Ulzanas Krieg. Karl H. SchlesierЧитать онлайн книгу.
der ihnen zugefügt worden war.
Sie sprachen langsam und sorgfältig, wogen ihre Worte ab, und alle beschlossen gemeinsam, dass sie nach Mexiko in die Sierra Madre gehen und die Gefangenen und andere Mitglieder ihrer Familien, die noch auf der Reservation waren, später retten würden. Ein Plan wurde gefasst, und dann brachen sie noch vor dem Vormittag das Lager ab. Sie ritten über den rauen Weg durch das Hochland nach Osten, dann südlich in den Canyon des Mogollon Bachs. Galeana und Kezinne ritten voraus. Sie konnten den Pfad hinter ihnen außer Acht lassen, denn der Regen hatte ihre Spuren weggewaschen.
Auf einer Wiese nahe der Quelle des Hobo fanden sie ein Dutzend tote Schafe, die Kadaver waren etwa zwei Wochen alt und teilweise aufgefressen. Mehrere weiche, weiße Körper waren auf den Steinen am Abhang unterhalb des kleinen Plateaus verstreut, von dem die Schafe in Panik gestürzt waren. Neben der Quelle stand das zerfetzte, grüne Zelt eines Schafhirten. Die bereits verwesende Leiche eines Mexikaners lag in der Nähe, Kopf und Hals waren schwer verletzt, der rechte Arm abgerissen. Dicht bei ihm war ein toter Hütehund.
Selbst vom Pferderücken aus konnte man leicht erkennen, was hier passiert war. Ein Grizzly hatte die Schafe angegriffen und zwölf gerissen, während die Herde durchging. Der Mann und der Hund hatten versucht, den Bären zu vertreiben, aber er hatte auch sie getötet. Er war einige Tage geblieben und hatte sich von den Kadavern ernährt.
Nach dem Bären waren Kojoten und Bussarde gekommen.
„Sie treiben ihre Schafe bis hierher, so hoch auf den Berg”, sagte Galeana grimmig.
„Der Berg hat sie getötet”, meinte Chaddi.
„Die Weißen werden sagen, wir hätten sie getötet”, entgegnete Josanie.
Eine Meile östlich von Hobo Spring erreichte die Gruppe die Quelle des Mogollon Bachs und stieg in die Schlucht hinab. Während des Rittes hatten die Bogenschützen zwei Hirsche erlegt, und am frühen Nachmittag schlugen die Apachen bei einer Quelle unter dem Lookout Berg ihr Lager zwischen roten, ocker farbenen und grauen Klippen auf.
Am nächsten Tag ging es weiter nach Süden, und sie kamen unterhalb von Buds Hole zum Hauptflussbett des Mogollon Bachs. Sie folgten ihm westwärts zu einer anderen Quelle, als Galeana und Kezinne, die vorausgekundschaftet hatten, fünf rote Jungochsen herantrieben, die sie jenseits der Mündung des Canyons etwa eine Meile entfernt eingefangen hatten.
Chihuahua und Josanie beschlossen, dass die Gruppe hier bleiben würde. Die Frauen schlachteten die Ochsen, um für den schnellen Ritt gen Süden, nach Mexiko, Proviant zu haben. Das in dünne Streifen geschnittene Fleisch wurde in der Sonne getrocknet und in der Nacht über Feuern geräuchert.
Einige ihrer Pferde waren in schlechtem Zustand und viele hatten ihre Beschläge verloren. Das Laufen auf harten Bergpfaden hatte ihre Hufe abgenutzt und manche lahmten unter Schmerzen. Um es bis zur Sierra Madre zu schaffen, brauchten die Chokonen frische Tiere. Außerdem mussten sie die Aufmerksamkeit von der Route, die sie nehmen wollten, ablenken und die Militäreinheiten und Aufgebote, die auf sie warten würden, dazu bringen, an den falschen Stellen zu suchen.
Es wurde beschlossen, dass Chihuahua und sieben Krieger zwei Tage mit dem Camp am jetzigen Platz bleiben würden. Am dritten Tag sollten sie westwärts zum Little Dry Bach und über die Straße nach Silver City ziehen und bei den beiden Quellen in der Schlucht nahe des San Francisco Flusses warten.
Zwei Angriffstrupps würden ausziehen. Josanie und Tsach, jeder mit drei Männern, würden im Abstand von zehn bis zwanzig Meilen nach Süden reiten. Josanie würde entlang der Straße nach Silver City und ein Stück weit nach Westen im Tal des San Francisco Flusses zuschlagen. Tsach würde den Weg durch das Tal des Bären Bachs nehmen und bis zum Rand von Pinos Altos, der Bergbaustadt nördlich von Silver City, einem Kampfplatz vergangener Tage, gehen.
Beide Gruppen sollten Pferde erbeuten und am Nachmittag des dritten Tages an der Stelle mit den zwei Quellen auf das Camp treffen. Falls das Lager nicht dort war, sollten die Reiter nach Signalen von Handspiegeln Ausschau halten.
