Эротические рассказы

Zwischen den Rassen. Heinrich MannЧитать онлайн книгу.

Zwischen den Rassen - Heinrich Mann


Скачать книгу
alles darin . . . und wird es mir passen?“

      Anstatt nach dem Paket zu sehen, betrachtete sie, und ihr Lächeln ward wider ihren Willen noch glücklicher, sein schönes, groß gemeißeltes, fast bartloses Gesicht, in dem die Brauen sich berührten. Auch er gebrauchte seine Worte nur als einen Vorwand, sie anzusehen.

      „Ich bin überzeugt . . . Es sind genau die Maße, die Sie mir genannt haben.“

      Sie bewegte leise, wie verwundert, ihren lächelnden Kopf. Endlich, sich losreißend:

      „Es ist gut.“

      Rasch ergriff sie das Paket. Er stürzte sich darauf.

      „Ich trage es Ihnen hinüber.“

      „Doch nicht;“ ihr Lächeln ward schlau. „Sie bleiben hier . . . und . . .“

      Sie legte, unter der Tür, den Finger auf die Lippen.

      In ihrem Zimmer zog sie die Männerkleider an, die Da Silva mitgebracht hatte. Sie verbarg die Brust in den Falten des weichen Piquéhemdes, das Haar unter der halblangen Jünglingsperücke, setzte den runden Hut auf, hängte das Stöckchen über den Arm und trat vom Spiegel zurück, um sich zu mustern. Da stand im gutsitzenden Abendanzug etwas wie ein eleganter Student, mit duftigen Gesichtsfarben und glänzenden braunen Augen, ein sanft verwegenes Lächeln auf den roten Lippen, und die jugendlich raschen Wendungen einer schiken Müdigkeit zuliebe ein wenig verhalten: ein Wesen von beunruhigendem Reiz.

      „Aber wie bin ich schön!“ sagte Lola einmal übers andere. „Ich bin keine Frau mehr! Jetzt erst sehe ich, wozu meine große Nase gut ist. Die hohe Stirn kommt mir jetzt auch zustatten. Ach! ich kann mir Pais Falte zwischen den Brauen machen. Ob Pai jemals so ausgesehen hat? Nicht ganz so, glaube ich. Der dort im Spiegel erinnert mich an eine Frau; aber nicht sehr lebhaft. Man wird denken: „Er muß eine hübsche Schwester haben.“ Für ein verkleidetes Mädchen hält so leicht keiner ihn.“

      Sie räusperte sich, führte zwei Finger an den Hutrand und sprach mit tiefer Stimme:

      „Sie gehen in den Klub? Ich habe seit gestern nacht keinen Heller mehr. Nachdem ich alles verspielt hatte, bin ich noch in die Schuld der Gelida gekommen . . .“

      Dies gefiel ihr. Sie lief hinüber, und in der Tür des Salons begann sie sofort dasselbe:

      „Sie gehen in den Klub? Ich habe seit gestern nacht . . .“

      Da Silva hörte sie, ans Klavier gelehnt und die Stirn in Falten, bis zu Ende an. Er ließ sie näherkommen und sich wenden.

      „Es ist ziemlich in Ordnung.“

      Er warf noch die von Verachtung schweren Worte hin:

      „Bis auf die Krawatte natürlich.“

      „Also binden Sie sie mir!“

      Er machte sich daran.

      „Halten Sie’s so für besser gelungen?“

      „Nein, von vorn kann ich’s nicht. Ich kann’s nur, wenn ich die Krawatte grade so halte wie bei mir selbst. So also, wenn Sie gestatten.“

      Er trat hinter sie und schob die Arme über ihre Schultern. Seine Arme berührten sie kaum, und doch war sie darin eingeschlossen und spürte einen angstvollen Kitzel. Sie mußte auf seine weißen, starken Hände hinabsehen, die gleich unter ihrem Kinn sich bewegten. Wie er den Knoten anzog, streifte seine Wange ihre Schläfe.

      „Rascher!“ verlangte sie, zwischen den Zähnen.

      Er ließ los, ging um sie herum und sah ihr in die Augen. Die seinen hatten wieder das Düstere, Besinnungslose, das sie kannte, und das ihr so gefährlich war. Seine Zähne waren in die Unterlippe gedrückt. Da begann er unvermutet weich:

      „Ihr Anblick tut mir weh! Nicht zwanzig Stunden sind’s, daß wir in diesem selben Raum beieinander waren, allein wie jetzt, und der Mond schien herein. Wir hatten musiziert, Ihre märchenhaften Alttöne waren verhallt, ich hatte mich in großer Bewegung vom Klavier erhoben, und den Kopf in der Hand betrachtete ich Sie, die Sie, ein Knie auf den Stuhlrand gestützt, das Gesicht nach dem offenen Fenster gewendet hielten. Ich war im Schatten, Ihre Gestalt entlang floß Mondlicht; es rann Ihnen über die Lippen, die sich, Ihnen unbewußt, voneinander lösten; es füllte Ihre Augen; — und mit der beglänzten Hand, die Sie mir überließen, zog ich zu mir hin, in mein Dunkel und an mein Herz, die ganze tiefe nächtliche Süßigkeit, die durch Sie atmete, o Lola!“

