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Zwischen den Rassen. Heinrich MannЧитать онлайн книгу.

Zwischen den Rassen - Heinrich Mann


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Stück er­ho­ben, ein­an­der ge­gen­über. Er­nes­te sag­te in ih­rem kor­rek­ten Fran­zö­sisch:

      »Ist das selt­sam, gnä­di­ge Frau! Als Ihre Toch­ter ehe­mals in die­ses Haus ein­trat, konn­te sie nicht mit mir spre­chen – und jetzt nicht mit Ih­nen.«

Zweiter Teil

      Mit glän­zend glat­ten Ban­de­aus und ei­nem roh­sei­de­nen Schlaf­rock, cre­me und pfau­en­blau, kam Frau Ga­bri­el ins Zim­mer und frag­te:

      »Sind die Sa­chen da?«

      Lola las, hing da­bei aus dem Fens­ter und hör­te nicht. Er­mat­tet seuf­zend lehn­te Frau Ga­bri­el sich in einen Ses­sel.

      Lo­las schlan­ker, kräf­ti­ger Na­cken da­hin­ten lag pflau­mig blond im Licht. Um ihr Haar her war ein gol­di­ges Ge­f­lim­mer. Die un­ge­heu­re blaue und durch­golde­te Wei­te trug Lo­las Schat­ten­riss in sich, be­reit, ihn da­hin­zu­raf­fen, auf­zuz­eh­ren. Drei Pal­men­blät­ter nick­ten mit ih­ren Spit­zen über den Fens­ter­rah­men hin­weg. Die Ho­tel­glo­cke ging. Nun schnaub­te ein Damp­fer. Von Ge­sprä­chen, Mu­sik und Ge­läch­ter flat­ter­ten Bruch­stücke durch Wind und Son­ne her­bei.

      Frau Ga­bri­el saß und po­lier­te mit dem Ta­schen­tuch ihre Nä­gel. Lola sah sich plötz­lich um und fuhr zu­sam­men.

      »Sind die Sa­chen da?« frag­te Mai ge­dul­dig.

      »Da ste­hen sie doch!«

      Nicht ein­mal den Kopf konn­te Mai wen­den; lie­ber saß sie eine hal­be Stun­de und war­te­te. Wenn je­mand aber auch gar kei­ne Ner­ven hat­te! Lola stell­te die ge­öff­ne­ten Schach­teln dicht ne­ben Mai hin.

      »Gra­de habe ich sie noch be­zah­len kön­nen. Aber es war fast das Letz­te.«

      »Schrei­be doch an Nene.«

      »Das sagst du im­mer. Oh! Wäre ich erst aus­ge­bil­det und selbst­stän­dig! … Weißt du, wie viel wir schon vor­aus ha­ben? Die Zin­sen ei­nes hal­b­en Jah­res.«

      »Nene ver­dient aber auch; er wird mit uns tei­len.«

      »Er hat schon mit uns ge­teilt. Mir ist’s son­der­bar ge­nug, dass dort drü­ben ein jun­ger Mann für mich ar­bei­tet, den ich kaum ken­ne.«

      »Ver­sün­di­ge dich nicht, er ist dein Bru­der.«

      »Erin­nerst du dich, wie ich an­fangs, nach­dem du her­über­ge­kom­men warst, nicht wuss­te, wer Pao­lo war? Als Kind hat­te ich nie ge­hört, dass er Pao­lo hieß und dass Nene nur Baby be­deu­tet.«

      »Der gute Nene.«

      »Wir las­sen ihn also für uns ver­die­nen; nur dür­fen wir ihn nicht zu­grun­de rich­ten. Hörst du?«

      »Ihr wer­det das schon zu­sam­men aus­ma­chen, ihr seid klü­ger als ich. Ach, un­se­re jet­zi­gen Ver­le­gen­hei­ten hat Pao­lo mir vor­aus­ge­sagt. Er woll­te mich durch­aus nicht rei­sen las­sen.«

      »Zum Glück scheint er ener­gisch; sonst könn­te es schlimm en­den. Ich selbst ver­ges­se mich manch­mal. Zum Bei­spiel war’s sehr un­nö­tig, dass wir hier­her ka­men. Wir sind ge­nug hin­ter der Bran­zil­la her ge­reist. Da sie nun in der Ner­ven­heil­an­stalt sitzt und für mei­ne Stimm­bil­dung nichts mehr tun kann, hät­ten wir in Pa­ris blei­ben sol­len.«

      »Pa­ris war schön!«

      »Un­ser Le­ben in Pa­ris kos­te­te schließ­lich we­ni­ger: wir sa­ßen doch man­chen Abend zu Hau­se. Hier lässt man uns nicht.«

