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Zwischen den Rassen. Heinrich MannЧитать онлайн книгу.

Zwischen den Rassen - Heinrich Mann


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jung.«

      »Im Ge­gen­teil«; da­bei herz­te Lola ihre Mut­ter eif­ri­ger; »du bist so jung, dass ich mich ne­ben dir mei­nes Al­ters schä­me. Schon als du mich aus der Pen­si­on ab­hol­test, war ich, glaub’ ich, wei­ter im Le­ben als du. Die zwei Jah­re aber, die wir in der Welt um­her­ge­reist sind, ha­ben mei­nem Al­ter zehn hin­zu­ge­fügt. Ich fan­ge so­gar an, häss­lich zu wer­den.«

      »Das ist nicht wahr! Du bist die Fri­sche selbst. Dein Al­ter bil­dest du dir ein, weil du zu viel denkst. Das könn­te dei­ne Stirn fal­ten; gib acht! Du bist zer­streut bei der Toi­let­te, und ge­ra­de sie ver­langt un­se­re gan­ze Geis­tes­kraft. Dann hät­test du dir nicht die Stirn­haa­re ab­ge­brannt und wä­rest jetzt nicht so schwer zu fri­sie­ren.«

      Lola griff seuf­zend nach den krau­sen Här­chen.

      »Ich habe schließ­lich doch mei­nen Be­ruf ver­fehlt. Oft kom­me ich mir vor wie ein ver­klei­de­ter Mann.«

      »Das wird ver­ge­hen, wenn du hei­ra­test. Fin­dest du es noch nicht an der Zeit? Wel­che schö­nen Ge­le­gen­hei­ten hast du vor­über­ge­hen las­sen! Ich weiß nicht: du bist doch so klug; aber eine Schwar­ze hat mehr Ge­schick, sich einen Mann ein­zu­fan­gen. Halt, ge­fällt dir etwa Herr Aguir­re? Er scheint mich zu lie­ben. Meinst du nicht?«

      »Ge­wiss, Mai.«

      »Tat­sa­che ist, dass er wäh­rend der Re­gat­ta nicht von mei­ner Sei­te wich. Wenn du ihm aber ir­gend­ein Ge­fühl ent­ge­gen­bringst …«

      Mais Stim­me beb­te schon wie­der; Mai war schon wie­der zu ei­nem Op­fer be­reit und ängs­tig­te sich da­vor. Lola wehr­te ab; sie lach­te be­fan­gen, tat ein paar Schrit­te; dann, ernst­haft, mit ver­hal­te­nem Zorn:

      »Du sprachst von mei­ner Ver­hei­ra­tung, und doch ver­lierst du sie zu oft aus dem Auge. Die Toch­ter ei­ner Mut­ter, die sich zu gut un­ter­hält, wird nicht leicht einen Mann fin­den.«

      Mai sah tief er­schro­cken aus; Lola schloss ver­zei­hend:

      »Ich weiß, du ver­dienst kei­nen erns­ten Ta­del. Erin­ne­re dich nur, bit­te, wie leicht man sich un­schul­dig kom­pro­mit­tiert, und ver­spä­te dich abends mit kei­nem der Her­ren mehr!«

      »Du bist streng wie dein Va­ter«, sag­te Mai und er­schau­er­te. »Weißt du wohl, dass ich ihn wie­der­ge­se­hen habe? Ja, ge­ra­de in der Nacht, von der du sprichst, er­schi­en er mir.«

      De­mü­tig bit­tend:

      »Willst du nicht sein Bild in dein Zim­mer neh­men?«

      »Das geht nicht, Mai: es wür­de ihn noch mehr er­zür­nen.«

      Lola ging ans Fens­ter und sah hin­aus. Frau Ga­bri­el mur­mel­te vor sich hin und seufz­te. Eine jun­ge Män­ner­stim­me kam von un­ten:

      »Fräu­lein Lola, ich habe al­les, was Sie wünsch­ten.«

      »Gut«, ant­wor­te­te Lola.

      »Sie be­ste­hen im Ernst dar­auf?«

      »Ohne Zwei­fel. Wann kom­men Sie?«

      »Sehr bald. In ei­ner Stun­de wer­den die bei­den Ka­va­lie­re Ih­rer Mama da­sein. Emp­feh­len Sie mich ihr!«

      »Auf Wie­der­se­hen!«

      »In ei­ner Stun­de – und ich bin nicht an­ge­zo­gen!« rief Frau Ga­bri­el und sprang auf. »Lola, be­ei­le dich! Welch Glück, dass wir fri­siert sind.«

      Bei der Tür kehr­te sie um.

      »Was denkst du über un­sern Lands­mann?«

      »Da Sil­va Do­len­ha?« – und Lola fühl­te sich un­frei.

      »Ja. Hältst du es für un­mög­lich, dass er eine von uns liebt? Er kommt täg­lich.«

      Da Lola schwieg:

      »An­zei­chen gäbe es wohl, dass ich es bin, die er liebt.«

      Lola kam plötz­lich in Be­we­gung.

