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Rettungskreuzer Ikarus 11 - 20: Verschollen im Nexoversum (und 9 weitere Romane). Sylke BrandtЧитать онлайн книгу.

Rettungskreuzer Ikarus 11 - 20: Verschollen im Nexoversum (und 9 weitere Romane) - Sylke Brandt


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einheimische Spezies vor der Urbarmachung des Planeten gegeben hatte, ließ sich nicht erraten.

      »Hier möchte ich nicht meinen nächsten Urlaub verbringen«, dachte Jason. »Wie halten die Leute diesen Dreck und die trostlose Umgebung nur aus?«

      »Sie sind nichts anderes gewöhnt«, hörte er Shilla. »Was man nicht kennt, vermisst man nicht. Vermutlich sind die Zustände auf den anderen Welten nicht viel besser. Was hat der Nexus bloß davon, die Gesundheit seiner Völker zu ruinieren? Sind die Leute krank, arbeiten sie weniger effizient.«

      »Aber sie haben andere Sorgen, als eine Rebellion vorzubereiten. Nicht nur fehlt ihnen das notwendige Wissen über die Unterdrücker und ihren Aufenthaltsort, sie haben keine gleichwertige Technik, um sich im Fall einer Auseinandersetzung auch nur schützen zu können. Sie verbrauchen ihre Kraft damit, ihre geheimen Gedanken zu verbergen und in einer ungesunden Umwelt zu überleben.«

      »Was für ein teuflisches Kalkül! Selbst die Hölle kann kein schlimmerer Ort sein.« Unwillkürlich schauderte Shilla.

      Jason schnaubte. »Solche Mittel werden nicht nur im Nexoversum angewandt … Was glaubst du, wie der Kaiser sein Multimperium zusammenhält? Vielleicht sind seine Maßnahmen nicht ganz so drastisch, aber sie basieren auf demselben Prinzip. Ich selber war auf einer Welt …« Er schüttelte den Kopf und presste die Lippen zusammen, den fragenden Blick Shillas ignorierend.

      Um sich abzulenken, erkundigte er sich bei ihren Begleitern nach den Begebenheiten auf Reputus, erfuhr aber nicht viel mehr, als er bereits aus der Datenbank der Sentok erfahren hatte oder mit eigenen Augen sehen konnte.

      »Sieh nur«, hörte er Shilla, »überall patrouillieren Uniformierte. Das ist bestimmt kein Ehrengeleit für uns und für eine einfach lokale Polizeitruppe erscheinen sie mir zu gut bewaffnet.«

      Jason gab die Frage weiter.

      Die kakifarbenen Uniformen trugen die Angehörigen der Sicherheit, wurden sie aufgeklärt, deren Aufgabe es war – natürlich! –, für Sicherheit zu sorgen. Bei dieser Antwort sträubte sich Jasons Bart. Äußerlich ruhig bleibend, innerlich jedoch lästerlich fluchend, verlangte er zu erfahren, wer denn auf dieser wunderschönen Welt die Ruhe stören mochte. Am liebsten hätte er sich die Finger in die Ohren gesteckt, als der sattsam bekannte Sermon folgte, dass Reputus eine treue Welt des Nexoversums sei und garantiert kein Anlass bestand, an der Loyalität der Bewohner zu zweifeln. Die Präsenz der Sicherheit wäre nichts Außergewöhnliches und diene lediglich dem Schutz der Bevölkerung für den unwahrscheinlichen Fall, dass sich Rebellen von anderen Planeten unter sie zu mischen versuchten. Auf Reputus gab es keine Rebellen, ganz gewiss nicht, die Sicherheit sorgte für Ordnung. Hoffentlich war die Edle Bevollmächtigte zufrieden?

      »Der Nexus hat seine Augen und Ohren überall«, stellte Jason fest. »Es gibt offenbar doch die eine oder andere versprengte Gruppe Unzufriedener. Es ist nur fraglich, ob hier jemand lange genug auf freiem Fuß bleibt, um einen Widerstand zu organisieren und die Aktionen der einzelnen Untergrundorganisationen zu koordinieren. Vielleicht können uns die Rebellen helfen?«

      »Wie?« Shilla schien nicht überzeugt. »Mit uralter Technologie, wie wir sie in der Sentok gesehen haben? Oder wie sie auch auf Reputus gebräuchlich ist? Nein, Jason, wir müssen den Nexus oder zumindest seine unmittelbaren Handlanger ausfindig machen. Nur sie haben, was wir brauchen. Wir müssen nach Imasen.«

      Schon wieder Imasen, dachte Jason besorgt. Was zieht sie dorthin?

      Das Hotel unterschied sich äußerlich überhaupt nicht von den anderen Bauten. Hätten nicht die qualmenden Schlote gefehlt, hätte es durchaus eine Fabrik sein können. Die Zimmer boten Jason und Shilla einen erstaunlichen Komfort, der den der Gästekabinen auf der Sentok weit übertraf. Bestimmt waren die Räume für normale Besucher schlichter.

