Эротические рассказы

Die Göttinnen: Die Geschichte der Herzogin von Assy. Heinrich MannЧитать онлайн книгу.

Die Göttinnen: Die Geschichte der Herzogin von Assy - Heinrich Mann


Скачать книгу
Gebärden. Er fuchtelte mit langen, knotigen Armen.

      »Ihr sollt das nicht wieder tun«, befahl sie. »Hört ihr? Ihr sollt den Tag abwarten, an dem ich euch das Zeichen gebe. Was nützt es, daß ihr einen armen Kerl prügelt, der geradesoviel wert ist wie ihr selbst!«

      »Du irrst, Mütterchen. Thimko war ein Hund und dein Feind.«

      »So? Du hast recht.«

      Sie bedachte: ›Ich darf nicht in den alten Fehler verfallen, der mich das erstemal soviel gekostet hat, und wieder fragen, was ein Mörder für seine Tat könne. Das Exil hätte mich geschickter machen sollen. Der königliche Gendarm im Heimatdorf meiner beiden Freunde ist ein Hund und mein persönlicher Feind. Ich hasse ihn.‹

      »Erzählt nun«, äußerte sie, »was ihr für mich tatet.«

      »Mütterchen, deinetwegen sind wir Räuber geworden und von den Bergen herabgestiegen.«

      »Waret ihr sehr unglücklich?«

      »Es war ein freies Leben, an unserm roten Sonntagsrock saßen als Knöpfe lauter Taler, die haben wir auf der Reise nach dem Auslande alle hergeben müssen.«

      »Es ist schön, daß es euch gut ging.«

      »Herrlich war es! Wie vielen habe ich den Bauch aufgeschlitzt, wenn wir herabstiegen! Die Höfe, die wir verbrannten, rauchen gewiß noch jetzt. Die Kühe, die wir hinaufholten in die Berge, werden sich nun wohl verlaufen haben. Wir konnten nicht alle essen.«

      Der Wohlgebildete machte eine Bemerkung:

      »Das schmerzt uns sehr.«

      »Ihr mußtet also fliehen?« fragte sie. Der Erdfarbene antwortete:

      »Der Hund Thimko, den wir prügelten, hat die andern Hunde auf uns gehetzt. Sie trennten uns von unsern Genossen, und diese kamen um, die Armen. Da gingen wir in ein Boot. Der Sturm warf uns weit fort von der Heimat, und fast wären auch wir umgekommen, wir Armen. Wir sind elend, Mütterchen, sei so gut und reiche uns eine Unterstützung!«

      Sie warf ihnen Goldstücke zu. Sie schossen, einer nach dem andern, blitzend aus dem Schatten des Torbogens, Flammen, die an den Gliedern der Fremden hinauf und bis in ihre Augen züngelten. Sie wälzten sich übereinander, unheimlich zusammen scherzend, unter Messergeklirr und rauhen Kehllauten. Der Häßliche schien stärker, aber der Schöne kämpfte unbedenklicher und erraffte das meiste.

      ›Ein Halbgott‹, meinte die Herzogin, ›solange er Statue bleibt. Er zeigt nur selten, daß er lebt, und zwar als Tier.‹

      Dann zählte jeder seinen Raub, geduckt und schweigend. Der Tiber gurgelte. Aus der Ferne kam ein Pfiff, drei kurze Noten, die sich wiederholten. Plötzlich jagten ein paar unkenntliche Gestalten droben in der Zirkusstraße hintereinander her. Die Herzogin versuchte zu lachen, sie zitterte ein wenig.

      ›Es stimmt alles. Jetzt wird jemand umgebracht. In den Fluß mit ihm! Wie ist es schwül, ich atme kaum noch!‹

      Drüben in der schwarzen Höhe zuckte es wild und rot, mehrmals rasch nacheinander.

      ›Auch das war vorhergesehen! Übrigens, diese Räuber, die vom Bauchaufschlitzen reden wie vom Wassertrinken, sie verhalten sich gegen mich recht achtungsvoll. Vielleicht noch mehr als das? Werden sie bald fertig gezählt haben? Ich habe hoffentlich Mut?‹ Sie fragte schroff:

      »Ihr wollt also für mich in den Krieg ziehen?«

      »Wir lieben dich, Mütterchen, wir sterben für dich. Gib mehr Gold! Ein Trinkgeld, Mütterchen!«

      Sie gab, ungeduldig und enttäuscht.

      ›Kein Grund zur Furcht; es handelt sich immer nur um Geld.‹

      Die beiden standen schließlich, von verwirrendem Glück beregnet, fast davon erweicht, mit gehobenen, entzückten Sinnen.

