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Zwischen den Rassen. Heinrich MannЧитать онлайн книгу.

Zwischen den Rassen - Heinrich Mann


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nick­te; aber er war nun wie­der ernst, und Lola hat­te ge­se­hen, dass er bei­na­he är­ger­lich ge­wor­den wäre. Ver­stört schwieg sie. War’s mög­lich, dass man sich auf Pai nicht mehr ver­las­sen konn­te?

      »Weißt du nicht, wann wir nach Haus rei­sen?« frag­te sie nach­her im Schlaf­zim­mer die schwar­ze Anna.

      Nein, Anna wuss­te es nicht, und Lola glaub­te ihr. Anna sah sich, mit klei­nem tie­ri­schen Kopf­rücken, im Zim­mer um, wie in ei­nem Kä­fig; Lo­las Au­gen folg­ten ihr – und dann be­trach­te­ten die bei­den ein­an­der rat­los.

      Aber die neue Groß­mut­ter war so hei­ter! Man konn­te nicht an ih­rer Hand durchs Haus lau­fen – in den Saal, wo die Äp­fel la­gen, auf den Bo­den, wo­her sie bun­te Klei­der und alte, selt­sa­me Pup­pen hol­te – ohne dass ir­gen­det­was Lus­ti­ges vor­fiel. Der zwei­te On­kel brach­te sei­ner­seits viel Le­ben mit. Und dann war es ziem­lich spaß­haft, mit Anna aus­zu­ge­hen, un­ter die hie­si­gen Kin­der, die schein­bar noch nie eine Schwar­ze er­blickt hat­ten. Da ward man an­ge­se­hen! Manch­mal zwar lie­fen ei­nem zu vie­le nach und mach­ten sich läs­tig: da half nur, dass man ih­nen Bon­bons hin­warf, um zu ent­kom­men, wäh­rend sie sich rauf­ten … Fer­ner war un­ter den freund­li­chen Men­schen, die Lola ken­nen­lern­te, ein schwarz­ge­klei­de­ter Herr mit weißem Bart, der ei­nes Ta­ges in Groß­ma­mas Zim­mer saß und Lola et­was frag­te. Pai be­deu­te­te ihr, es hand­le sich dar­um, ob sie zum pro­tes­tan­ti­schen Glau­ben über­tre­ten wol­le; er rate ihr dazu. Sie sag­te ja, be­kam von dem al­ten Herrn ei­ni­ge glat­te bun­te Bild­chen und ward am Abend in den Zir­kus ge­führt … So viel hat­te man er­lebt, dass ge­wiss schon ein Jahr her­um war.

      »Nicht wahr, ein Jahr sind wir bald hier?« frag­te sie ei­nes Abends. Pai er­wi­der­te:

      »Was denkst du. Sechs Wo­chen erst.«

      »Erst? Aber es ist doch schon wie­der Win­ter?«

      »Nein, Kind, so ist hier der Som­mer.«

      Sie hät­te sich gern ein­mal wie­der nach der Heim­rei­se er­kun­digt; aber Pai schi­en nicht auf­ge­legt, er hat­te die schon lan­ge nicht mehr ge­se­he­ne Fal­te zwi­schen den Au­gen. Auch die an­de­ren spra­chen heu­te viel we­ni­ger. So­gar Groß­ma­ma lä­chel­te nur halb. Lola ging be­drückt zu Bett.

      In der Nacht träum­te ihr et­was Trau­ri­ges: sie sah einen Ne­ger – wel­chen, wuss­te sie nicht, aber es war ei­ner, den sie gern hat­te – von ei­nem Auf­se­her grau­sam prü­geln, hör­te sein Win­seln, brach selbst in Wei­nen aus und lief, es dem Groß­va­ter zu kla­gen, wein­te und lief. Da er­wach­te sie, noch im­mer schluch­zend – und auch das an­de­re Schluch­zen ging wei­ter. Die schwar­ze Anna kau­er­te, über das Bett ge­beugt, und jam­mer­te er­stickt:

      »Klei­ne Her­rin, ich muss fort. Schon mor­gen rei­sen der Herr und Anna mit dem Dampf­schiff fort, zu­rück in un­ser Land; die klei­ne Her­rin aber bleibt hier.«

      Und da Lola, auf­fah­rend, in Ge­schrei aus­brach:

      »Ganz lei­se! Anna darf nichts sa­gen: Der Herr hat es ver­bo­ten. Anna soll­te ohne Ab­schied weg­ge­hen; sie kann doch nicht!«

      »Du sollst nicht weg­ge­hen! Hörst du, du tust es nicht! Ich be­feh­le es dir!«

      Des Kin­des Stim­me brach sich vor Zorn.

      »Pai lässt mich nicht hier zu­rück; das sind al­les Lü­gen.«

      Die Amme wie­der­hol­te nur, ein­tö­nig kla­gend:

      »Ganz lei­se! Anna muss fort.«

      Und in ih­rem Ge­mur­mel ging der Zorn der Klei­nen all­mäh­lich un­ter. Sie ließ sich auf An­nas Schul­ter fal­len, ge­bro­chen, mit Schluch­zen und Bit­ten.

