рассказы

Die Erde. Emile ZolaЧитать онлайн книгу.

Die Erde - Emile Zola


Скачать книгу
war noch sehr glücklich, wenn man, nachdem man jeden Heller viermal umgedreht, sich ohne Licht schlafen gelegt und sich mit Brot und Wasser begnügt hatte, genug behielt, um nicht in seinen alten Tagen Hungers zu sterben.

      „Trotzdem“, fuhr Fouan fort, „dürfen wir uns nicht beklagen. Ich habe mir erzählen lassen, daß es Länder gibt, wo die Erde einen Hundedreck hergibt. So haben sie im Perche nur Kieselsteine ... In der Beauce ist die Erde noch weich, sie verlangt nur eine beständige gute Bearbeitung ... Bloß, das nimmt eine Wendung zum Schlimmen. Sicher wird es weniger mit ihrer Fruchtbarkeit; Felder, auf denen man früher zwanzig Doppelzentner geerntet hat, bringen heute nur fünfzehn ... Und der Preis für den Doppelzentner sinkt seit einem Jahr. Es wird erzählt, daß Getreide von dort kommt, wo die Wilden zu Hause sind, das ist was Schlechtes, was da beginnt, eine Krise, wie sie sagen ... Ist denn das Unheil niemals zu Ende? Denen ihr allgemeines Wahlrecht, das schafft kein Fleisch in den Kochtopf, nicht wahr? Die Grundsteuer zerbricht uns die Schultern, man nimmt uns immer noch unsere Kinder für den Krieg weg ... Ach, geht mir, man mag noch so viele Revolutionen machen, das ist gehuppt wie gesprungen, und der Bauer bleibt der Bauer.“

      Jean, der sehr genau war, wartete ab, um zu Ende vorzulesen. Als wieder Schweigen eingetreten war, las er sacht weiter:

      „Glücklicher Ackermann, verlaß das Dorf nicht um der Stadt willen, wo du alles kaufen mußt, die Milch, das Fleisch und das Gemüse, wo du wegen der vielen Gelegenheiten immer mehr ausgeben wirst als notwendig. Hast du nicht auf dem Dorfe Luft und Sonne, eine gesunde Arbeit, ehrbare Freuden? Das Leben auf freiem Felde hat nicht seinesgleichen, du besitzt das wahre Glück, fern vom vergoldeten Stuck; und der Beweis dafür ist, daß die Arbeiter aus den Städten aufs Land kommen, um sich gütlich zu tun, ebenso wie die Bürger nur den einen Traum haben, sich in deine Nähe zurückzuziehen, um Blumen zu pflücken, Früchte von den Bäumen zu essen, Purzelbäume auf dem Rasen zu schießen. Laß dir’s wohl gesagt sein, Jacques Bonhomme, daß das Geld Trug ist. Wenn du den Frieden des Herzens hast, ist dein Glück besiegelt.“ Die Stimme versagte ihm fast, er mußte eine Rührung zurückhalten, die Rührung eines großen zärtlichen Burschen, der in den Städten aufgewachsen war und dem die Vorstellungen von ländlicher Glückseligkeit die Seele aufwühlten.

      Die andern verharrten düster, die Frauen über ihre Nadeln gebeugt, die Männer zusammengesackt, mit verhärtetem Gesicht. Machte sich das Buch denn über sie lustig? Geld allein galt was, und sie verreckten vor Elend. Als den jungen Mann dieses leidens- und grollschwere Schweigen bedrückte, erlaubte er sich dann eine vernünftige Bemerkung:

      „Trotzdem, das würde mit Bildung vielleicht besser gehen ... Wenn man einst so unglücklich dran war, so deshalb, weil man nichts wußte. Heute weiß man ein wenig, und es geht sicherlich weniger schlecht. Also muß man alles wissen, muß Schulen haben, um zu lernen, wie die Felder zu bestellen sind.“

      Aber heftig, eben wie ein halsstarrig auf dem Herkömmlichen beharrender Greis, unterbrach ihn Fouan:

      „Laßt uns doch in Frieden mit Eurer Wissenschaft! Je mehr man weiß, um so weniger geht’s, denn ich sage Euch, daß vor fünfzig Jahren die Erde mehr Ertrag brachte! Es verärgert sie, daß man sie quält, sie gibt immer nur das, was sie will, das Weibsstück! Und seht’s Euch nur an, hat nicht Herr Hourdequin Geld, so schwer wie er selber, durchgebracht, indem er sich auf die neumodischen Erfindungen einließ ... Nein, nein, das ist für die Katz, der Bauer bleibt der Bauer.“

