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Cuba Libre!. Klaus MullerЧитать онлайн книгу.

Cuba Libre! - Klaus  Muller


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vor.

      „Keine Zeit,“ kam es trocken zurück.

      Er wischte sich mit der Hand seine wirren, vollen, dunklen Haare aus der Stirn und machte Anstalten weiterzugehen.

      Auch wenn ich auf das Gequatsche von Besoffenen nicht sonderlich scharf war, so wollte ich doch mit ihm reden.

      Alte Zeiten und so. Und wir hatten weiß Gott viel über die alten Zeiten zu sprechen.

      Schließlich kannten wir uns schon seit der Schulzeit. Auch wenn das schon verdammt lange her war!

      „Was hast du denn Großes vor Harry?“ bohrte ich.

      Etwas wacklig griff er in die Seitentasche seines Jacketts und zog unbeholfen eine pralle Brieftasche heraus.

      Demonstrativ klappte er sie auf und hielt sie mir unter die Nase.

      Eine ansehnliche Menge Scheine kam zum Vorschein.

      „Einkaufen,“ war alles, mit dem er diese Aktion kommentierte.

      Ich staunte nicht schlecht.

      „Aber das sind doch mindestens ein paar hundert Dollar,“ schätzte ich.

      „Eintausend!“ grunzte er.

      „Junge, was willst du mit tausend Dollar einkaufen?“

      Ich konnte mich nicht erinnern, jemals so viel Geld auf einmal in der Tasche gehabt zu haben. Und ehrlich gesagt, ich hätte es auch Harry nicht zugetraut. - Nicht so, wie er aussah!

      Er steckte seine Brieftasche wieder zurück in die Jacke.

      „Ich muss los,“ stammelte er und wollte sich an mir vorbeischieben.

      Ich hielt ihn am Arm fest und beugte mich seinem Gesicht entgegen.

      Je näher ich ihm kam, desto deutlicher bemerkte ich, wie sehr er nach Whisky stank und unsicher auf seinen Beinen schwankte.

      Schon oft hatte ich erlebt, dass Jungs wie er im Suff ihr Geld für irgendeinen Dreck ausgaben und dann, wenn sie wieder zu sich kamen, mit nichts dastanden.

      Auch wenn wir nicht mehr die dicksten Freunde waren, so wollte ich ihn doch davor schützen.

      Wenn es denn überhaupt sein Geld war, was ich noch nicht einmal wusste.

      Aber vielleicht könnte ich das Schlimmste verhüten, dachte ich.

      „Lass uns zusammen einkaufen gehen,“ schlug ich vor. „Und danach nehmen wir irgendwo einen Drink.“

      „Ok!“ stimmte er zu und torkelte an mir vorbei.

      Ich hatte keine Mühe ihm zu folgen, musste ihn aber häufig davor schützen irgendwo gegen zulaufen, oder irgendetwas umzurennen.

      Obwohl er zu wissen schien wo er hinwollte, hatte ich nach einer viertel Stunde das Gefühl, als irrten wir beide ziel-, und planlos in der Stadt umher.

      Alle meine Fragen nach seinem Einkaufsziel blieben allerdings unbeantwortet.

      Er brummelte jedes Mal etwas in sich hinein und machte seinen Arm wieder frei, wenn ich ihn in einen Supermarkt ziehen wollte.

      Ich bemerkte, dass er sein rechtes Bein ein wenig nachzog. Nicht viel, aber doch so, dass ich mich fragte, warum es mir vorher nie aufgefallen war. Ich hätte es bemerken müssen. - Also musste es, was auch immer die Ursache war, neueren Ursprungs sein.

      „Was ist nur in diesem Jahr mit dir passiert Harry?“ dachte ich, während ich weiterhin an seinen Fersen hing.

      Schlecht konnte es ihm jedoch nicht gehen, denn da waren immerhin diese tausend Dollar. - Wenn, ja wenn es sein Geld war.

      Sicher, der äußere Eindruck sprach dagegen, aber was besagte das schon.

