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Die Wildente. Henrik IbsenЧитать онлайн книгу.

Die Wildente - Henrik Ibsen


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leise und bewegt zu Hjalmar. Er war es also wirklich!

      Hjalmar. Ja.

      Gregers. Und doch hast Du dagestanden und ihn verleugnet!

      Hjalmar flüstert heftig. Aber konnte ich denn —!

      Gregers. — zu Deinem Vater Dich bekennen?

      Hjalmar schmerzlich. O, wärest Du nur an meiner Stelle —

      Die Unterhaltung der Gäste, die bis jetzt mit leiser Stimme geführt worden, wird jetzt gezwungen laut.

      Der Glatzkopf nähert sich Hjalmar und Gregers freundschaftlich. Aha, da frischt man wohl alte Erinnerungen aus der Studentenzeit auf? Was? Rauchen Sie nicht, Herr Ekdal? Wünschen Sie Feuer? Ist ja wahr, wir dürfen nicht —

      Hjalmar. Danke, ich rauche nicht — —

      Der Beleibte. Wollen Sie uns nicht ein kleines nettes Gedicht vordeklamieren, Herr Ekdal? Früher konnten Sie das so hübsch.

      Hjalmar. Ich kann leider keins mehr.

      Der Beleibte. Ach, das ist aber schade. Ja, was wollen wir denn jetzt machen, Balle?

      Beide Herren gehen ab in den anderen Raum.

      Hjalmar düster. Gregers, — ich will fort! Wenn ein Mann auf seinem Haupt des Schicksals zermalmende Hand gefühlt hat, siehst Du —. Empfiehl mich Deinem Vater.

      Gregers. Ja, ja. Gehst Du gleich nach Haus?

      Hjalmar. Ja. Weshalb fragst Du?

      Gregers. Weil ich dann vielleicht später zu Dir komme.

      Hjalmar. Nein, das sollst Du nicht. Nicht in meine Wohnung. Bei mir ist es trist, Gregers, — besonders nach einem so glänzenden Fest, wie diesem hier. Wir können uns ja immer irgendwo in der Stadt treffen.

      Frau Sörby hat sich genähert; mit gedämpfter Stimme. Wollen Sie fort, Ekdal?

      Hjalmar. Ja.

      Frau Sörby. So grüßen Sie Gina.

      Hjalmar. Danke.

      Frau Sörby. Und sagen Sie ihr, ich würde nächstens mal zu ihr kommen.

      Hjalmar. Besten Dank. Zu Gregers. Bleib hier. Ich will unbemerkt verschwinden.

      Geht langsam durchs Zimmer, dann hinein in die andere Stube und schließlich rechts ab.

      Frau Sörby leise zum Diener, der zurückgekommen ist. Na, hat der Alte was mitgekriegt?

      Pettersen. Jawoll, ich hab’ ihm ’ne Flasche Kognak zugesteckt.

      Frau Sörby. Na, Sie hätten auch was Besseres aussuchen können.

      Pettersen. Nee, Frau Sörby; was Besseres als wie Kognak, das kennt der nicht.

      Der Beleibte in der Tür mit einem Notenheft in der Hand. Wollen wir nicht zusammen etwas spielen, Frau Sörby?

      Frau Sörby. Ach ja, — tun wir das.

      Die Gäste. Bravo, bravo!

      Sie und alle Gäste gehen durch das Zimmer rechts ab. Gregers bleibt am Kamin stehen. Werle sucht etwas auf dem Schreibtisch und scheint zu wünschen, Gregers möge gehen. Da dieser sich nicht rührt, geht Werle der Ausgangstür zu.

      Gregers. Vater, willst Du nicht einen Augenblick bleiben?

      Werle bleibt stehen. Was ist?

      Gregers. Ich habe mit Dir zu reden.

      Werle. Hat das nicht Zeit, bis wir allein sind?

      Gregers. Nein. Denn möglicherweise sind wir überhaupt nicht wieder allein.

      Werle tritt näher. Was soll das heißen?

      Während des Folgenden ertönt gedämpftes Klavierspiel aus dem Musiksaal.

      Gregers. Wie konnte man diese Familie so jämmerlich verkommen lassen!

      Werle. Vermutlich meinst Du die Ekdals.

      Gregers. Ja, ich meine die Ekdals. Der Leutnant Ekdal hat Dir doch einmal so nahe gestanden.

