Tarzan – Band 5 – Der Schatz von Opar. Edgar Rice BurroughsЧитать онлайн книгу.
Schreck und Angst seine Habgier – dem anderen schlug ein scharfes Felsstück eine tiefe Wunde in sein Haupt und stürzte ihn in völliges Vergessen aller Vergangenheit.
Der Altar des Feuergottes
Gerade als sich Tarzan von der wieder geschlossenen Türe auf seinen Weg nach der Außenwelt machen wollte, geschah es. Der ganze Vorfall ereignete sich, ohne dass irgendeine Warnung vorherging. Eben war alles noch ruhig und standfest – im nächsten Augenblick schien die Welt zu wanken, die gepressten Wände des engen Stollens barsten und splitterten, aus der Decke gebrochene Felsklötze stürzten sperrend auf den schmalen Weg und die Wände legten sich unter dem Druck nach innen.
Der Schlag eines aus der Decke fallenden Felsbrockens warf Tarzan an die Türe der Schatzkammer zurück, die sein Gewicht aufstieß, während der Körper hinein auf den Boden rollte.
Im großen Schatzraum hatte das Erdbeben weniger Unheil angerichtet. Einige Barren fielen von höheren Stapeln herab, ein großer einzelner Block löste sich aus der Decke und donnerte zu Boden und die Wände krachten, aber sie hielten.
Es blieb bei dem einen Stoß, denn es folgte kein weiterer, um das Unheil zu vollenden. Werper war durch die Plötzlichkeit und Gewalt der Erschütterung der Länge nach zu Boden geschleudert worden. Als er sich unverletzt fand, raffte er sich wankend auf die Füße und tastete sich durch die Kammer nach der Kerze zu, welche Tarzan mit ein paar Tropfen ihres eigenen Wachses auf das herausstehende Ende eines Goldbarrens geklebt hatte. Nachdem er mehrere Streichhölzer angebrannt hatte, fand er sie, und als gleich danach ihre spärlichen Strahlen das stygische Dunkel erhellten, seufzte er erleichtert auf, denn das undurchdringliche Dunkel hatte die Schrecken der Lage noch erhöht.
Als sich seine Augen wieder an das Licht gewöhnt hatten, dachte er nur noch an Flucht aus diesem entsetzlichen Grab. Da sah er den Körper des nackten Riesen lang ausgestreckt auf der Schwelle liegen. Werper fuhr in plötzlicher Furcht vor Entdeckung zurück.
Aber ein zweiter Blick sagte ihm, dass der Engländer tot sein musste. Aus einer klaffenden Wunde in des Mannes Kopf hatte sich eine Blutlache auf dem Steinboden gesammelt.
Der Belgier sprang eilig über die ausgestreckte Gestalt seines kürzlichen Gastgebers, um sich in Sicherheit zu bringen, ohne auch nur einen Gedanken an Hilfe für den möglicherweise noch nicht ganz Leblosen zu hegen. Aber seine eben erwachten Hoffnungen waren bald erstickt. Schon bald jenseits des Tores fand er den Gang durch zersplitterte Felsteile völlig versperrt und abgeschlossen. Er ging wieder in die Schatzkammer zurück und begann mit der Kerze eine planmäßige Untersuchung des Raumes, bis er auf dem entgegengesetzten Ende eine andere Türe entdeckte, deren krächzende Angeln seinem Körpergewicht nachgaben. Hinter der Türe kam ein anderer enger Stollen. Werper fand eine Steintreppe, welche ihn zu einem neuen, zwanzig Fuß höher liegenden Gang brachte. Die flackernde Kerze leuchtete ihm auf dem Wege und er konnte von Glück sagen, dass er sie hatte, denn sie zeigte ihm gerade zur rechten Zeit einen gähnenden Abgrund, welcher anscheinend den Tunnel abschloss.
Vor ihm war ein kreisrunder Kamin. Er hielt die Kerze darüber und sah hinunter. Weit unten warf eine Wasserfläche das Licht zurück; er war auf einen Brunnen gestoßen. Nun hob er die Kerze über seinen Kopf und spähte in die Dunkelheit, bis er gegenüber die Fortsetzung des Tunnels bemerkte. Aber wie sollte er hinüberkommen?
