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Allmächd, scho widder a Mord!. Werner RosenzweigЧитать онлайн книгу.

Allmächd, scho widder a Mord! - Werner Rosenzweig


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Mama und dein Papa machen sich aber bestimmt schon große Sorgen“, versuchte es einer der Entführer.

      „Mei Babba vielleichd scho, abber mei Mudder ned. Die had doch goar ka Zeid fier miech. Die is doch dauernd underwegs und driffd si immer mid iehre Freindinna. Dauernd soll iech mid der Gerda schbieln, abber die mooch ka Kauboi. Iech will doo bei eich bleibm.“

      „Dees gehd doch ned, Raphael. Mier sen doch Gängsder und ham diech endfiehrt. Wenn uns die Bolizei derwischd, wern mier eigschberrd.“

      „Abber iehr habd mier doch goar nix gmachd!“, bestand der kleine Knirps auf seiner Meinung. „Wenn iech edz wergli ham muss, kennd iehr miech ned schbäder numal endfiehrn? Des näxd Mol a weng länger?“

      Schließlich gab es doch noch eine Einigung: Raphael durfte die Schachtel mit den Indianer- und Cowboyfiguren behalten und mit nach Hause nehmen. Außerdem schenkten sie ihm noch ein Nachtgigerkostüm. Das wollte er unbedingt gleich anziehen.

      •

      Nachmittags gegen drei Uhr fuhr ein schwarzer VW Golf mit vier Erwachsenen und einem Kind von Eltersdorf kommend in die Kleingründlacher Straße. Nachdem der Pkw die Ortschaft Kleingründlach durchfahren hatte, verlangsamte er auf der Höhe des Mühlweihers seine Geschwindigkeit, bog rechts ab und fuhr auf ein kleines Kastenwäldchen zu. Auf einem schmalen Waldweg stoppte er. Der kleine Raphael hatte Tränen in den Augen und drückte zum Abschied jeden seiner Entführer ganz herzlich. Dann sprang er ins feuchte Gras, schnallte sich seine Maschinenpistole um, nahm die Schachtel mit den Cowboy- und Indianerfiguren entgegen, winkte nochmals zum Abschied und machte sich auf den schweren Weg nach Hause. Auch seine vier Entführer hatten nun glänzende Augen, und einem kullerte sogar eine Träne über die Backe. Als der Kleine aus ihrem Blickfeld verschwunden war, wendeten sie den Golf und fuhren die gleiche Strecke wieder zurück. Bei Eltersdorf nahmen sie den Frankenschnellweg in Richtung Bamberg, verließen die A73 aber wieder an der Ausfahrt Möhrendorf. Sie überquerten die Regnitzbrücke kurz vor der Dorfeinfahrt, und hielten sich gleich rechts, wo es nach Kleinseebach ging. Ein Stück fuhren sie parallel zum Rhein-Main-Donau-Kanal. An der nächsten Kreuzung orientierten sie sich links und nahmen die Route durch den Wald. Nach circa sieben Kilometer fuhren sie in ihr Heimatdorf Röttenbach ein. Im Kofferraum des VW Golfs lagen nun fünf Aldi-Plastiktüten. Vier von ihnen enthielten genau neunhunderttausend Euro. In der fünften Tüte schlummerten vierhunderttausend. Nachdem der Fahrer seinen Wagen in die Garage gefahren hatte, wählte er als erstes eine Frankfurter Telefonnummer. „Alles in Budder, Lizzy. Morgen kummi nach Frangfurd und bring der dein Deil.“ Dann legte er auf.

      •

      Gerd Gierbich sah aus dem Fenster und wartete schon den ganzen Tag darauf, dass sich die Entführer meldeten, um ihm mitzuteilen, wo sein Sohn verblieben sei. Nero Hammer hatte ihm eingebleut, ein möglichst langes Telefonat zu führen. Das sei die beste Chance, den Standort der Entführer zu ermitteln, um sie doch noch festzunehmen. Raphaels Vater, der die Nacht zuvor mit dem Taxi nach Hause kam, hatte von den Ratschlägen des Polizisten die Nase voll. Draußen im Wiesengrund, der Gründlach entlang, bewegte sich ein unscharfer roter Klecks, der größer wurde und auf die Villa zumarschierte. Der Klecks trug etwas vor sich her. Gerd Gierbich setzte seine Brille auf. Der Klecks war nun scharf und deutlich zu erkennen. Ein feuerroter Hahn mit einem seltsam gekrümmten Schnabel näherte sich. Die Augen von dem Vieh waren schwarz wie die Nacht finster und riesengroß. Überhaupt hatte er noch nie so einen Monsterhahn gesehen. Zum Fürchten. Das Federkleid leuchtete wie prasselndes Feuer. Dann bemerkte er den braunen Pappkarton, den das Federvieh vor sich her trug. Gerd Gierbich stieß den Kommissar am Arm und deutete zum Fenster hinaus. „Raphael!“, rief im Hintergrund Gunda Gierbich, „mei Bu is widder do!“ Dann stürzte sie in ihren Hausschuhen zur Tür hinaus. Erst jetzt begriff der Hausherr und rannte hinterher. Er überholte seine Frau und stürmte auf seinen Sohn zu. „Babba, iech bin der Nachtgiger, hasd du ka Angsd vor mier?“