      Es schlug zehn Uhr, und bei diesem Ausspruch, der mit der Derbheit eines Axthiebes das Gespräch abschloß, holte Rose einen Topf mit Kastanien, die sie in der heißen Asche in der Küche gelassen hatte, das obligate Mahl am Abend von Allerheiligen. Sie brachte sogar zwei Liter Weißwein, damit nichts zum Feiertag fehle. Von da an vergaß man die Geschichten, die Fröhlichkeit stieg, die Fingernägel und die Zähne arbeiteten, um die gerösteten, noch dampfenden Kastanien aus ihrer Schale zu ziehen. Die Große hatte sofort ihren Teil in ihre Tasche versenkt, weil sie weniger schnell aß. Bécu und Jesus Christus verschlangen die Kastanien, ohne sie abzupellen, indem sie sie sich von weitem bis hinten in den Mund warfen, während Palmyre, die sich ein Herz gefaßt hatte, außerordentliche Sorgfalt darauf verwandte, sie zu säubern, und dann Hilarion damit nudelte wie eine Gans. Was die Kinder anbetraf, so „machten sie Blutwurst“. Bangbüx piekte die Kastanie mit einem Zahn auf, drückte sie dann, um einen dünnen Strahl herauszupressen, den Delphin und Nénesse hernach ableckten. Das schmeckte sehr gut. Lise und Françoise entschlossen sich, es ebenso zu machen. Man putzte die Kerze ein letztes Mal, man trank auf die gute Freundschaft aller Anwesenden. Die Hitze hatte zugenommen, ein rotgelber Dampf stieg von der Jauche der Streu auf, die Grille zirpte stärker in den großen unsteten Schatten der Balken; und damit die Kühe an dem Mahl teilhatten, gab man ihnen die Schalen, die sie mit lautem regelmäßigem und sanftem Geräusch zermalmten.

      Um halb elf Uhr begann man aufzubrechen. Die erste war Fanny, die Nénesse mitnahm. Dann gingen Jesus Christus und Bécu hinaus und stritten sich, weil sie draußen in der Kälte wieder der Rausch überkam; und man hörte Bangbüx und Delphin, die beide ihre Väter stützten, schoben, wieder auf den rechten Weg brachten, wie widerspenstige Tiere, die den Stall nicht mehr finden. Bei jedem Auf- und Zuschlagen der Tür kam ein eisiger Hauch von der Dorfstraße herein, die weiß von Schnee war. Aber die Große beeilte sich nicht, knüpfte ihr Taschentuch um ihren Hals, streifte ihre fingerlosen Handschuhe über. Sie hatte nicht einen Blick für Palmyre und Hilarion, die ängstlich entschlüpften und unter ihren Lumpen von einem Frösteln geschüttelt wurden. Schließlich ging sie fort, sie kehrte nach nebenan in ihr Haus zurück, und man hörte den dumpfen Schlag des heftig wieder geschlossenen Türflügels. Und es blieben nur noch Françoise und Lise.

      „Hört mal, Korporal“, sagte Fouan, „Ihr begleitet die beiden doch, wenn Ihr zum Gehöft zurückkehrt, das ist ja auch Euer Weg, nicht wahr?“

      Jean nickte zustimmend, während sich die beiden Mädchen den Kopf mit ihren Tüchern bedeckten.

      Geierkopf war aufgestanden, und mit hartem Gesicht ging er unruhigen und nachdenklichen Schrittes von einem Ende des Stalles zum andern. Er hatte, seit Jean mit dem Vorlesen fertig war, nicht mehr gesprochen, war gleichsam besessen von dem, was das Buch erzählte, von diesen Geschichten über die so sauer erworbene Erde. Warum sie nicht ganz haben? Eine Teilung wurde ihm unerträglich. Und noch andere Dinge, wirre Dinge, lagen in seinem dicken Schädel miteinander im Widerstreit, Hochmut, Starrköpfigkeit, das nicht zurückzunehmen, was er gesagt hatte, die hochgebrachte Begierde eines Mannestiers, das in der Furcht, hereingelegt zu werden, will und nicht will. Jäh faßte er einen Entschluß.

      „Ich gehe rauf, mich schlafen legen. Lebt wohl!“

      „Wieso, lebt wohl?“

      „Ja, ich breche vor Tagesanbruch wieder nach La Chamade auf ... Lebt wohl, falls ich euch nicht mehr sehe.“

      Seite an Seite hatten sich der Vater und die Mutter vor ihn hingepflanzt.

      „Na schön! Und dein Anteil“, fragte Fouan, „nimmst du ihn an?“

      Geierkopf schritt bis zur Tür; dann drehte er sich um und sagte:

      „Nein!“

      Der alte Bauer bebte am ganzen Leibe. Er machte sich größer, und es kam zu einem letzten Ausbruch seiner einstigen Autorität.

      „Es ist gut, du bist ein schlechter Sohn ... Ich werde deinem Bruder und deiner Schwester ihren Anteil geben, und ich werde ihnen deinen Anteil verpachten, und wenn ich sterbe, werde ich es so einrichten, daß sie ihn behalten ... Du wirst nichts kriegen, mach, daß du rauskommst!“

      Geierkopf in seiner erstarrten Haltung zuckte mit keiner Wimper.

      Da versuchte nun Rose, ihn weich zu stimmen.

      „Aber wir haben dich ebenso lieb wie die andern, Dummkopf! – Aus Bockigkeit schlägst du aus, was du doch gern haben möchtest. Nimm an!“

      „Nein!“

      Und er verschwand, er ging hinauf, sich schlafen legen.

      Draußen gingen Lise und Françoise, noch ergriffen von diesem Auftritt, schweigend ein paar Schritte. Sie hatten sich wieder umgefaßt,


Скачать книгу
Яндекс.Метрика