      »Wie bist du schön, Mütterchen!«

      »Wie bist du groß, dein Haupt entschwindet weiß und hoch unter dem Turm, worin du gefangensitzest. Wir wußten ja, es sei ein Turm. Anfangs sah es aus wie ein Bogen, doch nun sehen wir wohl, daß es ein Turm ist. Merke dir das, Lazise, wir sagen es daheim.«

      Der Wohlgebildete grunzte. Er stieß gewaltsam aus:

      »Mütterchen, wo ist dein Haar?«

      Der andere fuhr auf:

      »Dein Haar! Gib es, wo ist es?«

      Sie fühlte, sie werde ihre Haltung verlieren, und dachte an die Bestien, die ihren Bändiger erblassen sehen.

      »Nun geht heim!« befahl sie, und setzte gleich hinzu, unsicherer und schwächer:

      »Geht ihr heim?«

      Die beiden Wilden rutschten auf den Knien, tastend und schnaubend.

      »Jaja. Alle sollen kommen und dich befreien. Aber gib dein Haar!«

      Sie streckten die Hände aus und wagten doch nicht, unter den Bogen zu greifen. Ohne Mauer und Gitter war er ihnen verschlossen durch einen magischen Strich.

      Die Herzogin nahm sich zusammen. Sie rief zornig und mit Gewalt:

      »Ihr geht auf der Stelle!«

      Sie richteten sich auf, sahen einander an, bezwungen und traurig, und schlichen zur Seite. Einer wandte sich.

      »Es ist gut, Mütterchen, wir gehorchen.«

      Und sie tauchten langsam in das Dunkel. Sie sah ihnen nach. Plötzlich, ohne Nachdenken, sagte sie:

      »Kommt zurück!«

      Sie löste ihr Haar mit zwei tapferen Griffen. Sie hielt es in den Händen, es entfloß ihr, lang und schwer. Da fiel ihr die Cucuru ein. ›Das ist der Schlußeffekt‹, dachte sie. ›Was für ein Theater!‹

      Im nächsten Augenblick sagte sie: »Trotzdem«, und sie warf den beiden Seltsamen ihre schwarzen Flechten zu, wie vorher ihr Gold. Sie stürzten sich darauf, mit Lippen und Zähnen. Die Herzogin sah auf sie herab, erbleicht, den Kopf zurückgelehnt, wie aus der starren Höhe des Turmes, von dem nach dem Glauben dieser Geschöpfe ihr Haar herunterhing.

      »Geht nun!«

      Ihre Stimme drang matt in die mit Dämpfen von Sinnlichkeit erfüllten Köpfe. Sie fand sich überwältigt von einem Auftritt, den sie nicht überlegt hatte. Sie durchsuchte das Dunkel, ratlos und fast blind vor jäher Angst. Sie war nahe daran, um Hilfe zu rufen. ›Warum?‹ fragte sie, und gestand sich: ›Weil ich mich schäme.‹ Und dabei fühlte sie, daß sie diese sonderbare Feierlichkeit nicht hätte missen wollen.

      Sie stampfte auf:

      »Geht!«

      Die beiden taumelten, erschraken und verschwanden. Sie wartete, abgewendet, bis sie allein war. Endlich erreichte sie, fast flüchtend und unterwegs ihr Haar zusammenraffend, ihren Wagen. Sie warf sich in eine Ecke und schloß die Augen, voll wilder Bilder, die sie schwindeln machten. Nach einer Weile fand ihr Finger im Winkel des Lides eine Träne.

      Beim Kardinal erzählte sie alles, kühl und anschaulich. Dabei formte sich ihr erst der Vorgang; sie ergänzte ihn durch Züge, die nicht hätten fehlen dürfen. Sie waren grausam, und die Herzogin lächelte dabei nur noch zurückhaltender. Ehe sie die Hingabe ihres Haares eingestand, ward es ihr heiß zumute. Sie fügte rasch hinzu, die beiden Wilden hätten ihr mit den Zähnen große Stücke herausgerissen. Da sie gleichzeitig vor wütendem Eifer sich selbst in die Hände gebissen hätten, so sei das Blut ihr über die Haare geronnen. Man fand ihre Stimme vollkommen gefühllos. Die Blà zweifelte vorübergehend an ihr, die Cucuru fühlte sich unbehaglich.

      Zu Hause in ihrer Vigne, über der duftenden Stille des Frühlingsgartens, bebte sie bei der Erinnerung an jene Nacht.

      ›Wer waren die beiden Seltsamen? Menschen und Freunde, die zu mir den Weg fanden und keine andere Bedeutung hatten als andere Menschen und andere Freunde?‹

      ›O nein, was ich damals sah, es muß ein Stück meiner eigenen Seele gewesen


Скачать книгу
Яндекс.Метрика