      »Du hast recht, es ist schreck­lich; nun, Gott wird hel­fen. Kann ich jetzt die Sa­chen se­hen?«

      »Aber – sie lie­gen dir doch vor der Nase!«

      »Muss ich sie selbst her­aus­neh­men?«

      Frau Ga­bri­el lä­chel­te zag­haft; die Lip­pe mit dem Le­ber­fleck im Win­kel kräu­sel­te sich und zer­stör­te die rei­ne Li­nie der gra­den Nase; die Au­gen ba­ten; in das ge­las­se­ne Ma­don­nen­ge­sicht ka­men Furcht und Un­be­hol­fen­heit ei­nes Schul­mäd­chens. Um ih­ren gu­ten Wil­len zu be­wei­sen, tauch­te sie eine ih­rer klei­nen, wei­chen, un­ge­üb­ten Hän­de in die Schach­tel. Gerührt hob Lola die Ko­stü­me her­aus, sah ein we­nig von oben her­ab zu, wie Mai sie be­wun­der­te, fass­te selbst Teil­nah­me – und bald wa­ren sie im Ve­rein ganz hin­ge­ge­ben an die­se Stof­fe, an die neu­en Er­fin­dun­gen die­ser Töne, die­ser Schnit­te, die ih­nen ver­spra­chen, ihre Schön­heit um­zut­au­schen und ih­nen eine noch nicht ge­kos­te­te Form von Le­ben und von Glück zu ver­mit­teln. Zum Schluss ver­riet Frau Ga­bri­el, wel­che Züge ihr Glück heu­te trug; denn sie frag­te:

      »Meinst du, dass der Her­zog von Fin­ga­do mich liebt?«

      Ihre Stim­me und ihr Blick wa­ren voll kind­li­cher Er­war­tung. Lola sag­te trös­tend:

      »Ge­wiss, Mai.«

      »Tat­sa­che ist, dass er neu­lich auf der Gar­den-Par­ty sich fast nur um mich küm­mer­te. Die Bri­cheau ver­si­cher­te mir, sei­ne Ver­lo­bung sei ins Wan­ken ge­kom­men. Das wäre mir wahr­haft un­an­ge­nehm.«

      Aber es klang stolz. Dann, be­hut­sam:

      »Sage mir eins, mein lie­bes Kind: gibt dir der Her­zog kein Ge­fühl ein? … Du brauchst es nur zu sa­gen.«

      »Nicht das ge­rings­te … ob­wohl ich ihn sym­pa­thisch fin­de«, setz­te Lola höf­lich hin­zu. Und Mai, zit­ternd:

      »Ich wür­de sei­ne Lie­be nicht wol­len, wenn du sie woll­test. Gott ist mein Zeu­ge, dass dein Glück mir hö­her steht als meins.«

      »Gute Mai, ma­che dir kei­ne Sor­gen!«

      Lola woll­te sich ent­fer­nen; Mai hielt sie, trä­nen­den Au­ges, am Rock fest.

      »Ich wür­de mich dir op­fern, weißt du … Also du liebst ihn nicht? Schwö­re es mir!«

      »Ich schwö­re es«; und Lola lä­chel­te nach­sich­tig. Man muss­te ein Kind sein wie Mai, um sich in den Ti­tel die­ses küm­mer­li­chen Jüng­lings zu ver­lie­ben.

      »Aber auf dem Heim­we­ge«, be­merk­te Mai, »ist er mit dir ge­gan­gen. Ihr habt euch so­gar ab­ge­son­dert.«

      »Er woll­te mir aus der Fer­ne sei­ne Yacht zei­gen – auf der er nicht fah­ren kann, weil er see­krank wird.«

      »Wo­von spracht ihr noch?«

      »Von Karl dem Zwei­ten.«

      »Wer ist das?«

      »Ein Kö­nig von Spa­ni­en – es ist lan­ge her, es wür­de dich nicht in­ter­es­sie­ren. Mich in­ter­es­sier­t’s auch nur manch­mal. Aber mit Fin­ga­do weiß ich nichts an­de­res zu re­den.«

      »Wirk­lich nicht?«

      »Tat­säch­lich.«

      Mai nick­te be­ru­higt. Mit ei­nem un­auf­halt­sa­men Lä­cheln des Tri­um­phes:

      »Mit mir re­det er an­de­res!«

      »Wür­dest du ihn hei­ra­ten, Mai?« frag­te Lola, knie­te ne­ben ih­rer Mut­ter hin und strich ihr schmei­chelnd über Hals und Arm.

      »Ich sehe mei­ne Mai schon als Her­zo­gin, in ih­rem Schloss in der Sier­ra; sie geht auf die Jagd nach Wöl­fen, Ad­lern und ähn­li­chen Wap­pen­tie­ren.«


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