Ulzanas Krieg. Karl H. SchlesierЧитать онлайн книгу.
Er gab mit seiner rechten Hand ein Zeichen und wandte sich an seinen Bruder. „Wir sind hier vor einer Weile angekommen. Tsach war dicht hinter uns.” Er hielt inne. „Als wir die Straße überquerten, sahen wir nur alte Spuren, drei oder vier Tage alt. Aber Antonio fand frische Abdrücke am Fluss, die stromabwärts führten. Fünf Ponys.”
Er machte wieder eine Pause. „Wir denken, es sind Soldatenscouts. Wenn sie zu dem Trupp gehören, den ihr im Canyon des Flusses gestoppt habt, sind es Apachen. Falls sie mit Soldaten unterwegs sind, von denen wir nichts wissen, sind sie vielleicht Navajos.” Er vollführte eine Geste der Verachtung. „Auf jeden Fall befinden sich Soldaten nördlich von uns. Wir wissen nicht, wo oder wer sie sind. Sie suchen uns, wissen aber nicht, wo wir sind. Wir müssen weiter.”
Es herrschte Schweigen.
„Wir sollten tun, was wir geplant haben”, sagte Josanie. „Durch diese Berge nach Süden nahe der Stadt Duncan zum Gila gehen. Dann in die Peloncillos und weiter südlich. Nachdem wir diese Orte östlich und westlich der Straße nach Silver City niedergebrannt hatten, müssen die Soldaten das Tal in südöstlicher Richtung blockiert haben, so wie wir es wollten.”
Er schwieg. „Sie belagern den San Francisco Fluss weiter unten und hoffen, dass wir dort entlangkommen. Würden uns ihre Scouts finden, könnten die Soldaten uns den anderen Truppen zutreiben. Wenn wir sie umgehen können, bekommen wir es mit den Soldaten und Scouts zu tun, die entlang der Grenze auf uns warten.”
Wieder hielt er inne. „Der einzige offene Weg für uns führt durch diese Berge hier. Das haben wir erwartet.” Er blickte in die Gesichter der Krieger. Sie nickten.
Chihuahua berührte Josanies Arm. „Ja”, sagte er. „Wir haben schon darüber gesprochen und sind zu demselben Schluss gekommen.”
So wurde es beschlossen. Sie sattelten auf, beluden die Packtiere und ließen erschöpfte und lahmende Pferde zurück. Die beiden Scouts, die im Westen und Osten Wache gehalten hatten, wurden geholt und dann brachen sie auf.
Galeana und Zele ritten an der Spitze. Josanie und Chihuahua folgten mit einigen Kriegern, und dann kam Chaddi mit den Frauen, welche die Packtiere und eine kleine Herde zusätzlicher Reitpferde führten. Tsach bildete mit einer Handvoll Männer die Nachhut.
Sie kannten den Weg. Bei strahlendem Sonnenschein ritten sie in die Falte in den sanften Hügeln, die als Burnt Stump Canyon bekannt war, und kletterten an der mit Kiefern bedeckten Schulter der Maultier Berge empor. Dann stiegen sie in das grasige Tal des Cienenga Bachs hinunter, hielten sich südlich und lagerten unter dem Bären Berg an einem Bach zwischen weiten Hängen, die mit Federgras bewachsen waren, das bis an die Bäuche ihrer Pferde reichte.
DREIZEHN
Lt. Davis versucht mit sechzig Scouts in den Bergen östlich des Enten Bachs am oberen Gila, die Frauen und Kinder der Feinde aufzustöbern. Maj. Van Vliet bewegt sich mit fünf Trupps der 10. Kavallerie und dreißig Apachenscouts nördlich von Bayard in Richtung Datil Range. Capt. Chaffee hält sich mit einem Trupp der 6. in der Umgebung des Cuchillo Negro auf. Maj. Van Horn erkundet mit Kavallerie aus Fort Stanton und Mescalero-Scouts beide Ufer des Rio Grande, um Indianer am Überqueren zu hindern. Capt. Madden befindet sich mit zwei Trupps der 6. Kavallerie westlich der Burro Berge. Capt. Lee ist mit drei Trupps der 10. Kavallerie auf der Black Range zwischen Smith und Van Vliet unterwegs. Maj. Biddle folgte der Fährte von zehn oder fünfzehn Indianern, die beim Florida-Pass jenseits des Lake Paloma in Mexiko die Eisenbahnschienen überquert haben. Die Truppen gehen nun in der Nähe aller bekannten Wasserlöcher zwischen der Eisenbahn und Mexiko in Stellung, um nach Süden ziehende Indianer abzufangen. Capt. Lawtons drei Trupps der 4. Kavallerie und Lt. Roachs Scouts sind im Guadelupe Canyon nahe der Grenzlinie. Maj. Beaumont befindet sich mit zwei Trupps der 4. Kavallerie im Stein’s Pass.
