Tarzan – Band 5 – Der Schatz von Opar. Edgar Rice BurroughsЧитать онлайн книгу.
und dem mächtigen Granitkopje außerhalb der Stadtmauer, da wo der Eingang zum Stollen nach der Schatzkammer lag, fand Werper reichlich Deckung, während er Tarzan nach Opar folgte.
Er sah, wie sich der riesige Affenmensch behänd über die glatte Fläche des großen Felsens hinaufschwang.
Werper kletterte in Schweiß gebadet mit krampfhaften Griffen über den gefährlichen Aufstieg und war vor Angst halb gelähmt, aber die Habsucht spornte ihn an, zu folgen, bis er endlich auf dem Gipfel des Felshügels stand.
Tarzan war nirgends zu sehen. Eine Zeit lang hielt sich Werper hinter einem der kleinen Felsblöcke, mit welchem die Spitze des Hügels bestreut war, aber als er von dem Engländer nichts sah oder hörte, kroch er aus seinem Versteck hervor, um eine planmäßige Untersuchung der Umgebung zu beginnen. Der Belgier hoffte, die Lage des Schatzes rechtzeitig vor Tarzans Rückkehr festgestellt zu haben, um vorher zu verschwinden, denn er wollte nur den Ort des Goldes wissen, damit er nach Tarzans Abzug mit seinen Leuten ohne Gefahr kommen und so viel wie möglich wegschleppen konnte.
Er fand auch die schmale Kluft, welche zu den stark verwitterten Granitstufen in das Innere des Hügels hineinführte. Bis in die dunkle Mündung des Tunnels, in der er verschwand, rückte der Landstreicher vor, aber weiter wagte er nicht einzudringen aus Furcht, Tarzan könnte zurückkehren.
Der Affenmensch, weit vorausgedrungen, tastete derweil seinen Weg durch den Felsengang entlang, bis er an die alte Holztüre kam. Einen Augenblick später stand er in der Schatzkammer, in welcher die Hände längst Vermoderter vor vielen Jahrtausenden für die Herrscher des großen Kontinents, der nun unter den Gewässern des Atlantischen Ozeans versunken liegt, jene hohen Stapel aus kostbaren Gußblöcken errichtet hatten.
Kein Laut unterbrach die Stille des unterirdischen Gewölbes. Kein Zeichen deutete an, dass ein anderer die vergessenen Schätze entdeckt hatte, seit der Affenmensch ihr Versteck besuchte.
Befriedigt drehte sich Tarzan um und lenkte seine Schritte wieder nach dem Gipfel des Kopje. Werper belauschte ihn von der Deckung einer großen, vorspringenden Granitschulter aus, wie er aus dem Dunkel der Treppe heraufkam und nach dem Kamm des Hügels ging, welcher nach dem Talrande zu lag, wo die Waziri auf das Zeichen ihres Gebieters warteten. Jetzt schlüpfte Werper vorsichtig aus seinem Versteck, tauchte in den düsteren Schatten des Eingangs und verschwand.
Tarzan machte auf dem Kamm des Hügels halt und erhob seine Stimme zum donnernden Gebrüll eines Löwen. Zweimal wiederholte er den Ruf in regelmäßigen Abständen. Als das Echo des dritten Rufes erstorben war, lauschte er einige Minuten aufmerksam. Dann kam schwach von jenseits des Tales ein Brüllen als Antwort: – Einmal, zweimal, dreimal! Basuli, der Wazirihäuptling, hatte gehört und geantwortet.
Tarzan nahm wieder seinen Weg nach der Schatzkammer, weil er wusste, dass in wenigen Stunden seine Schwarzen bei ihm sein würden, bereit, ein neues Vermögen in Gestalt der merkwürdig geformten Goldbarren von Opar fortzubringen. Inzwischen wollte er schon von dem kostbaren Metall so viel wie möglich auf den Gipfel des Kopje schaffen.