      »Nein, Mai, dies­mal irrst du. Sei ver­si­chert, der denkt nicht an dich!«

      »Ach«; Mai war ge­kränkt; »wie kannst du das be­ur­tei­len. Du bist in sol­chen Din­gen ein Kind.«

      »Mag sein. In die­sem Fall aber weiß ich, wen Da Sil­va liebt. Wir sind Freun­de, und er hat es mir ge­sagt.«

      »Wen denn? Mein Gott!«

      Mai stam­mel­te, hef­tig ent­täuscht. Lola, über­le­gen:

      »Das ver­rät man nicht un­ter Freun­den.«

      »Freun­de: was ist denn das?«

      »Du wirst es se­hen. Geh, Mai, zieh dich an! Du wirst es se­hen.«

      Dann rief sie noch­mals:

      »Mai! … Glaubst du wohl, dass ich lei­den­schaft­lich bin?«

      »Du? Wa­rum, Kind?«

      »Ich mei­ne, weil wir von sol­chen Din­gen spre­chen … Nein, ich weiß ge­wiss, ich bin es nicht.«

      »Wie son­der­bar du bist!«

      Lo­las be­weg­te Mie­ne blieb noch auf die Tür ge­rich­tet, die sich ge­schlos­sen hat­te. All­mäh­lich ward ihr Blick sin­nend, und sie setz­te sich auf einen Kof­fer. Mais Mäd­chen trat ein und hol­te die Sa­chen ih­rer Her­rin. Lo­las ei­ge­ne la­gen auf Bett und Stüh­len ver­streut, mit Bü­chern und No­ten­blät­tern da­zwi­schen. Ein Glas mit Ro­sen war um­ge­fal­len; Lola er­hob sich un­be­wusst und rich­te­te es auf. Dann sah sie sich nach ei­nem frei­en Sitz um, fand kei­nen und kehr­te auf den Kof­fer zu­rück.

      »Mai hat’s gut«, sann Lola. »Täg­lich an­de­re Klei­der, und merkt nicht, dass es ei­gent­lich al­les eins ist. So hat sie auch alle Tage eine neue Lie­be; und wem im­mer sie gel­ten mag: dass es Lie­be, rich­ti­ge Lie­be ist, dar­an zwei­felt sie nie. Wenn ich wüss­te, ob ich Da Sil­va lie­be! Manch­mal ist’s nur zu klar. Kurz dar­auf kom­me ich nach Haus und den­ke an et­was an­de­res. Aber das Manch­mal ist schlimm ge­nug, es ist be­schä­mend. Ich wer­de dann me­lan­cho­lisch, wie in der Pen­si­ons­zeit, als die di­cke Jen­ny mir ge­wis­se Auf­schlüs­se ge­ge­ben hat­te … Ich glau­be, nur äu­ßer­lich hal­te ich mich fes­ter; in­ner­lich bin ich viel lo­cke­rer als Mai. Ich glau­be jetzt, sie ist die bei Wei­tem Un­schul­di­ge­re. An­fangs habe ich sie un­ge­recht be­ur­teilt; es war ver­zeih­lich. Aus der an­stän­di­gen Welt Er­nes­tes plötz­lich her­aus – an die­se süd­li­chen Al­ler­weltsplät­ze, in ein er­hit­zen­des Durchein­an­der flüch­ti­ger Be­gier­den. Je­den Tag, den ich mich nicht amü­sier­te, sah ich als ver­lo­ren an; nur der Ehr­geiz, durch mei­ne so plötz­lich ent­deck­te Stim­me groß zu wer­den, er­hob mich noch, und auch er schwin­det schon, und ich will mit dem Sin­gen heu­te fast nichts mehr er­rei­chen als mei­ne Un­ab­hän­gig­keit … Und nun die Frau ne­ben mir, die eben­solch tau­meln­des In­stinkt­we­sen war wie die an­de­ren, ohne die Wür­de ei­nes Geis­tes, das war mei­ne Be­schüt­ze­rin, mei­ne Freun­din, mei­ne gan­ze Fa­mi­lie, das war Mai, die schö­ne Mai, die ich in al­len mei­nen Kind­heits­er­in­ne­run­gen so poe­tisch in ih­rer Hän­ge­mat­te lie­gen sah! Der ein­zi­ge Mensch, an den ich ge­glaubt hat­te! Ich weiß noch, wie em­pört ich war. Da­von also hat­te sie ge­träumt in ih­rer Hän­ge­mat­te! Kaum ist Pai tot, stürzt sie sich, ih­rer Frei­heit froh, in die dümms­te Un­en­t­halt­sam­keit! Um Pais wil­len war ich em­pört und be­reit, sie zu has­sen. Wie arg­wöh­nisch solch ganz jun­ges, un­er­fah­re­nes


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