Er schätzte eben noch die Entfernung bis dahin und war unschlüssig, ob er den Riesensprung wagen könne, als auf einmal ein durchdringender Schrei zu seinen Ohren drang, welcher schwächer und schwächer wurde, bis er endlich in einem klanglosen Stöhnen erstarb. Die Stimme klang wohl menschlich, aber so fürchterlich, dass sie ebenso gut aus der gepeinigten Kehle eines Verlorenen im Höllenfeuer stammen konnte.
Der Belgier schauderte und sah voll Angst in die Höhe, aus welcher die Stimme zu kommen schien. Da erblickte er weit entfernt eine Öffnung, durch welche ein Stück Himmel und glitzernde Sterne herabsahen.
Sein halber Entschluss, um Hilfe zu rufen, war durch den schrecklichen Schrei wieder wankend geworden. Wo eine solche Stimme erscholl, konnten keine menschlichen Wesen hausen. Was auch für Wesen dort oben lebten, er durfte sich ihnen nicht bemerkbar machen. Er verwünschte seine Narrheit, solche Sendung zu übernehmen und wünschte sich am liebsten wieder in Achmed Zeks Lager zurück. Ja, er hätte sich sogar der Militärgerichtsbarkeit des Kongostaates gestellt, wenn er sich dadurch aus seiner schrecklichen Lage hätte retten können.
Angstvoll lauschte er, aber der Schrei wiederholte sich nicht, und endlich nahm er allen Mut zusammen, um den verzweifelten Sprung über den Abgrund zu wagen. Er ging zwanzig Schritte zurück, nahm einen Anlauf und sprang vom Rande des Brunnens in hohem Bogen ab, um die andere Seite zu gewinnen.
Der Luftzug des Sprunges löschte die flackernde Kerze in seiner Hand aus, er flog in völliger Finsternis durch die Leere und haschte mit den Händen nach vorwärts nach einem Halt, falls seine Füße den unsichtbaren Felspunkt verfehlen sollten.
Er schlug mit den Knien auf die gegenüberliegende Kante, rutschte ab, griff ein paarmal verzweifelt zu und hing schließlich halb im Kamin, halb lag er im Tunnel, aber er war gerettet. Einige Minuten lang wagte er nicht, sich zu rühren; schwach und in Schweiß gebadet blieb er in seiner Stellung hängen. Endlich zog er sich vorsichtig vollends in den Tunnel hinein, lag langgestreckt auf dem Boden und suchte seine verstörten Nerven wieder in die Hand zu bekommen.
Beim Aufschlag seiner Knie auf den Tunnel hatte er die Kerze fallen lassen. In der ziemlich aussichtslosen Hoffnung, sie könnte auf den Tunnelboden statt in den Brunnen gefallen sein, begann er auf allen vieren eine eifrige Suche nach dem kleinen Talgzylinder, der ihm jetzt unendlich wertvoller schien als der ganze fabelhafte Reichtum der Goldbarren von Opar.
Und als er dann schließlich die Kerze fand, da riss er sie an sich und sank schluchzend und erschöpft zusammen. So blieb er längere Zeit zitternd und fassungslos liegen. Aber zuletzt raffte er sich in sitzende Stellung auf, nahm ein Streichholz aus der Tasche und zündete den verbliebenen Kerzenstumpf an. Im Licht hatte er seine Nerven besser in der Gewalt, darum ging er alsbald durch den Tunnel weiter auf die Suche nach einem Ausgang. Der schreckliche Schrei, welcher von oben durch den Brunnenschacht zu ihm gedrungen war, hielt ihn immer noch so sehr im Bann, dass er vor dem Geräusch seiner eigenen vorsichtigen Bewegungen erschrak.
Er war noch nicht weit gekommen, als zu seiner Enttäuschung eine Mauer sein weiteres Vordringen hinderte. Was sollte