      Werle. Ja, leider; er hat mir nur zu nahe gestanden. Das habe ich lange Jahre fühlen und büßen müssen. Ihm habe ich es zu danken, daß auch mein guter Name und Ruf so etwas wie einen Flecken mit abbekommen hat.

      Gregers leise. War er wirklich der allein Schuldige?

      Werle. Wer denn sonst?

      Gregers. Ihr habt ja doch gemeinschaftlich den großen Ankauf von Waldungen gemacht —

      Werle. Aber ist es nicht Ekdal gewesen, der die Karte von dem Terrain aufnahm, — jene unzuverlässige Karte? Er war es, der die ungesetzliche Abholzung auf fiskalischem Grund und Boden vornahm. Er war ja doch für den ganzen Betrieb da oben verantwortlich. Ich hatte keine Einsicht in das, was Leutnant Ekdal trieb.

      Gregers. Leutnant Ekdal hatte wohl selbst keine Einsicht in das, was er trieb.

      Werle. Mag sein. Aber Tatsache ist, daß er verurteilt und ich freigesprochen wurde.

      Gregers. Ja, ich weiß wohl: es fehlten die Beweise.

      Werle. Freisprechung ist Freisprechung. Weshalb rührst Du an diese alten, peinlichen Dinge, die mein Haar vor der Zeit grau gemacht haben? Hast Du etwa darüber jahraus, jahrein da oben gegrübelt? Ich kann Dir versichern, Gregers, — hier in der Stadt sind diese Geschichten lange vergessen — soweit sie mich betreffen.

      Gregers. Und die unglückliche Familie Ekdal —?

      Werle. Was, meinst Du, hätte ich denn eigentlich für die Leute tun sollen? Als Ekdal wieder auf freien Fuß kam, da war er ein gebrochener, unrettbar verlorener Mann. Es gibt Leute, die ganz und gar untergehen auf dieser Welt, auch wenn sie nur ein paar Körner Schrot in den Pelz gekriegt haben, und die ihr Lebelang nicht wieder auf die Beine kommen. Du kannst mir auf mein Wort glauben, Gregers, ich bin so weit gegangen, wie ich konnte, wenn ich mich nicht selbst bloßstellen und allerhand Verdächtigungen und Redereien der Leute Nahrung geben wollte —

      Gregers. Verdächtigungen —? Na ja, jawohl.

      Werle. Ich habe Ekdal Schreibarbeiten fürs Kontor zugewandt, und ich zahle ihm für seine Arbeit weit, weit mehr, als sie wert ist —

      Gregers, ohne ihn anzusehen. Hm, daran zweifle ich nicht.

      Werle. Du lachst? Glaubst Du etwa, ich sage die Unwahrheit? In meinen Büchern steht allerdings nichts davon; denn über solche Ausgaben führe ich niemals Buch.

      Gregers lächelt kalt. Allerdings, es gibt gewisse Ausgaben, über die man lieber nicht Buch führt.

      Werle stutzt. Was meinst Du damit?

      Gregers mit erkämpftem Mut. Hast Du Buch darüber geführt, was Dich Hjalmars photographische Studien gekostet haben?

      Werle. Ich? Inwiefern Buch geführt?

      Gregers. Ich weiß jetzt, daß Du das bezahlt hast. Und jetzt weiß ich auch, daß Du es gewesen bist, der ihm so freigebig zur Etablierung verholfen hat.

      Werle. Na — und da sagt man noch, ich hätte nichts für die Ekdals getan! Ich kann Dir versichern, die Leute haben mir genug Ausgaben verursacht.

      Gregers. Hast Du über keine dieser Ausgaben Buch geführt?

      Werle. Weshalb fragst Du da nach?

      Gregers. O, das hat so seine Gründe. Sag’ mal — als Du Dich so warm interessiertest für den Sohn Deines alten Jugendfreundes, — das war doch gerade in der Zeit, da er heiraten wollte?

      Werle. Ja, zum Henker, — wie kann ich nach so vielen Jahren noch —

      Gregers. Du hast mir damals einen Brief geschrieben, — einen Geschäftsbrief natürlich. Und in einer Nachschrift, da stand ganz kurz, Hjalmar Ekdal hätte sich mit einem Fräulein Hansen verheiratet.

      Werle. Ja, ganz recht, so hat sie geheißen.


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