Rebellen gegen Arkon. Hans KneifelЧитать онлайн книгу.
leicht bewegten.
»Drehen Sie sich ganz langsam um! Besser, wenn Sie keinen Fehler machen!«
Die Stimme – sie sprach altertümliches Arkonidisch!
Nach dem Alt-Tefroda der Station immerhin eine nette Abwechslung, kommentierte der Extrasinn ironisch.
Dass auf einem Planeten des Kristallimperiums arkonidisch gesprochen wurde, war noch keine Sensation. Nur die alte Version alarmierte mich.
Es war eine weibliche Stimme, rauchig und dunkel. Sie gehörte keinesfalls Cinthia Taubenflug, sondern einer mir fremden Sprecherin.
Die Stimme war von einem befehlsgewohnten, arroganten Ton geprägt, und ein nervöses Vibrieren verriet mir, dass mit der Sprecherin nicht zu spaßen war.
Einen Moment lang überlegte ich, mich mit einem raschen Sprung in Sicherheit zu bringen. Allerdings, eine andere Deckung als das Innere der Kuppel gab es nicht. Und dass ich mich ohne Lampe drinnen kaum zurechtfinden konnte, hatte ich eben bereits festgestellt. Es wäre dumm gewesen, in meiner Lage Kunststücke zu versuchen, deren Folgen ich nicht berechnen konnte.
So folgte ich der Anweisung. Ich drehte mich langsam um.
Vor mir standen zwölf abenteuerlich ausstaffierte Gestalten. Es schien sich um Arkoniden zu handeln, den langen weißen Haaren und den roten Augen nach zu urteilen. Sie trugen arkonidische Raumrüstungen, deren Alter ich auf etwa zehntausend Jahre taxierte. Ich hatte lange nichts mehr gesehen, was so primitiv aussah. Auf mich wirkten sie wie dreidimensional animierte Museumskrieger.
Der Trupp starrte vor Waffen. Sie alle trugen Handstrahler in den Holstern an ihren Hüften.
Jeder einzelne der Arkoniden hielt einen Thermostrahler auf meinen Kopf gerichtet. Das war der Nachteil an der Sache. Der Vorteil war, dass ich mir um den Wassermangel keine Gedanken mehr zu machen brauchte.
Nur eine einzige Gestalt präsentierte sich waffenlos: eine Frau, die in scheinbar entspannter Haltung einen Meter vor der Gruppe stand. Das Wappen auf ihrer Kleidung wies sie als Angehörige des Da-Traversan-Adels aus. Es war dasselbe Wappen, das auch Fürst Ligatem getragen hatte.
Sie war hochgewachsen und sehr schlank, soviel erkannte ich trotz ihres Kampfanzugs. Dass sie keine Waffe trug, besagte übrigens überhaupt nichts. Ich identifizierte die scheinbar entspannte Haltung als Dagor-Grundstellung. Mit anderen Worten, die Frau hatte keine Waffe nötig. Sie konnte sich auch so verteidigen.
Wenngleich sie einem Dagor-Meister meiner Erfahrung vermutlich nicht gewachsen gewesen wäre; aber davon konnte die Frau nichts wissen.
Ihre selbstbewusste Haltung verriet mir, dass sie die Anführerin der Gruppe war. Nicht ohne Faszination musterte ich ihre mandelförmigen Augen, das reglose Gesicht, die überaus stolze Haltung, den platinblonden Pagenschnitt.
Narr! Sie ist eine Feindin!
»Ich begrüße Eure Erhabenheit in Demut«, erklärte ich, mit einem ironischen Seitenblick auf die gezückten Waffen.
Die Frau antwortete nicht.
Die bewaffneten Kerle starrten mich ausdruckslos an, sie waren schussbereit.
»Mein Name ist Atlan. Und mit wem habe ich das Vergnügen?«
Die Frau musterte mich plötzlich mit einem durchdringenden Blick, wie ich ihn selten zuvor gesehen hatte. Sie schien jedes Molekül meines Körpers durchleuchten, jeden Gedanken in meinem Kopf scannen zu wollen.
Der Blick wurde wieder klar, anschließend zornig, zum Schluss sah sie mich an wie einen widerspenstigen Kriminellen.
»Bei den She‘Huhan-Sternengöttern! Dieser Kerl ist nicht …«
Sie verstummte. Dann hob sie eine Hand.
Ich konnte sehen, wie eine der Gestalten den Finger krümmte. Den Strahl aus seiner Waffe sah ich nicht mehr kommen.