Bericht von General George Crook, dem kommandierenden Offizier der Abteilung von Arizona, vom 2. Juni 1885
VIERZEHN
Das Tal, das sich in einer Höhe von etwa sechstausend Fuß befand, war von Norden nach Süden fünf Meilen lang und eine halbe Meile breit und bildete eine Insel aus Gras unterhalb der umliegenden, mit Kiefern und Tannen bedeckten Berge. Vier tiefe Furchen durchschnitten den westlichen Hang und speisten den Bach mit dem Wasser, das vom Tillie Hall Gipfel herunterfloss. Die Talöffnung im Norden führte zum Buckhorn Bach, der südliche Talausgang verengte sich zu einer kurvigen Schlucht, die sich nach Südwesten erstreckte und stetig zu den Summit Bergen anstieg, die die Grenze zwischen Arizona und Neu-Mexiko bildeten.
Beim ersten Licht des frostigen Morgens trieben die zwei Männer, welche die Pferde während der Nacht bewacht hatten, die Herde zusammen und brachten sie zum Camp. Menschen, die noch nicht wach waren, wurden durch den trommelnden Hufschlag geweckt. Jaccali und Ramona hatten ihr Bettzeug bereits gepackt und gingen los, um ihre Reittiere zu fangen und aufzuzäumen. Josanie und Chihuahua waren gerade dabei, ihre Schlafdecken zusammenzurollen, als Chaddi zu ihnen trat. Er stand still da, und Josanie zeigte auf den Boden neben der kalten Feuerstelle. Die drei Männer setzten sich.
Wegen der kühlen Luft trugen sie Wildlederhemden mit Fransen. Josanie und Chihuahua hatten ihre Patronengurte umgehängt, aber Chaddi war unbewaffnet. Er schaute weg, zum Bach hinüber, wo sich der Nebel wie Rauch erhob. Dann drehte er seinen Kopf und blickte sie an. Er berührte die vierfache Medizinschnur, die er diagonal über seiner Brust trug.
„Dies ist das Tal von Mutters Geschwistern”, sagte er. Er benutzte den ehrenvollen Ausdruck für Grizzly. Es war unhöflich, einen Bären bei seinem gewöhnlichen Namen zu nennen, er könnte es hören und die Person verfolgen, die ihn ausgesprochen hatte. Josanie und Chihuahua nickten.
Chaddi öffnete sein Hemd und holte eine Grizzlykralle hervor, die er verborgen an einer Schnur trug. „Dies gehört zu meiner Medizin. Ihr habt sie schon früher gesehen. Wir müssen uns nicht vor den Geschwistern fürchten.” Er ließ die Kralle zurückgleiten und schloss sein Hemd. Dann nickte er, während er ihre Blicke suchte.
„Dies ist das Tal, in dem meine Mutter geboren wurde”, fuhr er fort. „Ich bin lange nicht mehr hier gewesen. Wenn wir erst in Mexiko sind, können wir vielleicht nie mehr hierher zurückkehren. Ich denke, wir sollten ein paar Tage bleiben, damit wir uns erinnern.”
Es folgte eine Pause. „Hier gibt es gutes Gras, gutes Wasser und reichlich Hirsche, Wapitis und Deer. Und hier wachsen viele Kaktusfrüchte, die wir als Nahrung oder zum Behandeln von Wunden verwenden können.”
Josanie nickte.
„Ja”, sagte Chihuahua und hielt dann inne. „Meine Frau wurde auch hier geboren.”
Und nach einer Weile des Schweigens: „Sie kann das Tal jetzt nicht sehen, aber ich sehe es für sie.”
Wieder machte er eine Pause. „Vielleicht sollten wir einige Tage bleiben.” Er wandte sich an Josanie und fragte: „Was denkst du?” Josanies Blick schweifte über das Camp, wo die Pferde herumliefen, schnaubten, sich drängten und aufbäumten. Männer und Frauen gingen zwischen ihnen umher, sprachen leise mit ihnen und streichelten sie, streiften Halfter über ihre Hälse und führten sie weg.
„Wir sollten weitergehen”, sagte er. „Wir wissen, dass ihre Scouts nach uns suchen. Sie haben uns in den Bergen östlich von hier gefunden, wo wir glaubten, sicher zu sein. Hier könnten sie uns ebenfalls finden. Einige von ihnen kennen dieses Tal vielleicht.”
Er dachte kurz nach. „Wir werden erst sicher sein, wenn wir jenseits der Grenze sind.”
Dann lachte er grimmig. „Vielleicht nicht einmal dort. Vor zwei Jahren folgten sie uns bis in die Sierra Madre.” Wieder hielt er inne. „Wir sind nirgendwo sicher.”
Er spielte mit einem Grashalm. „Lasst es uns ihnen nicht zu leicht machen. Ich bin dafür, weiterzureiten.”
Seine Augen suchten die seines Bruders. „Du entscheidest.”
Chihuahua schüttelte