      Nun blieb ihnen nichts anderes übrig, als auszuharren, bis die Reparaturen abgeschlossen waren. Kurz überlegte Jason, ob er um eine Besichtigungstour bitten sollte, verwarf den Gedanken jedoch sofort. Es war zu riskant, sich draußen umzusehen, den Kontakt zu den Einheimischen zu suchen und entlarvt zu werden, nachdem sie so weit gekommen waren.

      Shilla beschloss, die Datenbanken auf Reputus nach weiteren Informationen durchzusehen, während Jason die undankbare Aufgabe zufiel, den aufdringlichen Zimmerdiener – oder war es ein Mädchen? Jason musste zweimal hinsehen und war sich immer noch nicht völlig sicher – abzuwimmeln, dessen Obhut sie nach ihrer Ankunft im Hotel anvertraut worden waren.

      Dieser überschlug sich fast in seinem Bestreben, den erlauchten Gästen gefällig zu sein. Falls sie Auskünfte wünschten, neue Kleidung benötigten, an einer Besichtigung der Industrieanlagen Interesse hätten oder doch eher an der Vergnügungszone …

      »Ich stehe Euch zur Verfügung, Herrlicher Lakai«, erklärte der junge Mann, »in jeglicher Hinsicht.« Vertraulich berührte er Jasons Arm. Dann blinzelte eines seiner mandelförmigen Augen – zweideutig, viel zu zweideutig, wie Jason fand. »Ihr braucht nur nach Taisho zu rufen. Ich bin immer …«

      »Die Bevollmächtigte und ich sind zufrieden«, versicherte Jason hastig. »Wir hatten eine anstrengende Reise und wünschen im Moment nur Ruhe.« Endlich hatte er ihn – oder doch sie? – zur Tür hinausgedrängt und hieb auf den Schließmechanismus, bevor der Hotelangestellte weitere Angebote unterbreiten konnte.

      »Chikuso!«, zischte es von draußen, und der Kommunikator weigerte sich zu übersetzen …

      Nun war Jason überzeugt, dass es ein Er war.

      Es verschaffte ihm eine gewisse boshafte Befriedigung – ja, der Herrliche Lakai war sehr zufrieden! – zu sehen, dass ein Fetzen des papageienbunten Gewandes zwischen Tür und Rahmen eingeklemmt worden war. Sollte der Kerl ruhig etwas zappeln, bis er freikam!

      »Es scheint, als hättest du einen Verehrer gefunden«, stellte Shilla mit gutmütigem Spott fest. »Bestimmt verspricht er sich eine Verbesserung seiner Situation, wenn er dein Wohlwollen erlangt. Er ist doch ganz niedlich, findest du nicht?«

      »Shilla …!« Jasons Gesicht nahm die Farbe seines Haares an. »Ich mache mir nichts aus Männern …«

* * *

      Nachdem Shilla festgestellt hatte, dass keine relevanten Informationen vorhanden waren, die sie nicht schon im Computer der Sentok gefunden hatte, gab sie ihre Bemühungen auf. Der Virus, den sie in das Netzwerk eingeschleust hatte, würde automatisch alle Daten, die sie und Jason betrafen, aufspüren, modifizieren und sich anschließend selbst vernichten.

      Als sie sich in ihren Schlafraum zurückzog, begab sich Jason in sein eigenes kleineres Zimmer. Er war dankbar für die Verbindungstür, die es ihm ersparte, dem lästigen Zimmerdiener begegnen zu müssen, der zweifellos im Korridor lauerte, falls man seiner bedurfte.

      Nachdem sich Jason gewundert hatte, weshalb über einen Lautsprecher, der oberhalb der Toilette angebracht war, eine sanfte Stimme erklärte, das man nicht zu lange verweilen durfte und nach der Benutzung immer den Deckel schließen musste – natürlich ließ er ihn absichtlich offen –, duschte er, legte sich in das viel zu weiche Bett und fiel in einen unruhigen Schlaf.

      Er träumte, dass die Celestine von einer gigantischen Spinne, die aus der Toilette gekrabbelt war, mit einem dichten Netz umwoben wurde. Das Monstrum hatte verblüffende Ähnlichkeit mit Commander Charkh. Vergeblich versuchte Jason, sein Schiff, das plötzlich auf Spielzeuggröße geschrumpft war, von den klebrigen Fäden zu befreien. Die Verzweiflung drohte ihn zu übermannen: Wie sollte er jemals wieder nach Hause gelangen ohne seine Celestine? Und wo war überhaupt Shilla? Die Vizianerin saß mit einem Mal auf der Spinne. Ihr violettes Haar hatte sich in peitschengleiche Tentakel verwandelt, die sich in körperlose Köpfe bohrten und sich von diesen nicht eher zurückzogen, bis diese sich in gesichtslose Ovale verwandelt hatten. »Shilla!« Jason rief wiederholt ihren Namen, aber sie drehte sich kein einziges Mal um, als sie auf der Spinne davonritt. Hoffnungslos und einsam blieb er zurück, während sich Shilla und ihr Reittier auflösten. Auch das Schiff verschwand.


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