Gegenwart 2. August 1290 NGZ
Ligatem konnte sich nicht erinnern, jemals in seinem Leben einer solchen Qual ausgesetzt gewesen zu sein. Der Altar, auf dem Atlan stand, schien sich in das Zentrum eines peingefüllten Universums zu verwandeln.
Weg von hier!, forderte der Extrasinn des Fürsten. Du wirst die Schmerzen sonst nicht überleben!
Auf dem Altar stand immer noch Atlan, der Mann von Camelot, so aufrecht wie zuvor. Ligatem begriff nicht, warum der Unsterbliche im Zentrum der Schmerzen immer noch am Leben war.
Der Fürst wusste, dass man es ihm nicht ansah, doch er war ein sportlich gestählter Mann. Was Atlan ertragen konnte, das musste auch ihm möglich sein.
Und er sah die Archäologin Cinthia ohne Bewusstsein vor dem Altar liegen. Ligatem war ein Mann von Ehre. Er allein hatte noch die Macht, ihr Leben zu retten.
Auch wenn er hinterher nicht hätte sagen können, wie es ihm gelungen war – er floh nicht vor der Strahlung, sondern im Gegenteil, er näherte sich. Als er Cinthia erreicht hatte, hob er ihren Körper auf und trug die Archäologin aus dem Bannkreis des Altars, in Richtung offene Wüste.
Je größer der Abstand zum Altar wurde, desto besser setzte er seine Kräfte ein. Am Ende rannte er fast, obwohl die Terranerin auf seinen Schultern lag.
Er schaffte es im letzten Moment.
Als er die Grenze passiert hatte, die den Kuppelkreis von der Wüste trennte, geschah eine Katastrophe. Jedenfalls wurde der Vorfall im Nachhinein so bewertet; obwohl ihm niemand hätte erklären können, was sich wirklich ereignete.
Die gesamte Anlage verschwand. Sie löste sich so spurlos auf, als habe sie sich in Luft verwandelt oder als sei sie mit unbekanntem Ziel fortteleportiert.
Ligatem und die Frau wurden von Helfern auf die Beine gestellt. Camelot-Wissenschaftler in Schutzkleidung musterten den Fürsten mit wirren Blicken.
Einer der Archäologen sagte:
»Fürst, wir hatten Funkkontakt mit Atlans Raumschiff. Die Wissenschaftler der RICO behaupten, sie haben ein seltsames energetisches Phänomen angemessen. Sie sagen, die Wellenfronten aus der Yssods-Wüste hätten Ähnlichkeit mit dem, was vor sehr langer Zeit die terranischen Nullzeitdeformatoren produziert haben.«
Ligatem räusperte sich, damit seine Stimme nicht zu belegt klang.
»Was habe ich unter einem Nullzeitdeformator zu verstehen?«
»Soweit ich weiß«, erläuterte der Archäologe, »handelt es sich um eine vergessene oder nicht mehr praktizierte Technologie der Terraner. Eine Art Zeitmaschine.«
Ligatem drehte sich ruckartig um. Er starrte auf den leeren Platz, an dem eben noch die fünf Kuppeln gestanden hatten. Sie waren immer noch verschwunden. Der Fürst ahnte, dass es auch so bleiben würde.
»Wir werden Atlan suchen«, kündigte er an.
»Wo, Fürst?«
Ärgerlich versetzte er: »Überall.«
6.
DIE PRINZESSIN
Vergangenheit 5772 v. Chr. / 12.402 da Ark
Ich erwachte mit heftigen Kopfschmerzen. Ringsum herrschte entweder finstere Nacht, was angesichts von Travs Nachtauge unwahrscheinlich schien, oder mein Gesichtssinn funktionierte nicht. Außerdem hatte ich Schwierigkeiten mit dem Gleichgewicht. Meine Körperposition war mir unklar, ich hatte keine Ahnung ob ich stand oder lag.
In meinem Kopf lachte der Extrasinn sarkastisch.
Narr! Stehen kommt wohl kaum in Frage.
Im ersten Moment glaubte ich, mich immer noch in der Zeitmaschine zu befinden. Die Unbeweglichkeit, die ich nun erlitt, schien mir von derselben Sorte zu sein. Dann machte ich mir klar, dass ich einen Treffer aus einer Strahlwaffe erhalten hatte. Mit der Zeitmaschine hatte mein Zustand nicht das Geringste zu tun.
Diese