      Der junge Brasilianer hatte beim Sprechen den Hals hin und her gerückt, wie ein vom eigenen Gesang berauschter Vogel. Nun stand er noch und hörte die Tenorarie seiner Sinnlichkeit ausklingen. Lola machte sich von seinem Gesicht los. Sie sah an ihrem Dreß hinab — und erleichtert auflachend, warf sie sich ins Sofa.

      „Nicht übel, mein Lieber. Etwas kitschig zwar, und auf ein modernes Mädchen werden Sie, fürchte ich, damit nicht wirken . . . Sehen Sie, die Krawatte muß ich mir nun doch selbst binden!“

      In der Tür zeigten sich der Herzog von Fingado und Herr Aguirre. Beim Anblick des Eindringlings blieben sie mit zurückhaltenden Mienen stehen. Lola versuchte ihre feindselig abwartende Haltung nachzuahmen: da platzte sie aus. Die beiden starrten sie an; dann wandte ihr der massige Vierziger mit angewiderter Miene den Rücken. Der unjunge Zwanziger überwand seinen Schrecken und machte, den spitzen, gelblich gefiederten Schädel herausfordernd im Nacken, zwei Schritte gegen den Feind. Lola lachte heftiger, und Da Silva klärte die Herren auf, die in Ratlosigkeit umschlugen und dann in Bewunderung. Aber hinter ihnen rauschte es, und Frau Gabriel brach, kaum daß sie ein wenig gestutzt hatte, in Jammern aus.

      „Wie siehst du aus! Wer hat mir mein Kind so verunstaltet? Sie, Herr Da Silva? Ihnen habe ich auch sonst Vorwürfe zu machen! Dazu hat man nun eine hübsche Tochter!“

      Die Herren erklärten sich im Gegenteil ganz einverstanden mit Lolas Verwandlung. Fingado hatte einen Gedanken.

      „Wenn der künftige Gatte des gnädigen Fräuleins Sie so sähe . . .“

      „Was dann?“ forschte Da Silva drohend.

      Hinter den leeren blauen Augen des Herzogs geschah eine müde, vergebliche Arbeit.

      „Ich weiß wirklich nicht,“ schloß er, mit einem Lächeln des Verzichtes.

      Indes Frau Gabriel ihren jungen Landsmann mit den Vorwürfen bekannt machte, die er verdiente, widmete der Abgeordnete sich Lola. Er türmte seine fein bekleidete Fettmasse vor sie hin und plauderte, wie er allein es konnte: nur ohne seine gewohnte Unerschütterlichkeit. Seine rosigen Wangen zuckten; die Wulstfinger betasteten unruhig die Hüften; die launigen Augen vergaßen sich bis zu einem verdächtigen Gefunkel, — das Aguirre fühlte und durch Unterwürfigkeit gut zu machen suchte. „Ganz wie ein ungesundes Baby!“ dachte Lola. Sie hörte Mai sagen:

      „Ich beklage mich über Ihren Mangel an Offenheit gegen mich . . .“

      „Das ist wahr, Herr Da Silva: warum sagen Sie Mai nicht, wen Sie lieben?“ rief sie hinüber, gekitzelt durch ihre Wirkung, durch das neue Wesen das sie vorstellte, und die Erwartungen, die man ihm sichtlich entgegenbrachte.

      „Sie gehen in den Klub?“ begann sie gegen Aguirre. „Ich habe seit gestern nacht keinen Heller mehr . . .“

      Sie brach ab, drehte sich einmal um sich selbst und sagte in einem Atemzug:

      „Pumpen Sie mir was! Wer so viel gestohlen hat wie Sie!“

      Der Politiker kroch noch tiefer. Lola lächelte plötzlich zaghaft.

      „Gehen wir? Bitte, gehen wir!“ verlangte sie hastig. Und man ging.

      „Zu Fuß, Mai! Mir zu Gefallen! Wohin? Ganz gleich: eine Irrfahrt.“

      Sie atmete tief die matte Luft der Dämmerungsstunde. Zu Da Silva, der mit ihr hinter den anderen zurückblieb, sagte sie:

      „Es gibt Gelegenheiten, bei denen ich mich nach — fast hätte ich gesagt: nach Hause sehne, ich meine nach dem reichlich kalten Ort, wo ich erzogen wurde,


Скачать книгу
Яндекс.Метрика