In den fünf Stunden, bis Basuli das Kopje erreichte, hatte er den Weg sechsmal gemacht und am Ende dieser Zeit achtundvierzig Barren auf den Kamm des großen Felsens gebracht, wobei er bei jedem Gang ein Gewicht getragen hatte, das zwei normale Menschen zum Wanken gebracht hätte. Aber seine Riesengestalt zeigte keine Spur von Ermüdung, als er mit dem dazu mitgebrachten Seil half, seine Krieger auf die Bergspitze zu holen.
Noch einmal kam der Affenmensch und diesmal brachte er seine fünfzig Krieger mit, die sich nur aus Hingabe für ihn zu Lastträgern hergaben, aber er war der einzige Mensch auf der Welt, der von ihren feurigen und hochmütigen Naturen solche niedrigen Frondienste verlangen durfte. Abermals verließen zweiundfünfzig Barren das Gewölbe, um die Summe von einhundert Stück aufzufüllen, welche Tarzan mitnehmen wollte.
Als der letzte Waziri die Kammer verließ, wandte sich Tarzan zurück, um einen letzten Blick auf die fabelhaften Schätze zu tun, in welchen zwei Eingriffe keine merklichen Spuren hinterlassen hatten. Die einzige Kerze, welche Tarzan dazu mitgebracht hatte, warf mit ihrem flackernden Licht die ersten Strahlen in die undurchdringliche Finsternis der in Vergessenheit begrabenen Kammer. Ehe Tarzan die Kerze auslöschte, dachte er wieder an die erste Gelegenheit, bei welcher er die Schatzkammer betreten hatte, damals als er auf der Flucht aus den Tempelgewölben, in welchen ihn La, die Hohepriesterin der Sonnenanbeter, verborgen hatte, zufällig auf sie gestoßen war.
Er rief sich die Szene im Tempel zurück, wie er ausgestreckt auf dem Opferaltar lag, während La mit erhobenem Dolche über ihm stand, indes die Reihen der Priester und Priesterinnen in verzücktem Fanatismus auf den ersten Strom warmen Blutes warteten, um es in ihren goldenen Bechern aufzufangen und zur Ehre ihres Feuergottes zu trinken.
Dann zog die tierische und blutige Störung durch Tha, den tollgewordenen Priester, lebhaft vor Tarzans Erinnerung vorbei; er sah wieder die Flucht der Andächtigen vor dem irren Blutdurst der scheußlichen Kreatur, den brutalen Angriff auf La und seinen eigenen Anteil an der grausen Tragödie, als er mit dem wütenden Oparier kämpfte und ihn tot zu Füßen der Priesterin niederwarf, die er hatte entehren wollen.
Das und mehr zog durch Tarzans Erinnerung, als er auf die langen Reihen des mattgelben Metalls starrte. Ob wohl La noch in den Tempeln der zerstörten Stadt herrschte, deren verfallende Mauern sich auf den Felsen um ihn herum erhoben? War sie schließlich doch zu einer Ehe mit einem der grotesken Priester gezwungen worden? Für ein so schönes Wesen musste das ein furchtbares Geschick sein! Kopfschüttelnd trat Tarzan zu der flackernden Kerze, löschte ihre schwachen Strahlen und wendete sich zum Ausgang.
Der Späher hinter ihm wartete auf seinen Aufbruch. Er hatte das Geheimnis, um dessentwillen er gekommen war, kennengelernt. Nun konnte er ohne Übereilung zu seinen harrenden Leuten zurückkehren. Nachher wollte er sie dann zur Schatzkammer herbringen, und sie sollten ihm so viel Gold wegschleppen, dass sie wankten.
Die Waziri hatten längst das äußere Ende des Tunnels erreicht und stiegen hinauf an die frische Luft und das willkommene Sternenlicht auf dem Berggipfel, ehe Tarzan die ihn zurückhaltende Hand der Träumerei abschüttelte und ihnen langsam nachging.
Noch einmal, wie er dachte, zum letzten Male schloss er das massive Tor der Schatzkammer. Hinter ihm in der Dunkelheit erhob sich Werper und reckte seine