      Als ich diesem Gedanken nachging, und schon gar nicht mehr damit rechnete, ging Harry schnurgerade in ein Geschäft hinein.

      Ich war überrascht, hatte ich seinen Wunsch einzukaufen doch mittlerweile für eine Alkoholphantasie gehalten.

      Um das Schild über dem Laden lesen zu können trat ich einen Schritt zurück.

      "Lucys Pariser Damenmoden" stand da über dem Eingang in dicken, goldenen Buchstaben auf einer schwarzen Tafel. Und wie zur Bestätigung, protzten zwei üppig dekorierte Schaufenster zu beiden Seiten der Tür.

      Ich folgte ihm.

      Kaum war die Türglocke verebbt, kam auch schon eine Verkäuferin auf mich zugeweht.

      „Womit kann ich dienen Sir?“ wollte sie wissen und brachte eins dieser nichts sagenden, unverbindlichen Gesichter zustande.

      Ich konnte nicht gleich antworten. Die Üppigkeit des Ladens, der Parfümgeruch, der allem anhaftete und irgendeine sündhafte Kombination aus beidem, nahm mir den Atem.

      Ich war noch nie in einem Geschäft wie diesem gewesen, da es in meinem Leben noch keine Frau gegeben hatte, der ich etwas schenken wollte, dass es hier zu kaufen gab.

      Vielleicht war das auch irgendwie krank, doch so war es nun mal.

      Aber bei Harry gab es offensichtlich solch eine Dame.

      „Kann ich ihnen helfen Sir?“ fragte die Verkäuferin hartnäckig nach und ließ ihren Blick abschätzend an Harry rauf und runter gleiten.

      Wie aus einem Traum erwachend, blickte ich sie an:

      „Nein Danke,“ antwortete ich „ich bin mit dem Herrn hier.“

      Dabei deute ich auf Harry, der mitten im Raum stand und in einem Kleiderständer wühlte.

      Eine weitere Verkäuferin neben ihm, machte einen hilflosen, leicht panischen Eindruck. Sie hätte ihn wohl gerne an seinem Tun gehindert, traute sich aber offensichtlich nicht.

      „Aber was suchen sie denn mein Herr,“ hörte ich sie fast flehentlich fragen. „Vielleicht kann ich ihnen ja irgendwie helfen.“

      Ich stellte mich zu den beiden.

      Dankbar registrierte sie, dass ich zu Harry gehörte. Am dankbarsten aber wohl darüber, dass ich offensichtlich nüchtern war.

      Da selbst mir Harrys Verhalten unerklärlich erschien, beschloss ich, ihr zu helfen, wenn ich konnte.

      Ich tippte ihm auf die Schulter:

      „Harry!“

      Ich tippte noch mal:

      „Harry!“

      Er richtete sich auf und schaute mich gehetzt an.

      „Harry, was suchst du denn? - Willst du ein Kleid kaufen?“

      Ich hatte den Eindruck, dass er, obwohl wir ja zwischendurch nichts getrunken hatten, noch besoffener war als vorher.

      „Ja ein Kleid,“ antwortete er wie im Fieber, gab sich aber gleich wieder seiner Suche hin.

      „Aber hier gibt es tausend Kleider Harry!“ versuchte ich ihn in die Realität zurückzuholen.

      Er stierte ausdruckslos an mir vorbei.

      „Silber!“ war das einzige Wort, das über seine Lippen kam.

      Ich schaute mich mit der Verkäuferin fragend an und nahm Harry mit beiden Händen an den Schultern.

      „Was heißt Silber? - Meinst du die Farbe?“

      Wie in einer Erleuchtung wandte Harry sich an die Verkäuferin und sprach völlig klar:

      „Das Kleid war Silber! Sie hatten ein silbernes Kleid in ihrem Schaufenster!“

      Ich schaute die Verkäuferin an, die wiederum hilfesuchend zu ihrer Kollegin blickte.

      „Es war glatt und silbern,“ bohrte Harry weiter. „Wie aus Metall!“

      Seine Augen glühten vor Aufregung.

      „Solch ein Kleid wie sie es beschreiben, hatten wir wirklich in unserem


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