Bei Sonnenaufgang verließen die beiden Kriegstrupps die Mündung des Canyons auf den besten Pferden, die in der Herde noch zu finden waren. Die Männer trugen blaue Kalikohemden und hätten von Weitem für Armeescouts gehalten werden können. Wo der Rain Bach vom Norden her in den Mogollon Bach floss, trennten sie sich. Tsach und seine Begleiter hoben den rechten Arm zum Gruß und folgten dem sich verbreiternden Tal nach Süden in Richtung des Gila und des Bären Bachs. Josanie und seine Männer erhoben ebenfalls ihre Arme und wandten sich westwärts. Sie erklommen die Mesa des Rain Bachs, die dritte in einer Kette von Mesas, die sich in fünf aufeinander folgenden Lagen, immer eine auf der anderen, gen Osten von der Talsohle bis zu den hohen Mogollon Bergen erhob. Dann ritten sie die wenigen Meilen bis zu der Schlucht, durch die der Sacaton Bach nach Süden floss, stiegen hinunter und ritten in seinem Schutz, bis sie noch eine Meile von der Straße entfernt waren. Galeana ging auf einen Hügel, der klare Sicht in beide Richtungen bot, und blickte durch sein Fernglas. Die Straße war leer.
Sie kamen auf einer kleinen Fläche heraus, wo sich der Sacaton Fluss mit dem Enten Bach vereinigte. Der Fluss floss von Nordwest nach Südost, und die Straße wand sich auf höherem Gelände an ihm entlang. Nachdem sie die Kiesstreifen und das kleine Rinnsal überquert hatten, stiegen Josanie und Galeana ab und gingen zur Straße.
Dieser schmutzige Streifen war die wichtigste Verbindung zwischen den Rinderstädten, Bergbaurevieren und Militäreinrichtungen von den Ebenen von San Agustin entlang der Flüsse Tularosa und San Francisco nach Silver City und Fort Bayard bis zu den Eisenbahnstädten Lordsburgh, Separ und Deming weiter südlich. Er war auch einer der bekannten Wege der Gesetzlosen von und nach Mexiko, der von weißen Viehdieben und Halsabschneidern benutzt wurde.
Sie betrachteten die Fährten. Kavallerie und einige von Maultiergespannen gezogene Transportwagen waren vor drei Tagen nach Süden unterwegs gewesen, aber seit dem Regen war niemand vorbeigekommen. Die Furcht vor uns hat die Straße geschlossen, grübelte Josanie. Der Regen hatte einige der Abdrücke verwischt. Danach war der sandige Boden unter der Sonne hart geworden. Dies war auch die Straße, auf der die entführten Frauen und Jungen fortgeschafft worden waren. Josanie und seine Männer suchten und fanden Abdrücke von Füßen mit Mokassins. Die Gefangenen hatten laufen müssen und eine hatte stark gehinkt.
Mit grimmiger Entschlossenheit ritten die Krieger weiter entlang des Enten Bachs bis zu einer Senke, die von Westen einmündete. Die Straße tauchte hinein, und sie durchwateten das Wasser eines Flüsschens und überquerten sie, ohne eine Spur zu hinterlassen. Sie ließen die Pferde durch die Senke im Schritt gehen, an einer Kette niedriger Hügel vorbei, die weniger als eine Meile entfernt fast parallel zur Straße verlief. Dann wandten sie sich nach Süden und trieben die Tiere zum Galopp.
Nachdem sie an einigen weit verstreuten Gruppen roter Rinder vorbeigekommen waren und ein paar sumpfige Gebiete umgangen hatten, überschritten sie zehn Meilen unterhalb des Sacaton den Gila Fluss. Drei Meilen östlich thronten die Gebäude der riesigen Lyons-Campbell-Ranch über dem Fluss, eine arrogante Beanspruchung gestohlenen Landes.
Tsach wollte sie an der Ostseite passieren. Wenn er woanders keine Pferde bekommen hatte, würde er sie trotz der vielen Cowboys und Arbeiter von dieser Ranch treiben. Die Ranch zu plündern wäre unmöglich gewesen, selbst wenn die beiden Trupps ihre Kräfte vereinigt hätten.
Josanie und seine Männer folgten der Straße weiter nach Westen. In der Nähe des Platzes mit den vielen Quellen (Mangus Springs) und bei den Ruinen des Soldatenforts, in dem vor ungefähr zwanzig Jahren Mangas Coloradas der Häuptling der Mimbres-Apachen gefoltert und ermordet worden war, überraschten sie drei Goldsucher, die aus den Burro Bergen gekommen waren.
Als Josanie gerade eine mit Kiefern bewachsene Landzunge umrundete, standen sich die Reiter und die Goldsucher plötzlich gegenüber, weniger als einhundert Yards voneinander entfernt. Es waren Männer, welche die Berge der Chokonen und Chihenne nach Gold und anderen Metallen durchwühlten, in der Erde scharrten und auf Felsen hämmerten, und Tausende, die wie sie waren, folgten ihnen. Hier saßen sie am Boden, rasteten nach der Rückkehr von einem Ort, der nicht ihnen gehörte, und zogen weiter zu einem Platz, der nicht ihr Eigentum war. In ihrer Nähe waren