      „Nein Raphael, ich habe keine Angst. Ich bin so froh, dass du wieder da bist.“

      „Die Mama aa?“

      „Mei Gouderla“, rief die Mutter und versuchte, das Kind aus den Klauen seines Vaters zu befreien. „Nie widder derfsd du uns dees odu. Dees musd du mier verschbrechn.“

      „Jetzt lass doch erst mal das Kind ins Haus und nörgle nicht schon wieder an ihm herum“, fuhr sie ihr Mann an.

      „Raphael, kann ich dir ein paar Fragen stellen?“, rief ihm Nero Hammer, unter der Haustür stehend, schon von der Ferne zu.

      „Nicht jetzt!“, ging der Vater dazwischen.

      „Aber wir müssen doch die Kindesentführer so schnell wie möglich …“

      „Nichts müssen Sie“, herrschte ihn Gerd Gierbich an, „zuerst wird der Junge ärztlich untersucht!“

      „Iech bin ned grank“, begehrte der Junge auf und sehnte sich in das alte Haus in Rehhof zurück. Hoffentlich wurde er bald wieder entführt.

      •

      „Das waren Nürnberger Täter. Mehrere!“, gab sich Nero Hammer überzeugt. „Der Nürnberger Burgberg ist löchrig wie ein Schweizer Käse. Das weiß kein Auswärtiger, dass unter der Burg bereits im Mittelalter Gänge und Gewölbe angelegt wurden. Angeblich bis zu fünfundzwanzigtausend Quadratmeter auf bis zu vier Ebenen. Die Entführer kennen sich dort drinnen bestens aus. Raphael, jetzt erzähl uns mal, was du alles gesehen und gehört hast“, forderte ihn der Kommissar auf, „wir wollen die bösen Männer nämlich fangen und in das Gefängnis stecken.“

      „Dees woarn ka beese Männer“, stellte der Knabe sachlich fest, der schon wieder das rote Federkleid trug, „dees woarn nedde Leid. Die hamsi immer mid mier underhaldn und miech gfrachd, was iech gern ess. Außerdem hams mid mier Kauboi und Indjaner gschbield.“

      Der Kommissar guckte indigniert. Gerd Gierbich lächelte in sich hinein und war auf seinen Sohn mächtig stolz.

      „So, so“, machte der Polizist, „und welches Auto haben sie denn gefahren? Kennst du dich mit Autonamen schon aus?“

      „An rodn Obbl Zafiera mid hunnerddreißich BS“, kam die schnelle, aber falsche Antwort, „a Diesl, ka Benziener, Fimbf-Gang-Gedriebe, mit Handschaldung und Leichdmedallfelgn.“

      „Wow“, lobte ihn der Kommissar, „du kannst ja prima beobachten. Wie viele Leute hast du denn gesehen?“

      „Zwa Männer und drei Weiber. Der Schorsch, der Frieder, die Maichared, die Vroni und die Kunni.“

      „Toll, Raphael, weiter so. Warst du denn in einem Haus, oder in einer Wohnung, und wie hat es denn dort ausgesehen?“

      „Dees woar a Haus mid mindesdens siebn Schdoggwerg. Im Wohnzimmer woar a Bild vo an Moo mid an klan Schnurrbard ghängd. Zu dem hams immer Adolf gsachd.“

      Nun wurde der Kommissar sehr aufmerksam. „Hatte der auch einen Nachnamen? So wie Gierbich, oder Hammer?“

      „Genau“, rief der Junge begeistert, „irgendwas mid H.“

      „Hieß der vielleicht Hitler“, wollte der Polizist wissen.

      „Ja, Hidler, Hidler. Abber der woar ned dabei. Den habbi ned gsehgn. Bloß aufn Bild. Kennsd du den“, wollte Raphael wissen.

      „Was war denn noch so Besonderes in der Wohnung zu sehen?“, bohrte Nero Hammer weiter.

      „Die vieln Fohna!“

      „Was denn für Fahnen? Was war denn auf den Fahnen zu sehen?“

      „Nix Gscheids. Immer bloß su a komischs Kreiz.“

      „So eines?“ Der Kommissar malte ein Hakenkreuz auf ein Blatt Papier.

      „Hmh, genau su hams ausgschaud.“

      „Haben die Männer und Frauen sich denn auch unterhalten, wenn du dabei warst?“

      „Scho, iech woar ja immer dabei.“

      „Worüber denn?“

      „Ieber


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