      »Geh nicht fort!«

      »Anna muss ge­hen.«

      »Wenn du fort­gehst, dann –«

      Der Schmerz schüt­tel­te das Kind. Es press­te sein Ge­sicht auf die nack­te schwar­ze Schul­ter – und mit dem öli­gen Ge­ruch die­ser Haut, an der es einst die ers­ten Atem­zü­ge ge­tan hat­te, er­hob sich die dunkle Flut sei­ner frü­he­s­ten Erin­ne­run­gen und über­schwemm­te es. Lola sah, in ei­nem auf­ge­reg­ten Ge­drän­ge von Bil­dern, zu­erst einen Pal­men­wald, dann vie­le gri­mas­sie­ren­de Ne­ger­ge­stal­ten, die ihr na­men­los schön er­schie­nen, um Fleischtöp­fe hocken, in die sie oft ihre Händ­chen ge­taucht hat­te; sah ein Stück schäu­men­den, hef­tig blau­en Mee­res und die bu­schi­gen We­del des Zucker­rohrs da­vor; sah Nene, den Bach und die Ku­ru­bus …

      »Wenn du fort­gehst«, wim­mer­te sie, »dann –«

      Es ent­stand ein Wo­gen großer Blu­men hin­ter ih­ren an An­nas Schul­ter ge­drück­ten Li­dern; und tief in den Blu­men hing die Hän­ge­mat­te mit der schö­nen Mai, die ihr zu­nick­te und lang­sam und wie von ei­ner nicht mehr An­we­sen­den das Ge­sicht weg­wand­te.

      »Wenn du fort­gehst, dann ist … al­les aus!«

      *

      Am Mor­gen trat Pai ins Zim­mer und sag­te:

      »Mei­ne klei­ne Lola, Pai muss nun auf kur­ze Zeit zu­rück­rei­sen, und bis er wie­der­kommt, lässt er dich hier.«

      Da das Kind nur den Kopf senk­te:

      »Es wäre für dich nicht gut, schon wie­der so weit zu rei­sen.«

      Lola schlug die Au­gen auf und sag­te hell, wie eine ver­zwei­fel­te Schel­me­rei:

      »Pai, nimm mich mit?«

      »Mei­ne klei­ne Toch­ter ist ver­nünf­tig, nicht wahr«, er­wi­der­te Pai, ohne Fra­ge im Ton, und Lo­las klei­nes ge­spiel­tes Lä­cheln brach ab. Pai nahm sie bei der Hand und führ­te sie zur Stadt, über einen Markt­platz und in ein al­tes Haus, an des­sen glä­ser­ner Fl­ur­tür die Glo­cke lan­ge klap­per­te.

      »Hier wohnt«, sag­te Pai, »eine gute Dame, die sich mei­ner Lola an­neh­men will, so­lan­ge Pai nicht da ist.«

      Der Flur war weit; auf sei­nen Stein­flie­sen gin­gen Arm in Arm, zu zwei­en oder in lan­gen Rei­hen, vie­le Mäd­chen um­her. An­de­re hüpf­ten zwi­schen den Flü­geln ei­ner Tür, in der bun­tes Glas war, in den Gar­ten hin­ab. Es wa­ren große und klei­ne; aber die kleins­te, sah Lola gleich, war sie selbst. Sie sah es aus dem Zim­mer, worin Pai mit ihr war­te­te. Es hat­te wei­ße Ta­pe­ten mit gol­de­nen Blu­men dar­auf, eine gol­de­ne Stutz­uhr, sehr hohe Fens­ter mit den Bäu­men des Gar­tens da­hin­ter; und Lola wand­te sich, be­klom­men seuf­zend, von ei­nem Ge­gen­stand zum an­de­ren. Gleich war’s nun so­weit: Pai war fort. Noch hielt er sie doch an der Hand – und war schon fast fort! Oh, was für eine drän­gen­de Men­ge von Din­gen hät­te sie ihm zu sa­gen ge­habt; er muss­te doch ein­se­hen. Mit zu­cken­der Lip­pe brach­te sie her­vor:

      »Pai, sieh, was für ein ko­mi­scher Mann ist auf der Uhr.«

      Und fie­ber­haft dach­te sie: »Das war’s doch nicht, was ich woll­te.«

      Hat­te Pai wirk­lich gar kein Er­bar­men? Sie lug­te zu ihm auf, mit un­ver­stell­tem Jam­mer. Pai sah grad­aus; er hat­te den Mund fest ge­schlos­sen, die Fal­te zwi­schen den Au­gen – und zum ers­ten Male fühl­te Lola, dass er ein stren­ges Ge­sicht ma­che, weil er trau­rig sei; dass er sich streng stel­le, weil er sie lieb­ha­be. Es ward ihr ganz warm und glück­lich; sie drück­te Pais Hand; Pai sah hin­ab, ihr in die Au­gen: da aber ward


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